念仏狂言 .. Nenbutsu Kyogen

Über Kabuki und Noh hattet ich schon mal was gepostet (siehe Lexikon). Es gibt noch weitere für Europäer sehr ungewöhliche Arten von Theater bzw. darstellenden Künsten. Eine davon ist Nenbutsu Kyogen.

Nenbutsu Kogen sind Kurzgeschichte, die auf buddhistischen Lehren beruhen und ohne Dialog auskommen. Die Bühne ist klein und in der Regel ohne jede Requisite. Meist dient ein Korridor oder Balkon eines Tempels als Bühne. Die Stücke haben meist nur eine Länge von wenigen Minuten.

Alles wird durch Gesten und Bewegungen erzählt. Die Schausteller tragen Masken, die ein wenig an Noh erinnern. Auch die ausladenden Bewegungen, mit denen die Handlung erzählt wird, und auch die  Kleidung erinnert an Noh, aber auch an Kabuki.

Wenn man so will, kann man Nenbutsu Kyogen als eine Art japanische Theaterversion/Gegenstück  zu europäischen Märchen verstehen. Wie auch bei Märchen hat jedes Stück einen moralische Pointe, bzw. buddhistische Lehre, die mit der Aufführung vermittelt werden soll. Zudem ist auch immer Komik dabei.

Der Urpsrung liegt vermutlich im Yuzu Nenbustu, dem rezitieren von von Buddhistischen Texten mit mehreren Personen. Dies soll die segnende Wirkung erhöhen: 100 Leute richten je 100 Bittgebete an. Das sind dann 10.000 Gebete mit der entsprechend hohen segnenden Wirkung, die allen Teilnehmern zuteil wird.

Um noch mehr Teilnehmer zu bekommen, wurden kleine Aufführungen (Noh oder Kyogen) aufgeführt. Das erklärt dann auch den Ursprung der Masken und der Komikelemente.

Hintergrund von Nenbutsu Kyogen ist auch, komplexe und schwierige buddhistische Lehren und Prinzipien herunterzubrechen und einer breiteren Masse zugänglich zu machen.

Für Ausländer spannend ist natürlich der Ansatz, dass die Aufführung nonverbal ist. Dennoch, die gezeigten Gesten sind teilweise sehr japantypisch, sodass man selbst ohne gesprochnes Wort der Handlung nicht immer sofort folgen kann. Zudem muss man sich etwas in der Götter- und Dämonenwelt auskennen, um zu wissen welche Maske welchen Charakter darstellen soll.

Die Kunst des Nenbutsu Kyogen ist am Aussterben. Es gibt nur noch wenige Japaner, die es praktizieren. Die Ensemble sind allesamt Laiendarsteller, die in ihrer Freizeit versuchen, die Kunstform am Leben zu erhalten. Erstaunlich ist das Alter der Darsteller. Es reicht von Kinder im Alter von teilweise 5 Jahre bis hin zu Rentner weit in ihren 70ern.

Zu erwähnen ist noch, dass verschiedene Tempel teilweise ihren eigenen Stil pflegen. So gibt es zum Beispiel am Senbon Enmando Injo-ji eine Version von Nenbutsu Kyogen mit Dialog. Das Stück Shaka Nyorai ist eine Besonderheit des Saga Shaka-do Seiryo-ji. Ein für Nenbutsu Kyogen bekannterTempel ist Mibu-Dera. Hie werden alle Aufführung zu ehren Jizo Bosatsu aufgeführt.

Wer Nenbutsu Kyogen sehen will, muss sich anstrengen. Es gibt nur wenige Orte wo es selten gezeigt wird. Kyoto scheint, soweit ich es dem Bericht auf NHK entnehmen kann, die letzte Gegend zu sein, wo es noch praktiziert wird.


Datenquelle: Beitrag auf NHK
Stand: 05.01.2018