Heute endet die Zeit der Matsuri. Es geht nach Norden, nach Toyama. Der Tateyama-Kurobe-Pass wartet. Doch zunächst gilt es eine lange Zugfahrt zu überstehen.
Zunächst geht es gemütlich mit dem WanMan nach Minoshi. Dort will ich in den Hida-Express wechseln. Ein Sitzplatzticket ist nicht mehr verfügbar. Alle Plätze sind ausgebucht. Nicht gut. Ich beginne langsam zu begreifen warum. Takayama. Der Zug hat Verspätung. Auch das ist untypisch. Gut. Ich finde Platz für meinen Koffer und für mich. Die Reise kann also losgehen.
Nach zwei Stunden erreichen wir Takayama. Hier wird der Zug förmlich von Touristen gestürmt. Wie ich vermutet/befürchtet hatte: Das Takayama-Matsuri ist zu Ende und alle wollen wieder weg. Und da es jetzt einen Shinkansen nach Kanazawa (und damit Toyama) gibt, fahren alle gen Norden. Jetzt erlebe ich aus erster Hand wie der Shinkansen und Tripadvisor und Co das Touristenverhalten beeinflussen. 2006 und 2008 war der Weg nach Takayama Teil einer Reise ins japanische Hinterland. Jetzt liegt ist es gut erreichbar und Dank dem Internet weiß es jeder und jeder kann Hotels buchen.
Die nächste Stunde wird nervig. Diese Touristen (Italiener) benehmen sich für (nicht nur) japanische Verhältnisse echt daneben. Bei einer Aktion wäre ich fast eingeschritten. Ein anderer Tourist kam mir zuvor. Wie kann man sich nur so aufführen. Und das in Japan. Zum Glück werde ich nicht zu „denen“ gerechnet.
Endlich fährt der Zug in Toyama ein. Wie oft bin ich kurz vorher umgedreht: 2006 Toyama, 2008 Furukawa, 2012 Kanazawa. Jetzt endlich erreiche in Toyama. Der Bahnhof wird immer noch weiter umgebaut. Im Laufenden Betrieb.
Im Toyama Excel Hotel parke ich die Koffer an der Hotelrezeption. Für den Check-In ist es noch zu früh. Danach schaue ich erst einmal, wo die Zugstation für die Fahrt nach Tateyama ist (es ist nicht JR) und wie das mit dem Kofferversand läuft. Die Bahnstation ist gleich neben der JR-Station und ich efahre, wo der Ticketschalter ist und wo die Gepäckaufgabe sein wird. Damit habe ich alle wichtigen Informationen für übermorgen.
Toyama hat nicht wirklich viele Attraktionen. Der verbleibende halbe Tag sollte da voll ausreichen. Erster Stop ist die Burgruine, die aber wegen Bauarbeiten derzeit für Besucher geschlossen ist. Von außen gibt sie aber ein gutes Fotomotiv ab. Zumindest für ein Foto.
Nächster Stop ist das Glasmuseum. Kunst ist immer noch nicht mein Ding. Aber gut, man war mal da. Ich besuche noch den Schrein und suche nach ein paar Tempeln. Nichts besonderes. Nach einem Foto an einer berühmten Apotheke für traditionelle Medizin geht es zum Fluss. Ich folge dem Flusslauf (erwähnenswert ist nichts) bis kurz vor dem Rathaus.
Von hieraus ist es nur noch die Straße runter und ich bin wieder am Hotel. Ich erblicke den Anleger von dem Ausflugsboot, das mich vorhin am Fluss passiert hat. Es gibt noch eine letzte Fahrt. Das nutze ich aus. Ich bin auch der einzige Gast. Die Fahrt ist kurz aber entspannend. Leider fängt es 50m vor dem Anleger an zu regnen. Und der Regen wird immer kräftiger.
Ich rette mich ins Rathaus, das auch einen Aussichtsplattform hat. Der Eintritt ist gratis, als geht es nach oben. Der Blick ist durch das erwähnte Wetter stark limitiert. Man kann richtig erkennen, wie die Fernsicht einbricht, wenn sich eine Regenfront in den Weg schiebt. Theoretisch kann man die Bergkette vom Tateyama sehen. Sie ist ja nicht weit weg und über 2000m hoch. Theoretisch. Denn zu sehen ist nichts. Das Ziel dieses Reiseabschnittes ist also noch nicht in Sicht.
Der Regen lässt nach und ich verlege zurück ins Hotel. Zeit für den Check-in. Es sind die Details: Die Zimmernummer steht auf einem kleinen Stein, der neben der Tür an die Wand geschraubt ist. Das Zimmer hat sogar einen Massagesessel. Yes. Der Abend ist gerettet. Irgendwann werde ich mir so ein Sitzmöbel für zu Hause kaufen. Gleich nach einem Washlet.
Zeit das Restaurant zu testen. Japp. So lässt es sich leben. Carpacio und andere Leckereien, dazu einen staubtrockenen Martini. Wirklich. Staubtrocken. Der Blick aus dem Fenster rundet die Sache ab. Und hier und jetzt erkenne ich eine Gemeinsamkeit aller 8 Japanreisen: Gutes Essen und gepflegter Umgebung mit Blick runter auf die Straßen der Stadt. Gerade der Blick hinab auf die Straßen einer Großstadt ist eine Konstante aller Reisen.