Heute folgt der Wechsel zum letzten Stop, bevor es zurück nach Tokyo geht. Die Japantour neigt sich ihrem Ende. Ich glaube länger als 4 Wochen, sollte so etwas auch nicht dauern. Nachdem sich in Nagano schon so eine Art Tempelmüdigkeit breit gemacht hat, wird Naruko noch mal richtig entspannend und dann zum Abschluß Hektik in Tokyo.
Für die Weiterereise heute ist kein Zwischenstop eingeplant. Ich muß mit vier verschiedenen Zügen fahren. Außerdem habe ich nichts interessanten auf der Strecke gefunden, was man so nebenbei abhaken kann. Ist eventuell auch gut so. Ich habe ja noch das Kamidana dabei. Das wären 2 Coin Locker.
Der Ryokan-Chef fährt mich zum Bahnhof. Dafür bin ich ihm echt dankbar. Es geht nach Nagano. Während der Zugfahrt rüste ich das Barrel (meine große Gepacktasche) auf Rucksack um. Den Bergans trage ich dann vorne. Damit habe ich trotz Kamidana eine Hand frei für Kleingeld, JRP und solche Sachen. Allerdings leidet die Beweglichkeit. Passend wäre jetzt ein „Wide Load“-Schild am Rücken.
Was ich bei der Planung vergessen habe ist, daß ein Shinkansen zwischen Nagano und Tokyo verkehrt. Für die Weiterfahrt nach Norden brauche ich nicht einmal bis Tokyo oder Ueno. Ich kann in Omiya umsteigen; sehr praktisch. 60 Minuten nach Nagano, 90 Minuten bis Omiya, 100 Minuten bis Furukawa. Dazu die Wartezeiten am Bahnhof. Zugegeben. Das summiert sich trotz Shinkansen. Aber Nagano wird zum Tagesausflug von Tokyo aus.
In Furukawa geht es mit der Bummelbahn weiter. Dieses Mal ist sogar optisch korrekt. Das Ding sieht aus wie ein Schinenbus. Nur ein Wagen. Wo liegt dieses Naruko? Im Nichts? Die Bahnhöfe werden immer kleiner. Manche sehen aus, als hätte hier seit Jahren kein Zug mehr gehalten. Es gibt kaum noch Häuser an der Strecke, dafür immer mehr Reisefelder.
Nach 45 Minuten erreichen wir Naruko. Ich steige aus. Es riecht nach Schwefel. Whow. Hoffentlich gewöhnt man sich daran. Das Dorf ist zumindest größer als alle, die ich während der letzten Stops gesehen habe. Nach der Beschreibung sind es 15 Minuten Fußmarsch. Nein. Taxi. Da ist das Kamidana. Es war eine gute Entscheidung. Das Hotel ist am Ende des Dorfes. Eines der letzten Häuser.
Das Ryokan ist ein kleines Hotel. Sehr japanisch und geschmackvoll eingerichtet. Der Betreiber spricht Englisch und sogar etwas Deutsch. Damit habe ich nicht gerechnet, aber es erklärt, warum die Buchung so einfach lief. Viele Ryokans hatten nicht geantwortet oder sich aus dem Rennen genommen, mit dem Hinweis, daß das Personal kein Englisch kann.
Es gefällt mir hier. Mein Zimmer ist in 4F. Der Raum hat 6 Tatami. Es gibt einen kleinen Wintergarten mit 4 Tatami. Und ich habe wieder ein eigenes Bad. Es ist zwar genauso groß wie im Hotel Flex, aber es ist meins. Irgendwie fühle ich mich wohler mit Dusche. Ja doch, die Wahl war gut. Mein Kamidana sorgt kurz für Verwirrung.
Das eröffnet mir der Chef, daß es heute kein Dinner geben wird. Heute ist in Japan ein Feiertag und der Koch hat frei. Er wird also das Abendessen von der Rechnung abziehen und mich in ein Lokal im Dorf fahren. Von seiner Seite aus kann es sofort losgehen. Ich für meinen Teil möchte zuvor noch duschen. Nach den 8 Stunden mit Bus und Bahn bin ich etwas durchgerockt.
Frisch geduscht gehe ich nur mit Yukata begleitet in die Lobby. In 5 Minuten kann es losgehen. Aber der Ryokan-Chef hat andere Pläne. Er gibt mir diese japanischen Holztreter. Mit dem Hinweis auf die Yukata meint er nur. Das ist ok. Das hier ist ein Onsenort. Mehr braucht man nicht tragen. Was ich nicht ganz raus habe ist, wie man man mit diesen Holzklötzen laufen kann. Es gibt keinen Hacken und kein Vorderteil. Den Fußabrollen ist unmöglich. Alternativ fällt mir nur so eine Art Stampfschritt ein. Sieht dämlich aus. Also versuche ich eine Mischung. Eines ist klar: komfortabel ist was anderes.
Das Lokal ist so eine Art Kneipe mit Küche. Ein paar ältere Herren sitzen hier. Man kennt sich. Es werden kurz die Eckdaten ausgetauscht, dann noch die Info an mich, daß ich einfach anrufen soll. Er holt mich dann ab. Weg ist er. Jetzt sitzte ich hier alleine in Yukata. Gut, 5 Japaner um mich rum. Macht die Sache nicht einfacher. Dennoch kommt ein bischen Konversation auf. Das war so zurück betrachtet immer der Fall. Ich bestelle Soba und ein Bier.
Mit dem letzten Schluck ist der Ryokan-Chef in der Tür. Das nenne ich Telepathie. Den Rest des Tages verbringe ich vorm Fernseher und im Hauseigenen Onsen. Dabei überlege ich, ob drei Wochen nicht gereicht hätten. Ich bin irgendwie kaputt. Ich brauche Urlaub.
Randnotizen
- Fazit: Heute mal keines.
- Japan sieht außerhab der Großstädte immer etwas runtergerockt aus.
- Die Umsteige-/Wartezeiten nicht unterschätzen.
- So ein Kamidana ist unhandlich.