Wakkanai (das Ende von Hokkaido)

Die Zugfahrt nach Wakkanai dauert über 5 Stunden. Abfahrt ist um 7:48 Uhr; absolut nicht meine Zeit. Aber es gibt nur zwei Züge am Tag, und dieser ist der schnellere. Das Frühstück im Hotel überspringe ich. Ich shoppe was am Bahnhof.

Die Fahrt mit dem Soya Express selbst ist unspektakulär. Es regnet immer noch. Von daher bin ich ganz froh, heute im Zug zu sitzen. Es geht durch grüne Landschaften. Man sieht viele Bauernhöhe und Kühe auf der Wiese. Die Vegetation is ein bischen wie in Deutschland. Ich sehe sogar einige Birken. Zusammengefaßt muß sich Hokkaido den Vergleich mit MeckPom gefallen lassen. Es ist wirklich sehr ähnlich; nur mit mehr Hügeln und Bergen. Und wenn ich es mit den Zugfahrten meiner vorherigen Reisen vergleiche, so sieht Hokkaido wirklich etwas anders aus als der Rest von Japan.

Und dann steht man an der nördlichesten Bahnstation von Japan: Wakkanai Eki. Die Gleisen enden hier. Endstation. In jeder Hinsicht. Ich verlasse den Bahnhof. Ein erster Blick auf Wakkanai. Man ist so dicht an Rußland, daß sogar die Straßenschilder in Kanji, Romaji und Kyrillisch sind. Am Bahnhof sind die Koordinaten angegeben: 45°24’44“ N. Das ist in etwa auf der Höhe von Mailand.

 Um den Bahnhof herum wirkt alles etwas, ich sage mal, benutzt. Es ist nicht so schlimm wie in Toya, aber man hat das Gefühl, daß die Zeit hier etwas hinterher hinkt. Nachdem die Koffer im Hotel zwischengeparkt sind (check-in war noch nicht möglich) erkunde ich Wakkanai. Ich gehe am Wasser entlang in Richtung Noshappu-misaki, dem zweitnördlichsten Punkt Japans. Rechts das Wasser und Rasenflächen, auf denen der Fang des Tages getrocknet wird. Links alten Häuser und Wellblechhütten. Dieses Ende von Wakkanai ist ein Fischerdorf. Alles wirkt alt und heruntergekommen; angerostet und etwas rumpelig.

Zurück gehe ich einen anderen Weg. Er führt mich durch die Straßen von Wakkanai. Sie sind schmal. Es gibt keine Fußwege. Hier gibt es einen Militärstutzpunkt mit großen Radaranlagen. Ich erwähnte schon, Rußland ist nicht weit. Ich gehe die Serpentinenstraße hinauf in den Park. Von hier oben hat man einen schönen Blick über Wakkanai. Der Weg den ich gegangen bin, scheint so etwas wie der alte Teil von Wakkanai zu sein. Vom Bahnhof aus in die andere Richtung sieht man Hafen, Industrie und jede Menge Häuser. So klein wie ich dachte ist Wakkanai dann doch nicht.

Gleich in der Nähe steht ein Aussichtsturm, auch schon in die Jahre gekommen. Auch wenn er aus Beton ist, habe ich das Gefühl, daß er leicht schwankt. Man sieht Rishiri. Der Vulkankegel hebt sich direkt aus dem Wasser. Imposant. Jetzt verstehe, warum man ihn Hokkaido-Fuju nennt. Unter mir Wald und Straßen. Am liebsten würde ich schauen, wohin sie führen, aber es ist kurz vor der Dämmerung. Ich sollte langsam zurück gehen.

Ich sage mal, das wars. Der Weg zurück führt an Windkrafträdern von Vestas vorbei. Ich quere das Gelände eines Schreins. Der sollte ganz in der Nähe vom Hotel enden. Der Schrein ist nichts besonderes. Naja die Farben sind ungewöhnlich: Rot, weiß und Blau. Die Kombination habe ich zuvor noch nie gesehen.

Ein gutes Izakaya oder Resto fürs Abendessen finde ich nicht, also schnappe ich mir das Erstbeste, was ich finde. Hier in Wakkanai fühlt man sich schon etwas wie „hinterm dem Mond links“. Der Kontrast zu Tokyo oder Sapporo könnte nicht größer sein. Alles ist einen Gang runtergeschaltet.

Ich entspanne im Hotelonsen und gehe früh schlafen. Nicht ohne zuvor diesen Bericht getippt zu haben. Morgen gehts nach Rishiri. Am morgen werde ich kein Internet haben. Bis zu meinem nächsten Bericht kann es eine Woche dauern. Dann bin ich bereits in Hokadate.


Fazit: In Wakkanai ist nicht viel los. Wenn man hier ist und Zeit hat, kann man den Berg rauf zum Park und weiter zum Aussichtsturm. Pflichtprogramm ist das nicht. Wie der Reiseführer sagte: Man fährt nur nach Wakkanai, um die Fähren nach Rishiri oder Rebun zu nehmen.


Kanji-Lexikon: Rishiri 利尻島, Romaji ローマ字, Soyamisaki 宗谷岬, Sachalin; jap. Karafutoto 樺太島, Ryokan 旅館, Tanakaya 田中屋, Onsen 温泉, Izakaya 居酒屋