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Nagasaki; Yukata

Heute ist Yukata-Tag. Ich muss den Koffer für den Flug umorganisieren. Mit Hilfe der Rezeption (ich bin extrem knapp dran) erreiche ich noch den Shuttlebus um 6:30 Uhr. Der Flug ist entspannt. Von Nagasaki Flughafen nehme ich den Bus in die Stadt. Ich hätte nicht erwartet, dass die Fahrt so lange da;uert. Wir fahren und fahren. Ein Tunnel und plötzlich sind wir in Nagasaki.

Ich habe Glück,.Ein Coin Locker direkt am Busbahnhof ist frei. Und ohne Rucksack, wie sonst immer, passt alles ganz bequem in eine Box. Der Plan: Straßenbahn zum Schrein, Meganebashi und dann die Tempel (sie liegen idealerweise in einer Linie).  Mit der Straßenbahn weiter zu Glover Garden, dann Dutch Slopes und über Dejima ins Hotel.

Eine Sache habe ich nicht bedacht: Zori und Yukata. Auf der langen Treppe hoch zum Schrein muss ich meine Fußarbeit umstellen. Die Geschwindigkeit sinkt gewaltig. So eine Yukata entschleunigt. Eine chinesische Reisegruppe flutet den Schrein und ich mutiere zum Fotomotiv.

Nach dem Schreinbesuch geht es mit der Straßenbahn zur Meganebashi. Es ist eine von vielen Brücken, die über den Fluss führen. Die Meganebashi ist eine steinerne Doppelbogenbrücke. Die beiden Bögen sehen aus wie ein Brillengestell (Megane). Wenig spektakuläre Geschichte, aber ein gutes Fotomotiv. Parallel zum Fluss ist eine kleine Einkaufstraße und dahinter die Straße mit den Tempeln.

Die Tempel sind eher klein aber immer ein Foto wert. Los geht es am Kofukuji. Der Weg bis zum letzten Tempel (Sofukuji) ist jetzt nicht so lang, aber die Zori sind anstrengender als ich dachte. Die kurzen Pausen nehmen immer mehr zu. Mir fällt auf, dass es sehr viele herrenlose Katzen gibt; und nur wenige machen einen gesunden Eindruck.

Der letzte Tempel, der Sofukuji, war einer der ersten Zen-Tempel und zeigt viele chinesische Elemente. Zum Beispiel ist die untere Dachreihe eine chinesische Konstruktion mit geraden Balken und die zweite Dachreihe japanisch mit gebogenen Balken und Unterbau.  Auch das dunkle rot ist einmalig. Der Tempel ist ein echter Eyecatcher.

Ich fahre mit der Straßenbahn in Richtung Hafen. Hier müsste es irgendwo das Champon-Restaurant geben. Ich finde es auf Anhieb. Es ist gar nicht zu verfehlen. Hier beginnt auch eine gemütliche, ansteigende Straße, die zur Oura-Kirche führt. Es ist eine westliche Kirche mit japanischen Elementen: gotische Fenster und japanische Dachziegel. Es passt architektonisch hervorragend zusammen, aber die Kirche wirkt in Japan irgendwie fehlplatziert.

Gleich hinter der Kirche führt ein Weg zum Glover Garden; eine Art Freilichtmuseum mit alten westlichen Häusern, die vorher verteilt in ganz Nagasaki standen. Leider vergesse ich, die ASA-Zahl nach Innenaufnahmen wieder zurückzusetzen. Alle Foto von bis zum Konfuzius-Tempel leiden in der Folge an Farbrauschen und hohem Kontrast.

Glover Garden geht bergauf. Zum Glück gibt es Rolltreppen. Oben angekommen gibt schönen Blück über den Südteil von Nagasaki. Ich laufe durch die schmalen Gassen hinab, an der Oura-Kirche vorbei, zur Straßenbahn und weiter zur Dutch Slope, wo weitere alte, westliche Häuser stehen. Zwischen den Dächern sehe ich etwas chinesisches. Der Konfuzius-Tempel, den hätte ich fast vergessen.

Beim Betreten des Tempels verlässt man Japan und Betritt China. Es ist fast wie in einem Themenpark. Selbst für Japaner scheint es exotisch zu sein. Ein paar Cosplayer machen hier ein Fotoshooting.

Dutch Slope selbst ist nur eine Straße mit ein paar westlichen Häusern und zieht keinen Hering vom Teller. Außerdem ist es Zeit im Hotel einzuchecken. Die Taxifahrt (zum Glück nehme ich ein Taxi, denn man muss den ganzen Berg rauf) ist ein Erlebnis. Da stehen Bäumde direkt auf der Straße; nicht am Rand; mitten auf der Straße. Die haben die Straße um die Bäume herum gebaut.

Das Hotel ist groß. Das Zimmer ist groß. Aber alles ist schon etwas älter und abgewohnt. Ich wollte gleich wieder los, aber beim Check-in bekomme ich Ticket für das Abendessen. Stimmt, ich habe mit Abendessen gebucht. Das Buffet ist chinesich-japanisch-westlich. Nagasaki ist nicht nur bei den Häusern ein Amalgan verschiedener Kulturen.

Plötzlich werde ich in Englisch angesprochen. Eine Schülerin; vielleicht 15 Jahre. Sie fragt die Standardfragen.  Wir sehen lange am Buffet in Klönen. Dann kommt ihr Vater dazu und entschuldigt sich. Wofür? Es scheint im peinlich, dass seine Tochter die Gelegenheit genutzt hat, ihr Englisch an mir auszuprobieren. Kein Problem. Ich weiß wie schwer es ist, eine Sprache zu lernen, wenn man keine Chance hat sie zu benutzen. Und ihr English ist nahezu akzentfrei. Respekt. Den Rest des Abends sitze ich mit der Familie zusammen, spreche mit der Tochter Englisch und genieße mit dem Vater ein paar Shochu.

Erkenntnis des Tages: Yukata und Zori entschleunigen den Urlaub. Aber Abstand halten von chinesischen Reisegruppen.