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Sumo (I) – Basics

Sumo (相撲, 大相撲) ist der Inbegriff Japans. Sumo IST Japan. Hier die Basics für diesen Sport, dieses tiefjapanische, kulturelle Ereignis.

Sumo: wikipedia DE / wikidia EN / wikipedia JP

Sumo ist prinzipiell ein Ringkampf. Ziel ist es entweder den Gegner aus dem Ring zu werfen oder den Gegener dazu zu bringen, den Ringboden mit etwas anderem als seine Füße zu berühren. Es ist (mit wenigen Ausnahmen) alles erlaubt, um dieses Ziel zu erreichen. Der eigentliche Kampf ist nur der Burchteil der Veranstaltung und in viele Zeremonien und Rituale eingebunden. Die Sumokämpfer werden Rikishi oder Sumotori genannt

Historie

Die Geschichte von Sumo beginnt im Altertum und der Ursprung wird in China oder Korea vermutet. Die Kämpfe fanden während religiöser Feste (Matsuri) statt und verliefen mitunter tödlich. Vermutlich gab es sie schon vor dem Jahr 500 (archäologische Funde). Der erste historisch belegte Kampf war in 642 am kaiserlichen Hof.

In der Folgezeit stiegen die Beliebtheit am Hof und die zeremoniell-religiöse Bedeutung. Während der Kamakua-Zeit wandelte sich Sumo zu einem Kampftraining der Samurai. Gleichzeitig wurde es populär und die ersten Veranstaltungssponsoren (in der Regel ein Daimyo) traten auf. Zu dieser Zeit wurde auch die kreuzrunde Begrenzung der Kampffläche (Dohyo) eingeführt.

In der Edozeit wurde Sumo auf den Straßen von Edo (Tokyo) verboten. Es durfte nur noch zu gemeinnütigen Zwecken und in Schreinen durchgeführt werden, so wie es in Kyoto und Osaka üblich war.

Es etablierete sich eine Sumo-Organisation. 1719 gab es nur noch professionelle Ringer und es begann das goldene Zeitalter des Sumo. Zu Ehren des Shogun Tokugawa Ienari wurde 1791 viele alte zeremonielle Elemente wieder in den Kampf aufgenommen. Sie sind heute noch enthalten.

Mit der Meiji-Restauration wurde Sumo zu einem Stück des „rückständigen Japan“. Es war Glück, dass der Tenno 1884 ein Turnier veranstalten ließ. Sumo war auf einmal ein nationales Symbol. (mit einer nationalistischen Färbung vor/während WWII).


土俵 (Dohyo)

Der Ring, Dohyo, ist etwa 4,55m (15 shaku) im Durchmesser und steht auf einem quadratischen Podest aus festem, verdichtetem Lehm mit einer Kantenlänge von 6,7m. Der Dohyo wird vor jedem Turnier neu gebaut.

Die Rand der Kampffläche wird durch ein kleine Reisstrohballen (俵, Tawara) markiert, die beim Kampf noch zum Ring gehört (ursprünglich wurde die Ringgrenze durch Reisstrohballen in Originalgröße markiert). 4 Ballen sind um einen Ballendurchmesser nach außen versetzt. Dies diente damals dem Abfluss von Regenwasser.

In der Ringmitte sind im Abstand von etwa 1m zwei Markierungen (仕切り線, Shikirisen) in den Sand eingelassen, die die Startposition der Sumotori markieren.

Genau in der Ringmitte sind fünf geweihte Opfergaben im Sand vergraben: Reise, Salz, Marone, Kombu (Seetang) Ika (Tintenfisch). Die Opfergaben für die Götter der Erde sollen für Sicherheit und eine gute Ernte sorgen. Hier wird der historische Bezug zum Shinto ersichtlicht, und dass Sumo urdprünglich ein Ritual war.

Außerhalb der Ringbegrenzung ist loser Sand (蛇の目, Janome, Schlangenauge) gestreut, der vor dem Kampf mit einem Besen glattgestrichen wird. So können die Kampfrichter erkennen, ob jemand aus dem Ring getreten ist.

Um ihn herum ist etwa 1m Abstand zu den Zuschauern, die auf Tatami sitzen. Ihr Blick ist auf Höhe der Füße. Immer wieder stürzen die Sumotori in die ersten Zuschauerreihen. Fotografen sitzen aus diesem Grund meist an den Ecken des Dohyo. Erstaunlicherweise gibt es dabei kaum Verletzte, weder bei den Zuschauern noch bei den Rikishi.

Das Dach

Über dem Dohyo befindet sich eine Dachkonstruktion, die dem eines Shintoschreins im Shinmei-Zukuri-Stil ähnelt. Es schwebt über dem Dohyo, da es von der Hallendecke abgehängt ist.

Früher gab es vier Pfosten am Rand des Dohyo auf dem das Dach befestigt war. Mit Beginn der Fernsehübertragung standen diese Pfosten im Weg und sie wurden entfernt. Das schwebende Dach ist also eine sehr moderne Erfindung und einzig der modernen Technik (Fernsehen) geschuldet.

Statt der Pfosten hängig heutzutage fabige Quasten vom Dach hinab. Die Farben korrespondieren mit den Farben der 4 Himmelsrichtungen im Feng Shui: der blaue Drache des Ostens (青龍), der rote Vogel des Südens (朱雀), der weiße Tiger des Westens (白虎), die schwarze Schildkröte des Nordens (玄武). Zusätzlich hängen vier Schriftrollen über oder neben dem Dach. Sie repräsentieren die vier eben genannten Geister der Himmelsrichtungen.

Gyoji und Shimpanin

Der Gyoji leitet den Kampf und steht mit im Ring. Er trägt einen auffällig bunten Kimono und einen shintoistische Kopfbedeckung. Die Herkunft aus dem Shinto ist unverkennbar. Der Gyoji wechselt nach jedem Kampf.

Um den Ring verteilt sitzen 5 weitere Außenrichter (Shimpanin) in Höhe erste Publikumsreihe. Sie tragen dunkle, unauffällige Kimono.

Yobidashi

Yobidashi sind die Helfer, die ständig am Ring unterwegs sind. Sie fegen den Sand außerhalb des Rings nach jedem Kampf und sorgen auch sonst für Ordnung und einen störungsfreien Ablauf. Vor dem Beginn eines Kampftages, bedienen sie die Trommel, um die Zuschauer herbeizurufen. Auch sind es die Yobidashi, die den Ring bauen.


Rikishi, Sumotori, Heya

Sumokämpfer werden Rikishi (力士, Kraftmenschen)oder Sumotori (相撲取, jemand der Sumo kämpft) genannt. Sie gehören immer einer Schulen (Heya) an. Hier trainieren und wohnen (!) sie. Das ganze Leben wird auf Sumo ausgerichtet, auch das „Privatleben“. Man verpflichtet sich zu 100% dem Sumo. Rikishi beginnen ihr Training mit 15  Jahren. Die Karriere endet zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Länger macht in der Regel der Körper nicht mit.

Kampfname: Rikishi treten unter ihrem Kampfnamen (四股名, Shikona) auf. Der Name wird normalerweise nicht selbst gewählt sondern vom Trainer oder nachstehenden Personen ausgesucht. Oft ist ein Teil aus dem Namen des Heya oder des Trainers entnommen, um so die Zugehörigkeit und eine Art Tradition zu bestätigen.

Körperbau: Sumotori werden im Westen gerne als fette und unflexible Menschen gesehen. Gewichte von 190kg bei 1,90m Körperhöhe sind möglich. In der Regel gilt Gewicht [in kg] = Größe [in cm] — 0 bis 40. Den Rekorf hält aber Konishiki mit einem Gewicht von 280kg bei 184cm. Sumotori kämpfen mit den normalen Folgen von Übergewicht wie Gelenkbeschwerden und Herz-Kreilsauf-Probleme.

Manche Sumodiät kommt auf 10.000 Kalorien am Tag! Der Fokus liegt auf einer speziellen Form von Nabe (wörtlich: Kochtopf), dem Chanko-Nabe. (Viele Restaurants in der Nähe der Sumokampfhallen bieten Chanko-Nabe an.)

Ziel ist jedoch nicht die Masse an sich, sondern ein tiefer Schwerpunkt, der sich halt anders nicht erreichen lässt. Sumotori müssen zudem schnell und standfest sein. Die Muskulator ist stark ausgeprägt, aber nicht sichtbar. Was die Gelenkigkeit angeht, sind Sumotori teilweise erstaunlich. Viele beherrschen den Spagat.

Tagesablauf: Nach dem Aufstehen wird auf nüchternen Magen trainiert. Das Mittagessen ist protein- und fettreich und wird von einem Mittagsschlaf gefolgt. Auch das Abendessen ist protein- und fettreich. Alles dient der Gewichtszunahme.

Gehalt: 2001 lagen die offiziell genannten Zahlen bei 103.0000 円/Monat für einen Juryo-Rang und 282.0000 円/Monat für einen Yokozuna. Unter dem Rang Juryo wird kein Gehalt gezahlt, sondern ein ein Taschengeld durch das Heya (etwa 360-1800€ je nach Rang).

Zum Gehalt hinzu kommen Sonderpreise, Siegprämien und Sponsorengelder. Beispiel: Der Turniersieger bekommt 100.0000 円. Der Sieg eines Maegashira über einen Yokozuna bringt 4.0000 円 pro Basho.

Nichtjapaner: Der erste erfolgreiche Ausländer war aus Hawaii. Heute dominieren sie die oberen Ränge, wobei die meisten aus der Mongolei stammen. Der Erfolg von Ausländer führte dazu, dass die Anzahl pro Heya wurde begrenzt. Und dass sie über Jahre alleine die Yokozuna stellten kratzt am Stolz der Japaner.


Kleidung und Frisur

Chonmage (丁髷) ist die Frisur der unteren Ränge und die von den Samurai bekannte Form des japanischen Zopfes.

Oichomage (大銀杏髷) darf man ab dem Rang Juryo tragen.  Hier ist das Haarende in Form eines Ginkoblattes ausgebreitet.

Mawashi: Während des Kampfes und des Trainings tragen die Sumotori nur das Mawashi. Wenn sich der Maewashi im Kampf löst, was sehr selten vorkommt (Bsp.: Osaka Märzturnier 2017 am Tag 14), wird der Kampf angehalten. Mawashi-mata. Der Schiedsrichter erneuert den sich lösenden Knoten und der Kampf wird dann in der Position fortgesetzt, in der er gestoppt wurde..

Kesho-mawashi: ist ein spezieller Mawashi aus Seide. Er sieht aus wie eine Schürze und ist dekorativ bestickt. Er wird von den Makuuchi-Rängen beim Dohyo-Iri getragen.

Tsuna: ist ein breites, weißen Seil, das der Yokuzuna bei Zeremonien trägt. Es ist mit gazacktem Papier ausgestattet. Es sieht aus wie das Shimenawa, mit dem im Shintoismus heilige Orte und Dinge markiert werden. Der Ursprung genaue ist unklar. Zum einen gilt der erste Yokozuna Akashi Shiganosuke als Erfinder. Zum anderen soll es bereits im 9. Jahrhundert getragen worden sein. Das Tsuna wiegt etwa 20kg und wird für jedes Turnier neu hergestellt.


Basho (siehe nächster Blog)

Das Basho ist ein Sumoturnier. Jährlich finden 6 Turniere statt, die jeweils 15 Tage dauern. Ein Sumotori im Makuuchi-Rang kämpft jeden Tag einen Kampf. Eingebettet sind die einzelnen Kämpfe in eine Vielzahl von Zeremonien und Rituale.

Banzuke (siehe übernächster Blog)

Die Sumotori sind in verschiedene Ränge sortiert, die die Banzuke bilden. Die obersten 5 Ränge werden Makuuchi genannt und umfasst 42 Rikishi. Die Mukuuchi-Ränge sind (aufgesteigend genannt): Maegashira, Komosubi, Sekiwake, Ozeki und Yokozuna. Die unteren Ränge heißen (absteigend) Juryo, Makushita, Sandanme, Jonidan und Jonokuchi, was der Einsteigerrang ist.


Frauensumo: Es gibt kein profesionelles Frauensumo. Traditionell waren Frauen nicht erlaubt, werder als Kämpfer noch aus Zuschauer. Selbst heute ist es Politikerinnen nicht erlaubt, bei der Siegerehrung das Dohyo zu betreten. Als Zuschauer sind Frauen erst seit Ende des 19. Jahrhunderts erlaubt. Im 17. Jahrhundert gab es Frauensumo, aber nur als Belustigung und Parodie. Viele Kämpferinnen waren Prostituierte. Gemischte Kämpfe galten als „Kampf der der Gschlechter“. Solche Spektakel wurden 1873 als anrüchig verboten. Es gab eine kurze Phase von Frauen-Sumo während WWII, als die Männer an der Front waren. Heute gibt es eine kleine Amateurliga mit etwa 300 aktiven Ringerinnen. International gibt es 17 Verbände.

[Stand: April 2017]

Shogi – japanese chess

Shogi ist, einfach formuliert, die japanische Variante des Schach. Wenn man Japaner nach Shogi fragt, dann sollte man sich Zeit nehmen. Die Antwort könnte länger sein. Shogi ist mehr als „nur“ Schach. Wie Kendo ist es ein Teil der japanischen Kultur geworden.

Diese Teil von Shogi habe ich noch nicht ganz durchdrungen. Ich werde den Artikel irgendwann einmal erweitern müssen.

Shogi vs. westliches Schach

Das erste, was auffällt, ist das Brett. Es sind 9×9 Felder, ganz leicht nicht quadratisch und alle Felder haben die gleiche Farbe. Die Steine sind auch alle einfarbig. Um zu wissen, welcher Stein welchen Spieler gehört, sind die Steine 5-eckig und flach. Die Spitze zeigt zum Gegner. Die Steine habe auch zwei Seiten mit unterschiedlicher Beschriftung.

Stellt sich die Frage, warum. Die Antwort liegt in den beiden großen Unterschieden zwischen Shogi und westlichem Schach:

(1) Steine können befördert werden.

Erreicht ein Stein die gegnerische Endzone, kann er befördert werden. Dadurch ändern sich seine Zugmöglichkeiten. Ein einfacher Bauer wird zum General und damit sehr gefährlich, zumal er sich dann auch noch in den gegnerischen Reihen befindet.

(2) Geschlagene Steine bleiben im Spiel

Beim Schach ist eine geschlagene Figur aus dem Rennen. Sie ist weg. Nicht beim Shogi. Hier wird der Stein erobert. Er wird auch vom Spielfeld genommen, kann aber nach belieben wieder ins Spiel gebracht werden. Aus der Geschichte heraus kann man das so formulieren: Der Gefangene hatte die Wahl zu sterben oder die Seite zu wechslen. Die Spielsteine entscheiden sich für letzteres.

Das ist eine ganz fiese Nummer. Beim Schach kann man die Züge über mehrere Runden planen, da alle Steine und ihre Zugmöglichkeiten bekannt sind. Daher sind Computer auch so gut. Mit den plötzlich wieder eingesetzten Steinen kommt eine Art Zufallskomponente hinzu, denn die Steine können irgendwo im Feld eingesetzt werden. Faktisch ist man, wenn der Gegner gefangen Steine hat, immer zwei Züge von einem möglichen Matt entfernt.

Weitere  Unterscheide

Kleine Details sind zu beachten, gerade wenn man vom Schach kommt. Wie der Bauer können das Pferd und die Lanze (eine Figur, die es beim Schach nicht gibt) nur nach vorne gehen. Sie sollte mit Bedacht vorrücken. Auch sonst sind die Bewegungen der Figuren stark reduziert.

Man hat nur einen Turm und einen Läufer. Der Rest der Figuren kann immer nur ein Feld vorrücken. Eine Dame gibt es nicht. Fazit: Bei 16 Spielsteinen im Schach haben 5 die Möglichkeit große Distanzen zurückzulegen. Das sind fast 1/3. Beim Shogi sind es nur ein Läufer und ein Turm. 2 Steine von 20. Das sind 10%. Mit der Lanze, die nur gerade nach vorne Stürmen kann, ließe sich die Statistik auf 20% erhöhen.  Viel ist das immer noch nicht.

Strategien

Die Spielstrategie ändert sich durch die beiden obigen Regeln wesentlich. Jeder verlorene Spielstein, der jetzt dem Gegner zur Verfügung steht, ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Jedes Shogi beginnt folglich damit, den König zu sichern. Er wird formlich eingemauert in Spielsteine. Man baut eine Burg.

Man geht auch sehr langsam auf den Gegner zu. Gegenüber Schach kann es schon mal 15 oder mehr Züge dauern, bevor der erste Schlagabtausch erfolgt.

Shogi lernen

Man wird zuerst Schwierigkeiten haben, die Spielsteine zu identifizieren und sich an ihre Zugmöglichkeiten zu gewöhnen. Für die ersten Spiele lohnt es sich, Beförderung und das Wiedereinsetzen der Steine auszulassen. Gerade wenn man vorher Schach gespielt hat, ist das eine große Hilfe.

Diese Phase sollte nicht zu lange dauern, denn gerade das Wiedereinsetzen von Spielsteinen ist ein wesentlicher Teil von Shogi. Er verändert die Spieldynamik.

Mein Begegnung mit Shogi

Ich habe Shogi zum ersten Mal im Anime Ranma 1/2 gesehen. Das muss so um 2002 gewesen sein. Internet gab es damals nicht so, wie ihr es heute kennt. Das war noch web 1.0. Aber ich war in der Lage mit die Regeln zu beschaffen. Geholfen hat ein Vortrag bei der DJG zu diesem Thema.

2004 bin ich zu meiner ersten Japanreise gestartet. Ohne Sprachkenntnisse und Plan. In Osaka habe ich dann ältere Japaner getroffen, die Shogi spielten. Ich hatte kurz zugeschaut und wurde dann zu einem Spiel eingeladen. Sie waren recht erstaunt, daß ich das Spiel und die Regeln halbwegs kannte. Wir haben dann einige Partien gespielt. Ich habe immer verloren. Aber es ist etwas passiert. Ich hatte über Shogi einen Kontakt zu diesen Japanern hergestellt. Ich, der zu diesem Zeitpunkt kein einziges Wort japanisch konnte. Die Japaner konnten kein Wort Englisch. Aber es braucht keine Kommunikation. Das Spiel war Sprache und Grammatik genug.

Welchen Gewinn habe ich daraus gezogen? Das wäre so die Frage eines Personalchefs oder Jemanden, der alles finanziell oder in Vorteilen bewertet. Und mit diesem Hintergedanken lautet die Antwort: keinen. Ich hat mich in keinster Weise vorangebracht. ABER: Ich bin um eine Erfahrung reicher und um eine schöne Urlaubserinnerung.

Und es reicht mir, wenn Japaner die Augenbraue hochziehen, wenn sie hören, daß ich Shogi kenne. Für Japaner scheint es eine Art Beweis zu sein, daß ich mich nicht nur für Fotos von Tempeln und Schreinen interessiere, sondern auch für die Kultur; Die Alltagskultur; das was Japan ausmacht.

Schreine, …

Schreine

Alle bereits besichtigten Schreine liste ich nicht auf. Es sind zu viele. Stattdessen hier meine Top 10:

  1. Itsukushima Jingu, Miyajima, 厳島神社, (mit Abstand der schönste, auch durch die Stadt drumherum, die Insellage und das Torii im Wasser, Weltkulturerbe), [wiki]
  2. Sumiyoshi Taisha, Osaka, 住吉大社, (Farbe, Bogenbrücke, Moonshine Festival), [wiki]
  3. Fushimi Inari Taisha, Minamikyoto, 伏見稲荷大社, (berühmt durch seine hunderte kleinen Torii), [wiki]
  4. Ise Jungu, 伊勢神宮, innerer und äußerer Schrein, „der Vatikan des Shinto“, einmalig im Design [wiki]
  5. Tsurugaoka Hachimangu, 鶴岡八幡宮, Kamakura, [wiki]
  6. Meiji Jingu, Tokyo, [wiki]
  7. Mozu (während des Matsuri)
  8. Yushima Tenmangu, 湯島天満宮, (persönliche Gründe), der Wiki-Artikel stammt von mir, sowie alle dort gezeigten Bilder (Stand 2016) *gg*
  9. Kasuga Taisha, Nara, 春日大社, wiki

Nicht in der oberen Liste sind zwei Pilgertouren

  • Tokyo Jissha, 東京十社, 10 Schreine verteilt in Tokyo (1 Tag); jeder Schrein für sich ist einen Besuch Wert. Nezu Jinja hätte es fast in die Top Ten geschafft. Während der Azaleen-Blüte ist er Pflichtprogramm, wiki, (mein wiki-Artikel und meine Bilder *gg*)
  • 8 Schreine in Nihonbashi ( ein paar Stunden)

Schreine … Ein Crashkurs

In Japan gibt es im Prinzip zwei verschiedene religiöse Stätten: buddhistische Tempel und shintoistische Schreine (Shintoschreine). Sie habe unterschiedlichen Urpsrung und unterschiedliche Philosphien, aber auch eine gemeinsame Vergangenheit.

99% kann man sehr leicht unterscheiden: Shintoschreine sind meist in rot oder zinnoberrot gestrichen. Tempel sind in holzfarben. Es gibt aber Ausnahmen. Gibt es eine Pagoda, ist es zu 99% ein Tempel. Es gibt aber Ausnahmen. Gibt es eine Tempelgrlocke, ist es zu 99,9% ein Tempel. Umgekehrt ist ein Becken mit Wasser (zur rituellen Reinigung) ein 99%iges Indiz für einen Schrein. Ein Spiegel, gezacktes Papier. Das ist 99,9% ein Schrein.

Aber was für ein Schrein ???

In Japan gibt es mehrere, verschiedene Bezeichnungen für Schreine: Jinja, Jungu, Tenmangu, Hachimangu, Taisha, … um nur die wichtigsten zu nennen.

Dies hängt damit zusammen, dass es verschiedene Schreingruppen gibt.

Inari Jinja: Typisch für diesen Schrein sind die Fuchsstatuen. Der Fuchs gibt als Bote zwischen der Menschen- und der Götterwelt. Er ist aber auch der Kami der Fuchtbarkeit und des Reis. Ein Inari Jinja ist vielorts als kleiner Nebenschrein auf dem Schreingelände einer anderen Gottheit anzutreffen. Es gibt aber auch reine Inari Jinja. Hier findet man oft neben den Fuchsstatuen auch eine Vielzahl von zinnoberroten Torii. Bekanntester Vertreter ist der Hauptschrein Fushimi Inari Taisha (nicht Jinja) in Kyoto. In Japan gibt es etwa 32.000 Inari-Schreine.

八幡 .. Hachimangu: Diese Schreine sind der Gottheit Hachiman gewidmet. Es gibt etwa 25.000 Stück in Japan. Hauptschrein ist der Usa Hachimangu in Oita. Diese Gottheit wird auch im Buddhismus verehrt. Urpsrung dieser Gottheit ist der Ojin-Tenno, oder einer seiner Vorfahren oder Nachfahren.

Shinmei: Dies ist eine Gruppe die weniger bekannt ist, obwohl es über 18.000 gibt. Hauptschrein ist der Ise Jingu in Ise, Mie-ken.

Tenmangu: Dies sind Gelehrtenschreine. Der verehrte Kami ist der Gelehrte Sugawara no Michizane (9. Jahrhundert). Er ist der Kami des Lernens und wird viel von Schülern und Studenten frequentiert. Als Aternative Schreibweise habe ich auch schon Tenjin gesehen. Der Yushima Tenmangu / Yushima Tenjin ist ein Beispiel hierfür.  Er steht in Yushima, im Bezirk Bunkyo von Tokyo, unweit vom Hotel Edoya. Hauptschreine sind der Kitano Tenmangu und der Dazaifu Tenmangu südlich von Fukuoka. (Fun Fact: Der Bahnhof, an dem der Zug nach Dazaifu startet heißt Tenjin.)

… mehr folgt irgendwann, wenn ich Zeit und Lust habe …

Rosen und Kirschblüten

Ein Japaner hat mir gesagt: „Wir Japaner lieben die Kirschblüte und mögen keine Rosen“.

Ohne jetzt lange über die japanische Seele und japanische Ästhetik diskutieren zu wollen, ist dieser Satz bemerkenswert, weil er beides zusammenfaßt. Immer wieder frage ich mich, warum japanische Gärten so anders aussehen. Sie haben doch auch nur Gras und einen Teich. Der Unterschied ist im Detail, ich kann ich nicht erklären. Gleiches gilt sicherlich auch für japanische Räume. Man erkennt sofort, ob sie von einem Japaner oder einem Europäer eingerichtet wurden. Igendetwas ist anders im ästhetischen Empfinden der Japaner.

Japan ist ein Land, das geprägt ist vom Buddhismus und vom Shinto. Beide Religionen verehren die Ahnen und haben, im Vergleich zum Christentum, einen entspannteren Umgang mit dem Tod und dem Jenseits. Für den Japaner, und das ist jetzt nur meine Theorie, ist ein ästhetischer Tod wichtig. Samurai haben sehr auf Körperpflege geachtet. Man wollte im Fall der Fälle keine häßliche Leiche abgeben.

Aber zurück zu den Rosen. Die Rosenblüte verdorrt am Stengel, als ob sie krampfhaft am Leben festhalten würde. Die Kirschblüte fällt leicht und anmutig zum Zeitpunkt ist größten Schönheit. Da ist kein krampfhaftes festhalten bis zum Schluß. Die Blütenblätter verwelken nicht, sondern fallen rein und weiß vom Baum. Das Leben der Krischblüte ist kurz aber  mächtig in ihrer Wirkung.

Damit ist aus Sicht der Japaner die Kirschblüte der Begriff der Ästhetik. In Deutschland haben wir einen ähnlichen Spruch: „Aufhören wenn es am Schönsten ist“. In Gewisser weise trifft das auf die Kirschblüte zu. Für Japaner ist die Krischblüte ein Symbol der Vergänglichkeit und zugleich ein Symbol des Neuanfangs. Mit der Kirschblüte beginnt in Japan der Frühling. Man könnte nun vermuten, daß es kein Zufall ist, daß fast zu gleichen Zeit in Japan das Schuljahr beginnt. Wir kennen das aus den Manga und Anime. Der Abschied von Klassenkameraden und dem ersten Freund/Freundin, dazu Kirschblüte im Hintergrund. Alles so schön kitschig. Aber auch japanisch.

Die Rose hat die falschen Ideale.
Die Kirschblüte als Symbol von Ende und Anfang.

Eine ähnliche Ästhetik findet man auch in dem Film Samurai Fiction. In einem Interview spricht der Autor Hiroyuki Nakano über die beiden weiblichen Charaktere Koharu and Lady Okatsu. Er sagte, im Leben einer Frau gibt es zwei Momente maximaler Schönheit/Attraktivität. Koharu verkörpert als junges unverheiratetes Mädchen die erste Zeit. Lady Okatsu hingegen verkörpert die reife Frau. Folgt man der Analogie der Kirschblüte ist es nur konsequent, daß sie im Film stirbt. (Letzteres ist wieder meine persönliche Theorie.)

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