Nur ein paar Bilder. Text folgt irgendwann.
Ich bin in der Japanvorbereitung. (Der Eintrag wurde vom 8. September hierher verschoben)
Im letzten Blogeintrag hatte ich kurz über Brücken in Japan sinniert und hier und mit ein paar Fakten angegeben.
Die Balken, selbst nur ein Bruchteil der Länge eines Brückenbogens sind geschickt von beiden seiten zur Mitte hina aufgebaut. Es erinnert etwas an ein Blattfeder beim LKW. Wie bei gotischen Steinbrücken gibt es hier ein (hölzernes) Mittelsegment. Die Konstruktionsmethode wurde hier erstmalig angewendet. Der Gradient des Brückenbogen wird durch das Mittelstück definiert.
Nihonbashi, Kyobashi und Kanda sind der Kern von Shitamachi, dem ehemaligen Stadtkern von Edo. Verwaltungstechnisch ist es heute (zusammen mit Kyobashi) Teil des Bezirks Chuo-ku.
Stand: 10.2018
Über Brücken habe ich mir in Japan nie gedanken gemacht. Sie sind einfach da, man benutzt sie und gut. Dabei habe ich jedoch eine wichtige Sache untschlagen: Die Flüsse in Japan sind anders als in Europa. Die Berge sind steil und es gibt zeitweise sehr viel Regen un sehr kurzer Zeit. Aus kleinen Flüssen werden reißende Ströme (Ich habe hier und da schon von den weiten Überflütungsflächen seitlich der Flüsse erzahlt). Brücken werden von solchen Fluten leicht weggespült.
Und so kam es, dass es bis ins 17. Jahrhundert kaum Brücken in Japan gab. Man setzte stattdessen Fähren ein oder hatte Personal, dass Waren und Menschen durch das Wasser auf die andere Seite trug.
Die einzigen Brücken fanden sich in Schreinen (und Tempeln) und stellten eine Verbindung dieser Welt mit der spirituellen Welt der Kami dar. Enstprechend unpraktisch waren sie konstruiert.
Andere Brücken wurden sehr einfach gehalten, so dass sie leicht und ohne hohen Aufwand zu ersetzen waren. Erst im 17. Jahrhundert wurde dann ausländische Brückenbautechnik eingeführt, was in der Folge zu einen Boom an Brücken führte. Und zu ein paar Konstruktionen, die es wohl nur in Japan gibt: die „wash-away-bridge“. Der Laufweg besteht aus einzelnen Segmenten, die mit Seilen gesichert sind. Bei einer Flut können sie abtreiben aber nicht wegtreiben. Man kann sie wieder auf die Brückenpfeiler setzen, wenn die Flut vorbei ist. [Eine solche Brücke habe ich noch nicht in meiner Sammlung]. Andere Brücken sind so gebaut, dass die Brücke überflutet werden kann ohne Schaden zu nehmen. So Brücken bieten nur einen geringen Querschnitt zur Fließrichtung des Flusses. Aus diesem Grund fehlen auch Geländer!
Eine der größten Holzbrücken Japans steht am Eingang zum Ise-Schrein und datiert zurück bis 1190. Sie wird wie der Schrein alle 20 Jahre neu gebaut. Die Lauffläche wird mit der Kigoroshi-Technik gebaut und besteht aus 616 Balken mit den Abmessungen 4200x300x150mm. Die Oberfläche wird vorsichtet gehämmert, um sie zu verdichten. Nach dem Zusammenbau sorgt Regen dafür, dass das Holz wieder etwas aufquillt und so die kleinseten Zwischenräume zwischen den Balken schließt.
[Bild kommt noch]Die Kintaikyo in Iwakuni besteht aus 5 Holzbögen, die auf 6 Steinfundamenten steht. Sie wurde 1673 gebaut. Die Konstruktion wurde so gebaut, dass die Anzahl der Fundamente, die den Fluten ausgesetzt sind, minimiert ist. Die Balken, selbst nur ein Bruchteiil der Länge eines Brückenbogens sind geschickt von beiden seiten zur Mitte hina aufgaut. Es erinnert etwas an ein Blattfeder beim LKW. Wie bei gotischen Steinbrücken gibt es hier ein (hölzernes) Mittelsegment. Die Konstruktionsmethode wurde hier erstmalig angewendet. Zudem wurde das Ufer um die Fundamente mit Steinen befestigt, damit Turbulenzen an den Pfeilern den Uferboden nicht wegspülen. Seit ihren Bau wurde die Kintaikyo nur zwei mal durch Fluten zerstört; ihre Vorgängerbrücke fast jährlich.
Die bekannteste Brücke ist wohl Nihonbashi (日本橋). Sie stellte in der Vergangenheit den Nullpunkt des japanischen Straßensystems. Das Original steht nicht mehr. Die aktuelle Version ist Nummer 19. Es gibt aber ein 1:1-Modell im Edo-Museum und ein 1:2-Modell in der Halle des Haneda-Airport (jeweils nur eine Hälfte). Über der Brücke führt seit 1964 der Expressway entlang.
Die Seto-Ohashi (瀬戸大橋) ist die Verbindung zwischen Honshu und Shikoku. Ich bin sie jetzt 3 Mal gefahren. Mit einer Länge von 9,4 km war sie bis vor kurzem die längeste Straßen-und-Eisenbahnbrücke der Welt. Der Bau kostete 9.120.000.000.000 Yen und benötigte 9.000.000 Manntage an Arbeit. Sie wurde nach 10 Jahren Bauzeit in 1988 fertiggestellt.
Eine Herausforderung war die die Inlandseee mit ihren enormen Gezeitenströmungen (Naruto mit seinen Strudeln ist nicht weit weg). Angewendet wurde die Keison-Bauweise: Große Stahlboxen werden in Position gebracht und dann mit Beton geflutet. Die Bauweise war so neuartig, dass sie im Anime Patlabor II erwähnt wird, der in der Zukunft spielt.
Eine weitere Herausforderung wären die 1000t schweren und 100 km/h schnellen Züge. Die Brücke verbiegt und verlängert sich unter der Gewicht des Zuges und stellt ein Problem an der Verbindungsstelle zum Festland dar. (Schaut in den Film, dort sieht man die Verformung durch einen Zug.)
Akashi-Kaikyo-Ohashi (明石海峡大橋) 1998 in der Nähe von Kobe ist mit 3911m (1991m zwischen den Stützen) die längste Hängebrücke der Welt (Stand 2017). Ich habe sie von weitem gesehen, aber anders als Rainbow-Bridge, Seto-Ohashi-Bridge und Aqua-Line noch nicht besucht und steht noch auf meiner To-Do-Liste.
https://www.youtube.com/watch?v=4V04-S-lPJg
Stand: 10.2018
Hier eine Liste aller Burgen und eine Liste der Top 100. Unter den Nationalschätzen Japans sind 4 Burgen: Himeji, Inuyama, Matsumoto und Hikone. Ich habe sie alle gesehen.
12 Burgen werden als „noch im Originalzustand“ betrachtet. Himeji wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg rekonstruiert. So auch viele andere berühmte Burgen wie Kumamoto und Okayama. Die 11 Orignale sind (die mit dem + habe ich besichtigt, vgl oben):
Bunraku (文楽) ist japanisches Puppentheater. Der wohl größte Unterschied zu westlichen Puppentheater ist die Tatsache, dass man den Puppenspieler auf der Bühne sieht. Seit 2005 ist Bunrako auf der UNESCO-Liste für mündlichen/immaterielles Erbe der Menschheit und seit 2008 Teil des immateriellen Kulturerbe.
Neben Bunraku gibt es andere Formen von Puppenspielen in Japan, die in Japan Ningyou Joururi (人形浄瑠璃) genannt werden. Man kann also sagen, dass Bunraku eine Subform von Ningyou Joururi ist. Awaji-Puppentheater (Insel südlich von Kobe) ist nach Bunraku die zweite bedeutende Ausprägung Ningyou Joururi.
Die Puppen werden durch drei Personen bedient: Der Omazukai ist der erste Puppenspieler. Er bedient den Kopf und den rechten Arm. Er wird unterstützt vom Ashizukai, der die Füße bedient und dem Hidarizukai, der den linken Arm steuert.
Alle Puppenspieler stehen um die Puppe herum auf der Bühne. Sie tragen schwarze Anzüge und Gesichtsmasken (sie sehen fast aus wie KKK-Anhänger in Schwarz). Die schwarze Farbe macht sie „unsichtbar“. Bei einer guter Performance ist man derart auf die Puppe konzentriert, dass man die Spieler nicht mehr wahrnimmt.
Aufgrund der Maske agieren die Puppenspieler mit eingeschränkter Sicht, was viel Training voraussetzt. Der Ashizukai hält in der Regel Kontakt zur Hüfte des Omazukai, der ihm dadurch die geplante Bewegung der Puppe signalisieren kann. Der Hidarizukai agiert hingegen unabhängig, also ohne direkten Körperkontakt. Die Karriere als Ningyouzukai beginnt als Ashizukai. Jede Stufe benötigt etwa 10 Jahre, sodass eine guter Omazukai auf 30 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann.
Beim Stil des Dezukai trägt der Omazukai als Einziger einen Kimono und keine Maske. Er ist immer deutlich neben der Puppe zu sehen.
Die Puppen sind mit einer Höhe von etwa 1,5m fast lebensgroß. Einen Körper haben die Puppen nicht. Dieser wird nur durch die versteiften Kleidungsteile simuliert.
Das aufwändigste Bauteil der Puppen ist der Kopf (Kashira) und die rechte Hand, die vom Hauptpuppenspieler gesteutert werden. In der Regel sind die Augen steuerbar, gelegentlich Mund und Augenbrauen. Bei Charakteren, die sich (in Dämenen) verwandeln, kommen Mechanismen hinzu, die das Gesicht transformieren. Der Kopf wird oft für verschiedene Rollen verwendet, da es zu aufwendig ist, für jede Figur einen neuen Kopf herzustellen. Es werden nur Kleidung und Perücke getauscht. Der Kopf bekommt meist eine neue Lackierung/Farbe.
Die Kleidung ist aufwendig und detailliert. Sie besteht in der Regel aus Junban (Art Unterkleidung; nicht Unterswäsche), Kitsuke (Unterkimono), Haori (Weste) und Uchikake (Robe). Ist die Kleidung beschädigt und verdreckt, wird sie getauscht. Der Vorgang wird Koshirae genannt.
Die Puppenspieler sind still. Die Geschichte wird vom Tayu erzählt. Er übernimmt auch alle Sprechrollen der Puppen. Es ist seine Aufgabe, die Emotionen der Figuren darzustellen. Gestik und Mimik unterstüzen seinen Vortrag, auch wenn die Puppe im Fokus stehen und alle Blick auf sie gerichtet sind. Vor Beginn des Stücks verbeugt sich der Tayu vor seinem Script, und bezeugt so seinem Respekt vor dem Text, den er vortragen wird. Bei langen Stücken wechseln die Tayu während der Aufführung mehrfach.
Der Tayu wird von einem Shamisenspieler begleitet. Die Shamisen sorgt für die Stimmung in der Szene. Sie ist etwas größer als eine normale Shamisen, was einen dunkleren, volleren Ton zur Folge hat. Selten wir die Shamisen von der Shakuhachi (Flöte) und der Koto (Handtrommel) begleitet. Tayu und Shamisenspieler sitzen in einem speziellen Bühnenbereich (Yuku) rechts von der Hauptbühne.
Die Bühne besteht aus drei Teilen: Yuka, Tesuri und Funazoko. Die Yuka ist der Bereich wo der Tayu sitzt. Er ist rechts von der Hauptbühne. Eine Drehbühne lässt den Tayu erscheinen und verschwinden. Gleichzeitig kann so der Tayu getauscht werden.
Der Tesuri ist eine Erhöhung, auf dem die Handlung der Puppen dargstellt wird. hinter der Tesuri ist die Funazoko, eine Vertiefung in der die Puppenspieler laufen. Damit der Ashizukai arbeiten kann, muss der Omazukai etwa 20cm höher sein. Der Omazukai trägt deshalb spezielle, hohe Geta.
Die Theaterform entstand um 1648 in Osaka und stand immer im Schatten von Kabuki. Der bekannteste Bunraku-Theater steht in Osaka. Das Bunrakuza, gegründet 1805, ist in „Walking Distance“ zu Dotomburi. Ein weiteres bedeutendes Theater ist in Tokyo. Ich hab noch nicht raus, wo es steht.
Nach dem zweiten Weltkrieg ist die Zahl der Schauspielertruppen auf unter 40 gesunken. Viele von Ihnen geben nur 2-3 Veranstaltungen im Jahr, meist in Kombination mit einem lokalen Fest. Am Bunrakuza in Osaka laufen nur 5 Darbietungen in Jahr, jede davon für nur 2-3 Wochen.
Heute (2017) gibt es auch Bunraku-Gruppen, die auf Welttournee gehen, um diese alte Tradition in der Welt bekannt zu machen. Am bekanntesten ist hier die Truppe aus Awaji. Weitere Gruppen mit internationalem Programm sind Tonda aus Shiga-ken, Imada, Kuroda und Iida (Kagano-ken). Die letzten beiden blicken dabei auf eine über 300 Jahre alte Tradition zurück.
[Stand: Juli 2017]