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moderne Architektur – Oosaka

Für Oosaka nur einen Artikel zu schreiben ist sicherlich zu wenig. Nur leider war ich mit der Digiknipse zwei Tage Oosaka. Da habe ich mich auf die Sehenswürdigkeiten konzentriert. Architektur war da nicht Teil meines Programmes. Aber selbst dann fällt ein Gebäude auf: das Umeda Sky Building. Es liegt akzeptabel nahe am Bahnhof und bietet mit seinem begehbaren Dach einen guten Blick auf Oosaka.

Umeda Sky Building (梅田スカイビル)
173m (43 floors), Architekt: Hiroshi Hara, 1993

Das Gebäude ist nicht hoch, aber in seiner Konzeption einmalig. Ein umgedrehtes U mit Loch. Das ist die Kurzfassung. Die beiden Bürotürme sind oben duch eine Aussichtsplattform mit Restaurant verbunden. Ein spezieller Fahrstuhl zwischen den Türmen führt unter die Plattform. Von hier führen zwei Rolltreppen in die Restaurantebene, das der Panoramascheibe in der Mitte. Hier wird deutlich, daß die Aussichtsplattform Teil der Planung war. Man findet das Konzept häufig in Japan. Wenn ein Hochhaus mit besonderen Bedeutung oder Höhe gebaut wird, ist fast immer eine Aussichtsplattform und ein Restaurant integriert. Das Konzept wurde sicherlich von den Fernsehtürmen der 1950er Jahre übernommen.

Das Gebäude, ein Entwurf von Hiroshi Hara, war Teil des City of Air projectes von 1988. Ursprünglich waren 4 verbundene Gebäude geplant; realisiert wurden nur zwei. Es wurde 1993 eröffnet. Die Aussichtplatform ist unter dem Namen The Floating Garden Observatory bekannt.

Weitere besondere Gebäude

Das Gebäude links konnte ich nich nicht zuordnen. Daten folgen erst später. Das rechte Gebäude ist sicherlich ein Eyecatcher. Der Zubringer für die Autobahn geht etwa in Höhe der 5 Stocks mitten durch das Gebäude. Dieses ist jedoch nicht mit der Autobahnkontruktion verbunden. Der Träger steht frei vom Gebäude.

NHK Gebäude und Museum von Oosaka

Die beiden Gebäude teilen sich den Eingangsbereich, der optisch zum NHK Gebäude gehört. Das Design des Museum ist unabhängig. Dennoch wird die Nähe, und die Verbindung, beider Entwürfe nicht als störend empfunden.

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moderne Architektur – Nagoya

Moderne Architektur findet sich auch außerhalb Tokyos. Eines wird aber in ganz Japan bewußt: Entwicklungszentren sind die Bahnhöhe. Während das in Tokyo und Shinjuku im Häusermehr verschwindet, wird es in Nagoya ganz offensichtlich. Mit 40 bis 59 Etagen weichen die Gebäude im dem Bahnhof weit von der üblichen Skyline Nagoyas ab.

Das Doppelgebäude besteht aus dem JR Central Hotel Tower (links 59 Etagen) und dem JR Central Office Tower (rechts 55 Etagen plus Helipad). Der Hotel Tower beherbergt, wie so oft in Japan, ein Restaurant im obersten Stockwerk.

Mode Gakuen Sprial Tower
170m, 36 Stockwerke; 2005-2008; Architekt Nikken Sekkei

Gleich neben dem Bahnhof steht das Mode Gakuen Sprial Tower Nagoya. Wie auch der Mode Gakuen Cacoon Tower in Tokyo beherbergt das Gebäude eine Modeschule. Verantwortlich für den Entwurf ist der Architekt Nikken Sekkei. Das Gebäude erreicht 170m und hat 36 Stockwerke. Die Bauzeit war von 2005 bis 2008.  Das Foto zeigt das Gebäude kurz nach seiner Fertigstellung.

Spiral Tower and Lucent Tower

Nagoya Lucent Tower
180m, 40 Stockwerke

Als viertes Gebäude gesellt sich der 40 Etagen (180m) hohe Nagoya Lucent Tower hinzu. Hier noch mal alle 4 Tower in einem Anblick. Man sieht deutlich den Untschied zur restlichen „Skyline“ von Nagoya.

Nagoya City Hall / Aichi Präfekturbehörde

Abseits der Hochhäuser sind noch zwei Bauten nahe der Burg zu erwähnen: Das Rathaus von Nagoya und die Aichi Präfekturbehörde. Bei beiden Gebäude spielten die Architekten mit klassischen japansichen Elementen. An der City Hall ist der Dachrand in seiner Form den Ziegeln auf einer Tempelmauer nachempfunden. Die Präfekturbehörde nimmt die Dachform der benachbarten Burg zum Vorbild. Der Kontrast zum sonst europäisch wirkenden  Gebäude wirkt sehr stark. Die dadurch erzeugte Spannung wird kontrovers diskutiert.

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moderne Architektur – Shiodome

Tokyo hat viele Zentren. Shinjuku und Shibuya sind allen bekannt; weniger hingegen Shiodome. Ein kleiner Fleck unterhalb der Ginza. Alle Touristen sollten sich diesen Ort merken. Gleich neben Shiodome liegt der Hamarikyu Teien, einer der schönsten Gärten Tokyos, hier ist der berühmte Fischemarkt, hier startet die Bahnlinie ihre Fahrt über die Rainbow Bridge nach Odaiba. Und hier in Shiodome realisiert man, daß Tokyo 3D ist.

Shiodome ist urbane Architektur und moderne Stadtentwicklung. Shiodome ist der Ort, wo der Begriff Erdgeschoß nicht existiert, die Anwesenheit von Bäumen nicht unbedingt beweist, daß man sich auf der Erdoberfläche, darüber oder darunter befindet. Das 2-dimensionale Denken eines Fußgängers ist aufgehoben. Der Begriff existiert nicht mehr. Shiodome ist der Beginn von Science Fiction, in der Städte in Höhe wachsen, nicht in die Breite, in der die Funktionen einer Stadt (Transport, Arbeit, Wohnen, Freizeit) übereinander liegen, nicht nebeneinander. Das Ende dieser Entwicklung wären Städte wie in „Das fünfte Element“

Nippon Television Headquarter
Rogers Stirk Harbours + Partner, 2003

Es war die Antwort auf Fuji’s Headquarter in Odaiba. Das Gebäude mit seinen 200m ist wie viele Gebäude in Tokyo in zwei Funktionsblöcke geteilt: unten die Studios, oben Büros. Die beiden Ebenen sind leicht zu unterscheiden. Die Optik des Gebäudes wird dominiert durch die sichtbaren Stahlträger in den vier Ecken. Sie sind keine Verzierung, sonder Teil der Gebäudestruktur. Der Rest ist Glas. Die Außenstruktur ist ein Überbleibsel aus der Entwurfsphase eines Gebäudes mit einem kompletten Exoskelett.

Nippon Television Headquarters and Dentsu Head Office

Dentsu Head Office
Ateliers Jean Nouvel, 2002

Auch dieses Gebäude fällt auf. Von der einen Seite bauchig wie ein Schiffsrumpf auf der anderer Seite dafür Spitz zulaufend wie eine Klinge. Das 48-stöckige Gebäude verzichtet auf Stilelemente, sein Grußriß ist ihm Aussagekraft genug. Die Reflektivität der Glasfront wurde sorgsam gewählt; die Transparenz der Fenster und auf die opaquen Zwischenelemente abgestimmt.

Zu beachten ist der Lichtverlauf an der Spitze. Es war ein Zufall, daß ich den Lichteffekt auf den Bild festhalten konnte. Hier an der Spitze, wo die die schärfsten Winkel im Gebäude zusammentreffen, ändern Verkleidungssegmente ihre Reflektivität und lassen die Spitze mit dem Himmel verschmelzen.

Relikt der Vergangenheit

Und wenn man ganz genau hinschaut, an den Glasfassaden und Stahlträger vorbei, dann erblickt man ein Gebäude, das ich zumindest mit einem Foto erwähnen will, weil es einfach so weit aus dem Rahmen fällt. Es ist wie ein Relikt aus vergangenen Tagen.

Zwei Relikte der Vergangenheit

Capsule Apartments

Dieser Bau, der demnächst (Stand 2011) abgerissen werden soll, ist ein Zeuge aus der frühen Zeit von Tokyos Wachstum. Es war der Versuch der Modularisierung der Stadt; sie organisch werden zu lassen. Das Konzept: An einen zentralen Tower werden Wohnmodule angekopplt. Nach bedarf werden Module hinzugefügt oder entfernt. Das Gebäude paßt sich an. Das Nakagin ist ein Hotel, dessen Bullaugen befremdlich wirken. Es wirkt wie ein Blick in eine beklemmende Zukunft urbanen Wohnens, ist jedoch ein Rückblick in die Vergangenheit, die eine Zukunft formen wollte, die nie entstanden ist.

weitere Skyscraper in Shiodome

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moderne Architektur – Shinjuku

Die Tour durch Tokyo startet in Shinjuku. Wichtig: Shinjuku ist nicht Tokyo. Die Japaner unterscheiden da. Wir Europäer meinen mit Tokyo meist die Metropolregion Tokyo, die auch Shinjuku, Shibuya, Roppongi, usw. umfaßt. Die Japaner meinen mit Tokyo meist nur die Gegend um den Hauptbahnhof und den Kaiserpalast. Shinjuku hat seinen großen Schub während der Bubble Economy erhalten. In dieser Zeit sind die meisten Hochhäuser entstanden. Die Krönung dieses Hypes war dann das Rathaus.

Shinjuku Skyline

Sompo Japan Building
Architekt: Yoshikazu Uchida, 1973-1976, 200m, 40 Etagen

Das Sompo Japan Building von Yoshikazu Uchida wurde 1973 bis 1976 gebaut und war lange Zeit das Wahrzeichen von Shinjuku. Farbe, Material und Formensprache sind ein Statement der und für die 70er Jahre. Das Gebäude ist 200m (mit Antenne) hoch und hat 43 Stockwerke. Im 42. Stock ist ein Museum, in dem ein Exemplar von Vincent van Goghs Sonnenblumen hängt. In Anime diente es quasi als Indikator, daß die Handlung in Shinjuku stattfindet (siehe City Hunter). Abgelöst wurde es durch die „Twin Tower“.

Das alte Wahrzeichen von Shinjuku

Tokyo Metropolitan Government Building
Architekt: Kenzo Tange, 1988-1991, Höhe: 243,3m (Platz 4 in Japan), 48 Etagen

Das Gebäude, entworfen von Kenzo Tange, ist der neue Verwaltungssitz der Präfektur Tokyo, die vorher ihr Quartier nahe dem Bahnhof Tokyo Eki  hatte. Dieses Gebäude von 1957 war auch von Kenzo Tange entworfen worden. Heute steht am alten Platz das Tokyo International Forum; ebenfalls ein Entwurf von Kenzo Tange. (Notiz: http://www.bento.com/arch/tmgo.html)

Der Gebäudekomplex besteht aus drei miteinander verbundenen Gebäuden. Die beiden Türme bilden dabei das Building 1. Das Gebäude 2 hat 37 Etagen. Es besteht aus drei in der Höhe abgestuften Einheiten (kein Foto). Das Gebäude ist von Straßen und Fußwegen auf zwei Ebenen umgeben.

Für Kenzo üblich ist die klare Struktur der Bauten mit der Betonung der Vertikalen. Das Gebäude erinnert an eine gotische Kathedrale, auch wenn Kenzo auf gotische Bauelemente verzichtet hat. Eine Ähnlichkeit zur Notre Dame Cathedrale ist nicht von der Hand zu weisen. In letzter Konsequenz war dieser Entwurf logisch. Shinjuku war das Zentrum der Bubble Economy und des Geldes. Kenzo Tange hat die Kathedrale dieser Zeit in die Mitte gesetzt. Sein Entwurf sollte die wirtschaftliche und politische Macht darstellen. Das Gebäude wurde so auch zum Größenwahn der 80er Jahre. Im Volksmund heißt das Gebäude バブルの塔 (Turm zu Babel).

Das neue Wahrzeichen von Shinjuku

Mode Gakuen Cocoon Tower
Architekt: Kenzo Tange Associates, 2008, 204m

Aber neben diesen fast schon langeweilien Entwürfen, gibt es einen Neubau, der die Blicke auf sich lenkt. Der 2008 fertig gestellt Cocoon Tower ist mit nur 204m auf Platz 17 in Tokyo. (Witzig: Ich kann mich an die Baustelle 2004 und 2006 nicht erinnern.) Der Entwurf stammt von Tange Associates, der Architektengruppe um Kenzo Tange. Das Gebäude gewann den Titel Skyscaper of the Year. Tange konnte sich in einem Wettbewerb gegeben 50 weitere Architekten durchsetzen. Die Vorgabe war: „Alles, nur nicht rechteckig.“ Das Gebäude ähnelt in Form in Höhe dem Swiss Re HQ in London. Die Gemeinsamkeiten enden dann aber auch schon. Das Gebäude ist mit blauem Glas verkleidet, das den Blick auf eine Aluminiumkonstruktion freigibt, die dem Namen Cocoon Tower seine Berechtigung gibt.

Das Gebäude beherbergt eine Modeschule. Es ist damit eines der höchsten Universitätsgebäude der Welt. Das Gebäude als Cocoon, der neue Modedesigner umgibt, bis sie reif für die weite Welt sind. Mag es dem Umstand geschuldet sein, daß der Entwurf nicht von Kenzo selbst sondern von seinem Architekturbüro stammt, Kenzo verläßt mit diesem Gebäude seine jahrelange Gewohnheit, die Senkrechten zu betonen. Der Entwurf läßt alle seine klassischen Stilelemente, die teilweise an Le Corbusier erinnerten, vermissen. Aber mit dem Bruch seiner alten Regeln bricht er auch die Konventionen des Gebäudedesign.

Universitätsgebäude Coocon Tower

NTT DoCoMo Yoyogi Buildung (links)
Architekt: Kajima Design, 2000, 270m inkl. Antenne

Das Gebäude war Teil eines Entwicklungsprojektes für die südliche Region Shinjuku und wurde zu einem Wahrzeichen der Gegend um Yoyogi. Es fällt sofort auf, da es von keinem weiteren Hochhaus umgeben ist.  Es ist vielmehr umgeben vom Yoyogi Park, dem Meiji Schrein und dem Shinjuku Gyoen. Das Gebäude hat eine funktionale Dreiteilung: die unteren Etagen sind mit Restaurant und Geschäften ausgestattet. Darüber folgen 27 Etagen Büroräume von NTT DoCoMo. Das dritte Segment nimmt die obere Hälfte des Gebäudes ein. Hier ist Telekommunikationstechnik untergebracht. Trotz seiner Höhe von 240m (ohne Antenne) kommt das Gebäude auf nur 28 oberirdische Etagen.

Die abgestufte Spitze erinnnert an amerikanische Skyscraper aus dem Anfängen des 20. Jahrhunderts (Bsp. Crysler Buildung). Es nimmt dem Gebäude die Wucht, macht es filigran. Auffällig sind die frei stehenden Streben an der beginnenden Verjüngung. Es ist Zitat aus der gotischen Archtektursprache. Ebenfalls auffällig ist die 15m große Uhr, die in Richtung Shinkjuku zeigt.

Mitsui Building und NTT DoCoMo Building

Shinjuku Mitsui Building (rechts)
Architekt: Nihon Sekkei Inc., 1974, 225m, 55 Etagen

Text folgt …

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moderne Architektur in Japan

Vorwort

Ich habe mir das Buch über „Contemporary Architecture in Japan“ gekauft. Bei jedem zweiten Gebäude zweitem Bild habe ich gesagt: „Kenn‘ ich. Da war ich schon“. Also habe ich beschlossen auch ein Buch zu schreiben. Dafür nutze ich meinen Blog. 2011 war ich nicht in Japan. Viel freier Blogspace.

Mori Tower, Roppongi Hill
Mori Tower, Roppongi Hill

Randbedingungen

Japan hat ein Problem: Zu wenig bebaubares Land. Die einzige Möglichkeit für japanische Großstädte zu wachsen, ist in die Höhe. Dabei ist zu berücksichtigen, daß sie die Größe von Grundstücken anscheinend in Tokyo bis heute nicht geändert hat. Das Ergebnis sind mehrstöckige Bürogebäude oder Parkhäuser mit einer Grundfläche von 30m^2. Mehr von diesen Gebäuden unter „typisch Japanisch“. Wenn es mal größere zusammenhängende Baufläche gibt, entstehen so gut wie nie langweilige Bürokasten. Ja sie gibt es auch, aber in jeder Straße gibt es aber auch ein Gebäude, wo sich der Architekt richtig Mühe gegeben hat. Eyecatcher sind aber wie immer die großen Dinger; die Kongreßzentren, die Hochhäuser, und riesige verschachtelte Gebäudekomplexe.

Lotsenstation Yokohama
Lotsenstation Yokohama

Illuminati

Das schönse an Japan ist, daß die meisten architektonischen Präziosen nachts beleuchtet sind. Tagsüber grau und langweilig und abens bunt beleuchtet. Ganz deutlich wird dies in Mirai 21 in Yokohama. Das Gebäude auf dem Foto ist die Lotsenstation.

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