Die Tour durch Tokyo startet in Shinjuku. Wichtig: Shinjuku ist nicht Tokyo. Die Japaner unterscheiden da. Wir Europäer meinen mit Tokyo meist die Metropolregion Tokyo, die auch Shinjuku, Shibuya, Roppongi, usw. umfaßt. Die Japaner meinen mit Tokyo meist nur die Gegend um den Hauptbahnhof und den Kaiserpalast. Shinjuku hat seinen großen Schub während der Bubble Economy erhalten. In dieser Zeit sind die meisten Hochhäuser entstanden. Die Krönung dieses Hypes war dann das Rathaus.
Skyline von Shinjuku, Blick von Ebisu aus
Skyline Shinjuku bei Nacht von Roppongi aus
Shinjuku Skyline
Sompo Japan Building
Architekt: Yoshikazu Uchida, 1973-1976, 200m, 40 Etagen
Das Sompo Japan Building von Yoshikazu Uchida wurde 1973 bis 1976 gebaut und war lange Zeit das Wahrzeichen von Shinjuku. Farbe, Material und Formensprache sind ein Statement der und für die 70er Jahre. Das Gebäude ist 200m (mit Antenne) hoch und hat 43 Stockwerke. Im 42. Stock ist ein Museum, in dem ein Exemplar von Vincent van Goghs Sonnenblumen hängt. In Anime diente es quasi als Indikator, daß die Handlung in Shinjuku stattfindet (siehe City Hunter). Abgelöst wurde es durch die „Twin Tower“.
Shinjuku Sompo Building
Sompo Japan Building bei Nacht, Yoshikazu Uchida
Sompo Japan Building, Yoshikazu Uchida
Das alte Wahrzeichen von Shinjuku
Tokyo Metropolitan Government Building
Architekt: Kenzo Tange, 1988-1991, Höhe: 243,3m (Platz 4 in Japan), 48 Etagen
Das Gebäude, entworfen von Kenzo Tange, ist der neue Verwaltungssitz der Präfektur Tokyo, die vorher ihr Quartier nahe dem Bahnhof Tokyo Eki hatte. Dieses Gebäude von 1957 war auch von Kenzo Tange entworfen worden. Heute steht am alten Platz das Tokyo International Forum; ebenfalls ein Entwurf von Kenzo Tange. (Notiz: http://www.bento.com/arch/tmgo.html)
Der Gebäudekomplex besteht aus drei miteinander verbundenen Gebäuden. Die beiden Türme bilden dabei das Building 1. Das Gebäude 2 hat 37 Etagen. Es besteht aus drei in der Höhe abgestuften Einheiten (kein Foto). Das Gebäude ist von Straßen und Fußwegen auf zwei Ebenen umgeben.
Für Kenzo üblich ist die klare Struktur der Bauten mit der Betonung der Vertikalen. Das Gebäude erinnert an eine gotische Kathedrale, auch wenn Kenzo auf gotische Bauelemente verzichtet hat. Eine Ähnlichkeit zur Notre Dame Cathedrale ist nicht von der Hand zu weisen. In letzter Konsequenz war dieser Entwurf logisch. Shinjuku war das Zentrum der Bubble Economy und des Geldes. Kenzo Tange hat die Kathedrale dieser Zeit in die Mitte gesetzt. Sein Entwurf sollte die wirtschaftliche und politische Macht darstellen. Das Gebäude wurde so auch zum Größenwahn der 80er Jahre. Im Volksmund heißt das Gebäude バブルの塔 (Turm zu Babel).
Shinjuku City Hall
Tokyo Metropolitain Government Building, Kenzo Tange
Das neue Wahrzeichen von Shinjuku
Mode Gakuen Cocoon Tower
Architekt: Kenzo Tange Associates, 2008, 204m
Aber neben diesen fast schon langeweilien Entwürfen, gibt es einen Neubau, der die Blicke auf sich lenkt. Der 2008 fertig gestellt Cocoon Tower ist mit nur 204m auf Platz 17 in Tokyo. (Witzig: Ich kann mich an die Baustelle 2004 und 2006 nicht erinnern.) Der Entwurf stammt von Tange Associates, der Architektengruppe um Kenzo Tange. Das Gebäude gewann den Titel Skyscaper of the Year. Tange konnte sich in einem Wettbewerb gegeben 50 weitere Architekten durchsetzen. Die Vorgabe war: „Alles, nur nicht rechteckig.“ Das Gebäude ähnelt in Form in Höhe dem Swiss Re HQ in London. Die Gemeinsamkeiten enden dann aber auch schon. Das Gebäude ist mit blauem Glas verkleidet, das den Blick auf eine Aluminiumkonstruktion freigibt, die dem Namen Cocoon Tower seine Berechtigung gibt.
Das Gebäude beherbergt eine Modeschule. Es ist damit eines der höchsten Universitätsgebäude der Welt. Das Gebäude als Cocoon, der neue Modedesigner umgibt, bis sie reif für die weite Welt sind. Mag es dem Umstand geschuldet sein, daß der Entwurf nicht von Kenzo selbst sondern von seinem Architekturbüro stammt, Kenzo verläßt mit diesem Gebäude seine jahrelange Gewohnheit, die Senkrechten zu betonen. Der Entwurf läßt alle seine klassischen Stilelemente, die teilweise an Le Corbusier erinnerten, vermissen. Aber mit dem Bruch seiner alten Regeln bricht er auch die Konventionen des Gebäudedesign.
Cocoon at night
Mode Gakuen Cocoon Tower, Tange Associates
Mode Gakuen Cocoon Tower – Detail, Tange Associates
Universitätsgebäude Coocon Tower
NTT DoCoMo Yoyogi Buildung (links)
Architekt: Kajima Design, 2000, 270m inkl. Antenne
Das Gebäude war Teil eines Entwicklungsprojektes für die südliche Region Shinjuku und wurde zu einem Wahrzeichen der Gegend um Yoyogi. Es fällt sofort auf, da es von keinem weiteren Hochhaus umgeben ist. Es ist vielmehr umgeben vom Yoyogi Park, dem Meiji Schrein und dem Shinjuku Gyoen. Das Gebäude hat eine funktionale Dreiteilung: die unteren Etagen sind mit Restaurant und Geschäften ausgestattet. Darüber folgen 27 Etagen Büroräume von NTT DoCoMo. Das dritte Segment nimmt die obere Hälfte des Gebäudes ein. Hier ist Telekommunikationstechnik untergebracht. Trotz seiner Höhe von 240m (ohne Antenne) kommt das Gebäude auf nur 28 oberirdische Etagen.
Die abgestufte Spitze erinnnert an amerikanische Skyscraper aus dem Anfängen des 20. Jahrhunderts (Bsp. Crysler Buildung). Es nimmt dem Gebäude die Wucht, macht es filigran. Auffällig sind die frei stehenden Streben an der beginnenden Verjüngung. Es ist Zitat aus der gotischen Archtektursprache. Ebenfalls auffällig ist die 15m große Uhr, die in Richtung Shinkjuku zeigt.
NTT Docomo Yoyogi Buildung
[2010] – Tokyo Shinjuku 13
Mitsui Building und NTT DoCoMo Building
Shinjuku Mitsui Building (rechts)
Architekt: Nihon Sekkei Inc., 1974, 225m, 55 Etagen
Text folgt …
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