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Yamanote

Die Yamanote, oder kurz 山手. Nüchtern betrachtet ist es ein von dutzenden Bahnlinien in Tokyo. Der Ring ist 34,5 km lang und hat 29 Haltepunkte. Eine Rundfahrt dauert etwa 63 Minuten. Sie verbindet die wichtigesten Zentren der Metropolregion: Tokyo, Ikebukero, Shinjuku, Shibuya, Shinbashi. Jeden Tag fahren hier 667 Züge! Täglich nutzen über 4 Millionen Fahrgäste diese Bahnlinie (das schafft nicht einmal die BVG auf allen Strecken zusammen)! Diese Zahlen sind es, die die Yamanote zum Inbegriff von Tokyo machen. Wer Tokyo begreifen will, muß sie mindestens ein Mal in der der Rush Hour benutzt  haben. Ich habe es. Es ist der Wahnsinn.

Jedes Kind in Japan kennt die Yamanote. Ihr helles Grün ist ein Markenzeichen. Es gibt sogar Fanclubs; und einen Song. Den Yamanotesong. Man kann ihn benutzen um alle Stationen auswendig zu lernen (oder als Trinkspiel für Fortgeschrittene). Die Yamanote ist Tokyo. Auch ich bin ein Yamanotefan. In meinem Bilderarchiv schlummern etliche Fotos. Ich glaube, keine Bahnlinie in der Welt wird so häufig fotografiert. Auf Platz 2 kommen dann wohl der Shinkansen.

Die Yamanote offenbart auch eine japanische Eigenheit: Disziplin. Hier spielen sich Szenen ab, die in Deutschland undenkbar sind. Nur Dank dieser Disziplin schafft die Yamanote die Fahrgastzahlen. Innerhalb von 30 Sekunden tauschen ganze Züge mit 16 Waggons ihre Fahrgäste aus. Man kann eine Choreografie bewundern, die mit deutschen Egoismus undenkbar ist.

Auf der Rolltreppe heißt es „Rechts stehen, links gehen“. Wer es eilig hat, hat immer die Chance zum Überholen. Man wartet beim Einsteigen nicht vor der Tür sondern neben der Tür. Alle, die austeigen, gehen bis zur Mitte des Bahnsteiges und biegen erst dort zur Treppe ab. Keiner kommt sich ins Gehege … Nach drei Monaten Deutsche Bahn sage ich euch: Hier? In Deutschland? Undenkbar.

Über die Historie will ich nicht viel verlieren. Ihr findet einen guten Artikel bei wikipedia: wikipedia:Yamanote. Die Frage, die bleibt: Kann man mit der Yamanote die Stadt erkunden? Ja und nein. Ja, man kommt mit der Yamanote dicht an alle wichtigen Attraktionen heran. Nein, man muß trotzdem eine Menge laufen und es gibt bessere Möglichkeiten von A nach B zu kommen.

Aber hier und jetzt geht es um die Yamanote. Theotisch kann man damit eine 65-Minuten Stadtrundfahrt für 130yen bekommen. Man bucht ein Ticket bis zur nächsten Station und bleibt sitzen. Damit ist es die billigste Stadtrundfahrt der Welt. Wer an jeder Station aussteigen will, sollte eine Tageskarte kaufen.

Achtung: Nicht mit der Suica bezahlen, die rechnet jede Fahrt einzelnd ab.
Wichtig: Der JRP ist gültig.

Tokyo … 東京 … Um diesen Bahnhof herum ist das eigentliche Tokyo. Shibuya und Shinjuku sind im Prinzip andere Städte, die aufgrund des enormen Wachstums zu einer großen Stadt verschmolzen sind. Tokyo ist auch der größte Bahnhof in Japan. Mehrere verschachteelte Ebenen von Bahngleisen; nicht einfach sich hierden Durchblick zu wahren. Nur wenigen Fußminuten entfernt ist der Kaiserplast. Ein Muß, wenn man in Tokyo ist. Im Nordwesten liegt etwa 500m entfernt die Brücke Nihonbashi, die den Nullpunkt im japanischen Straßennetz bildet. Einige werden die Brücken aus Animes kennen.

Kanda … 神田 … Diese Station liegt am Westrand des alten Bürobezirkes Nihonbashi. Viel zu sehen gibt es nicht. Obwohl … In Nihonbashi gibt es ein paar Schreine, deren Besuch Glück bringen soll. Die Schreine sind klein, alt, wenig spektakulär und teilweise gut versteckt. Es Besuch lohnt sich dennoch. Zumal sich in der Mittagszeit die Straßen urplötzlich mit Büroangestellen füllen. Gleichzeitig tauchen überall mobile Stände mit Essen auf.

Tokyo und Kanda

Akihabara … 秋葉原 … Electronic Town. Hier bekommt man alles, was mit Strom läuft. Von Haushaltsgeräten über Stereoanlagen hin zu Computern und Mobiles; einfach alles. Dazu gesellen sich die Otakus und Mangafans. Den Shops, die keine Elektronik verkaufen, haben sich auf Manga und Anime spezilisiert. Manga-Fans werden als A-Boys oder Aikiba-kei bezeichnet. Dieser Stadtteil ist schräg, bunt, laut, quirlig. Von hier aus gelangt man auch zum Kanda Myojin, einem der Schreine des Tokyo Jissha. Ihm gegenüber ist der Yushima Seido. Auch die Bahnstation Ochanomizu, wo eine russisch orthodoxe Kirche steht, ist nicht weit weg.

Okachinachi … 御徒町 … Ein eher kleiner Haltepunkt. Hier beginnt eine quirlige, schmale Einkaufsstraße Ameyayokocho, die am Bahnhof Ueno endet. Auch das ist Tokyo. Witzig genug. Diese Einkaufstraße wird sogar ein Reiseführern erwähnt.

Akihabara, Okachimachi und Ueno

Ueno … 上野 … Ein wichtiger Bahnhof. Hier starten die Shinkansen nach Norden (es gibt JR East und JR West). Hier stoppt der Keisei-Liner, der Tokyo mit dem Flughafen Narita verbindet.  Für Touristen gibt hier den Ueno Park mit vielen Museen wie z.B. das Nationalmuseum. Auch einige Tempel wie der Kiyomizu Kannon, und Schreine sind hier. Die Statue Samurai mit Hund wird gerne in Manga zitiert, um auf Ueno zu verweisen. Gleich um die Ecke sind der Yushina Tenmangu und ein altes Herrenhaus im westlichen Stil. Die toursitischen Highlights Nezu Jinja und den Tempel in Asakusa muß man umsteigen. Die sind zu Fuß dann doch etwas weiter weg.

Uguisudani, Nippori, Nishinippori, Tabata … 鶯谷, 日暮里, 西日暮里, 田端 … Diese Orte zwischen Ueno und Ikebukero sagen einem nichts. Die Übersetzung erinnert an vergangene Zeiten, also Edo ein Fischerdorf war: Nachtigallental, Sonnenuntergangsdorf, Reisfeldrain. Die Wohnhäuser sind so dicht an die Schienen gebaut, daß man den Bewohnern auf den Eßtisch spucken könnte. Uguisudani ist am Nordende des Uenoparks.

Uguisudani, Nippori, Nishinippori und Tabata

Komagome … 駒込  … Auch dieser Name erinnert an alte Zeiten.Wir sind hier in Yamanote, der Oberstadt. Läuft man durch die Straßen, sieht man ein völlig anderes Tokyo als in Shinjuku oder Kanda. DieUnterstadt, Shitamachi, war für die kleinen Leute, in Yamanote wohnte der Adel. Der japanische Garten Rikugien ist in fußläufiger Entfernung; ebenso der Kyu-Furukawa-Garten. Da sie die einzige Attraktion hier sind, würde ich bei einem begrenzten Zeitfenster andere Parks vorziehen. Rikugien ist aber sicherlich etwas für eine zweite oder dritte Reise nach Tokyo.

Sugamo, Otsuka … 巣鴨, 大塚 … Zwei Haltepunkte im Häusermeer von Tokyo. Auf dem Ring bilden sie die nördlichsten Punkte. Zur Erinnerung: Der Yamanotering entstand aus der Verbindung zweier wichtiger Nord-Süd-Achsen. Die östliche Achse haben wir bereits in Tabata verlassen und uns dort vom Shinkansen verabschiedet. An der nächsten Station, Ikebukuro, erreichen wir die westliche Achse und es geht südwärts.

Ikebukuro … 池袋 … ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, aber für Touristen ohne weitere Bedeutung. Zum Shopping gibt es Shinshine City. Ein 60-stöckigier Komplex mit Shopping Mall. Das berühmte chinesische Restaurant HeiShinRo hat hier eine Filiale.Sunshine City steht auf dem Areal des ehemaligen Sugama-Gefängnisses, in dem die Klasse-A-Kriegsverbrecher inhaftiert warren. Für Mangafans gibt es hier ein Areal, das Akihabara nicht unähnlich ist. Allerdings ist es mit seinen Butler-Cafes eher etwas für Frauen und Schwule. Also Vorsicht. Ein Besuch lohnt sich, aber alleFlirtverscueh danach könnten mit dem falschen Ergebnis enden.

Komagome, Suganmo, Otsuka und Ikebukuro

Mejiro … 目白 … Wer nicht zur Gakushuin Unviversität will, kann sitzen bleiben.

Takadanobaba … 高田馬場 … Nahe am Bahnhof gibt es ein Areal, daß Korea-Town genannt wird. Hier bekommt man sehr gutes koreanisches Essen. Hot Pot. Zum Beispiel. Aber Vorsicht. Wenn die scharf auf die Karte schreiben, dann meinen die das auch. Ein weitere Sehenswürdigkeit ist die Waseda-Universität; ganz netter Campus. Der Wasedafluß fließt hinter dem Campus. Es ist der gleiche Fluß, den auch die Yamanote kurz vor dem Bahnhof gekreuzt hat. Er ist ein Geheimtip während der Kirschblüte. Der Fluß ist zwar ein ein Betonbett gepreßt, aber zu beiden Seiten stehen auf etwa 600m Kirschbäume.

Mejiro und Takadanobaba

Shin-Ōkubo … 新大久保 … Wieder so ein Haltepunkt, an dem man sitzen bleiben kann.

Shinjuku … 新宿 … Das „neue“ Zentrum von Tokyo. In den 90ern wurde hier wild gebaut. Im Wolkenkratzerareal stehen beeindruckende Bauten. Es ist der Finanzbezirk. Nachts ist hier nicht viel los. Einzig sehenswert ist das Rathaus. Der Entwurf von Kenzo Tange ist das höchste Rathaus der Welt. Der Bau wirkt gothisch und imposant. Eine Kathedrale der modernen Welt. Das Nachtleben spielt sich im Bezirk Kabukicho ab. Man kann grob sagen: Die Jugend trifft sich in Shibuya, die Erwachsenen in Kabukicho. Es ist etwas verruchter. Mehr Rotlicht, mehr Hostessenbars.

Shinjuku sollte man sich auch als einen der wichtigesten Bahnhöfe merken. Von hier fahren Züge nach Nikko und Kawagoe. Es fahren Busse zum Fuji und in die Berge nach Kuatsu Onsen. Die Chuo-Line führt von hier ins Kisotal, an den Nakasendo und sogar bis Nagoya. Denkt daran. Die Yamanote verbindet zwei Nord-Süd-Achse. Tokyo und Ueno liegen an der östlichen. Hier merke man sich Shinkansen, Kamakura, Yokohama, Airport. Shinjuku liegt an der westlichen. Hier merke man sich Nikko, Fuji, Kusatsu Onsen und Kisodani.

Shin-Okubo und Shinjuku

Yoyogi (代々木) … Die Station wird gerne übersehen. Sie liegt nur 300m enfernt von Shinjuku. Von hier aus gelangt man schnell zum Nordeingang eines Parks, der zum Meiji Jinja gehört. Theoretisch kann man hier austeigen, den Schrein besuchen und an der nächsten Station weiterfahren.

Harajuku … 原宿 … Hier aussteigen für den Meiji-Shrine, Cosplay-Bride, Yoyogi-Park und die Omotesando. Letzteres ist die Tokyo-Version der Champs-Élysées. Teure Klamotten und Cafes. Die Straße läuft der Ginza momentan den Rang ab. Nur eine Kurve entfernt ist das Epizentrum von Klamotten für die japanische Jugend, die Einkaufsstraße Takeshitadori. Cosplay-Bridge erklärt sich fast von selbst. Die Brücke wird immer sonntags zum Treffpunk von Goths, and Cosplayern und (Cyper)punks. Am Sonntag geht es im sonst beschaulichen Yoyogipark weiter. Ich nenne ihn gerne Venice Beach von Tokyo. Hier treffen sich die schrägsten Gestalten. Rockabillies, Petty Coater, Trommler, Capoera-Kämpfer und etliche Jungedbands inklusive Instrumenten. Fast schon beschaulich ist dagegen der Meiji-Schrein. Für Architekten gibt es ein paar Leckerbissen in der Omotesando und natürlich die Sportanlagen von Olympia. Ganz am Rande: Harajuku Eki ist das ältestes noch im Betrieb befindliche Bahnhofsgebäude in Tokyo. Der Holzbau stammt aus dem Jahre 1925.

Yoyogi und Harajuku

Shibuya … 渋谷 … Die Partymeile. Die Kreuzung kennt jeder. Die beiden großen Bildschirme. Es ist der Inbegriff vom modernen Tokyo. Keine Kinofilm ohne eine Referenz auf dieses Viertel. In Fast & Furious III führt ein Rennen über diese Kreuzung. Und ja, teilweise ist es fast wie im Film. Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht. Dafür Nachtleben. Ich sage nur „Love Hotel Hill“ … Ach ja, am Bahnhof steht eine Statue, die einem Hund gewidmet ist. Er ist täglich mit seinem Herrchen zum Bahnhof gelaufen, der von hier zur Arbiet fuhr. Pünktlich zu Feierabend war der Hund allein zurück am Bahnhof und hat sein Herrchen abgeholt. Die Statue zu Ehren dieser treuen Seele ist heute ein Treffpunkt für Jungendliche. Hier wartet man, mit dieser Treue des Hundes auf seinen Freund, seine Freundin.

Ebisu … 恵比寿 … Dieser Haltepunkt wurde nach der Brauerei benannt. Das Bier gehört zu den großen 4 in Japan (die anderen sind Asahi, Kirin und Sapporo), ist aber etwas teurer. Die Brauerei ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Aber es gibt hier ein kleines Museum. Nichts für die erste Reise nach Tokyo, aber definitiv etwas, wenn das Pflichtprogramm absolviert ist.

Shibuya und Ebisu

Meguro, Gotanda, Ōsaki… 目黒, 五反田, 大崎 … passiert man einfach. Hier ist nur ein weiterer Abschnitt von Tokyo mit Häusern, Straßen und viel Chaos. Einzig für das Yamanotelied sind die Namen wichtig. So kurz vor dem Ende läßt die Konzentration nach.

Meguro, Gotanda und Ōsaki

Shinagawa … 品川 … Ein imposanter Bahnhof. Er ist zudem die südlichste Shinkansenstation in Tokyo. Wir sind also zurück auf der östlichen Nord-Süd-Achse. Aber Vorsicht. Nicht jeder Shinkansen stoppt hier. In gerade noch für einen Fußmarsch akzeptabler Entfernung liegt der Sengakuji. Hier befinden sich die Gräber der 47 Ronin, gehört wegen seiner Lage aber nicht zum Pflichtprogramm der ersten Reise.

Tamachi … 田町 … Kann man überspringen. Diese Station bringt einen nach Shibaura. Interessant ist hier höchstens der Anblick der Hochhäuser, die bis an die Wasserkante der vielen Kanäle reichen. Ach ja, wer sich die Auffahrrampe der Rainbow Bridge anschauen möchte, kann hier austeigen. Es sind aber knapp 800m Fußmarsch. Einmal an der Brücke angekommen, kann man die Chance nutzen, sie zu Fuß zu überqueren. Es gibt auf beiden Seiten einen schmalen Fußweg. Ich würde den nördlichen nehmen. Alles Land, was man dort erblickt, gab es vor 50 Jahren noch nicht.

Shinagawa und Tamachi

Hamamatsuchō … 浜松町 … Hier wird es wieder spannend für Touristen. Gleich am Bahnhof steht ein Menneken Piss. Von hier startet die Monorail zum Flughafen Haneda. Von der Fußgängerbrücke im Osten hat man einen Blick auf den japanischen Garten Kyu Shiba Rikyu Teien. Der Eingang ist in der Nähe des Nordausgangs. Der Garten gehört für mich zu den Highlights in Tokyo. Selten ist das alte Tokyo so dicht am modernen Tokyo. Man sitzt an einem Teich. Ein Karpfen springt und im Hintergrund rauscht der Shinkansen vorbei. 300m westlich vom Bahnhof befindet sich der Tempel Zojoji. Einer der beiden großen buddhistischen Tempel in Toyko (der andere stehe in Asakusa). Gleich hinter dem Tempel steht der Tokyo Tower. Er ist das Wahrzeichen des alten Tokyo. Das neue Highlight ist definitiv der Sky Tree. Dennoch, ohne einen Besuch am Tokyo Tower war man nicht in Tokyo.

Shimbashi … 新橋 … Hier startet die Yurikamome, die einen über die Rainbow-Bridge nach Odaiba bringt. Es war in den 90ern das ambitionierteste Landgewinnungsprojekt. Wer regelmäßig nach Japan fährt, sollte hier vorbeischauen. Es ist unglaublich wie diese Stadt jedes Jahr weiter in die Tokyo Bay wächst. Von Shimbashi ist es ein Katzensprung nach Shiodome mit seinen Wolkenkratzern. Wohnungen, Hotels, Restaurants und Geschäfte. Unter der Autobahn hindurch gelangt man zum Hamarikyu Teien. Für mich einer der schönsten japanischen Gärten in Tokyo und definitiv Teil des Pflichtprogrammes.

Yūrakuchō … 有楽町 … Die letzte Station bevor wir wieder in Tokyo sind. Bis Tokyo sind es nicht einmal 400m. Interessant ist dieser Bahnhof für Architekturfans (mehr dazu in einem anderen Post) und für Leute, die sich das Chaos von Tokyo Eki ersparen wollen. Etwa 200m östlich, trifft man mittig auf die berühmte Shoppingstraße Ginza mit ihren Läden von Prada, Gucci und Rolex. Im Westen liegt der Hibiyakoen, der aus meiner Sicht nicht zu den Highlights zählt. Die Ginza ist am Sonntag für den Autoverkehr gesperrt und eine 8-spurige Flanniermeile. Die Geschäfte haben geöffnet.

Hamamatsucho, Shimbashi und Yurakucho

Tokyo … 東京 … Wir sind zurück.

Um die Liste zu komplettieren … Folgende Attraktionen sind etwas zu weit weg von der Yamanote, dennoch gehören sie zum Pflichtprogramm: der Tempel in Asakusa, eine Flußfahrt auf dem Sumidagawa, der Sky Tree, Roppongi Hill (Nachtleben, moderne Städteplanung und die Aussichtsplatform des Mori Tower), der Hiejinja und Nezu Jinja.

Die Yamanote hat ferner den Vorteil, daß nahezu an jedem Haltepunkt eine U-Bahn-Linie kreuzt.

Auch der Park Shinjuku Gyoen, die olympischen Sportanlagen und der japanische Garten in Iidabashi liegen nicht an der Yamanote. Hier bietet sich die Chuo an (nächster Blog).

Shinkansen: benutzen und genießen (Teil 2)

Im Zug …

Sitze im Zug: Die Sitze sind durchnummeriert wie im Flugzeug. Abhängig vom Zugtyp sind 2 oder 3 Sitze in einer Reihe. Alle Sitze sind dabei  in Fahrtrichtung ausgerichtet. Am Endbahnhof werden alle Sitze automatisch gedreht. Man kann auch manuell drehen, um eine 4er- oder 6er-Gruppe zu erstellen. In diesem Fall gibt allerdings keinen Tisch.

Selbst in der Economy-Klasse sind die Sitzreihen ausreichen weit voneinander entfernt (u.a. wegen der Sitzdrehung). Jeder Sitz hat einen Klapptisch. In modernen Zügen gibt es eine Steckdose. Jede Reihe hat in der Regel ein eigenes Fenster (wieder: wie im Flugzeug).

Fahrkartenkontrolle: Der Schaffner betritt das Abteil, verbeugt sich und bittet freundlich darum, die Fahrkarten inspizieren zu dürfen. In Wagen mit Sitzplatzreservierung wird diese kontrolliert.

JRP-Nutzer haben es einfach. Sie zeigen ihren JRP und die Reservierung. Der JRP erhält einen Stempel. Diese kann man sammlen. Ein ungewöhnliches Souvenir, aber irgendwie cool.

Sitzt man ohne Reservierung auf einem Sitz im „reserved car“, gibt es zwei Handlungsoptionen. Man entschuldigt sich und tut so als hätte man sich im Wagen geirrt (klappt plausibel nur an der Grenze zum „non-reserved car“) und wechselt den Sitz, oder (und das ist wirklich möglich) der Schaffner fragt, ob er den Sitz buchen soll. Ist der Sitz noch nicht vergeben, stellt er eine Sitzkarte aus und bucht den Sitz. Keine Extrakosten. Kein Zickenkrieg.

Saftschubse: OK, das war „disrespectful“. Wie im Flugzeug kommen regelmäßig Stewardessen vorbei und offerien Essen und Getränke. Es ist, wie in Deutschland, teuer, aber irgendwie cool. Man kann Bento kaufen (wenn man dies nicht schon am Bahnhof gemacht hat).

Anzeige und Ansage im Zug: Über jeder Tür gibt es eine Anzeige. Abwechseld und Japanisch und Englisch werden Zugname, Zugnummer, Endbahnhof, Stops bis dort und der nächste Stop angezeigt.

Vor Ankunft erfolgt eine Ansage; eingeleitet durch einen Jingle. Ich vermisse diese Jingles. Verschiedene Zugtypen haben unterschiedliche Melodien. nach Abfahrt erfolgt ebenfalls eine Ansage mit Zugname und -nummer, sowie Zielbahnhof und Zwischenstops. Es ist sehr komfortabel. Die Ansage kommt vom Band. Sie ist leicht verständlich. Nicht das Genuschel der DB.

(Und ja… Ich saß wirklich in einem Nozomi (Nr. 46). Es ist teuer. Aber drinnen genauso wie andere Shinkansen. 2014 war ich spät auf dem Weg nach Hakone. Ich hatte Angst den letzten Zug nach Hakone zu verfehlen und hab deshalb einen obzönen Betrag von meiner Kreditkarte abgehobelt. Der JRP ist ja ungültig.)

Tokyo Subway

Der einfachste, um in Tokyo von A nach B zu kommen, ist die U-Bahn. Tokyo hat 13 Linien und eine Streckennetz von über 300km. 4 werden von der Stadt betrieben. Die anderen 9 Bahnlinien werden von privaten Gesellschaften betrieben, z.B. Toei. Diese 9 Gesellschaften betreiben täglich 5400 Züge !!! Dies erlaubt einen Takt von 3 Minuten in der Rush Hour.

In Japan gibt es 9 Städte mit einem U-Bahn-System: Tokyo, Kyoto, Oosaka, Saporro, Nagoya, Yokohama, Fukuoka, Sendai (ja, eine Stadt fehlt). Täglich nutzen 13 Millionen Menschen die U-Bahn in Japan und gefühlt die Hälfte davon alleine in Tokyo. Alleine die Station Ikebukuro hat am Tag 500.000 Passagiere. Hier kreuzen 3. U-Bahlinien.

Die Preise sind entfernungsabhängig und beginnen bei 160 yen. Wie auch bei Zügen kann man am Zielbahnhof nachbezahlen, wenn man einen zu geringen Fahrtarif gewählt hat.

Ein Problem sollte man jedoch berücksichtigen. Die 13 U-Bahnlinien werden von verschiedenen Gesellschaften betrieben. Es kann daher passieren, dass man bei Wechsel der Bahnlinie eine neue Fahrkarte benötigt. Ich für meinen Teil verwende die Suica. Aber vorsicht: Es kann bei vielen Einzelfahrten viel teurer werden als eine Tageskarte, die alle Gesellschaften abdeckt.

Geschichte

Der Start der U-Bahn in Tokyo war im Jahr 1925 mit der Ginza-Linie. Sie reichte von Asakusa nach Ueno. 12 Jahre und 13 km später reichte die Linie bis Shibuya. Wenn ihr mit der Ginza-Linie fahrt, nutzt den ersten oder letzten Waggon. Dann habt ihr Blick auf den Tunnel. Er ist seit seiner Erstellung vor 90 Jahren unverändert.

Das Streckennetz

Das Streckennetz in Tokyo ist sehr dicht. Die Bahnlinen bilden ein Netz. Innerhalb des Yamanoterings kreuzen sich Linien etwa alle 2-3 Stationen. Im Schnitt kann man an jeder zweiten Station der Yamanote in eine U-Bahnlinie wechseln.

Eine Linie sollte man sich merken; nicht weil es die älteste ist, sondern, weil sie ein paar wichtige Orte verbindet: Ginza-Line. Sie verbindet Asakusa mit Shibuya. Am dem Weg stoppt sie nahe Ueno, Tokyoeki, Ginza.

U-Bahn und Locals

Locals sind Züge im Nahverkehr. Sie sind vergleichbar mit den Regionalbahnen in Deutschland (Rapids-Züge und Ltd. Express-Züge können als Regionalexpress angesehen werden). Eine Besonderheit der U-Bahn, dass sie fließend in das Netz der Locals übergehen. Viele U-Bahnen erreichen ihre Endstation, welchseln dort aber nur die Bezeichnung und ggf. die benötigte Fahrkarte und setzen ihre Fahrt nach fort.

Stromversorgung

Die Stromversorgung vieler U-Bahnlinien erfolgt über ein dritte Schiene, die den Zug mit Starkstrom versorgt. Andere U-Bahnlinien benutzen Oberleitungen. Dies sind die Züge, die als Locals weiterfahren und außerhalb der Tunnel die Oberleitungen der Bahnlinien benutzen.

Waggons

Die Waggons haben in der Regel 5 Türen auf beiden Seiten. Am Anfang und Ende ist der Fahrstand. Hier sind zusätzliche Türen für den Notfall.

Im Zug, über jeder Tür, ist eine Anzeige. die den nächsten Bahnhof anzeigt, sowie ein Hinweis auf welcher Seite die Türen öffnen. In modernen Zügen ist diese Anzeige ein TFT-Display das weiter Informationen über die Lage der Rolltreppen, Verspätungen, und Warnhinweise liefert; inklusive Werbung.

Eine ungeschriebene Regel ist, dass man in Zügen nicht laut telefoniert und sich auch sonst angepasst verhält. Viele Japaner nutzen ihr Mobiltelefon, aber immer nur zum Videogucken oder Nachrichtenschreiben. Telefoniert wird selten und wenn dan leise hinter vorgehaltener Hand. Und ja, die meisten U-Bahnstrecken haben einen durchgehenden UMTS-Empfang.

Vorsicht: In den teilweise übervollen Zügen gab und gibt es immer wieder Übergriffe von Grabschern auf Frauen. Daher wurden „women only“-Waggons eingerichtet. Ihre Position ist auf den Plattformen gekennzeichnet. Auch wenn sich nicht alle an die Regel halten, sollten Männer versuchen, diese Waggons nicht zu nutzen. Touristen begegnet man in Japan mit viel Rücksicht, aber ausnutzen oder überreizen sollte man es nicht.

Ansagen

Die Ansagen in der U-Bahn sind in der Regel Japanisch und Englisch. Während der Fahrt erfolgt ein Hinweis auf die nächste Station. Es werde auch alle Umsteigemöglichkeiten genannt. Kurz vor der Ankunft wird der Stationsname genannt sowie die Seite, auf der die Tür öffnen wird. Oft folgen Ratschläge wie „Vorsicht, zwischen Waggon und Bahnsteig ist eine Lücke. Stolpern sie nicht.“ An Regentagen erfolgt gerne der Hinweis, dass man seinen Regenschirm beim Austeigen nicht vergessen soll.

Unter-/Überirisch

Shibuya liegt in einem Tal. Und so verlässt die U-Bahn kurz vor dem Bahnhof das Tunnelsystem endet oberhalb der Straßen im Bahnhof Shibuyaeki.

https://www.youtube.com/watch?v=lU1kGrqPVM4&nohtml5=False

Die Station

Der einfachste, um in Tokyo von A nach B zu kommen, ist die U-Bahn. Es ist aber nicht unbedingt der schnellste. Grund ist das Netzwerk von Gängen, die einen vom Straßenlevel zum Bahnsteig führen. Schnell kommen da ein paar hundert Meter zusammen.

U-Bahnstationen sind ähnlich aufgebaut wie Bahnstationen. Es gibt eine Schranke am Eingang und Ausgang. Es gibt Bezahlmaschinen. Aber dies Thema für einen anderen Blog.

Der Eingang zu einer U-Bahnstation beginnt in den meisten Fällen mit einer Stufe aufwärts. Diese soll vermeiden, dass bei Taifun oder starken Regenfällen Wasser  in die Station fließt. Besonders gefährdete Eingänge besitzen Schienen für Flutsperren. Am Eingang ist eine Markierung für die Höhe des Eingangs über Normalnull.

Viele Wege führen nach Rom und viele Eingänge zum Banhsteig. Teilweise sind mehrere hundert Meter zwischen den verschiedenen Eingängen. Den richtigen Eingang oder besser Ausgang finden ist wesentlich, um gut von A nach B zu kommen. Die Ausgänge sind gruppiert in nummeriert. Ein Karte in der U-Bahnstation hilft bei der Orientierung.

Moderne U-Bahnstationen haben Barrieren, ähnlich wie die Absprerrungen in Freizeitparks. Sie sollen verhindern, dass jemand (absichtlich) auf die Gleise fällt. Teilweise ist der Bahnsteig vollständig gegenüber den Gleisen/Tunneln abgeschottet. Dies soll den starken Wind im Banhhof verhindern, den die Züge sonst erzeugen, wenn sie durch die Tunnel fahren.

Der Bahnsteig (allgemein)

Wie bei Zügen ist der Haltepunkt und damit die Position der Türen genau definiert. Jeder Waggon hat in der Regel 5 Türen. Die genaue Postion ist auf dem Bahnsteig markiert. Die erleichtert und beschleunigt das Ein- und Aussteigen.

Es gilt: Erst Aussteigen, dann Einsteigen. Eigentlich logisch. (Hier in Deutschland gibt es genug Spacken, die das nie kapieren werden.) Die zweite Regel lautet: Wer aussteigt geht geradeaus bis zur Mitte des Bahnsteigs und biegt erst dann ab. Wer einsteigt wartet seitlich der Türen. (Auch dieses Prinzip würde an gelebter deutscher Arroganz scheitern.) Derart optimiert können ganze Züge innerhalb von einer halben Minute die Fahrgäste durchtauschen.

Für Rolltreppen gilt: Rechts stehen und links gehen. In Osaka werden dabei auch gerne mal die Seiten getauscht. Macht es einfach wie die anderen.  Dies ist noch so ein Verhalten, von dem sich Deutsche die ein oder andere Scheibe abschneiden könnte. Man wie es hierzulande hasse, wenn Leute im Weg stehen und auch nicht auf Aufforderung etwas Platz machen.

Während der Rush Hour kann es sehr voll werden. Bedienstete stoppen dann Leute noch vor den Treppen zum Bahnsteig. Andere stopfen die Leute in Zug. Ja, es gibt sie. Angestellte mit weißen Handschuhen, die die Leute in den Zug stopfen, damit die Türen schließen. Sie haben absolute Autorität. Diskussionen sollte man unterlassen. — Die Rush Hour ist als keine gute Idee, um mit großem Reisegepäck unterwegs zu sein.

Persönliche Note: Ich habe in den letzten Absätzen sehr viel negatives über Deutschland gesagt. Ich nehme nichts davon zurück!! Wer einmal erlebt hat, wie koordiniert und schön Bahnreisen in Japan sind, kann nicht zurück. Das Verhalten hierzulande, auf der Rolltreppe, auf dem Bahnsteig, im Zug, all das kotzt einen an. Man ist noch nicht ganz aus dem Urlaub zurück zu Hause und wünscht sich schon zurück nach Japan. Bereits am Flughafen spürt man diesen Egoismus und diese Arroganz. Pünktliche und saubere Züge, freundliches Personal, funktionierende Toiletten und funktionierende Klimaanlagen! In Japan eine Selbstverständlichkeit. Und hier? …

Ein Grund für mich, die Deutsche Bahn wann immer es geht zu meiden. Die können es einfach nicht. Und leider hat sich seit 2004 aus meiner Sicht nichts geändert. Und es ist auch ein Tip für Touristen, die Deutschland besuchen: Versucht die DB zu meiden. Man lästert gerne über British Rail. DB ist keinen Stück besser.

Feuerwehr in Japan — TFD

Das Tokyo Fire Department ist die größte Feuerwehr der Welt. Warum?

(1) In den 23 Bezirken, die Tokyo hat, leben nur (!) 10 Millionen Einwohner, die Metropolregion kommt Tokyo kommt auf 35 Millionen. Das ist jeder fünfte Japaner (*). Die Feuerwehr ist entsprechend gut ausgerüstet.

Zum Vergleich: In Deuschland müßten 20 Millionen Menschen in München leben, um auf die gleiche Größenordnnung zu kommen!

(2) Hinzu kommt, daß Japan ein Land ist, in dem alle Naturkatastrophen vorkommen: Vulkane, Erdbeben, Tsunamies, Taifune. In Japan gibt es über 35 aktive Vulkane. Keiner stellt eine akute Bedrohung dar, aber wann es knallt, weiß halt keiner. Erdbeben sind an der Tagesordnung. Die offizielle Internetseite der JMA meldet jeden Tag eta 10 seismische Ereignisse. Ich habe bisher bei jedem Urlaub ein Erdbeben gespürt. Wie verherend ein Tsunami sein kann, hat die Welt 2011 erfahren. Da brauche ich nicht viel erzählen. Und wer sich über Orkanböen im Winter sorgt, sollte einen Taifun mitmachen. Windstärke 12 ist Standard, das sind 120 km/h und mehr. So ein Taifun kommt auch gerne mal auf 200 km/h (wäre dann wohl Windstärke 20). Da bleibt nichts stehen. Die Regenfälle sind enorm. 2011 hat es die Hälfte der Tokyo U-Bahn geflutet. In den Nachrichten liest man dann schon mal 400 mm Regen (das sind 400 Liter pro Quadratmeter!) in einer Nacht.

Zum Vergleich: In Hamburg fallen eta 750mm im ganzen Jahr!

(3) Und man darf nicht vergessen, daß es in Japan kein THW gibt. Diese Aufgaben fallen in den Bereich der Feuerwehr. Wenn man das alles berücksichtigt, ist das Löschen von Feuer nur eine kleine von vielen Aufgaben.

Der Fuhrparkt des Tokyo Fire Department kann sich sehen lassen:

  • 488 Pumper (etwa wie ein LF oder HLF)
  • 27 Rescue Trucks (so ein Art LF mit erweitertem Hilfeleistungssatz)
  • 231 RTW (dabe sind auch Sanitätsbusse und mobile Krankenhäuser)
  • 48 Chemical Trucks (Spezialausrüstung für den ABC-Einsatz)
  • 86 Drehleitern und Teleskopmaste
  • 93 Command Units (irgendetwas zwischen ELW und MTW)
  • 9 Löschboote
  • 6 Helikopter
  • 20 Motorräder

Ein interessantes Konzept sind die Motorräder. Sie haben eine Art Rucksack-Löschgerät an Bord. Es ist ein Mini-HDL mit grob 10 Litern Wasser. Der Druck wird durch eine PA-Flasche mit 300bar bereitgestellt. Für PKW-Brände auf den Straßen mit Dauerstau echt ideal. Die Motorräder sind Enduros. Sie sind damit geländegängig und kommen auch voran, wenn nach einem Erdbeben die Straßen nicht mehr ganz die Besten sind.

Einsatzstatistik

Auch das sind andere Größenordnungen. Hier die Zahlen für 2011.

  • 5.762 Feuer (davon 3731 Gebäudebrände)
  • 22.139 Hilfeleistungen (15317 Baustellenunfälle, 4720 Verkehrsunfälle)
  • 6.360 ABC-Einsätze
  • 653.260 Rettungseinsätze (407.260 Krankheit, 67.799 Verkehrsunfälle)

weiter mit Löschwasser in Tokyo …

Feuerwehr in Japan – Löschwasser in Tokyo

Ich habe mich immer über die fest angekuppelt Saugleitung an den Fahrzeugen gewundert. Jetzt weiß ich warum sie da ist: Die Löschwasserversorgung in Tokyo läuft nur zu einem Teil über ein Hydrantennetz. In der gesamten Metropole gibt es hunderte unterirdische Löschwasserzisternen; große Löschwassertanks mit bis zu 80.000 Litern Löschwasser.

Im Brandfall wird einfach der Schachtdeckel geöffnet. Die Saugelänge hineingeworfen und die Wasserversorgung ist hergestellt. (Wie das Bild beweist, wird das Prinzip nicht nur in Tokyo angewendet.)

Auch der Grund für die Zisternen ist schnell gefunden: Japan ist ein Land, in der immer wieder große Erdbeben auftreten. Ein Hydrantennetz ist davon abhängig, daß es unbeschädigt ist und das Wasserwerk den notwendigen aufgebaut hat, also funktioniert. Ein Zustand, der nach einem Erdbeben nicht garantiert werden kann. Sicherlich werden auch Zisternen beschädigt. Die meisten von ihnen sind aber wie ein Bunker gebaut und halten Beben der Stärke 8 stand.

Zisternen in Tokyo

Die Stadt schreibt vor, daß in einem Areal von 250x250m mindestens eine Zisterne mit 40.000 Litern Löschwasser vorhanden sein muß. Ersatzweise kann ein Fluß genommen werden. Der Fluß Kanda hat mehrere Sperrwerke, die nicht nur als Hochwasserschutz dienen, sondern auch verwendet werden können, um die Fluß zu stauen, falls man Löschwasser benötigt. Ein der größeten Zisternen wurde nahe des Flusses Kanda gebaut. Sie bevorratet knapp 500.000 Liter Wasser.

Super Pumper Complex

Das ist ein Zug aus drei Fahrzeugen: Ein Tanker, ein Super Pumper und ein Hose Layer. In Deutschland würde man sagen: ein TLF, ein riesiger Wassertank und ein SW 2000. Die Zahlen sind nur etwas größer. Der Tankwagen ist wie ein kleine Heizöl-LKW und hat etwa 10.000 Liter Wasser an Bord. Das reicht für nicht einmal 3 Minuten. Der Pumper hat eine Pumpenleistung von 4000 l/min bei 8 bar. Der SW transporiert 2000m Schlauchmaterial, aber nicht B mit nur 75mm Durchmesser. Japan hat, ich nennen es Mal, Super-A. 150mm Druchmesser.

Randnotiz

Die Öffentlichkeit ist seit Jahrhunderten zur Vorsicht geschult. Müll wird heute noch nach „brennbar“ und „nicht brennbar“ sortiert. Vor alten Tempeln stehen Eimer mit Löschwassern. 2012 bin ich in Kyoto eine Straße entlang gelaufen, in der vor jeder Haustür ein Eimer mit Wasser stand. Keiner würde dieses Wasser zweckendfremden oder den Eimer aus Langeweile umwerfen.

In ganz Tokyo stehen Feuerlöscher am Straßenrand, teilweise in kleine Säulen versteckt, deren Inhalt sich erschließt, wenn man die Schriftzeichen lesen kann. Auch diese Feuerlöscher sind frei zugänglich, nicht alarmgesichert und werden trotztdem nicht von jugendlichen zerstört oder aus Spaß geleert. Stellt euch so ein vorbildliches Benehmen mal in Deutschland vor.

Die japanische Jungend sind sicherlich keine Engel vor dem Herrn. Die bauen auch Scheiße und geraten mit der Polizei aneinander. Ich vermute aber, daß beim Thema Brandschutz selbst bei den größten Rabauken eine rote Linie überschritten wird. Vielleicht liegt es daran, daß durch die ständige Gefahr eines Erdbebens jeder im Hinterkopf gespeichert hat, daß im Fall der Fälle dieser blöde Feuerlöscher einem den Arsch retten kann.

Hierzu zum Abschluß noch eine Zahl: Nach dem Erdbeben in Kobe 1995 wurde 7.900 Menschen durch die Feuerwehr gerettet, 27.100 von ihren Nachbarn. Das ist ein Verhältnis von 3:1 zugunsten des Nachbarn.