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Asahi oder Kirin ?

Die Japaner sind stolz auf ihr Bier. Es liegt wohl daran, daß die großen Brauereien damals von deutschen Braumeistern errichtet wurden. Als sich Japan dem Westen öffnete begann eine Enge Freundschaft zum Kaiserreich. Wenn man in einer Kneipe als Deutscher identifiziert wird, wird man sofort gefragt, wie einem das japanische Bier schmeckt. Deutsches Bier ist die Referenzmarke, an der sich Japan mißt.

Die Biertheke

Es gibt vier große, überall erhältliche Biermarken: Asahi, Kirin, Sapporo und Yebisu. Daneben gibt es noch lokale Brauereien. Bleiben wir aber erst mal bei den großen. Die Versorgung mit Bier erfolgt über Getränkeautomaten und Combini (Convenient Stores wie 7-eleven oder am-pm). Hier können die klassischen Dosen 0,33 und 0,5 erworben werden. Aber ich sage es gleich: Ganz Japan hat bei Bier gefühlte Tankstellenpreise.

Asahi, Kirin, Sapporo

In erster Linie bekommt man Lager. Das sind etwas vereinfacht ausgedrückt Pils-Biere. Lager heißen sie, da haltbar (lagerfähig) gemacht wurden. Sie sind aber mit wenigr Hopfen ausgestatttet als ein richtiges Pils.

Geschmacklich schmecken die 4 Sorten wie typische Industriebiere. Guter oberer Durchschnitt. Bei den Leuten gibt es eine Asahi-Fraktion und eine Kirin-Fraktion. Das ist jetzt aber keine lebenswichtige Entscheidung. Yebisu hat den Ruf etwas besser zu sein. Es ist auch gleich etwas teurer. Der Yamanote-Haltepunkt Ebisu geht auf den Namen der Brauerei zurück. Die Brauerei war zuerst da. Der Bahnhof wurde nach der Brauerei benannt.

Bier

Neben Lager haben die Japaner aber auch andere Sorten im Programm. Das Kirin Stout ist sehr lecker. Der Malzgeschmack liegt zwischen Guinness und Murphys. Stout läuft auch unter dem Namen Schwarzbier (Kuro Biru, siehe Kanji auf der Dose).

In Oosaka steht das Kirin Plaza. Das Gebäude ist mir das erste mal in einem Buch über japanische Architektur aufgefallen. In Wahrheit ist es kleiner als auf dem Foto. Es gibt eine Bar und ein Restaurant. In der Bar gab es 2004 eine Bonuskarte. Wer die 5 verschiedenen Sorten Bier bestellt hat, bekommt ein Bier gratis. Ich kriege die Sorten gerade nicht zusammen. Lager und Stout waren dabei.

Andere Dosengrößen

Japaner übertreiben gerne. So auch bei Bierdosen. Das geht ungefähr so. Man schaut in den Kühlschrank eines 7-eleven und entscheidet sich für die kleine Dose mit NUR 1000ml. Spätestens dann sollte man auf die große Dose schauen. Es gibt aber auch Flaschen; mit Griff. Was mir in meiner Sammlung noch fehlt ist diese Dose, die aussieht wie eine Dose Terpentin mit Griff.

Sondergrößen

Der Hintergrund ist schnell erklärt. Der Japaner trinkt gerne in geselliger Runde. Anders als in Deutschland gehört dazu, daß man sich gegenseitig das Bier einschenkt. Dazu wird auch immer eine ganze Runde bestellt. Sich einzelnd ein Bier nachordern oder sich selbst etwas einschenken, gilt als egoistisch.

Sapporo (Classic)

Die Sorte Sapporo Classic gibt es nur in Hokkaido. Wer dort ist, sollte mindestens eine Dose trinken (sonst war man nicht auf Hokkaido). Es schmeckt jetzt nicht großartig anders, aber egal. Im Sapporo Bier Museum wird ferner die Sorte Edelpils ausgeschenkt,die auf einem alten deutschen Rezept basiert.

Die Standardbiere und ihre Sonderformen

„Lucky Yebisu“

Wer den alten Brauereistandort von Yebisu in Tokyo besucht, wird dort keine Brauerei finden. Die steht schon lange woanders. Es gibt dort nur ein Museum. In dem Museum erfährt man, daß man den Hopfen aus Deutschland (Bayern) importiert. Und man erfährt vom Lucky Ebisu. Yebisu ist eine Figur aus der japansichen Mythenwelt. Auf der Dose ist er beim Angeln abgebildet. Hinter ihm stehen zwei Körbe. Und man sieht einen gefangenen Fisch. Es soll, so habe ich erfahren, eine kleine Stückzahl Dosen geben, auf denen der Ebisu zwei Fische gefangen hat.

Yebisu Gallery

Die weiße Dose ist das normale Ebisu. Die goldene Dose ist „Malt Beer“. Das ist jetzt kein Malzbier, sondern meint Schwarzbier. Erwartet also einen malzigen Geschmack wie bei Köstritzer. Im Bild seht ihr noch eine blaue Dose mit dem Aufdruck „Asuka Cruise“. Diese Abfüllung bekommt man nur auf den Schiffen.

Kleine Brauereien

Der Markt wird von den Sorten Asahi und Kirin dominiert. Gefühlt haben die beiden zusammen 70% Markanteil. Weitere 28% teilen sich Sapporo und Yebisu. Das ist schlimmer als bei uns die Dominanz von Warteiner, Becks und Co. Wer jedoch mit offenen Augen durch Japan reist finder viele kleine Brauereien. Dieses Bier verdient den Namen „lokales Bier“, denn es wird meist nur in der Brauerei und maximal im Nachbarort verkauft.

Ich habe in Otaru so eine Lokalbrauerei gefunden, die kitschig bayrisch ist. Inklusive Brezeln und Haribo. Die Hütte ist so eine Art Brauberger,  also Brauerei mit Ausschank. Der Kessel stammt aus Bamberg: „Sudhaus-Anlage geliefert von Kaspar Schulz Brauereimaschinenfabrik, Bamberg“. Das Bier ist sehr lecker.

Etwas edler ist die Brauerei am Fuji, die F.H.B (Fujizakura Heights Beer). Dort kann man das Rauch kaufen. Ein Bier, das rauchig schmeckt; so wie die Whiskys aus Islay. Das ist definitiv nicht jedermans Sache. Auch ich mußte mich die ersten zwei Schluck daran gewöhnen. Probieren sollten man es aber, und wenn nur wegen seiner Eizigartigkeit ist.

In Sounkyo Onsen gab es ein lokales Bier, das geschmacklich ein wenig an Berliner Weisse erinnerte; es war ein wenig säuerlich und sehr erfrischend. In Amanohashidate ist mir ein Kölsch (mit ö) über den Weg gelaufen.

Sake – Bier oder Wein – Teil II

Kommen wir zurück zur Trinktemperatur. Es gibt keine. Es hängt alleine vom Sake ab. Kalt trinkt man Sake um die 10 Grad. Heißen Sake um die 45-50 Grad. Dies ist nicht zu kombinieren mit heißen Quellen, die eine Wassertemperatur von 42-45 Grad haben. Beides Zusammen ist ein nicht zu unterschätzende Kombination. Glaubt mir! Ich habe den Selbstversuch hinter mir. Generell kann man sagen: Billigen Sake heiß trinken, teuren kalt. Durch die hohe Temperatur gehen viele Aromen der teuren Sake einfach unter, sodaß es rausgeworfenes Geld ist. Heißer Sake ist eher für kalte Wintertage. Hierzulande würde man Grog trinken. Die Japaner nennen das dann „sich einen heißen Stein auf den Magen legen“; sprich: wärmt gut durch.

In Japan gibt es Sake in allen verschiedenen Packungsgrößen. Große Flaschen für ein Treffen mit Freunden haben so um die 2 Liter. Teurere Sake kommen auch in der 1-Liter und Halbliter-Version daher. Den billigen Sake bekommt man wie eine Dose Paderborner hierzulande in jedem 7-11 in einem Einwegglas. Die Menge ist dann 1 Go, das sind 0,18 Liter. Das Go ist die Menge, die in die kleinen rechteckigen Holzgefäße paßt, aus denen man trinkt. Die Gefäße heißen Masu.

Wenn man Sake in Flaschen kauft gibt es noch trübe Varianten, sowie Varianten die schnell verderben, da sie nicht pasteurisiert wurden. Im Winter kann man zudem heißen Ama-sake kaufen. Das ist eine Mischung aus Sake, Zucker und Reise … glaube ich.

Kleiner Tip. Wenn ihr eine japanischen Garten an einem heißen Sommertag besucht, nehmt so ein Glas mit und genießt die Aussicht. Ich sage nur private Sakana. Diese Einweggläser haben zwar den Ruf von Obdachlosen-Sake, aber das kann einem als Tourist egal sein. Der Vorteil ist die Menge. Viel mehr als 1 Go sollte man an heißen Tagen nicht trinken. Das geht sonst in die Birne.

Das Kanji

Das Kanji für Sake ist 酒. Auch das ist nur halb richtig. In Japan verwendet man dieses Zeichen allgemein für alkoholische Getränke. Wenn man speziell nach Sake fragt, sollte man den Begriff Nihonshu (日本酒 = japanischer Alkohol) verwenden, damit es keine Verwechselungen gibt.

Eine weitere Fußangel ist Lachs. Der heißt im japanischem auch Sake, hat nur ein anderes Schriftzeichen. Hier ist die Betonung wichtig: Fisch erste Silbe, Getränk zweite Silbe. Einfacher wird es durch das Höflichkeits-O. Es gibt Worte, denen dieses O vorangestellt werden kann. O-Sake meint definitiv das Getränk. (Ein zweites Wort wäre O-Hashi, die Eßstäbchen. Denn Hashi, mit einem anderen Kanji geschrieben, bedeutet auch Brücke. Japanisch ist voll von Worten, die gleich klingen und nur am Schriftzeichen unterschieden werden können).

居酒屋 – Izakaya

Das Izakaya ist die japanische Kneipe. Die Kanjis verrraten es: 居酒屋. Frei übersetzt eine Sake-Geschäft mit Sitzgelegenheit. Meist sind Izakaya japanisch gehalten. Man sitzt auf dem Fußboden. Aber es gibt auch Tische. Der Japaner ist da flexibel. Aber zu diesem Thema wird es beizeiten einen eigenen Artikel geben.

焼酎 – Shochu

Und dann gibt es da noch Shochu. Soweit ich weiß wird es erst wie Sake mit der Hilfe von Koji gebraut, der anschließend durch einen Destillationsprozeß geschickt. Es ist der Schnaps zum Sake (Korn ist prinzipiell auch nur Bier ohne Hopfen, das destilliert wurde.) Shochu muß aber nicht zwingend aus Reis hergestellt werden. Süßkartoffel sind auch eine gängige Basis; daher auch die Bezeichnung „japanischer Wodka“. Auch Gerste ist möglich, Soba und Kastanien sind seltener.

Der Geschmack ist schwer zu beschreiben und hängt natürlich vom Ausgangsstoff ab. Ich mag es. Ich habe immer eine Flasche Zuhause. Wer Sake nicht mag, sollte trotzdem einmal Shochu probieren. Die meisten stört am Sake der „Sakegeschmack“. Klingt doof, aber anders läßt es sich nicht beschreiben. Durch den Koji-Pilz geht Shochu in die gleiche Richtung, ist aber trotzdem anders; teilweise ist durch die Destillation der Geschmack nicht so intensiv.

焼 酎乙類 (Shochu otsurui) und 本格焼酎 (honkaku Shochu) ist das, was man als „echten“ Shochu kauft. 焼酎甲類 (Shochukorui) ist zweifach gebrannt und wird nur für Mischgetränke genommen. Er ist nahezu geschmacksneutral. Das Fiese an dem Zeug ist die Kombination aus Alkoholgehalt (der kommt gerne mal auf 30-40%), Geschmack (kann ganz allgemein als weich beschrieben werden) und die Größe der Gläser (einige Izakaya servieren 1 go = 18cl). Man kann also ohne problem 5 „Doppelte“ in kurzer Zeit trinken und ordert nach. Also Vorsicht.

Echter Shochu ist ein „alte-Leute“-Getränk, aber man damit kann punkten. Man ist halt nicht der Gaijin der Sake mit Sushi kombiniert und sonst nur Sayonara und Samurai in seinem Vokabular hat.

Chu-Hi

Das bekannteste Mischgetränk ist Chuhai. Es ist sozusagen der japanische Alcopop. Teilweise grausam süßes Zeug. Tut euch das nicht an. Gebt ein paar Euro mehr aus und trinkt den echten.

Hier ein paar zusätzliche Informationen zum Thema Sake, die ich noch nicht wegsortiert habe:

Brown Sake: Der Sake wird gelagert. Dabei karamelisiert der Zucker und erzeugt eine braune Farbe. Die Farbe und die Glasgröße erinnern einen an Whisky oder Cognac, aber es ist weiterhin Sake; sollte man vor dem ersten Schluck beachten, sonst sind die Geschmacksnerven irritiert.

Crude Sake: Vom technischen Stand her ist es sowas wie Federweißer. Der Sake ist noch nicht vollständig vergören. In der Flasche befindet sich sogar Reis. Die Gärung läuft in der Flasche weiter. Der Deckel hat daher ein Loch oder ist nicht komplett zugedreht. Also Vorsicht beim Transport. Zudem ist Kohlensäure im Sake.

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Sake – Bier oder Wein

Sake, japanischer Reisewein, wird heiß getrunken und paßt hervorragend zu Sushi. Total FALSCH. (1) Sake kann man sowohl heiß als auch kalt trinken. Das hängt von der Qualität und der Situation ab. (2) Sake ist technisch gesehen kein Wein, sonder eine Art Bier. Sake wird gebraut. (3) Und, typischer Ausländerfehler, Sake und Sushi passsen geschmacklich für Japaner nicht unbedingt zusammen. Das wäre wie ein Stück Torte mit Schlagsahne und dazu ein Bier. Man kann es machen, muss aber nicht.

In Japan wird um Sake ein viel Wirbel gemacht. Das ist auch kulturell bedingt. Sake ist eine der Opfergaben im Shinto. Sake hat damit eine Sonderfunktion und war lange Zeit das einzige alkoholhaltige Getränk. Heute wird Sake oft nach wichtigen Geschäftsabschlüssen getrunken, so wie hierzulande ein guter Whiskey.

Sakana: nennt der Japaner Momente in denen zusammen paßt: die Aussicht, ein Feuerwerk, Sake vielleicht auch noch ein paar hübsche Frauen. Ein zweites geflügeltes Wort gibt es für heißen Sake im Winter. Der Japaner nennt das „sich einen heißen Stein auf den Bauch legen“.

Small bottles of sake

Ist Sake nun Wein oder Bier? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Genau wie beim Katana. Das ist auch kein Schwert (per Definition beidseitig geschliffen und gerade), aber es ist auch kein Säbel. Wein wird aus Wintrauben (Früchten) hergstellt. Der enthaltene Zucker wird bei der Gärung in Alkohol umgewandelt. Bier hingegen wird aus Gerste oder Weizen hergestellt. Hier ist es notwendig, die im Getreide enthaltene Stärke vor der Gärung in Zucker umzuwandeln. (Läßt man den Hopfen weg und schickt das Ergebnis durch eine Destille, dann bekommt man Korn oder nach Lagerung in Fässern einen Whisky.)

Die Herstellung / The process

Der Reis für Sake wird poliert, um die äußeren Schichten zu entfernen. Je besser der Reis poliert wird, desto besser – und natürlich teurer – ist der Sake am Ende. Grund: In den äußeren Schichten befinden sich Öle, Mineralien und Proteine, die beim Kochen und Essen den Geschmack definieren, aber im Brauprozess genau gegenteiliges bewirken.

Wie bei Bier ist gutes Wasser notwendig. Der Gärprozeß läuft etwas komplizierter als beim Bier. Zunächst wird der Reis gedämpft. Ein Teil des Reis wird mit Koji (einem Schmmelpilz) versetzt. Unter hoher Feuchte und Temperatur wandelt der Pilz die Reisstärke in Zucker um.

Im zweiten Schritt werden der mit Koji vesetzte Reise und nur gedämpfter Reis zusammen mit Hefekulturen zur Gärung zusammengefügt. Der Gärprozess folgt im Prinzip den gleichen Regeln wie beim Bier. Nur dass die Hefe nicht schon bei wenigen Prozent Alkoholgehalt abstirbt.

Am Ende ergibt sich Rohsake mit einem Alkoholgehalt von bis zu 20%.  Wegen dieser Werte denken viele Sake ist ein Wein. Aber Wein kommt von Obst. Der enthaltene Fruchtzucker kann direkt vergoren werden. Der Begriff hierfür ist Keltern. Bei Gerste, Weizen, Reis muss zuvor die Stärke in Zucker umgewandelt werden und das Ergbenis des Brauprozesses ist ein Bier. Zu dem was wir als Bier kennen fehlt im Prinzip nur der Hopfen.

Und ganz wichtig, wenn man aus Japan zurück kommt und mehrere Flaschen durch den Zoll bringen muß. Es ist kein Branntwein und kein Likör! Ich sage den Beamten immer, daß es wie Bier hergestellt wird und somit theoretisch wie Bier zu behandeln ist. *grins* Ich muss aber auch zugeben, dass das so gut wie nie klappt. Es bleibt zolltechnisch Wein.

Qualität

Der beste Sake scheint aus Niigata zu kommen; hat man mir mal gesagt. Und wenn ich in der Kneipe nach Niigata-no-Sake frage, wird schon mal eine Augenbraue hochgezogen. Ich weiß aber nicht, ob dies ein gutes Zeichen ist.

Die Qualität ist sehr variabel. Billigem Sake wird meist Industriealkohol zugemischt, damit er auf die 20% oder mehr kommt.

Folgende Begriffe sollte man sich merken: Futsushu ist der 0815-Sake. Er macht 75% des Sakemarktes aus. Ihm darf unter anderem Zucker und Braualkohol zugesetzt werden. Etwas besser ist Honjozo. Hier sind nur noch Reise, Koji, Hefe, Wasser und begrenzte Mengen Braualkohol erlaubt. Er hat etwa 12,5% Marktanteil.

Die 12,5% darüber sind auf den ersten Blick etwas verwirrend: Junmai, Ginjo, Junmai-Ginjo, Daiginjo, Junmai-Daiginjo (gelegentlich enden die Bezeichnung auf „shu“; Bsp.: Ginjoshu). Aber jenseits vom Zwischendurchdrink vom 7eleven sollte man sich hier aufhalten. Übersicht kommt, wenn man die einzelnen Worte übersetzt:

  • Ginjo = mit Sorgfalt fermentiert … Polierrate von ≤ 60%
  • Daiginjo = mit großer Sorgfalt fermentiert … Polierrate von ≤ 50%
  • Junmai = reiner Sake … hier hier ist kein Braualkohol erlaubt; und ja, selbst bei Daiginjo sind limitierte Menge Braualkohol zulässig.

Das wäre es auch schon: Junmai-Daiginjo ist also ein Daiginjo ohne Zusatz von Braualkohol. Der Marktanteil liegt im Subprozentbereich. Und im Prinzip ist reiner Junmai ein Honjozo ohne Braualkohol.

Die Polierräte kann verwirren. Es ist der Zahlenwert, der auf der Flasche angegeben wird und ist der Anteil, der nach dem Polieren noch übrig ist. Je kleiner der Wert, desto Besser: Bsp. Dassai 40 oder Dassai 23.

Die Preise reichen wie bei Wein von bis. Einen (Junmai)Ginjo kriegt aber schon für 1500yen pro Flasche. Ein Dassai 23 liegt da schon bei 10.000yen.

Daneben gibt ungefilterten trüben Sake (Nigori). Und es gibt nicht pasteurisierten Sake, der innerhalb kurzer Zeit getrunken werden sollte, da er schnell verdirbt. Es gibt alten, in Holzfässern gereiften Sake. der grob wie ein guter Sherry schmeckt und warum auch immer sehr schwer zu kriegen ist.

https://www.youtube.com/watch?v=gp-tek1czHU

[Wie alle Videos von NHK World habe ich diese erst Jahre, nachdem ich den Artikel geschrieben habe, gefunden und eingebaut]

Aus dem Film: Space Sake! Das können nur Japaner. Auf einer Weltraummission wurde Hefe mitgenommen. Nach mehreren Tagen in der Erdumlaufbahn wurde die Hefe auf der Erde von 17 Firmen kultiviert und für die Herstellung von Sake verwendet. Der Sake wird dann als Sake aus dem Weltraum verkauft. Was für eine Marketingstrategie und was für ein Beweis, dass uns die Japaner immer einen Schritt voraus sind. Space Bier wird es Deutschland wohl nie geben.


[Nachtrag aus 2018: Deutschland hat jetzt Bier mit Space Hopfen. Ein Dank an die Vulkanbrauerei, nahe Koblenz.]

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Drei neue Destillerien

Anfang der 2000er verschwanden ein paar Destillerien von der Bildfläche. Endlich gibt es drei neue Destillerien, die die Landkarte bereichern.

Akkeshi Distillery

Diese Destillerie wurde 2015 neu aufgebaut und brachte 2018 ihren ersten Whisky auf den Markt. Die Destillerie liegt an der Küsten von Hokkaido mit viel Torf in der Umgebung, was ihn wohl zu den Islaymalt von Japan macht. Derzeit kauft die Destillerie noch Whisky hinzu. Die ersten beiden Kreationen dieser Destillerie heißen Foundations 1 und Foundation 2. Beides peated malts, die in Ex-Bourbondfässer gereift wurden.

Nagahama Distillery

Diese eröffnete 2016 und ich habe sie verpasst. Ich war 2018 für das dortige Matsuri in Nagaama. Das ist jetz schon etwas ärgerlich. Bisher hat die Destillerie nur New Makes im Sortiment, also nicht gereifte Whisky … ist das dann nicht Korn? Es ist wohl die kleinste Brennerei in Japan mit nur 26 m2. Zudem gibt es wohl einen limitierten peated Malt namens Nagahama World Malt Edition No.1. Der Name ist schon ein fettes Statement.

Kanosuke Destillery

Die Eröffnung dieser Brennerei mit Standort in der Präfektur Kagoshoma war am 09.11.2017. Der erste Whisky sollte also 2019/2020 auf den Markt kommen. Eigentümer ist Komasa Jyozo Co., die seit 1883 Shoshu herstellen, also einige Erfahrung im Brennen haben. In der Destillerie stehen zwei Brennblasen, eine für einen schweren Malt und eine für leichtere körperreiche Spirits.

Für die Reifung werden neben Bourbon- und Sherry- auch Shochufässer verwendet. Das ist spannend. Shochu ist ein klarer Schnaps, der auch Japanese Wodka genannt wird. Anders als Wodka hat er aber einen Eigengeschmack, da er aus Reis, Süßkartoffel oder Kastanie hergestellt wird. Hinzu kommt ein Geschack, der an Sake erinnert, da er den gleichen Hefepilz für der Fermentierung einsetzt. Ich habe keine Ahnung wie sich das auf den Whisky auswirkt, vermutlich eine fruchtig-süße Note. Das wird ein spannendes Experiment.

Sakurao Distillery

Diese Brennerei aus der Hiroshima Präfektur hat bereits einen Gin auf dem Markt … Hm, viele Whiskydestillerien produzieren heute auch Gin Vermutlich um schnell (ohne 3 Jahre Reifezeit) Geld in die Kasse zu spülen. Meine Meinung zu Gin ist einfach: Martini mixen oder wegschütten. Zurück zum Whisky … Master Distiller ist Taihei Yamamoto und sein Ziel ist ein Whisky mit Fokus auf Bourbonsüße und Vanille (laut flaviar.com). Einzigartig ist wohl die Verwendung der Hölzer für die Reifefässer: Mizunara-Eiche, Zitrone-Klebsamen und Kirsche.

[Stand: 05.02.2019]

japanischer Whisky – und ich

Vorab: Ich bin kein Whisky-Experte. Wenn irgendwo steht: „Zitrus, Apfel, Vanille, Karamell“ dann riehe ich nur „fruchtig“. und bei „Zeder“ schnecke ich mit etwas Glück Holz.


2004 – Suntory Royal 15 Jahre: 2004 war meine erste Reise nach Japan. Aus Whiskysicht war das kurz nach dem Durchbruch der Japaner auf dem internationalen Markt. Ein Souvenir von meiner ersten Reise war ein Suntory Royal 15 Jahre, den ich in Osaka gekauft habe. Damals hat mich die Flaschenform gereizt.

Aroma: fruchtig in Richtung Apfel
Geschmack: ebenfalls fruchtig, Holznoten, hält lange an

Wir schreiben 2017 und es ist immer noch ein Rest in der Flasche (ca 3 cl). In einem privatem Tasting gegen schottische Whisky erreichte er ein gutes oberes Mittelfeld. Denr Suntory Royal 15 wurden anscheinend vom Markt genommen.

2006 / 2008 habe ich mich nicht für japanischen Whisky interessiert. Auf dem deutschen Markt waren sie nur schwer zu bekommen. Und es waren immer nur Yoichi, Yamazaki und Hibiki mit ihren horrenden Preisen. Damit galt: Warum einen Japaner kaufen, wenn das Original günstiger zu haben ist.  Aber es war auch die gleiche Zeit, wo Japaner eine Goldmedaillie nach der anderen holten.

Mein Aufenthalt im Nikko Kanaya in 2008 brachte ich dem japanischen Service dichter: Der Barkeeper stellte das Glas hin, schenkte ein und stellte dann die Flasche neben das Glas. Er drehte das Etikett nach vorne und ging. Die Betrachtung der Flasche gehört zum Whiskygenuss dazu (und der Barkeeper hat es einfacher, noch ein zweites Glas zu verkaufen). Auch das Ambiente stimmte: dunkler Raum, Ledersofa, Kaminfeuer, dunklen Hölzern, Jazzmusik … und ein Barkeeper mit formvollendetem Stil hinter dem Tresen.

2010 habe ich die Destillerie Yoichi besucht und konnte verschiedene Whisky in einem Tasting vergleichen. Am Ende habe ich eine kleine Flasche Nikka Coffey Grain mitgenommen. Diesen Whisky habe ich erstmalig 2016 in Deutschland gesehen. Der Whisky war (und ist immer noch) ungewöhlich, da Grain Whisky aus einer Coffey-Still normalerweise nur als Basis für Blends genommen wird.

2012Nikka From The Barrel und Akashi Blend: Dieses Mal ware zwei Whisky im Gepäck, gekauft in Kyoto. Beide waren damals in Europa nicht verfügbar, können aber jetzt im gutsortierten Handel gekauft werden. Beides waren vergleichsweise günstige Whisky. Geschmacklich würde ich sie ins Mittelfeld packen.

White Oak: Aroma: Getreide- und Holznoten, vermutlich durch die 2 Jahre in frischen Eichenfässern; Geschmack: anfänglich kurze Schärfe, dann sehr mild und leicht; Sherry, Gewürze

Nikka from the Barrel: Aroma: Holz, Geschmack: kräftig, Holz, Gewürze; trotz der 51,4% trinkbar; verdünnt kommen süßere Noten und sogar etwas Rauch durch.

2014 – Suntory Royal: 2014 war das Jahr der „2004 Reloaded Tour“, folgte eine Flasche Suntory Royal. Eigentlich wollte ich einen weiteren 15-jährigen kaufen. Aber ich habe ihn nicht gefunden. So weit ich sehe, wurde der vom Markt genommen. Der Royal war jetzt nicht so teuer 4500yen oder so (damals etwa 40€). Online habe ich ihn für 54€ gesehen. Geschmacklich liegt er dicht am Royal 15, die Verwandschaft ist nicht zu leugnen. Und: In Deutschland habe ich den noch nicht gesehen (Stand: März 2017)

Aroma: fruchtig in Richtung Apfel, etwas kräftiger als der 15er
Gschmack: etwas leichter und feiner als der 15er, fruchtig, leichten Holznoten

2016 war wieder kein Whisky im Gepäck. Dafür habe ich bei einer Dienstreise den Nikka Coffey Malt am Flughafen eingesammelt. Ich war zwei Mal in der Whiskybar in Ueno und habe den Abend genossen. Hinzu kamen Whisky im Incubator und in Golden Gai. Leider war ich im Urlaub und so habe ich mir weder die Marke notiert noch ein Tasting durchgeführt. Ich habe einfach den Whisky genossen.

Rückblickend hat sich der Markt in den letzten 10 Jahren stark verändert. Japanische Whisky ist in jeder guten Hotelbar vertreten. Man bekommt ihn in guten Wein- und Spirituosenhandlungen, am Flughafen und natürlich im Internet. Japan hat sich zu einem der besten Whiskybrenner hochgearbeitet.

Whisky in Ueno

In Ueno gibt es zwei kleine Bars in der Straße südlich des Uenopark. Die eine Bar ist das Tullies. Jedes Mal, wenn ich wieder in Tokyo bin, nehme ich zunächst die falsche Treppe und lande in dieser superkleinen Whiskybar mit diesem alten Barkeeper, der die Bar schon seit fast 40 Jahren betreibt.

Die Bar hat dutzende Schotten und ein paar Japaner im Sortiment. Einer dieser „Japaner“ heißt Hattori Hanzo. Es soll eine spezielle Anfüllung eines schottischen Whisky für den japanischen Markt sein. Wenn ich es richtig erinnere, dann war es Laphroig oder Lagavullin.

Seven & Seven, Kyoto

Dies ist eine weitere kleine Whiskybar mit einem sehr alten Barkeeper. Ich war hier 2004 und 2014. Das Design der Bierdeckel hat sich geändert, mehr nicht.

Randnotizen

Bowmore hat einen besonderen Whisky aufgelegt: Mizunara Cask Finish; eine non-chillfiltered Originalabfüllung von 2015, der ein Finish in Mizunara-Fässern bekam und auf 2000 Flaschen limitiert ist. Der Flaschenpreis liegt bei 1950€.

Internetlinks

Im Internet gibt es dutzende Whiskyshops. Alle führen Japaner. Die wohl größte Sammlung habe ich auf jwhisky und japanischer-whisky gefunden. Eine gute Auswahl findet sich auf Whisky World. Hier bekommt man auch Whisky aus Schweden und Frankreich. Gleiches gilt für Bottle World und die Spirituosentheke. Die Seite Whiskyfeld hat ein paar Exoten im Programm.


Ideen für ein Whisky-Tasting

Der Ansatz wäre: Man lässt die Japaner geben 2 bis drei Schotten als Referenz antreten oder man kombiniert zwei Tasting Ideen.

  • The famous 4 (4-6 Whisky)
    Man startet mit den 4 Single Malts der Destillerien: Yamazaki, Yoichi, Hakushu und Miyagikyo. Ergänzen könnte man das ganze mit Blends wie Hibiki und Taketsuru. Als dritten Blend könnte man Kakubin Yellow nehmen. Er war der zweite in Japan produzierte Whisky und ist der älteste noch am Markt verfügbare.

    • Suntory: Yamazaki, Hakushu, Hibiki (Blend)
    • Nikka: Yoichi, Miyagikyo, Taketsuru (Blend)
    • Ergänzung: „History of japanese Whisky“ Suntory Kakubin
  • The Newcomer (6 Whisky)
    Hier werden Suntory und Nikka ausgelassen und man konzetriert sich auf die neuen Destillerien auf dem Markt: White Oak, Hombo und Chichibu. Man wählt jeweils ein bis zwei Whisky:

    • White Oak: Akashi Single Malt, [Whito Oak Gold (Blend)]
    • Hombo: Mars Maltage Cosmo (Blend), [Karuizawa Club (Blend)]
    • Chichibu: Ichiro’s Malt Double Distilleries
    • Togouchi Premium
[Stand: 01/2017]