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offroad Kamakura

Ich starte spät und fahre deshalb gleich durch bis Kamakura. Die beiden großen Tempel im Norden lasse ich aus. Ich habe sie 2004 besichtigt. Sicherlich sind sie einen zweiten Besuch wert, aber dieser Trip ist allen Dingen in Kamakura gewidmet, die ich noch nicht besucht habe. Und dennoch ist mein erster Stop der Hachimangu Jinja. Die Bogenbrücke, der große Platz mit der Bühne und die Sakefässer sind wieder ein Erlebnis. Es folgt die steile Treppe und oben das Hauptgebäude. Es ist und bleibt der Prototyp eines Schreins. Die Farbgebung in orangerot und weiß ist ähnlich der in Miyajima.

Nächster Stop ist das Grabmal von Yoritome, hoffe ich zumindest. Auf der Ecke hier gibt es mehrere berühmte Gräber. Es folgen kleinere Tempel (keine Ahnung welche) und ein größerer Schrein (oder Tempel). Es sollte der Egaratenjinja sein. Aber ich habe schon seit drei Kreuzungen keine Orientierung mehr. Abgleich der Kanjis am Eingang verrät, es ist der Kamakuragu. Hinter dem Schrein ist Kamakura zu Ende. Es folgen nur noch Wald und Berge. Ein Wanderweg führt zu den beiden Tempeln in Kitakamakura. Das Schreingelänge ragt weit in den Wald hinein, der Übergang ist fließend. Es scheint brauch zu sein, Geschirr zu zerschlagen. Was es bringt, weiß ich nicht.

Weiter geht es durch das Wohngebiet von Kamakura, vorbei an Bambushainen und einer Werkstatt für Tatamimatten. Die Dinger werden echt noch in Handarbeit genäht. Die Stufen rauf zum Tempel Jomyoji (?) Er liegt ruhig und idyllisch, aber ist nicht unbedingt ein Eyecatcher für Touristen.  Dann geht es zurück. So langsam beginnt der Kampf gegen die Uhr. Um 15:30 Uhr bin ich zurück an der Kreuzung vor dem Hachimangu. Jetzt die Allee hinunter und rechts ab zum großen Buddha. Ganz ehrlich: In Wahrheit ist er viel kleiner, als man denkt. Trotzdem ist er begehbar. Man muß nur noch einmal Eintritt zahlen. Der Eintrittpreis vorhin war nur Buddha von außen. So, hat man das auch mal gesehen.

Nächster – und vielleicht auch letzter Stop angesichts der Uhrzeit – ist der Hasedera. Der Tempel hat mich schon 2004 in seinen Bann gezogen. Über dem Eingang schwebt ein roter Lampion. Neben dem Tor ein alter Baum. Ein Postkartenmotiv. Der Tempel hat mehrere Ebenen den Berg hinauf; weitere gute Motive. Ebene eins ist ein Tempelgarten mit Teich. Rechts davon ein Inarischrein und eine Grotte. Deren Geschichte ist mir unbekannt. Muß ich nachlesen. Zumindest stehen hier dutzende kleine Figuren. Ebene zwei ist das Hauptgebäude und links davon ein berühmter Bambushain. Ein Wanderweg führt durch den Hang der für mich immer Ebene drei ist. Aus dem Hang hat man einen guten Blick über die Küste vor Kamakura. Alles ist so wie ich es vor 2004 verlassen habe. Letzter Stop wird der kleine Syugenji nahe der Bahnstation Hase. Im Nudelladen nebenan bestelle Udon-Kanji-Irgendwas. Ich kann nur Udon lesen. Die Soße ist knallrot. Oh oh. Das könnte scharf werden. Ich sollte endlich die wichtigesten Kanji lernen. Während ich noch sitze überlege ich den nächsten Schritt. Zweiter Anlauf Yokohama. Es ist 18 Uhr. Um 19:30 sollte ich in Chinatown sein.

Ich laufe durch ein geöffnetes China-Town. Um 21 Uhr trete ich den Rückzug zum Landmark Tower an. Leider verzettel ich mich auf der Promenade mit der Uhrzeit. Den Besuch des 73F mit Blick über Yokohama werde ich wieder nicht schaffen. Ich besichtige die umgebauten Ware Houses an der Kaimauer. Ein kleines Resto neben dem anderen, aber die Brieftasche ist wieder leer. Eine Überraschung finde ich noch: Ein Pavillion von IKEA. Jetzt ist der Möbelwahn auch in Japan angekommen. Es sind die gleichen Dinge wie in Deutschland. Um Mitternacht bin ich wieder Tokyo.


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HazMat

Heute ist wieder so ein Tag ohne Eintrag im Tourplan. Leider auch im Hinblick auf meine Aufzeichnungen. Die Fotos verraten, daß ich irgendwann gegen 13 Uhr bei der Hongo Firestation stehe und die Fahrzeuge fotografiere. Alles was dann passiert ist „Momentum“.

Ich komme mit einem Feuerwehrmann ins Gespräch. Ich darf die Halle betreten und bei einer kleinen Übung zuschauen. Hongo ist Stützpunkt einer Gefahrguteinheit. Die Japaner gehen anders vor: Ein Trupp aus drei Mann. Zwei arbeiten, einer ist der Läufer und Handlanger. Ergibt Sinn. Selbst die Patientenrettung ist einfacher. Zwei Leute heben die Trage an, schauen sich dabei an. Der Dritte greift anschließend über die Trage und hält sie fest. Der Mann am Fußende dreht sich um, damit beide vorwärts gehen. Die Koordinierung ist viel einfacher als bei den deutschen 2-Mann-Trupps. Ich bin begeistert. Das Anziehen geht sekundenschnell. Jeder zieht sich alleine an, aber alle drei Synchron auf Kommando: Linker Handschuh, rechter Stiefel, usw … Japaner sind schon ein wenig zwanghaft.

Kurze Zeit später gibt es eine Einweisung in die Atemschutztechnik, für mich! Rein in die Klamotten und ich bin Teil des zweiten Trupps. So war das nicht geplant. Aber das Momentum läuft. Ich mache eine Übung mit. Das ist nun wirklich einmalig. Anschließend gibt es noch ein wenig theoretischen Unterricht, primär über die Station.

Gegen 15:30 Uhr geht es weiter zur Todai. Die Feuerwehr hat wirklich diesen schleppend anlaufenden Tag gerettet. Ich laufe über den berühmten Campus und finde endlich die Kendohalle. Sie steht neben dem Teich. Keiner da, aber ich erfahre, daß um 18 Uhr ein Training stattfindet. Nun gilt es, die Zeit bis dahin totzuschlagen. Also eine zweite Runde über den Campus. Durch das Akamon, das rote Tor, hinaus zum nächsten Cafe. So langsam muß ich was essen. Das Kaffee paßt in diese Gegend. Ein Studentenkaffee. Überall an den Wänden stehen Regale mit Büchern. Alte Bücher und Medizin und Physik. Teilweise sogar auf Deutsch. Man darf darin blättern.

Um kurz vor 6 geht es zurück zum Dojo; am Teich vorbei. Wow. Moskitoalarm. In der Halle wärmen sich gerade 25 Kendoka auf. Dann geht es los. Wieder ohne Techniktraining, von 3 Kirikaeshi mal abgesehen, gleich ins Jigeko. Zum Abschluß dann doch noch etwas Technik. Zurück zum Hotel. Gleich vor der Halle wieder Moskitopower. Die stehen wohl auf ausländisches Blut. Zurück im Hotel zähle ich 26 Mückenstiche, alleine am linken Bein (!) Rechts sind es ein paar mehr. Wow. Es folgt Abendessen im Resto des Hotels und Onsen.

autofreie Pingparty

Sonntag. ist ein spezieller Tag in Tokyo: Cosplay Bridge und die „Fußgängerzone Ginza“. Zuerst geht es zum Kaiserpalast. Naja, nicht ganz. Erst will ich nach Nihonbashi; hatte ich 2004 ausgelassen. Ich will die Strecke dorthin laufen, aber die Hitze ist das beste Argument den letzten Kilometer per U-Bahn zurückzulegen. Ich sehe schon das Schild 日本橋. Aber die Brücke an der es klebt, ist es nicht. Es ist die Brücke unter der Brücke. Sie ist der Nullpunkt des japanischen Straßennetzes seit der Edozeit. Diese Kulturgut ist heute überbaut von der Autobahn „Asahi Expressway 1“. (Nachtrag: Starbucks meldet 11:31 Uhr bei 31°C, Das wird ein Tag)

Jetzt ab: Kaiserpalast. Durch das mächtige Tor in eine grüne Oase. Ohne die Hochhäuser im Hintergrund würde man sofort vergessen, daß man in einer Millionenmetropole ist. Das Bild, daß sich bietet, die Bäume, die Bürotürme im Hintergrund, ist einmalig. Ich schlendere durch die weitläufige Anlage und zur Hintertür raus.

Hier ist die Judohalle und daneben der genauso berühmte Yasukunischrein. Und ja, es ist ein Hort von Nationalisten. Gut, daß ich ein Shirt mit deutschem Aufdruck trage. Hier als Ami durchzugehen wäre nicht optimal. Das Schreingebäude ist wie jedes andere. Anders ist das Museum mit Waffen und Flugzeugen aus dem zweiten Weltkrieg.

Anschließend um den Palast herum und zur Nijubashi und dem Haupttor zum Palast. Ein mystischer Ort für Japaner und Touristen. Es ist das Foto, das in jedem Reiseführer ist. Quasi der fotografische Inbegriff des Kaiserpalastes. Dreht man sich um 180° blickt man über eine grüne Parkfläche auf die Skyline von Marunouchi. Genau hier kollidieren Geschichte und Moderne.

Weiter zur Ginza. Erstaunlich. Selbst die Hibiya Dori vor dem Palast, eine der wichtigesten Straßen in Tokyo, ist heute autofrei. Von hier zur Ginza ist es ein Kilometer; achtspurig. Ich nutze die Gelegenheit, um den Hibiya-Park zu besuchen. Reißt ich nicht vom Hocker. Noch zwei Querstraßen. Hier ist der Verkehr chaotisch wie immer. Dann erreiche ich Ginza. Auf der Straße eine mini-Absperrung. Die meinen das wirklich ernst. Die Ginza selbst ist nicht wiederzuerkennen. Bänke und große Sonnenschirm mitten auf der Straße. Bei der Hitze bestimmt nicht die schlechteste Idee. Hier läßt es sich aushalten. Ein Bier und ein Kaffee später und es ist bereits 16 Uhr. Wird Zeit nach Harajuku zu starten. Dummerweise ist die nächstbeste Station Shiodome genau auf der anderen Seite der Ginza. So war das nicht geplant.

Kurz vor fünf bin ich in Harajuku. Aber außer ein paar Goth-Girls ist nicht viel los. Das hatte ich nicht erwartet. Also ein Lauf durch die berühmte Shoppingstraße Takeshita-Dori, Goth-City sozusagen. Quirlig, laut, schrill. Die richtige Dosis japanischer Jugendkultur.

Auf zum Yoyogi-Park. Hier ist mehr los. Verkaufsstände, Rockbands, Rockabilies. und anderes skurieles Volk; und Livemusik? Ein Schild: heute ist Ping-Party. Was auch immer das ist. Der Musikstil ist, ich sage mal, anders. Japan und gerade Toyko sind schnell, aber Bob Marley auf gefühlten 180BPM? Der Beat ist treibend und steckt an. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Temperaturen partytauglich. Durch meine Kamera schaffe ich es bis in den Backstagebereich. Highlight des Abends ist aber ein Nissan-Transporter im Stil eines alten VW Bus.

2 Stunden später zieht es mich weiter nach Roppongi Hill, genauer: zum Mori Tower, 54F. Was für ein Ausblick. Lichter bis zum Horizont. Tokyo Tower und Rainbowbridge sind schnell ausgemacht, geben Orientierung. Man sieht die Autobahn als weiß-rote-Schnur, die sich durch das Häusermeer zieht. Die Skyline von Shinjuku ist zu sehen. Das dunkle Areal des Meiji-Schreins und des Kaiserpalastes. Mit dieser Aussicht endet der Tag. (Nachtrag: Heute entsteht aus das Blogtitelbild: Tokyo@night)

富士河口湖 から 東京 まで

Vom Fuji nach Tokyo sind es nur zwei Stunden, wenn man den richtigen Bus nimmt! 2004 habe ich mehrere Stunden mit JR und Co. gebraucht, um nur in die Nähe vom Fuji zu kommen. Wenn ich einen sehr späten Bus nehme, hätte ich genug Zeit für Mt. Fuji. Heute kann man die Spitze sehen. Und die Sonne scheint auch. Mit dem Bus geht es zur 5. Station bei etwa 2500 Höhenmeter. Bergauf will man die Strecke nicht laufen.Es gibt aber zwei Sachen, die ich nicht berücksichtigt habe: Ich werde erst um 11:50 an der Station sein und ich muß des Bus um 14:30 Uhr nehmen. Die Zeit reicht nicht bis zur Spitze.

Erstes Chaos am Ticket Counter, ein zweites Bus: Zu viele Leute für zu wenig Bus, allerdings hat der Fahrer mein Ticket bereits kassiert. Argh. Ich ergattere irgendwie einen Stehplatz und los geht es. Im Zick zack geht es bergauf. Alle paar Meter gibt es ein Schild, un man hat die nächsten 100 Höhenmeter geschafft. Die fünfte Station sieht aus als wäre sie in Östereich.

Der Weg beginnt als wirklich gut ausgebauter Wanderweg bergab. Wieso bergab? Dann wechselt der Weg auf „bergauf“ und „schlechte Schotterpiste“. Das wird auf die Knochen gehen; loses Geröll und Baumwurzeln, dazu schräge Stufen. Der Nebel wird stärker. Hänge wohl gerade in einer Wolke. Es folgt ein Geröllweg aus Vulkangestein mit einer geschätzten 10%-Steigung und Stufen. Geht in die Knochen und auf die Kondition. Ich ich mein Tempo halten kann ist fraglich. Ich überhole einige Reisegruppen und komme immer wieder ins Gespräch.

Der Blick geht den steilen Berg hinauf. Die Wolken sind jetzt unter mir. Man sieht den Wanderweg im Zickzack und eine Station. Es ist Nummer 7. Die 6 habe ich verpaßt. Noch 20 Minuten bis ich umdrehen muß. Ich blicke nach unten; eine Wolkenlücke. Man hat Sicht auf Kawaguchiko wie aus einem Flugzeug. Die Höhendifferenz ist knapp 1900 Meter. Beieindruckend. Ich versuche die anderen Fuji-Seen zu finden. Aber da kommt auch schon die nächste Wolke unter mir (!) und versperrt die Sicht.

Als ich endlich bei Station 7 ankomme bin ich platt. Pause. Ich kaufe nun doch einen Wanderstock als Beweis, daß ich hier war. An Station 5 habe ich mich diesem Tourikram noch verweigert. Die Preise haben sich gegenüber Station 5 verdoppelt und gegenüber Kawaguchi verdreifacht. Das gilt auch für Getränke. Ich genieße für eine kurze Zeit die Aussicht; nach unten auf die Wolken und nach oben zum Gipfel. Er sieht zum Greifen nach aus. Aber 2 Stunden Aufstieg sind das mindestens. Nach Karte sind es noch über 1000 Höhenmeter. So kurz vorm Ziel… Ein bischen ärgere ich mich schon. Aber ein Blick auf den Weg von Station 7 zu Station 8 sagt alles. Es gibt keine Geröllstrecke mit fieser Steigung und Stufen mehr.  Ab hier ist es pure Steine und der Weg ist ein ein dünnes Seil, das die Richtung vorgibt. Steigung 100%. Au Weia. Multipliziere ich das mit den ganzen Rentnergruppen, die ich überholt habe… Au Weia.

Nun aber zurück. Und ich dachte bergab ist einfacher. Falsch, es ist schwieriger. Man muß mit jedem Schritt abbremsen. Macht man das nicht, wird man immer schneller und Bremsen wird unmöglich. Es geht mehr in die Knochen als der Anstieg, zumal man von diesem schon am Limit ist. Gut, daß ich 2004 diese schweren Meindl-Wanderschuhe gekauft habe. Die retten mir meine Knöchel. Man rutscht verdammt schnell weg, und sich hier was Verstauchen ist nicht die beste Idee des Tages. Kurz vor Station 6 bin ich verwirrt. Wo kommen die Stufen her? Die gab es doch auf dem Hinweg nicht. Anscheinend gibt zwei Wege, hoffe ich. Jetzt habe ich auch Station 6 am dem Stock. Nach einigen hundert Metern eine Gabelung und es geht bergauf. Ich bin wieder auf vertrautem Gelände. An Station 5 habe ich noch 20 Minuten bis zum Bus. Perfektes Timing.

Um 15:30 Uhr bin ich wieder in Kawaguchiko. Mein Bus fährt um 18 Uhr nach Tokyo. Wäre da doch bloß ein späterer Bus gewesen, dann hätte ich auch noch die Station 8 geknackt. Was mache ich jetzt mit den 2 Stunden? War da nicht eine Brauerei auf dem Weg? Auf geht es mit dem lokalen Bus. Die Brauerei wirkt sehr deutsch. Mehr als nur Zufall. Ich bestelle ein Bier namens „Rauch“, das mit smoked malt bebraut wird. Und es schmeckt wirklich nach Holzkohle. Gewöhnungsbedürftig, aber definitiv einzigartig. Zurück am Bahnnhof dann der nächste Spaß: alle Busse nach Tokyo Eki sind ausgebucht. Also doch mit dem Zug? Zum Glück gibt es einen Bus um 18:30 Uhr nach Shinjuku.Wann lerne ich endlich, daß Shinjuku und Tokyo für Japaner zwei verschiedene Dinge sind. Von dort schaffe ich das schon irgendwie. Und hätte den anderen Bus ins Tal … Station 8 … Arghh.

Bussteig 3. Ich brauche den Bus Nummer 2. Nummer 1 fährt los und nun? Wo ist die zwei? Nach endlosen 10 Minuten (Verspätung) trifft er endlich ein. Ich hatte gerade so einen Aso-Flashback. Auf der Rückfahrt wird mir klar: Ich will auf den Gipfel. Ich werde also noch einmal zum Fuji. Und ich werde an Station 1 starten. Mein Wanderstab soll alle Brandsiegel haben. Das Ganze will gut vorbereitet sein, inklusive eine Übernachtung auf dem Gipfel. Das benötigt eine gute Absprache mit den örtlichen Stellen.

In Shinjuku das kurze Chaos mit meinem Gepäck und der Yamanote. Ich brauche unbedingt eine entspanntere Bahnlinie. Endlich im Hotel angekommen will ich nur noch duschen, etwas essen und schlafen. Die Ausbeute von heute: ein Wanderstock und die Erkenntnis, daß man in seine Reisepläne auch Busse und Nicht-JR-Bahnlinien einplanen sollte.

Caves and Onsens

Der Wecker klingelt. Regen. Ich eile zum Frühstück, das nur bis 8:30 serviert wird. Regen. Mein Plan (Wandern auf dem Fuji) und mein Plan B (Wandern um die Fuji-Seen) fallen sprichwörtlich ins Wasser. Regen. Was nun? Es fährt ein „Retrobus“ durch die Gegend. Die Fahrt führt am See Kawaguchi entlang. Hier ist alles grün, vom Ufer bis zu den Bergspitzen. Im Regen wirkt es noch grüner. Wir stoppen an einer Höhle, die man besichtigen kann. Ich treffe auf zwei Finnen die für Nokia arbeiten, logisch. Ich kriege einen Blick auf das neue Handy-Modell, das demnächst erscheint.

Am Eingang zeige ich den Rabattgutschein aus dem Bus. Die Kassiererin fragt „Drei?“. Wie? Drei? Ja, ja. Paßt schon. Die Finnen bekommen auch Rabatt. Jetzt kapiere ich. Der Eingang zur Höhle ist ein großes überdachtes Loch mit Baum; ein witziger Anblick. Das riesen Ding auf der dünnen Felsdecke. Das Thermometer zeigt 24°C. Mit jedem Schritt die glitschigen Stufen hinunter wird es kälter. Unten in der Höhle werden nur noch 6°C angezeigt. Hier lagert Eis. Es ist ein Fußmarsch von 15 Minuten zur zweiten Höhle; Ice Cave. Das eben war die Lava Cave. Leider ist der Gutscheinbon flöten, aber ich habe die Eintrittskarte von eben und ahne was. Richtig. Ich zeige die Karte und bekomme Rabatt. Der Eingang ist nicht so imposant wie eben und es wird extrem schmal. Nichts für Leute mit Platzangst (oder Konfektionsgröße XL aufwärts). Man sollte jetzt auch nicht daran denken, daß der Fuji ein Vulkan ist und Japan ein stattliches Erdbebengebiet. Auch hier liegt überall (vom Personal sauber gestapeltes) Eis. Es ist glitschig. Ich rutsche weg, kann die Kamera gerade noch retten. Auf einer Seite gibt es eine Tropfsteinhöhle aus Eis.

Danach  geht es mit dem nächsten Bus zurück. Auf halber Strecke steige ich aus. Die Gegend kenne ich von vorhin, Verlaufen ausgeschlossen. Und der Regen hat fast aufgehört. Diese Chance muß man nutzen. Ich laufe an einem Resto vorbei. Milky Way. Das sieht so süß aus, das ich hineingehen muß. Wie erwartet ist es kitschig wie ein Cafe im Anime. Alles ist auf Krampf europäisch: Spitzentischdecke, barocke Kaffeetassen und die Wand dekoriert wie zu Omas Zeiten. Überdosis. Ich bestelle Crepes mit Eis und dazu einen guten Kaffee. Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich der erste männliche Gast ohne Freundin im Schlepptau bin.

Weiter geht es, entlang am grünen Ufer, am Hotel vorbei bis zu dieser kleinen Garküche  von 2004. Dann rauf zum Bahnhof. Ich will ein paar Infos sammeln. Ein Stück vom Fuji ist zu sehen. Schnell Fotos. Ich laufe noch ein wenig durch Kawaguchi. Als ich wieder am Hotel eintreffe, ist der gesamte Fuji zu sehen. Es dämmert.

Der Rest des Tages ist Onsen-Time. Um 21:30 werden die Seiten gewechselt. Also eine gute Chance beiden Seiten zu sehen und während des Wechsels zu fotografieren. Diese erste Seite hat 2 große Becken, 1 Whirlpool und 2 Badenzuber extra heiß. Ich genießebis 21 Uhr. Ich bin der letzte Gast. Also Kamera aus dem Spint holen und … zur Rezeption, Erlaubnis einholen. Sicher ist sicher. Ich kriege sie. Nach der Fotosession folgt eine zweite Runde Onsen, bis der Hunger siegt. Auf zum Ramenshop gegenüber vom Hotel. Ich mache das Izakaya-mäßig: bestelle viele Kleinigkeiten und jede nur ein mal. Dazu Bier. Danach geht es zurück ins Onsen. Erst in die Außenbecken und war da nicht noch ein Bad in 5F? Auch nett. Vom Becken aus soll man einen guten Blick auf den Fuji haben; in Japan das Onsen-Klischee schlechthin. Wer keinen Fuji hat, pinselt ihn auf eine Wand. Da das Orginal hier vorhanden ist, fehlt besagte Wand. Da es dunkel ist, fehlt der Fuji. Pech.