Onsen sind so eine Sache. In den optisch reizvollen Onsenorten kann man oft nur baden und Onsenorte „mit Rahmenprogramm“ sind meist optisch nicht anspruchsvoll. Dann gibt es noch jede Menge Onsenorte, bei denen man das Hotel gar nicht verlassen sollte.
Auf der Suche im Internet findet man unzählige Top-10-Listen. Einige Orte tauchen auf fast jeder Liste auf: Beppu, Kusatsu, Atami, Yufuin, Kurokawa, Hakone, Dogo, Gero, Kinugawa, Arima und Noboribetsu.
Über die Hälfte habe ich schon besucht. Einige kann ich durchaus als Top10 bestätigen. Bei Beppu denke ich „Wirklich?“ gefolgt von „Wo ist Bessho Onsen?“ … Ich mache es kurz: Ich versuche meine Top 10 aufzustellen. Dabei beschränke ich mich auf Orte, die ich besucht habe und es ist zu beachten, dass ich hier auf eine Zeitspanne von über 15 Jahre zurückschaue, in denen sich viel ändern kann:
- Kurokawa Onsen (2014)
- Kusatsu Onsen (2013)
- Dogo Onsen (2014)
- Yudanaka Onsen / Shibu Onsen (2004, 2013, 2014)
- Beppu Onsen (2006)
- Bessho Onsen (2013)
- Yufuin Onsen (2014)
- Minakami Onsen / Takaragawa Onsen (2019)
- Hakone Onsen / Yumoto Hakone (—)
- Naruko Onsen (2004, 2014)
- Kamiyamada Onsen (2016)
- Sounkyo Onsen (2010)
- Atami Onsen (2019)
- Ogoto Onsen (2016)
- [Toyoko Onsen (2010)]
- [Higashiyama Onsen in Aizu Wakamatsu (2018)]
Kontext: Es gibt einen Grund für den Zustand der Onsenorte heutzutage; hier die Kurzversion: In den 50/60ern gab es in Japan das Wirtschaftswunder wie auch in Deutschland. Es folgte eine Boom bei den Urlaubsreisen, gerade bei den Wochenendtrips. In den 80ern trat eine Sättigung ein. Da waren aber viele Orte schon mit Bettenburgen verbaut (siehe Atami). Dann bröckelte die Wirtschaft, Anfang der 90er platzte dann die Bubble Economy. Das System Onsenurlaub kollabierte.
Ein zweites Problem, das bis heute nachwirkt, waren die großen Hotels selbst. Sie boten alles Indoor an; Restaurants, Arcades, … Dies hat den Geschäften im Ort, das Wasser abgegraben. Und mit dem Niedergang der großen Hotels war dann alles versschwunden.
Wer ab den 2000ern in einen Onsenort reist, wird dies sofort sehen: Leerstand. Sowohl bei Hotels, als auch bei Restaurants, Geschäften und Wohnungen. Teilweise habe die Orte über die Hälfte der Einwohner verloren.
(1) Kurokawa Onsen
Dieser Ort ist der Traum von einem Onsenort. Er liegt in einem kleinen Flusstal irgendwo in der Mitte von Kyushu. Hier reiht sich ein Onsen an das andere; über 50. Es gibt einen Badepass, mit dem man für 3000yen in 5 Onsen baden kann. Das ist nicht billig, lohnt sich aber, zumal der Kauf nicht an einen Übernachtung gebunden ist.
Die Anreise ist nur mit dem Auto oder einem Bus (ab Yufuin Onsen oder Kumamoto) möglich. Die Fahrt dauert knapp zwei Stunden und ist nur zwei Mal am Tag möglich. Ich habe diesen Tagesausflug nicht bereut. Keine Sekunde.
Man muss sich aber im Klaren sein, dass es außer Onsen in Kurokawa nichts gibt. Am Wochenende nicht einmal einen funktionierenden Geldautomaten. Einen 7eleven sucht man vergeblich. Eventuell im nächsten Dorf, aber mit nur zwei Bussen am Tag … Hier kann man wirklich nur „onsen“.
(2) Kusatsu Onsen, Kanto
Definitiv ein Ort, den man besuchen sollte. Ich empfehle den verschneiten Winter, denn Kusatsu hat ein traumhaftes Skigebiet. Es gibt in Kusatsu einen Altstadtkern und in der Mitte davon das Yubatake, eine Onsenquelle, zu heiß zum Baden in der Yu-no-Hana (Schwefelablagerungen, die als Badezusatz verkaut werden) gewonnen wird. Das Yubatake selbst ist, gerade im Winter mit dem Dampf, ein echtes Highlight. Daneben gibt es ein altes Badehaus mit Touristenbespaßung (kann man sich wirklich anschauen) und ein kleines öffentliches Badehaus.
Weiteren Public Onsen sind wie auch die Ryokans und Hotels über das Stadtgebiet verteilt. Im Altstadtbereich gibt es viele Häuser im japanischen Baustil. Und dann ist das noch das große Public Rotenburo außerhalb der Stadt am Anfang der Berge.
Im Sommer gibt es einen Bus über die Passstraße nach Yudanaka. Im Winter ist dieser wegen der Schneemassen gesperrt. Der Gipfel, Mt. Shirane, ist ein Vulkan. Der Krater ist allerdings schon seit längerem gesperrt. Einziger Nachteil ist die etwas Anreise mit mehreren Zügen und Bussen.
Kiyoshigekan, Rotenburo
Yubatake at Night
Yumomi
(3) Dogo Onsen, Shikoku
Ich bin selbst verblüfft, dass ich Dogo Onsen auf Platz 3 packe. Es liegt wohl ein Stück weit auch am Ryokan, indem ich übernachtete. Dogo liegt etwas außerhalb der Stadt Matsuyama; im Prinzip auf genau der anderen Seite der Burg wie der Bahnhof. Ein kleine Straßenbahn bringt einem dorthin.
Der Bahnhof und der Vorplatz sind sicherlich ein Punkt für Dogo. Es gibt eine onsentypische,überdachte Einkaufsstraße. Am anderen Ende liegt das Dogo Onsen. Ein ehrwürdiger alter Holzbau mit mehreren Bädern und Ruheräumen. Dieses Onsen ist das Hightlight und Zentrum von Dogo Onsen. Nebenan gibt es noch ein modernes Sento.
Zugegeben. Das ist nicht viel. Aber der Ort hat irgendwie einen Charme und der Besuch des Onsen ist einen Abstecher wert. Pluspunkt ist sicherlich die Nähe zu Matsuyama.
(4) Yudanaka Onsen / Shibu Onsen
Dieser Ort ist sicherlich nur auf der Liste, da es mein erstes Onsen war. Yudanakas Straßen sind nachts verweist. Das Onsenleben spielt sich innerhalb der Hotels ab. Shibu Onsen ist nebenan (2km) und bietet zumindest so etwas wie eine Altstadt mit gewissem Charme und Onsen-Feeling.
In Shibu gibt es 9 kleine Public Onsen. Man kann ein Tenugui kaufen und an jedem Onsen abstempeln. Der Besuch aller 9 Onsen und der beiden kleinen Tempel soll lebenslange Gesundheit versprechen. Ein geniales Souvenir ist es allemal. Ich habe bereits 3 Stück! — Leider ist der Besuch der Public Onsen nur mit einem Schlüssel möglich, den man seit ein paar Jahren nur noch bekommt, wenn man in einem Hotel in Shibu Onsen übernachtet (2004 hatten man auch als Gast in Yudanaka Zugang).
Touristisch gibt es ein paar nette Punkte: Ganz oben steht der Monkey Park. Kennt ihr die badenden Affen? 90% der Fotos kommen von hier. Oberhalb von Yudanaka/Shibu ist das Shiga Kogen Ski-Resort, das Austragungsort der olypischen Spiele 1998 war.
Yudanaka ist per Zug über Nagano zu erreichen (der Express heißt Snow Monkey). Die Linie gehört nicht zu JR. Im Sommer gibt es zudem eine Busverbindung nach Kusatsu. Im Winter ist die Passstraße wegen Schnee geschlossen.
Stamp Towel 2010 aus Shibu Onsen
Shibu Onsen 4
(5) Beppu Onsen, Kyushu
Beppu ist einer der favorisierten Onsenorte in Japan. Ich war 2006 dort, hatte aber die Onsen selbst noch nicht wirklich in meine Reiseplanung eingebaut. Ich war fürs Sightseeing dort (dämlich, ich weiß).
Neben einigen Public Onsen (der Rest spielt sich wieder in den Hotels ab) gibt es die Jigoku, die „9 Höllen“. Dies sind heiße Quellen, in denen man nicht Baden kann. Man kann sie im Rahmen eines Tages besichtigen. Am Stadtrand gibt es den Berg Tsurumi, der zum Wandern einlädt.
Im Ort gibt es dutzende Ryokans und Hotels. Man muss sich fast schon bemühen eine Hotel ohne Onsen im Keller oder auf dem Dach zu finden.
Die Anreise ist mit Zügen ab Kitakyushu möglich. Beppu liegt dabei etwas nördlich vin Oita. Von Beppu fahren Busse nach Yufuin und Kurokawa. Eine Zugverbindung nach Yufuin besteht über Oita.
Izakaya in Beppu
Chinoike-Jigoku
Shiraike-Jigoku
(6) Bessho Onsen
Es ist ein kleiner Onsenort an dem nicht viel los ist und der auch nicht wirklich eine attraktive Hauptstraße hat. Als Sehenswürdigkeiten gibt es ein paar Tempel und Schreine. Besonderheit ist definitiv eine der wenigen 6-eckigen Pagoden, die es in Japan gibt. Für einen Tagesausflug ist dieser Ort allemal brauchbar, zumal es ein paar Public Onsen gibt.
Von Ueda aus (liegt an der Strecke Tokyo-Nagano) führt eine kleine Privatbahn nach Bessho Onsen.
Bessho Onsen
Anrakuji Pagode, Bessho Onsen
Abendessen Uematsuya
(7) Yufuin Onsen, Kyushu
Ein durchschnittlicher Ort. Es gibt keine pitoreske Altstadt und mit Ausnahme von zwei bis drei Public Onsen (Achtung: Einige sind unisex). Es gibt eine kleine Nebenstraße, die ganz nett ist, aber ansonsten? Es gibt die Möglichkeit, die Onsen anderer Hotels zu vesuchen.
Von Fukuoka und Kumamoto aus fahren Züge direkt nach Yufuin. Kürzer ist die Anreise von Beppu Onsen aus.
(9) Hakone Onsen, Kanto
Dieser Ort findet sich in jedem Reiseführer und ist außerhalb Japans mehr als Ausflugsziel bekannt: Lake Ashi, Owakudani, Moto-Hakone. Zu den Onsen kann ich noch nichts sagen, da ich sie noch nicht besucht habe.
Anreise ist spielend ab Tokyo möglich. Entweder mit Japan Rail über Odawara (auch Shinkansenhaltepunkt) möglich oder mit der Tobu Line direkt ab Shinjuku.
weitere Orte
Die Liste der Onsen in Japan ist mehrere Seiten lang. Hier ein paar Onsen, die es nicht auf meine Liste geschafft haben, aber in jedem Reiseführer (z.B. Lonely Planet oder japan-guide.com) zu finden sind. Die Liste ist natürlich nicht vollständig bzw. abschließend:
- Gero Onsen
- Arima Onsen
- Noboribetsu Onsen
- Kinugawa Onsen
- Ikaho Onsen
- Nasu Onsen / Shiobara Onsen
- Manza Onsen
- Shima Onsen
- Okuhida Onsen / Kamikochi Onsen / Shirahone
- …
Linkliste
www.tofugu.com/japan/best-onsen-resort-towns
www.tokyocreative.com/articles/20282-best-onsen-towns-in-japan
www.japantravel-centre.com/japan_guide/popular-onsen-towns
www.jrailpass.com/blog/best-onsen-in-japan
allabout-japan.com/en/article/173/