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Chichibu

Der ursprüngliche Plan für Chichibu war der Besuch der gleichnamigen Destillerie. Diese hat jedoch kein Besucherzentrum und keine Führungen. Ich würde vor geschlossenen Fabriktoren stehen. Ich habe zwar eine Kontaktperson gefunden,  aber bis jetzt keine Rückmeldung bekommen. War auch etwas kurzfristig. mit der Destillerie vom Plan ist jetzt Zeit für den Mitsumine-Jinja.

Jeder Ausflug beginnt mit der Anreise. Nach Chichibu führen mehrere Wege. Ich entscheide mich für den Fahrt über Kumagaya. Die weitere Fahrt erfolgt mit der Chichibu Railway Company. Im Zug sitzt ein sehr alter Japaner (95 Jahre), der eine Bekannte besuche will. Sein English ist makellos. Er hat ein Buch bei sich, dass — soweit ich es verstehe — von einer japanischen Armeeeinheit aus dem Pazifikkrieg (WWII) handelt. Erst nach und nach fallen die Groschen bei. Der Herr war Mitglied dieser Einheit und ist Autor des Buches.

Die Zeit bis Chichibu ist schnell rum. Ich verabschiede mich und steige aus. Gleich hinter dem Bahnhof ist das Matsurimuseum, wo auch die beiden Festwagen stehen. Das Museum ist klein und fein, allerdings etwas dunkel für gute Fotos (Blitz ist nicht erwünscht). Da ich momentan der einzige Gast bin, bekomme ich eine persönliche Führung.

Kurz hinter dem Museum ist der Chichibu-Jinja. Hinter dem roten Eingangstor wartet ein Honden aus fast schwarzem Holz. Die farbigen Details in Kombination mit diesem dunklen Holz erinnern mich an Nikko und Sendai. Wow. Die Reise hierher hat sich jetzt schon gelohnt. Und nach den Bildern auf japan-guide ist das hier nichts im Vergleich zum Mitsumine. Ich bin gespannt.

Zuvor will aber der Rest von Chichibu erkundet werden und davor will muss ich den Busfahrplan kennen. Der erste Weg führt mich daher durch die Ladenstraße von Chichibu zum Bahnhof der Seibu-Bahngesellschaft. Hier ist nicht viel los. Ein verschlafener Ort. Im Banhhofsgebäude ist ein Onsen integriert. Das hebe ich mir für heute Abend auf (wenn ich Zeit übrig habe).

Ich habe den Busfahrplan, den ich im Internet über Tage verzweifelt gesucht habe. Der Bus meiner Wahl fährt im 14 Uhr, also in 2,5 Stunden. In dieser Zeit kann ich ein paar Schreine im Norden erkunden, was im Prinzip heißt: zurück zum anderen Bahnhof.

Erster Stop ist die lokale Sakebrauerei. Ein altes Gebäude, traditionelles Gebäude. Der Jorin-ji, ein sehr kleiner Tempel, der Handlungsort eines Anime ist. Ich mach‘ die Sache kurz: ich verlaufe mich mehrfach, verliere komplett die Orientierung, frage nach dem Weg und stelle fest, dass ich im großen Bogen um den Tempel herum gelaufen bin. Der Tempel selbst ist nicht die Reise wert. Gut, es war auch mehr als Spaziergang gedacht, bis der Bus kommt.

Um 14 Uhr fährt besagter Bus los und 75 Minuten später erreicht er den Parkplatz am Schrein. Die war nervig lange und jetzt habe ich nur 60 Minuten bis zur Rückfahrt. Aber sie hat sich gelohnt. Bereits untem am ersten Torii, das irgendwie chinesisch aussieht, geht es los. Dann kommt man zum Mon mit seinen farbigen Schnitzereien und es wird immer besser. Das Honden und der Glockenturm sind der Hammer. Sie sind übersät mit kallbunten Schnitzereien. Überall. Ich weiß gar nicht wohin ich die Kamera zuerst richten soll. All diese Details.

Um 17:45 Uhr bin ich zurück in Chichibu. Ich treffe auf Touristen, die gerade den Hitsujiyama-Park besucht haben. Die Blüte des pinken Moos hat begonnen. Es ist noch nicht im Maximum, aber es blüht. Mit Anlauf geht es zu besagtem Park. Das „yama“ hätte mich vorwarnen können. Es geht berauf und dann laufe ich am Eingang vorbei. Mein Orientierungssinn scheint Urlaub in Tokyo zum machen.

Es wird ein Rennen gegen die japanische Dämmerung … und  gegen meinen Akkukapazität. Ich habe den zweiten Akku nicht Schacht. Zum Glück geht mir erst jetzt der Saft aus und nicht oben am Schrein oder auf dem Weg dorthin. Das wär was gewesen … Schauder. Mir gelingen noch zwei, drei Fotos mit dem Resttageslicht, dann gehe ich zurück im Seibu-Bahnhof. Das Onsen lasse ich aus. Für eine Schüssel Ramen ist aber noch Zeit.

Mit der Seibu geht es nach Ikebukuro. Ich nicke kurz ein, als ich Höhe Motokaji woeder aufwache, stelle ich fest, dass wir in den andere Richtung fahren. Ich werde kurz hektisch, aber in der Anzeige steht immer noch Ikebukuro.

Ein letzter Stop für heute ist die Scotch Whisky Bar in Ueno. Es ist der letzte Abend in Tokyo. Das muss man zelebrieren. Gleichzeitig will auch nicht zu spät im Hotel sein, da ich den Koffern noch packen muss.

Fazit: Die Anreise zum Mitsumine-Jinja zerlegt einem den ganzen Tag, aber es lohnt sich. Chichibu lohnt sich auch … irgendwie, ist jedoch nichts für die erste Japanreise.

Anime-Jagd

Heute gibt ein paar Bilder, die Nichteingeweihten wenig sagen werden. Ich werde nach Setagaya-ku und Chofu-shi fahren. Letzteres ist keiner der 23 Tokyo-Wards (also nach meiner Definition nicht mehr Tokyo). Heute werde ich Orte aus bekannten Anime besuchen.

One Punch Man: Es beginnt mit der Fahrt nach Meidaimae. Bis Shinjuku st die ein alter. Hut. Dann steige ich um in die Keio (also nicht Japan Rail). In Maidaimae orientiere ich mich an der Sonne. Kein Witz. Ich weiß von google, dass der Expressway nördlich ist und das Apartment direkt an der Straße darunter liegt.

Die Gegend ist der Wohnbereich von Tokyo. Ich bin gespannt. Nach ein paar Metern stehe bereits am Expressway. Und wenig später habe ich das Haus gefunden. Es sieht exakt aus wie im Anime. Wirklich exakt. Das ist schon ein komisches Gefühl, als würden Saitama und Genos gleich rauskommen und Hallo sagen. Die meisten Japaner könnnen mit meiner Faszination für diesen zweitklassigen Apartmentblock nichts anfangen; sind irritiert.

Full Metal Panic: Der Bahnhof aus FMP ist nur ein paar Stationen (sieben) weiter. Die Station heißt wie im Anime „Sengawa“, wird aber mit anderen Kanji geschreiben (Anime: 仙川; Real: 泉川).

Die Bahnstataion sieht aus wie im Anime. Der Baum ist etwas größer geworden. Foto. Erledigt. Jetzt geht es durch die Einkaufsstraße zur Schule. Auch hier ist alles wie im Anime: das Tor,  das Gebäude mit dem Übergang zum Nebengebäude, die Schild rechts vom Tor. Ich warte förmlich darauf, dass eine Sprengfalle von Sagara explodiert.

Jetzt bin ich motiviert und verlege weiter nach Chofu. Hier springen Sakara und Kaname in den falschen Zug. Hier jedoch lässt sich nichts wiedererkennen. Der Bahnhof wurde unter die Erde verlegt, bzw. überdacht, um die neu verfügbare Flächen zu nutzen. Der Wendekreis für die Busse gibt noch ein wenig Wiedererkennungswert.

Den Apartmentblock, indem Kaname wohnr konnte ich nicht finden. Aber ich konnte den Ort eingrenzen. Also geht es noch eine Station weiter nach Keio-Tamagawa unten am Fluss. Das hier ist ein reines Wohngebiet. Es gibt einen Apartmentblock, der von der Geschosszahl in Frage kommt. Das reicht mir.

Ich bin um Urlaub, also geht es runter zum Ufer. Die Übrflutungsflächen zwischen Deich und Fluss werden für die Naherfolgung genutzt: Wandern, Radfahren, Sport, Grillen. Im Westen ist die Eisenbahnbrücke der Keio-Linie. Das müsste die Brücke aus dem Vorspann sein. Auch wenn nicht alles zu 100% ist der Anime verdammt nahe am Original. Das nächste Mal in Tokyo werde ich weitere Animeorte auf die Liste setzen, vielleicht sogar außerhalb von Tokyo.

Jodeldiplom: Heute ist Sonntag. Also ist Harajuku der nächste Stopp. Alles wie gehabt. Einige Cosplayer und Goths; und im Park die Rockabillies. Sie haben weibliche Verstärkung bekommen. Ein paar alte Gesuchter fehlen dafür. Dann geht es weiter zur Ginza. Etwas Window Shopping. Zum Kaufen habe ich das Kleingeld. Ginza ist immer noch Gucci, Armani, Bulgari und Co.

Wenn ich schon in der Ginza bin, muss ich kurz in der Lion Beer Hall stoppen. Wow. Das ist schlimmer als das Oktoberfest. Japaner singen deutsche Volksmusik. Bastian Pastewka hatte hierfür die passende Mimik. Ein Bier muss sein, aber nicht länger, sonst bluten meine Ohren.

Für den Abend habe ich im voraus eine Bootsfahrt gebucht; mit Dinner und Show. Die Show wird auf manchen Webseiten als Oiran-Show vermarket. Hm. Wirklich? Ich dachte Oiran waren Prostituierte in Edo. Aber gut, vielleicht bin ich auch nur Opfer meines Halbwissen.

Boat Cruise: Zurück zum Thema: Ich vertrödel die Zeit im südlichen Bereich von Ginza, unter anderem mit Abendessen (Oden vom 7eleven), bevor ich in Shinbashi in die Monrail steige. Zwei Stationen später bin ich am Hindo Pier. Es ist dunkel, die Rainbow Bridge spannt ein buntes Band über die sost dunkle Tokyo Bucht. Links von der Brücke ist Odaiba. Das Schiff, die Gozabune Atakemaru, liegt gut beleuchtet und startklar am Kai.

Das Schiff legt ab, die Show begint. Es ist sowas eine Art Caberet. Parallel gibt es ein kleines Dinner, unter anderem Thunfisch vom Tsukuji-Markt.

Draußen zieht Tokyo vorbei. Eine Perspektive, die ich zum ersten Mal sehe und die man gesehen haben muss. Wir passieren die Rainbow Bridge und etwas später die Tokyo Gate Bridge. Wie in Hamburg versuche ich einen akzeptablen Mix aus Belichtungszeit (Schiffsbewegung), ASA (Sensorrauschen) und Blende (Fokusfehler) zu finden. Von den hunderten Fotos sind eine Handvoll was geworden. Alles in allem ist eine Mischung aus Show, Nachtblick auf Tokyo und Getränke. Die Bootsfahrt war eine richtige Entscheidung.

Zurück zum Hotel mache ich einen Fußmarsch durch die Lichter der Großstadt, namentlich Shiodome, Shinbashi und Yurakucho.

Nokogiriyama (Top Gear)

Die Aqau-Line wurde in vielen Cyper-Punk-Animes der frühen 1990er vorweggenommen (z.B. Bubblegum Crisis). Eine Fahrt steht daher seit 2014 auf meiner ToDo-Liste. Die Idee für Nikogiriyama stammt aus Top Gear. Das Rennen in der Folge führt quer durch Japan und Tokyo hinauf zum großen Buddha von Nokogiriyama. Jeffa fährt mit einem Auto über die besagte Aqua-Linie. Captain Slow und der Hamster nehmen die Fähre, die ich für die Rückfahrt einplane.

Einzig das Wetter macht mir Sorgen. Es ist ein schwerer Sturm angekündigt. Das Ganze könnte mir einen Strich durch den Tagesplan machen. (Spoiler: Ich soll Recht behalten.)

Die Reise beginnt mit dem Shinkansen nach Kawasaki. Dort suche ich den Aqua-Line-Bus. Ich habe keine Ahnung, ob ich richtig stehe, und ob ich die Fahrkarte im Bus kaufen kann. Optimismus siegt. Nach einer Fahrt durch das Industriegebiet kommt der Tunnel. Es geht minutenlang bergab, dann minutenlang bergauf; 9,5km Tunnel (3x der Elbtunnel). Das ist echt lang. Dann Licht am Ende des Tunnels und die küstliche Insel.

Wetter zum Ersten: Auf der Insel ist es sehr windig: 8 (die Anzeige zeigt 72 km/h), in Böen sicher bis 10. An den Einsatz des Zoomobjektives ist nicht zu denken. Die Fernsicht ist schlecht. Die Küstenlinie von Tokyo (und Yokohama) ist kaum auszumachen. Aber alles ist da: Landmark Tower, Gate Bridge, Sky Tree.

Mit dem Bus geht es dann über die 4,4 km lange Brücke auf die andere Seite der Tokyobucht. Der Zug bringt mich und meine zuvor gekaufte Bentobox nach Humma-Kavula … ich meine Hama-Kanaya. An der Hauptstraßem auf dem Weg zur Seilbahn, steht ein sehr kleiner japanischer Micro-Transporter. Hier gibt es frisch gemahlenen, handaufgebrühten Kaffee. Man kann sogar die Bohnen und die Röstung wählen. Vom Barista erfahre ich …

Wetter zum Zweiten: Wegen des Windes fährt die Seilbahn zum Tempel nicht. Die 330 Höhenmeter zum Nihon-ji müssen in Form von japanischen Stufen überwunden werden. Lustig ist was anderes. Oben angekommen begrüßt mich das Steinrelief der Hyaku Shaku Kannon. Was für ein Anblick.

Danach geht es durch die Anlage. Es gibt eine Wegstrecke mit hunderten kleinen Statuen. Der Ausichtspunkt bietet einen Blick auf das Dorf, wo ich gestartet bin und die See (Tokyo Bucht).

Beim Versuch einen noch höheren Standort zu erreichen rutsche ich weg. Ich kann zwar mich und meine Kamera retten, aber der lange rettende Schritt zerlegt einen Teil meiner Hose. Da werden auch Nadel und Faden nich helfen. Beim Pförtner bekomme ich etwas Klebeband für Battle Damage Repair. Aber ab morgen kommt die Backup-Hose zum Einsatz.

Letzter Stop ist die Buddhastatue. Ebenfalls in den Stein gehauen und mit 31m Höhe sehr beeindruckend. Für den Rückweg nehme ich einen anderen Weg … mehrere Gründe. Und so geht es bergab, an ein paar Tempelgebäuden vorbei, an Wiesen und Feldern, ein paar Häusern, bis ich am Bahnhof Hota ankomme.

Wetter zum Dritten: Aufgrund des Sturms ist der Fährbetrieb eingestellt. Zum Glück sagt mir der Taxifahrer das, bevor er mich zum Hafen fährt. Mein Rückweg fällt aus. Was für ein Dämpfer. All die Planung und jetzt muss ich den langen Weg mit dem Zug nehmen. Proviant habe ich auch nicht. Das wird langweilig. Und dann hat der Zug auch noch wetterbedingt Verspätung. Zum Glück ist es der Ltd. Express. Aber es ist ein langer Weg um die Ganze Tokyo Bucht herum.

Der Plan für den Abend wird korrgiert, da ich nicht von Süden nach Tokyo komme sondern über die Chuo-Achse über Chiba, Funabashi und Ichikawa. Ich fahre gleich weiter nach Shinjuku (ich finde endlich das Auge) für einen trip down memory lane (Omoide Yokocho). Leider ist die Straße wie von zwei Jahren durch ausländische Touristen überrant. Fasst jedes Izakaya hat daher Regeln an der Tür angenagelt.

Das nervt. Ja, es gibt eine Cover Charge. Ja, wer sich hinsetzt muss was zu essen bestellen. Ich kürze das ab, indem ich einen Highball auf Japanisch bestelle; mein neues Rezept, um mich vom unwissendendes Touristenmob zu unterscheiden. Es klappt. Die  Belehrung endet, ich bekomme einen Sitz Abendessen und meinen Highball.

Um 20 Uhr verlege ich in die Science Bar ICUBATOR und schnappe  mir gleich einen Laborkittel. Ich werde wiedererkannt, als ich meinen DNA bestelle. Weitere Drinks folgen. Was für ein gemütlicher Ausklang dieses Tages. Ach ja, es gibt zwei neue Monitore: Home Science Experimente und akutell laufende Cyberangriffe. Cool.

Ende ist dieses Jahr rechtzeitig, bevor der letzte Zug weg ist. Ich fahre auch über Akebonobashi anstatt Yotsuyasanchome. Das wirft mich südlich von Akihabara raus. Alternativ zum Anschlusszug entscheide ich mich für einen nächtlichen Spaziergang.

Fazit: Nokogiriyama ist eine Reise wert, ob nun via Aqualine, bei Boot oder bei Zug.

Kichijoji und 7 Glückgötter

Die 7 Glücksgötter von Nihonbashi sind bei weitem nicht die einzige Pilgerstrecke dieser Art in Tokyo. Eine weitere existiert im Nordosten zwischen den Flüssen Arakawa und Sumidagawa. Von Yushima (C-13) aus geht es nach Norden, nach Kita-Senju (C-18). So weit nach Norden bin ich mit der Chiyoda noch nie gefahren.

Eine Unterführung mit getrennter Fahrradspur bringt mich an den Einfang einer kleinen, typisch japanisches Einkaufsstraße. Die Straße endet am Rand von Yanigahara, einem altem Wohngebiet mit sehr schmalen Straßen und kleinen Häusern. Es gibt sogar ein altes Sento. Kaum zu glauben, dass das hier Zentraltokyo ist, nur ein paar Stationen entfernt vom Skytree und Akihabara.

Minuten später stehe ich am Arakawa und überlege wie ich von hier nach Sumda komme. Entweder  ist die Bundestraße im Weg, oder die Skytree-Line, oder die Keisei-Main-Line. Ich kann den Startpunkt der Pilgerstrecke, den Bahnhof Horikiri schon sehen. Aber ich muss einige Haken schlagen und Umwege laufen, bevor ich endlich am Bahnhof stehe. Dabei finde ich das wohl schmalste Haus in Japan (siehe Foto).

Die Pilgerstrecke, die dann folgt, ist lang und wenig spannend. Gut, ohne wirklich gute Karte ist es auch ein wenig Schnitzeljagd, aber irgendetwas fehlt. Es ist schwer in Worte zu fassen. Nihonbashi hat die kleinen Schreine als Ziel. Yanigahara vorhin hatte diese kleinen Straßen und Gassen. Hier? Nichts. Graues Wohngebiet ohne Charakter. Sorry. Skip it.

Das Ende der Strecke wartet der Kofuku-ji. Ja, das ist endlich wieder ein Fotomotiv. Von hier nach Asakusa ist es auch nicht mehr weit (relativ gesehen).

Es folgt ein Zwischenstop in Akihabara mit zwei wichtigen Zielen. Das erste ist der Inari-Shrein, der zwischen die Hochhäusern steht. Die Straße dorthin ist eher ein Spalt zwischen den Hauswänden, gerade so breit wie meine Schultern. Das Erlebnis ist, wie es Only in Japan beschreibt (Link folgt). Der zweite Stop ist die Microbrauerei am stillgelegte Manseibashi-Eki der Chuo-Line: Hachinohe. Das Bier kann man sogar in Deutschland kaufen, aber nicht die Sorten, die ich jetzt verkoste.

Dann geht es weiter nach Kichijoji, auch wenn das mit der beendeten Kirschblüte witzlos ist. Man war da und ich habe ein Frankfurter Würstchen beim „König“ gegessen. 800yen (6€) für eine Flasche Jever, Becks oder Köstritzer ist mir dann aber zu viel.

Es folgt ein kurzer Abstecher nach Gibli. Bis ich das Schild las wusste nicht, dass das Museum hier ist. Ohne Reservierung Tage im Voraus bekommt man keinen Eintritt. Von außen wirkt es etwas „in die Jahre gekommen“ und so ein großer Gibli-Fan bin ich nun auch nicht.

Dann geht es zurück nach Nakano. Der „Broadway“ ist ein etwas in die Jahre gekommenes Einkaufszentrum. Es ist ein Mekka für Animefans der ersten Stunde. Ich laufe etwas durch die Korridore und finde auch ein paar interessante Dinge. Darunter eine Original Japan Rail Taschenuhr. Aber ich halte das Geld zusammen, da ich am Sonntag nach Jotaro Saito will.

Zum Abendessen stoppe ich in einem nahegelegenem Izakakaya für Yokitori und ein Hoppy. Danach geht es in die Priesterbar „Vows“, sie ist der eigentliche Grund für die Fahrt nach Nakano. Die Bar wird von einem waschechten Mönch betrieben. Sein Ansatz lässt sich wie folgt zusammenfassen: Leute mit Kummer und Sorgen gehen in die Kneipe, um selbige zu ertränken. Also ist das der ideale Ort, um die Lehren Buddhas zu vermitteln. Ich  bleibe fast zwei Stunden und nippe an verschiedenen Cocktails.

Für das Nachtprogramm geht es zurück nach Kichijoji, in die Harmonica Yokocho. Wie bei Omoido Yokocho meint dies extrem kleine Gassen mit dutzenden extrem kleinen Kneipen. Mein Barhopping umfasst drei Orte, darunter das Hamaniko (Tipp von NHK).

Ich bin der achte Gast und stehe schon in zweiter Reihe. so klein ist die Bar. Das Fleisch ist ein Gedicht. Man bekommt veschiedene Cuts, die man dann selber grillt.

Um 22:30 Uhr ist Feierabend, da ich den Rückweg bedenken muss. Bis eben war das Wetter relativ gut. Allerdings war es extrem windig und böig. Jetzt fängt es auch noch an zu nieseln. Zum Glück ist der Bahnhof nicht weit. Ich erwische auf die Sekunde genau einen Rapid nach Ochanomizu. Dort ist der Nieselregen stärker. Schnell zum Hotel. Draußen regnet es jetzt in Strömen. Damit dürften auch die letzten Kirschblüten weg sein. Und der Wetterbericht für morgen (Nokogiriyama) verkündet nichts Gutes; Sturmwarnung.

Fazit: Die Vows Bar ist mehr als eine Bar. Ich war dort aus Neugier und weil ich die Idee gut fand. Aber zurück im Hotel denke ich wirklich über die buddhistische Ideen nach und über den Ansatz, die Lehren in die Bar zu bringen, statt Barbesucher in den Tempel zu locken.

Museen

Heute steht der Koto-Ward auf dem Plan. Er liegt wie der Sumida-Ward (morgen) zwischen den Flüssen Arakawa und Sumidagawa. Der Bezirk ist durchzogen von Kanälen aus der Edozeit. Die Erlebnisse der Reise beginnen beim Umsteigen in Akihabara. Zum einen habe ich die Treppen zwischen den Pattformen immer noch nicht verstanden. Und dann stolpere ich über eine Milchbar: Ein Kiosk am Bahnsteig, der nur Milch verkauft. Ich verpasse drei Züge. Was für eine coole Idee.

Ich steige in Kinchicho aus und gehe etwas zurück zum Oyokokawa. Der Nordteil des Kanals reichts hoch bis zum SkyTree und wurde komplett nach unterirdisch verlegt. Oberirdisch ist es jetzt ein Park; eine grüne Linie quer durch das Häusermeer.

Südlich ist ein Stück Park und dann kommt der Kanal zum Vorschein. Links und rechts Kirschbäume. Leider, Leider ist die Kirschblüte komplett vorbei. Es wäre ein bombastischer Anblick gewesen und der Kanal landet damit auf meiner Geheimtip-Liste. Ich laufe immer weiter nach Süden. Immer noch Kirschbäume.

Unten am Kiba-Park kreuzt ein anderer Kanal. Hier biege ich nach Westen ab, da ich glaube, dass dies der Kanal von der Bootstour ist. Ist er nicht und mit Blick auf die Uhr versuche ich die nächste U-Bahnstation zu finden. Es ist Kiyosumi (siehe 2014). Zwei Stationen später bin ich in Ryogoku, dem Empizentrum des Sumo.

Erster Stopp wird Edo Noren direkt im Bahnhof. Eine nette Idee: Ein Sumodoyo in der Mitte, drum herum Restaurants für Chanko und Sushi Edo-style, sowie ein Sakeya mit Automaten, wo man sich durch knapp 30 Sakesorten probieren kann.

Ich stelle fest, dass ich sowohl die sehr trockenen als auch die süßen mag. Bezahlt wird pro Becher (Inhalt ist etwa 20ml). Das könnte schnell ins Geld gehen. Allerdings hat Sake einen Alkoholgehalt von kräftigem Rotwein. Und bei dieser Größe kann man 8-10 Sake probieren, bevor man das Äquivalent eines Glas Rotweins intus hat. Vorteil dieser Sakeprobierstation ist, dass man den Sake auf verschiedene Temperaturen hochheizen kann. Und ja, das macht den Unterschied. Bei verschiedenen Temperaturen schmeckt der gleiche Sake komplett anders. Ich mache Notizen über Notizen.

Die Suche nach den Heya der Sumokämpfer ist es etwas ernüchternd. Gedanklich erwartet man alte Gebäude mit einer großen Holztafel an der Tür. In Realität sind es eher unauffällige, teilweise sogar hässliche Betongebäude. Und ohne gebuchte Tour kann man eh nichts sehen. Also gleich weiter zum ersten kulinarischen Highlight des Tages: Chankonabe, das Essen der Sumotori. Im Prinzip ist es ein sehr gehaltvoller Eintopf mit Kohl und Fleisch, von dem selbst eine kleine Portion sättigt. Obendrein schmeckt es.

Nach dem Essen geht es zum Hokusai-Museum. Das Gebäude selbst ist ein Kunstwerk für sich. Innen hängen diverse Ukiyo-e Werke. Es ist schwer von Originalen zu reden, da Ukiyo-e eine Drucktechnik ist. Aber ich wollte schon immer einen Originaldruck der großen Welle von Kanagawa sehen.

Nächster Stop  ist des Edo-Museum; dieser futuristische Bau. Die Austellungshalle ist einfach riesig. Man kann Stunden hier verbringen. Innen steht sogar die Hälfte einer 1:1-Rekonstruktion der Nihonbashi (eine kleinere Version steht am Flughafen Haneda).

Nach so viel Museum und Kultur an einem Tag wird es Zeit für Ginza. Zuvor stoppe ich aber (mal wieder) an Tokyo Eki. Dieses Mal gibt es keine meterlange Warteschlange am JRP-Pass. Geduld ist alles, und natürlich die paar Tage Reserve, bevor man den JRP braucht.

Mein Ziel ist die neue Shoppping-Mall Ginza 6. Hier hat der Designer Jotaro Saito einen Verkaufssalon. Die Kimonos sind echt der Hammer, aber der Preis ist etwas oberhalb meiner Liga. Eine komplette Ausstattung mit Obi, Geta und allem drum und dran kostet locker 4000€. Hm. Fürs erste belasse ich es wohl bei einem Parfait (Foto) und etwas Champagner … dies ist schließlich Ginza.

Mit Zwischenstopp am Hotel (Stativ holen) geht es ein letztes Mal in den Ueno Park, um die Reste der Kirschblüte zu fotografieren. Haken dran. erledigt. Ich springe in die Yamanote und fahre nach Kanda.

Kommen wir zum zweiten kulinarischen Highlight des Tages: Ein Indoor-Yatai. Es ist wie ein Yatai, halt ohne Räder und dafür im 4. Stock. Fast. Etwas vom Yatai-Feeling geht verloren. Dennoch. Da es keinen Yatai in freier Wildbahn in Tokyo mehr gibt, ist dies so dicht wie irgendwie mäglich am Original.

Am Nachbaryatai sitzt eine Gruppe Japanerinnen inkl. dem Großvater einer der Damen. Ich komme schnell ins Gespräch und sitze schnell zusammen mit ihnen zusammen. Das ist Yatai. Das ist das was ich aus Fukuoka kenne. Small Talk beim Feierabendbier (bei mir ist es ein Hopy).

Fazit: Ich bin wirklich ein Fan von Yatai, Oden und Dashiwari UND Hoppy ist neben HiBall mein Favorit für einen erfrischenden Drink.