Archiv der Kategorie: 8.2 .. Festivals in Kansai

Ich mache Matsuri-Hopping: Nagahama, Otsu, Gifu und Mino haben kleine Festivals, die vom Datum immer im Schatten von Takayama und Co. stehen.

Gujo-Hachiman

Heute wird ein entspannter Tag. Auf der Agenda steht Gujo-Hachiman. Den Ideer habe ich von NHK Journeys in Japan. Der Ort ist etwa eine Stunde von Seki entfernt. Ich lasse mich nicht hetzen und nehme den Local um 10:18. Der braucht etwas länger, da er an den schönen Stellen der Strecke extra langsam fährt. Kein Witz, steht so im Fahrplan.

Direkt am Bahnhof ist ein alter Sakeya. Ich kann nicht anders und kaufe ein Glas Nigorisake für später. Der Fußmarsch vom Bahnhof in die Stadtmitte ist nicht wirklich Urlaub. Dieser Teil der Stadt ist nicht hübsch.

Endlich erreiche ich den alten Stadtkern. Den Titel „Stadt des Wassers“ trägt dieser Ort zurecht. Überall fließt Wasser: unter der Straße und neben der Straße, Schächten und Kanälen. Das Plätschern und Gurgeln ist allerorts zu hören. Am Fluss ist es fast schon zu laut, aber igendwie auch entspannend.

Das Wasser ist kristallklar. Überall gibt es Wasserquellen für den täglichen Gebrauch. In der Regel sind es drei Becken und das Wasser fleißt nacheinander durch die Becken bevor es in  Fluss geleitet wird. Das oberste Becken ist Trinkwasser, in der Mitte ist Wasser zum Waschen von Obst und Gemüse und unten ist „Brauchwasser“ zum Beispiel für den Abwasch (ohne Spülmittel); ein cleveres, ressourcenschonendes System.

Ich laufe (zickzack) durch die Straßen, immer in der Hoffnung, die Drehorte der NHK-Folge zu finden. Um es zusammen zu fassen: Ich finde eine Menge schöner Ecken. Punkt. Ich arbeite mich zum Platz mit der Tourismuszentrale vor. Vor dem Gebäude sitzt keine Taube auf der Straße. Es ist ein Bussard, Falke, …? Kann  ein Ornithologe hier helfen? Und wenn ich es recht überlege, sind hier wenig Tauben unterwegs. Wir brauchen mehr Bussards in deutschen Innenstädten.

Von hieraus führt eine Brücke auf die Nordseite und u.a. weiter zur Burg, die ich mir als Finale aufheben. Ich gehe erstmal rechts am Gebäude vorbei. Ein schmaler Weg folgt einem noch schmaleren Kanal. In dem schwimmen sogar Karpfen. Wasser ist un Gujo überall. Ich gehe runter zum Fluss (Kodara River?); ein Seitenarm des Nagara River, der als einer der saubersten und klarsten Flüsse Japans geschätzt wird.

Ich laufe am Fluss entlang bis zur Staustufe.  Auf der anderen Flussseite liegt der Onotenmangu. Ein Foto aus der Ferne sollte reichen. An der Staustufe ist eine große Brücke. Hier blickt man den Fluss entlang auf Gujo mit den Bergen im Hintergrund. Ich entscheide, dass dies der Ort für ein Glas Nigori ist.

Zurück zur Brücke an der Touristeninfo wähle ich einen Weg durch die Gasse von Gujo. Das war eine gute Idee. Es beginnt mit dem fotogenen Eingang zum Atagoschrein, gefolgt vom Jionzen-ji. An dieser Stelle schlängt der kleine Hunger zu und ich steuere das indische Resto an, das ich vorhin gesehen habe: Naanbrot mit einem grünen, milden Curry.

Ich wechsle die Flussseite und gehe kurz runter zum Nebenfluss (des Nebenfluss …), um dann weiter zur Burg zu gehen. Der Weg hinauf beginnt an der zweiten Touristeninfo (mit Souvenirshoppingpotential). Von nun an geht es bergauf. Die erste Kehre kürze ich durch den Shiroyamapark ab, der mit ein paar Kischbäumen einen schönen Blick auf das Ziel, die Burg, bietet. Dann wird es steil.

Der Weg nach oben lohnt. Es ist eine kleine, feine Burg mit schönen Ausblick. Eine Mangafigur scheint das Maskottchen der Burg zu sein. Die Bezeichnung Re:Debut kann nicht so recht einordnen, außer dass es sich perfekt in die ganze „Re:Irgendwas“-Animes einreiht.

Dann geht es zurück zum Banhhof; nicht ohne Souvenirshopping und einen letzten Stop in einer kleinen Nebenstraße, wo auch das Saito-Museum ist. Mit dem interessant gestaltetem Kopfsteinpflaster, der Wasserquelle mit den drei Becken und einem kleinen Schintoschrein ist es ein Blick, den man ohne Photoshop sofort in einen Reiseführer übernehmen kann.

Um 17:24 Uhr geht es zurück ins Hotel, nicht ohne eine Schale Udon vor der Fahrt. Wie gesagt, heute war ein langsamer Tag. Und es bleibt genug Zeit für das Hotelonsen und einen Abstecher in ein Izakaya.

Ich bin mir nicht sicher, ob letzteres erfolgreich ist. Das ist nicht unbedingt eine Touristengegend (auch nicht für Japaner). Ich weiß nicht, was mich erwartet. Was soll ich sagen: Es wird ein erstaunlich guter Abend. Leider habe ich die Kamera nicht dabei. Der Ausflug ins Izakaya zieht sich und wird einer dieser Abende, die man nicht planen kann, die sich einfach entwickeln. Ich vermute mit der Bestellung eines Highballs, habe ich das Eis gebrochen.


Randinformation: Heute ist Schauspieler Harry Anderson gestorben. Bekannt wurde er als Richter Harry T. Stone in der Serie Night Court. Er war auch als Harry the Hat in der Serie Cheers zu sehen.

Nagahama Matsuri (Finale)

Da sich mein ursprünglicher Plan für heute zerschlagen hat, ergibt sich die Chance den großen Tag des Nagahama Matsuri zu sehen. Die Fahrt nach Minoota bringt eine Neuigkeit: Es gibt Problemausländer, die keine Touristen sind, in Japan. Sie fallen durch ihr unangepasstes, nerviges Verhalten auf (in Deutschland würde das unter „normal“ fallen). Den Japanern im Zug ist das unangenehm, ja etwas peinlich. Ich bin gespannt wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt. Japaner sind nicht zimperlich mit Ausländern. „Pass dich an oder geh“ ist die Devise.

Der Rest der Zugfahrt ist dann wieder ganz japanisch. Umsteigen in Minoota; Wechsel in Gifu und in Maibara. Hier habe ich Zeit für eine Mittagspause. Die Wahl fällt auf Karee. Im Lautsprecher läuft J-Pop. Moment, das ist doch aus Bubblegum Crisis; Priss and the Replicants. Da kann man nur sagen „Only in Japan“.

Zurück in Nagahama brauche ich keine Karte mehr. Die wichtigen Straßen kenne ich. Heute gibt es am Schrein auch ein paar Futterstände. Ich treffe auf den Hashimaki-Verkäufer von Otsu. Was für ein Zufall. Das ist ein Zeichen für ein zweites Mittagessen.

Die Festwagen haben das Schreinbegelände bereits verlassen und ziehen langsam durch die Stadt. Jeder Schrein hält drei Mal und zeigt eine Aufführung. Die vierte und letzte ist auf dem Tempelgelände im Westen, wo sich alle Wagen sammeln werden.

Gute Fotos zu machen ist schwer. Anders als die Tage zuvor sind die Straßen heute voll von Touristen; wenig ausländische Touristen in Vergleich zu anderen Matsuri. Dennoch ist den akkreditierten Fotografen vorbehalten eine gute Position zu finden.

Die Aufführungen sind gut. Das Makeup; die Posen, die im Kabuki so wichtig sind, alles ist da und so gut. Und wenn man jetzt noch überlegt, dass die Stücke locker 20 Minuten dauern. Das ist eine Menge Text.

Nach der Aufführung stömen die Leute auseinander und das Team des Festwagen bereitet sich auf den Transport vor. Die Seitenteile der Bühne werden abgebaut. Die Seile zum Ziehen und die Holzbanken zum Lenken montiert. Die Prozession bereitet sich vor. Der Weg wird von Touristen freigeräumt. Dann kommt das Signal; mit einem goldenen Fächer. Die Straße wird gesperrt und der Wagen setzt sich in Bewegung.

Bis zur ersten Kurven. Da die Festwagen keine lenkenden Achsen haben ist hier für Gewalt gefragt. Man sieht die Spuren auf dem Asphalt. Dann die zweite Kurve in die überdachte Einkaufsstraße. Ab jetzt folgt Millimeterarbeit. Die Straße ist schmal. Zwischen den Schildern der Läden und den Aufbauten des Festwagen sind vielleicht 20cm auf jeder Seite.

Nachdem der Wagen seine Position eingenommen hat, wird die nächste Aufführung vorbereitet. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Seitenteile mit dem Laufweg für die Schauspieler nicht wirklich stabil sind. In der nächsten Aufführung werfe ich daher einen Blick in diese Richtung. Während die Kinder auf dem Steg sind, stützen drei Leute den Laufweg.

Ich wechsele den Standort, denn der erste Wagen wird gleich den finalen Platz erreichen. Der Wagen wird auf den Platz gezogen und in Position für seine letzte Aufführung gebracht. Das Stück kenne ich schon. Jetzt wäre die Zeit für Matsurifutter, aber alle Stände sind auf der anderen Seite der Strecke. Hier steht keine einzige Bude. Also zurück. Und nicht zu spät. Die Leute sind schon am abbauen. Alle potentiellen Gäste ziehen mit den Festwagen mit und der letzte hat ja schon vorhin den Platz verlassen. Also auf ein letztes Hashimaki (und etwas Sake).

Ach ja: Nach den Aufführungen verlassen die Kinder den Festwagen und gehen zurück in das Haupthaus für eine Pause. Wenn die Kinder in vollem Kostüm den Wagen verlassen brandet Applaus auf. Die ganz kleinen werden getragen. Kurz vor der Aufführung kommen die Kindern einzelnd zum Festwagen zurück. Für jeden bildet sich eine Gasse in der Menschenmasse. Applaus und Zurufe. Die Kinder sind die Stars hier.

Von jetzt an Pendel ich zwischen den Festwagen, immer auf der Suche nach dem ultimativem Foto. Es fängt an zu dämmern und ich muss langsam auch die Rückreise im Auge behalten. Es gilt wieder die Regel: „Verletzter sinnvoller Zug“.

Auf dem Abschlussplatz gibt jeder Wagen seine letzte Vorstellung. Jetzt in der Dunkelheit mit der beleuchteten Bühne ist es ein völlig anderen Anblick. Nach der Vorstellung stellt der Wagen für das Gruppenfoto neben die anderen Wagen. Da das Matsuri etwas hinter dem Zeitplan hinkt, schaffe ich dieses Abschlussfoto mit allen vier Festwagen nicht mehr. Ich muss mich mit drei Wagen begnügen.

Zum Rückweg gibt es nicht viel zu sagen, außer: Ich nehme einen Zug, der direkt nach Gifu fährt. Das spart mir ein Mal umsteigen.

Mino Masturi

Heute klingelt der Wecker früher. Mein Zug geht um 7 Uhr. Ich will früh in Minoshi sein und bis dahin sind es 4 Züge. Zuerst geht es mit dem Local wie auch schon die letzten Tage nach Kyoto. Mittlerweile habe ich Übung. Der Wechsel in den Shinkansen ist ein Kinderspiel. Die Fahrt bis Nagoya ist schnell rum. Dort wechsel ich für ein paar Stationen in den Hida-Express.

In Minoota ist der nächste Wechsel. Meine Idee ist es, meine Koffer hier zu deponieren, dann weiter zum Mino Matsuri zu fahren, dann zum Gifu Matsuri und dann spät abends die Koffer hier einzusammeln, bevor ich zum Hotel fahre. Es sind jedoch kein Locker in geeigneter Größe frei. Also Plan B: Zum Hotel, Koffer abwerfen und mit dem Taxi weiter.

Gesagt, getan. Der Taxifahrer bringt mich direkt zum Sammelplatz der Hanamikoshi.Die Hälfte der Schreine ist schon auf dem Weg. Ich bin also spät dran, aber nicht zu spät.

Ich folge der Gruppe, die gerade startet. Ich habe keine Ahnung wo es langgeht und auch eine Karte. Die Schreine sind einzigartig mit ihrem Blumenschmuck. Das Matsuri war eine gute Idee. Die Gruppen sammeln sich in einer Breiten Straße. Nach einer Pause geht es weiter. Die Schreine werden nicht nur getragen, sie werden auch in die Höhe gestemmt. Zudem drehen sich die Gruppen, was aufgrund des Gewichtes schon schwer genug ist.

Aber dann kreisen auch noch zwei Schreine umeinander und kommen sich teilweise sehr nah. Teilweise bin ich sehr dicht am Geschehen dran; also unter der Blumendekoration. Und so mancher ist nicht mehr wirklich nüchtern. Der Eimer mit Sake kreist seit Stunden. Und es ist Sake, da ich auch schon ein paar Runden probieren durfte.

Bis etwa 14 Uhr ziehe die Mikoshi durch die Stadt. Ich folge nach und nach verschiedene Gruppen. Der letzte Abschnitt führt durch die Altstadt. Hier mache ich die besten Fotos.

Am Ende der Prozession erfahre ich allerdings, dass wegen des kommenden Unwetters, das Matsuri für morgen abgesagt ist. Wow. Was für ein Glück, dass ich alles getan habe, um heute den ersten Teil zu sehen. Auf dem Weg zum Bahnhof stoppe ich für Ramen. Dann geht es schnurstracke zum Festival in Gifu.

Die Bahnstation ist ein wenig im nichts; am Rande eines Wohngebietes. Am Rande meint, die Straßen sind schon da, die Häuser fehlen noch. Zumindest rede ich mir das ein.Ich höre Feuerwehr. Ich quere die zweite Bahnstrecke und etwas später sehe ich zum einen die Laternen für das große Feuerwerk (Orientierung), zum anderen sehe ich eine Gruppe mit Glocke und unglaublich lauten Feuerwerkskörpern. Ihr Kennt ihr diese kleinen roten Feuerwerks-Matten von Silvester? Das hier ist die Version für große Jungs. Die sind wirklich laut. Dazu eine Figur auf Pappmaché. Gehören die zum Matsuri dazu und was ist mit dieser Figur?

Am Festplatz angekommen fängt es an regnen. Das ist mal Timing. Es ist noch etwa eine Stunde bis zum Start und so streife ich durch die Stände mit Matsurifutter und Sake. Dabei treffe ich auf eine Gruppe Japaner, die mich quasi einsaugt. Das Unwetter ist da. Der Regen wird stärker. Ich sitze unter einer Plane bei Yakitori und Sake.

Das Feuerwerk wird gleich beginnen. Die tragebaren Schreine und diese Pappmaché kommen zurück; inkl. Feuerwerk. Dann geht auf das Schreingelände und noch mehr Feuerwerk und dazu Bengalos werden abbrannt. Die Kamera zeigt erste Aussetzer durch den Regen und mein Regenmantel von 2004 ist definitiv nicht mehr wasserdicht.

Dann wird das Feuerwerk abgebrannt. Eine Zündschnür bringt das Feuer die Masten hinauf, wo erst eine Art Goldregen abgebrannt wird und dann die Laternen leuchten. Etwa zur Hälfte steigt meine Kamera komplett aus. Die Optik ist „abgesoffen“. Fotografisch ist Feierarbend.

Ich genieße den Rest undokumentiert und gehe dann auf eine letzte Runde Sake zurück zu der Japanergruppe. Es stellt sich heraus, dass es sich um Mitglieder der japanischen „eherenwerten Gesellschaft“ handelt. Yamaguchigumi um genauer zu sein.

Der Rückweg wird kurz hektisch. Ich verpasse die Kreuzung und eh ich es bemerke bin ich 300m in die falsche Richtung gelaufen. Jetzt wird die Zeit knapp. Ich kriege den Zug aber noch. Aber nur, weil er Verspätung hat oder ich den Fahrplan falsch in Erinnerung hatte. Egal. Ich stehe im Zug. Patschnass.

In Minoota muss ich umsteigen. Zum Glück sind die Koffer schon im Hotel, da die Zeit zum Umsteigen sehr knapp geworden ist. Im Hotel falle fast direkt ins Bett. Meine Klamotten sind komplett nass. Da ich bereits in meiner Ersatzhose unterwegs bin stellt mich das vor ein Problem; welches ich aber morgen angeht … oder die Klimanlage trocknet alles.

Nagahama Matsuri (Teil 2)

Um 15 Uhr verlege ich nach Nagahama. Der Shinkansen in Kyoto hat tatsächlich Verspätung: 2 Minuten. Und diese zwei Minuten werden angezeigt und per Durchsagen angekündigt. (Hinweis: Bei der Detuschen Bahn ist alles bis 5min 59sec pünktlich und kann daher auch nicht beanstandet werden, wenn der Anschlusszug weg ist.)

Heute finden Aufführungen in vollen Kostüm statt und auf den historischen Festwagen. Diese stehen heute in den Straßen. Die Aufführungen sind schwer zu beschreiben. Es ist Kabuki. Und Kabuki lebt von der Optik: den Kostümen und gerade vom Makeup. Und da sind da noch diese berühmte Posen, die Kabukispieler einnehmen.

Die Kinder liefern eine unglaubliche Leistung ab. Das ist weit über dem was man aus den Schulvorführungen kennt.

Es wird Zeit für spätes Mittagessen/frühes Abendessen. Ich hatte gestern schon das Sushiresto gesehen, dass ich nun ansteuere. Beim Blick auf das Plastikessen im Schaufenster werde ich von zwei Japanern angesprochen, die mir helfen wollen. Das ist sehr hilfreich, dad

Otsu Matsuri (Teil 2)

Heute steht die Parade des Otsu Matsuri auf dem Plan. Da sie erst um 13 Uhr beginnt, lasse ich den Tag ganz langsam beginnen und nutze die Chance, die rauchigen Klamotten von gestern in die Waschmaschine zu werfen; zusammen mit dem Rest, der sich angesammelt hat.

Es gibt ein Waschcenter die Straße runter in Richtung Bahnhof. Die Benutzung wirft eine paar Sprachprobleme auf. Zum Glück ist dort Personal vorhanden, das mir hilft. Die Waschmaschine benötigt kein Waschpulver aus dem Automaten. Die Waschzeit ist etwa 40 Minuten inkl. Trocknerlauf. Dies gibt mir Zeit für einen kleinen Rundgang durch die benachbarten Straßen.

Ach ja. Da meine Klamotten ja in der Trommel sind, bin ich immer noch (seit dem Frühstück) in Yukata gekleidet. Das ist schon ein sehr praktisches Kleidungsstück und hebt einen Touristen wie mich doch aus der Masse heraus. Und so ohne Kamera können mich die meisten nicht einsortieren. Ich gebe es zu: Ich liebe es, sie zu verwirren.

Kurz vor 12 Uhr bin ich dann wieder am Hotel und ordere ein Taxi. Es ist zwar nicht weit, aber ich habe schon gestern einen falsche Abzweigung genommen und landete in irgendeinem Wohngebiet. Der Taxifaher nimmt eine leicht andere Route, die mich ans obere Ende der breiten Straße bringt. An der Polizeiabsperrung steige ich aus. Nach ein paar Metern überlege ich: Könnte das hier die Stelle sein, wo ich gestern …

Ich bin zurück an der Breiten Straße mit den Matsurifutterständen. Ganz hinten sehe ich schon die Prozession auf uns zukommen. Das Wetter ist bombastisch und die Kirsche auf der Sahne ist die Kirschblüte, die hier noch nicht vorbei ist. Die Teilnehmer sammeln sich vor dem Torii. Dies ist der ideale Moment für Fotos.

Zudem habe ich Zeit ein neues „Matsuri-Futter“ zu testen: Hashimaki. Im Prinzip ist es ein Omelett, dass um zwei Esstäbchen gerollt ist. Mit der Garnitur aus Tonkotsusoße, Seetang, Fischspäne, Majo, Negi und Ingwer ist es geschmacklich stark mit dem Okonomiyaki verwandt. Der ist übrigens der von gestern. Man kennt sich, man grüßt sich. Für Getränke werde ich wieder an den Nachbarstand verwiesen, wo ich freudig begrüßt werde.

Dann beginnt die Prozession. Voran gehen Leute mit Metallstangen, die sie auf den Boden schlagen und dabei drehen. Der Sound ist klirrend und einmalig. Dahinter folgen zwei Kinder in Samuraioutfit. Die kleinen sind villeicht 3-4 Jahre alt. So halten bunte Bänder, die mit einem — ich nenne es mal — Blumengebinde verbunden sind. Der Träger versucht beim gehen so tief wie möglcih in die Knie zu gehen und es von dort wieder hochzustemmen. Dabei ist noch das Gleichgewicht zu halten, da die ganze sehr kopflastig ist.

Die Prozessionen, ich vermute eine Delegation je Stadtteil, ziehen rauf zum Renge-in. Dort steht eine Bühne auf der die 4 Mikoshi von gestern stehen. Was hier passiert ist wieder Teil des Shinto, einzieht sich meiner Kenntnis und müsste ich nachlesen.  Fest steht, dass die Veranstaltung hier Zu Ende ist. Die Teilnehmer machen Abschlussfotos und verladen ihre Sachen. Auch die Matsuristände bauen ab. Ich kann noch ein Hashimaki und eine Dose Highball ergattern.