Archiv der Kategorie: 09 .. Ein neuer Kaiser

Dieser Urlaub außerhalb meines 2-Jahre-Taktes hat die Krönung des neuen Kaisers am 01. Mail 2019 zum Ziel.

Noch 7 Tage …

In 7 Tagen werde ich bereits im Flugzeug sitzen, eine Sake in der einen, Knabberkram in der anderen Hand, und mich auf weitere 10 Stunden Flug eingestellt habe.

Wie immer habe ich bis jetzt meine Vorbereitungen hoch motviert begonnen und dann schleifen lassen. Meine Pläne für Tokyo stehen immer noch nicht; mit Ausnahme des Abendprogrammes. Auch Yokohama ist noch nicht finalisiert. Auf der anderen Seite: Was solls. 2004 (und 2006) war ich nur mit einem Reiseführer unterwegs. Ich bin an einen Ort gefahren, habe erst dort bei der Touristeninfo eine Karte bekommen und haben dann mehr oder weniger planlos losgelegt.

Das ist jetzt 15 Jahre her. Und auch wenn es abgedroschen klingt: Es waren andere Zeiten. Auweia, ich werde alt. Aber 2004 … Das war Windows XP und Nokia-Mobiltelefone. Das iPhone ware noch 3 Jahre entfernt und mobiles Internet gab es maximal als WAP. Das detusche Windows XP konnte keine japanische Schriftzeichen. Es gab noch kein googlemaps (begann 2005) und tripadvisor war noch nicht so bekannt und mächtig. All die Hotelbuchungsseiten gab es auch noch nicht. Die Planung einer Japanreise war eine Herausforderung: Man musste Hotels finden und Informationen gab es eigentlich nur in Buchform (Reiseführer wie Lonely Planet).

Es waren schöne Zeiten. Es gab weniger Touristen. Das Takayama Matsuri war schon berühmt, aber es kamen nur Leute, die wussten, was sie tun. 2018 bin ich an Takayama vorbeigfahren. OMG und WTF. Was dieser Tag nach Japan srömt. Alle Smartphone-süchtig und arrogant. Niemand liest sich in Verhaltensregeln ein oder interessiert sich überhaupt dafür. Fremdschämen pur. Ich schätze mich glücklich schon seit 2004 nach Japan zu reisen. Ich kenne dieses Land noch anders als es jetzt durch Touristenhorden geworden ist.

Genug aufgeregt. Zurück zu meiner Planung.  Ich bin gespannt, ob ich über die Ostertage nach ein paar Dinge festnagele. Immerhin habe ich eine neue Kamera, die ich testen muss. Morgen muss ich die letzten Dinge einkaufen. Aufräumen wollte ich auch noch und schon mal die Koffer zu 90% packen. Und das Wetter ist bombastisch (sitze gerade auf der Terasse mit einem Highball, Käse- und Salamiwürfeln … mein Mittagessen). Unglaublich, dass es letzten Samstag noch kurz geschneit hat.

令和 – Der Beginn einer neuen Ära

Der Chief Cabinet Secretary Yoshihide Suga hat vor wenigen Sekunden (11:40 Ortszeit) den Namen der neuen Ära verkündet: 和  (れいわ, reiwa)

„The new name reflects the hope that culture develops further as people care for each other in a beautiful manner.“ (Shinzo Abe)

【写真・図版】新元号を発表する菅義偉官房長官=2019年4月1日午前11時42分、首相官邸、飯塚晋一撮影


Bildquelle: Asahi Shinbun

Dieser Name wird ab dem 1. Mai gültig sein. Kronprinz Naruhito wird der Reiwa-Tenno werden. Der Name wurde aus dem Manyoshu abgeleitet. Einem der ältesten Literatursammlungen Japans.

Das Kanji ist von der Ume-Pflaume abgeleitet, die in Japan Harmonie repräsentiert. Ich habe zwar für Ume ein anderen Kanji im Kopf (das hier: 梅), aber wer bin ich, dass ich mit den Japanern über ihre Schrift streite. Wer bei jisho.org vorbeischaut wird als Übersetzung folgendes erhalten: command; order; dictation​.

Rei in Kombination zeigt oft einen Bezug auf Familienmitglieder anderer Leute auf: 婿 = Ihr Schwiegersohn, 兄 = Ihr älterer Bruder, 孫 = Ihr Enkel, 室 = Ihre Ehefrau … you get the drift. Der Bezug ist dabei immer höflich, ehrerbietend: „Ihr ehrenwerter Sohn“ usw.

Es ist das erste Mal, dass eine japanische anstelle einer chinesischer Quelle benutzt wird. Das Manyoshu wurde gewählt, da es für die reiche Kultur und lange Tradition Japans steht.

Und ich habe schon das erste Problem. In meinem Font für Kanji sieht das Rei (令) anders aus als auf den Nachrichtenseiten () in Japan. Ich vermute eine alte Schreibweise oder ein Font-Problem. Ich finde das Original schöner. Mal sehen wie ich es korrigieren kann.

Statistik: Reiwa wird die 248. Ära werden. Die erste war Taika im Jahr 645. Allerdings ist Naruhito erst der 126. Tenno.

Randnotiz: Es wurde im Vorfeld viel spekuliert. Das war nicht ganz ungefährlich, da eine Regel ist, dass der Name nicht im alltagsgeläufig sein darf. Ein Medienhype um einen möglichen Namen hätte diesen also disqualifiziert.

Außerdem fielen Namen, die mit mit M, S, H oder T beginnen raus. Auf Computern wurde der erste Buchstabe als Abkürzung für die Ära verwendet. H17 ist also Heisei 17.

In Unicode wurde das Zeichen U+32FF reserviert. Traditionell wird 和 zu einem Kanji zusammengefasst, auch wenn das nicht alle übernehmen und es in zwei Kanji schreiben werden.

http://the-japan-news.com/news/article/0005645024
https://www.asahi.com/articles/photo/AS20190401001279.html

Der ultimative Bottle-Kill

Bottle Kill ist das Ende einer Whiskyflasche. Der Moment, wenn der letzte Tropfen in ein Glas wechselt und getrunken wird. Es ist ein besonderer Moment, gerade wenn man weiß, dass es das letzte Mal, dass man diesen Whisky trinkt; sei es, weil der Preis durch die Decke geschossen ist oder weil es keine Flaschen mehr gibt.

Ich habe noch ein Glas „Suntory Royal 15 Jahre“.

Dieser Whisky wird nicht mehr hergestellt. Die letzten Flaschen kosten mittlerweile über 400€. Das allein würde den Bottel Kill zu etwas besonderem machen. Aber es gibt zwei weitere Gründe, warum dies speziell ist.

1) Es ist eine Flasche von meiner allerersten Reise

Ich habe die besagte Flasche Suntory Royal 15 Jahre auf meiner allerersten Reise 2004 in Osaka in einem kleine Geschäft in einer kleinen Nebenstraße gekauft. Ich habe das geschäft nie wiedergefunden. Ich weiß aber, dass es ein regnerischer Tag war. Ich habe die Flasche wegen ihrer Form gekauft.

Ursprünglich wollte ich die Flasche schon 2014 auf meiner Reload-Reise leeren und durch eine neu ersetzen. Da war aber diese Version schon vom Markt veschwunden … Aber der nächste Punkt macht es hier und jetzt sehr speziell und ultimativ:

2) Ich habe eine Heisei-Flasche !!!!

Ich habe die Flasche 2004 gekauft (und auch 2004 abgefüllt). Der Whisky darin wurde also 1989 gebrannt und dann 15 Jahre in Fässern gelagert. Und 1989 war Heisei 1. Das erste Jahr der Regenschaft von Kaiser Akihito. Was ist also naheliegender, diese Flasche in 2019 (Heisei 32) zu leeren, dem letzten Jahr der Regentschaft von Kaiser Akihito.

Mein Plan: Ich werde die Flasche einpacken und am 30.04.2019 auf dem „Goodbye-Heisei-Cruise“ trinken. Bottle Kill am letzten Tag der Heise-Ära. Ein würdiger Abschluss für eine Flasche, die im ersten Jahr der Heisei-Ära destilliert wurde.

Noch eine Idee für Atami

Mein urspränglicher Plan war ein schneller Stop in Odawara, weitere nach Atami und dann Abschluss in Manazuru. Sieht so aus, als müsste ich meinen Stop in Atami etwas verlängern. Mal ganz ehrlich, wie kann ich das unten abgebildete Onsen auslassen; bei diesem Blick.


http://www.asahi.com/ajw/articles/AJ201903220001.html

New Atami spa seeks guests wanting to relax in giant bath

New Atami spa seeks guests wanting to relax in giant bath:The Asahi Shimbun

Bathers can enjoy the panoramic ocean view from the open-air “tachiyu” bath in Atami, Shizuoka Prefecture, which is deep enough for them to bathe in while standing. […] (Quelle: The Asahi Shimbun)

Source: www.asahi.com/ajw/articles/AJ201903220001.html

Plan für die Thronübergabe veröffentlicht

Die ersten Informationen zum Thronwechsel sind raus. Am 30. April 2019 um 17 Uhr wird der amtierende Kaiser das Taiirei Seiden no Gi durchführen: Er gibt die Reichsinsignien zurück und tritt damit ab.

Am nächsten Tag, dem 1. Mai 2019 um 10:30 Uhr führt sein Nachfolger das Kenji to Shokei no Gi durch: Er nimmt die Insignien entgegen und ist damit der neue Kaiser. Um 11:10 Uhr erfolgt dann ein Treffen mit der amtierenden Regierung.

Unten steht der genaue und sehr langweilige Ablauf beider Zeremonien, zumal beide die Insignien nicht anfassen oder bewegen. Alles ist so organisiert, dass es nicht so aussieht, als würde der amtierende Kaiser die Insignien direkt und aus eigenem Willen an seinen Sohn übergeben. Tja. Das ist Japan.


http://the-japan-news.com/news/article/0005619085

Details fixed for abdication,
enthronement ceremonies

Bildquelle: the-japan-news.com (Yomiuri Shinbun)

Details fixed for abdication, enthronement ceremonies

The details of ceremonies related to the Emperor’s abdication and the crown prince’s accession to the throne have been decided at a meeting of the panel overseeing the ceremonies. […]

the-japan-news.com/news/article/0005619085


Die Reichsinsignien werden im Text als „Schwert und andere Dinge“ bezeichnet. Es handelt sich im das grasmähende Schwert „Kusanagi no Tsurugi“, den Spiegel „Yata no Kagami“ und den Edelstein „Yasakani no Magatama“. [wikipedia]

Die Insignien sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Niemand außerhalb des Kaiserhauses weiß also, wie sie wirklich aussehen und ob sie überhaupt existieren.

Das Schwert wird, so die offizielle Version, im Atsuta Jinja in Nagoya aufbewahrt und ist wohl kein Katana sondern ein Schwert … also gerade und zweischneidig. Den Schrein habe ich 2004 und 2008 besucht. Er ist eine Reise wert und liegt nur wenige Meter nördlich des alten Tokaido. Dennoch, im Artikel steht, dass das Schwert im Palast gelagert wird. Ich bin mir seitdem nicht mehr sicher, was jetzt in Nagoya liegt, oder ob das Schwert früher dort lag.

Der Edelstein lagert im Kaiserpalast, welcher selbst sehr unzugänglich ist. Obwohl ich 2013 zur Neujahrsbegrüßung auf dem Vorplatz war, vermute ich, dass ich immer noch einige hundert Meter vom Edelstein entfernt war. Der Spiegel liegt vermutlich im Ise Jinja, den ich 2004 und 2008 besucht habe.

Es bleibt die Frage, was am 30. April und 1. Mai während der Zeremonie benutzt wird. Die Originale? Kopien? Wird man Bilder, vielleicht sogar Livebilder seehen? Nichts genaues weiß man nicht.