Der Yushima Tenmangu ist ein Schrein, der unweit vom Hotel Edoya liegt. Für mich hat er eine besondere Bedeutung. Und dennoch: erst jetzt in 2021 komme ich dazu, ein paar Zeilen zu diesem Schrein zu schreiben … auf meiner Webseite. Den ersten Artikel zum Yushima Tenmangu im deutschen Wikipedia habe ich schon vor Jahren erstellt.
Die Historie
Der 湯島天満宮 (Yushima Tenmangu), der auch unter dem Namen 湯島天神 (Yushima Tenjin) und evtl. als 湯島神社 (Yushima Jinja) bekannt ist, liegt im Bezirk Bunkyo-ku in Tokyo; genauer gesagt im Stadtteil Yushima.
Der Legende nach wurde der Schrein im Jahr 458 zu Ehren der Gottheit Ame-no-tajikarao-no-mikoto gegründet. Seit de Jahr 1355 wird hier auch der Kami (Gottheit) Sugawara no Michizane verehrt.
1478 wurde die inzwischen verfallene Anlage von dem Feldherrn und Gründer Edos (heutiges Tokyo), Ōta Dōkan (1432–1486), erneuert. Auch die Tokugawa kümmerten sich um den Schrein.
Das 6,81 m hohe Omote-Torii aus Kupfer stammt aus der Zeit 1667/1669. In die Balken eingraviert sind die Namen der Spender, die den Bau des Torii ermöglicht haben. Auf dem Schreingelände gibt es noch ein weiteres, aus Metall gegossenes Torii.
Links vor der Haupthalle befindet sich ein Stein, der 寄縁氷人石 (Stein des verlaufenen Kindes) von 1850. Dieser Stein hat einen interessanten Hintergrund: Im 19. Jahrhundert kam es wohl immer wieder vor, dass Kinder verloren gingen (fragt mich nicht warum). An der Stelle wo heute der Stein steht, konnte man früher Notizen hinterlegen. Das funktionierte in beide Richtungen.Entweder man beschrieb das vermisste Kind, oder das Kind, das man aufgefunden hat. Ist also nicht so viel anders als heute die Facebook-Hinweise „Katze weggelaufen“ oder „Hund zugelaufen“.
1995 wurden alle hölzernen Schreingebäude erneuert. Dabei wurde großer Wert darauf gelegt, die Regeln der traditionellen Schreinarchitektur einzuhalten.
Der Yushima Tenmangu heute
Sugawara war ein Gelehrter der Heian-Zeit. Nach seinem Tod wurde er als Kami verehrt. Kami sind shintoistische Gottheiten. Das Konzept des Göttlichen weicht von der christlichen Definition ab. Die beste Analogie wäre: Heiliger.
Der Yushima Tenmangu gilt daher als Gelehrtenschrein, was ihm die Bezeichnung Tenjin bescherte. Die renommierte Tokyo Universität (ToDai) ist nur ein paar Fußminuten entfernt. Somit wird der Schrein regelmäßig zur Anlaufstelle für Studenten und Schüler, die hier um göttlichen Beistand für Examen und Aufnahmeprüfungen bitten. Zu dieser Zeit (April) hängen tausende Ema links und rechts neben dem Honten, dem Hauptgebäude.
Das Familienwappen von Sugawara zeigte die Pflaumenblüte (Ume; ihr kennt sie vermutlich vom Getränke Ume-shu). Es war daher Brauch, Ume-Bäume auf dem Gelände von Tenjin zu pflanzen. Die Ume-Blüte ist Anfang März, etwa einen Monat vor der Kirschblüte. Sie ist daher ein wichtiges Datum. Sie kündigt das Ende des Winter und den baldigen Beginn des Frühlings und der Kirschblüte an.
Der Yushima Tenmangu ist weit über Tokyo’s Stadtgrenzen hinaus für seine Pflaumenblüte bekannt, die ich noch nie selbst gesehen habe.
Was bedeutet der Schrein für mich
Was macht jetzt aber den Yushima Tenmangu für mich so besonders?
Bei meiner ersten Reise 2004 habe ich in Matsumoto ein Kamidana gekauft. So ein Kamidana wird für gewöhnlich beim lokalen Schrein, also dem Schrein, in dessen Gegend man wohnt, registriert. Da ich als Deutscher keinen solchen Schrein habe, habe ich mich entschieden, den Schrein nahe an meinem ersten Hotel, das ich in Japan besucht habe, auszuwählen.
Der Schrein wurde mir auch vom Hotelpersonal empfohlen. Die Tatsache, dass es ein Tenjin, ein Gelehrtenschrein, ist war eine nette Ergänzung. Und somit ist mein Kamidana nun beim Yushima Tenmangu registriert, was mich im Prinzip zum Gemeindemitglied macht … irgendwie.
Seit 2006, wenn ich in Tokyo ankomme, nehme ich für den Weg vom Banhhof zum Hotel immer den Weg über den Yushima Tenmangu. Er ist das erste, was ich in Tokyo aufsuche, noch bevor ich in das Hotel einchecke. Ein netter Nebeneffekt ist, dass es mit dem Koffer einfacher ist, die 20 Stufen zum Schrein hoch zu laufen, als diese nervige Steigung von der Eneos-Tankstelle hoch zum Hotel.
Als ich ihn zum ersten Mal besuchte, waren die Gebäude gerade einmal 9 Jahre alt und hatten diese schöne, vergleichsweise helle Holzfarbe, die ich bei keinem anderen Schrein gesehen habe. Jetzt, 17 Jahre später, ist das Holz schon merklich dunkler geworden.
Es klingt, jetzt wo ich es niederschreibe, nicht wirklich bedeutsam. Dennoch, der Yushima Tenmangu ist zu einer festen Größe meiner Japanreisen geworden. Erst wenn ich dort die Götter begrüßt habe, bin ich in Tokyo angekommen.
Das Bild mit den roten Laternen ist der Togakushi Jinja. Dies ist ein eigenständiger Schrein auf dem Gelände des Yushima Tenmangu.
Ukiyo-e
Der Yushima Tenmangu ist eine der 100 Ansichten von Edo von Utagawa Hiroshige, der auch die 53 Ansichten des Tokaido schuf. Von den 100 Ansichten gibt es mehrere Versionen und es gab weitere Künstler, die den Yushima Tenmangu in Szene setzten.
Der Schrein liegt auf einer Anhöhe. Heute ist die Sicht auf den Ueno-Park und den Shinobazu-Teich durch Wohnhäuser versperrt. Damals muss dies ein einmalig schöner Anblick gewesen sein. In der Mitte sieht man die Insel Bentinjima, auf welcher der Tempel Bentendo liegt. Auf dem rechten Druck schaut man von unten auf die Treppe hinauf zu Schrein. Es ist diese Treppe, die ich nehme, wenn ich nach meiner Ankuft in Tokyo den Schrein besuche.
Man beachte, dass das Torii in den Bilder nicht immer in die Gleiche Richtung orientiert ist. Das Mon steht auch noch nicht. Ich frage mich gerade, wann das gebaut wurde. Das Torii steht heute vermutlich auf der anderen Seite des Schreins.
(erstellt 07.03.2021)