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Kamakura / Yokohama

Für heute stehen Kamakura und Yokohama auf dem Plan. Sie liegen beide an der gleichen Bahnlinie. Ist also ein Abwasch. Früh geht es los. Erst nach Tokyo und dann mit der Sobu Line weiter. Nach 90 Minuten fahrt bin ich um 10:30 in Kita-Kamakura. Nach dem Reiseführer stehen hier die ersten beiden großen Tempel. Nach Kamakura werde ich dann laufen. Ist nur eine Bahnstation.

Der Engaku-ji ist gleich hinter dem Bnhhof. Der Bahnsteig ist schmal. Es gibt keine Absperrung, die man passieren muß. Etwa 100m den Gleisen folgend, stehe ich vor dem riesigen Tor am Tempeleingang. Das Sanmon ist einfach nur groß. Das Dach überdimensional im Vergleich zur restlichen Konstruktion. Die Haupthalle ist ähnlich beieindruckend. Hier übertrifft der Eindruck die Bilder im Reiseführer. Ich laufe durch das Tempelareal.

Zwei kleinere Tempel überspringe ich und ich bin am Kencho-ji. Wieder ein imposantes Sanmon. Und wieder muß ich Eintritt zahlen. Ich versuche mich in Japanisch. Aber erst der Zeigefinger für eine Person wird verstanden. Wichtig: Zeigefinger = 1, Zeigefinger und Mittelfinger = 2, der Damen zählt erst bei 5 mit.

Hier der Haupthalle ine japanischer Tempelgarten. In dieser ruhigen Umgebung hat er eine magische Wirkung auf mich. Ich setze mich auf die Holzterasse und genieße den Anblick. Alle anderen werfen nur einen kurzen Blick auf den Garten und gehen wieder. Egal. Für mich ist das hier neu. Ich will es aufsaugen.

Ich folge der Straße bergab nach Kamakura. Etwas langweilig. Ein kleiner Tunnel. Dann links kleine rote Torii über einer Treppe. Neugier. Ich schaue mir das genauer an. Die Treppe führt einen kleinen Hügel hinauf. Eine Sackgasse. Aber hinter der Kurve steht noch was. Ein Schrein. Ich laufe vorbei an Gebäuden aus rotem Holz. Die Trägerbalken sind bunt verziert. Mein weg führt mich zu einem Platz. Von hier führt eine Treppe hinunter auf einen großen Vorplatz. Ich drehe mich um. Wow. Was für eine Schrein. Tsurugaoka Hachimangu. Der große Schrein von Kamakura. Ich hab den Hintereingang erwischt. Die Wirkung ist wegen ihrer Spontanität umso imposanter.

Unten auf dem Platz steht ein Regal mit großen Sakefässern. Durst hätte ich schon. Mittig eine überdächte Bühne mit Priestern. Besser als ich dachte. Von der Treppe aus kann man drei große Torii sehen. Sie stehen in Kamakura. Das letzte unten am Wasser, das erste am Ende des Schreingeländes. Am dem Weg dorthin fällt mein Blick auf eine Art Prozession. Stop. Eine Hochzeitszeitgesellschaft. Die Braut in weiß, dahinter die Famile. Alle in Kimono. Ein Shintopriester führt die Gruppe an. Ich Folge in einigem Abstand. Sie gehen zu der Bühne. Es wird kaum etwas gesagt. Ich verstehe es nicht. es wirkt aber sehr zeremoniell und beeindruckt. Alles scheint besiegelt zusammen, als das Brautpaar eine Schale Tee trinken. Daher also der Spruch in einigen Anime. Das gemeinsame Trinken scheint die Ehe zu besiegeln.

Jetzt aber weiter. Zur Straße und dem ersten Torii. Hier beginnt eine Allee. Links und rechts ist die Straße, in der Mitte eine Allee für Fußgänger. Wirkt sehr entspannend. Gerade, wenn aus Tokyo anreist. Links und rechts der Straße sind kleine Länden und Restaurants. Es wirkt schon wie eine Touristenhochburg, aber es gefällt. Ich laufe die Straße runter und hinter der Eisenbahnüberführung rechts.  Danach immer geradeaus. Ziel ist der große Buddha.

Ein Bahnübergang. Ich höre das Ding-Ding-Ding-Ding, das ich aus den Anime kenne. Die Schranken schließen sich. Das ist aber kein Schlagbaum. Eher ein Metallrohr, daß sich unter seinem eigenem Gewicht durchbiegt. Das klingeln hört nicht auf. Der Zug fährt durch. Erst jetzt wo sich die Schranken heben ist Ruhe.

Dei Straße ist länger als ich dachte. Viel zu sehen gibt es nicht. Moment. Rechts gibt es ein paar Steinfiguren. Dafür sitzt ein buddhistischer Priester und betet. Etwas später sehe ich das Ende der Straße. Hier muß ich rechts abbiegen, um zum Daibutsu zu gelangen. Aber genau geradeaus ist noch ein Tempel, der Hasedera. Den habe ich auf der Karte übersehen. Der Eingang ist ein hölzernes Tor, daneben ein Baum. Damit nicht genug. Im Tor hängt ein großer roter Lampion. Ein echtes Postkartenmotiv.

Der Eintritt, wie üblich, ist schnell bezahlt. Hinter dem Tor ein Garten. Das Areal ist am Hang über mehrere Ebenen. Es gibt so viel zu sehen: der Garten, die Grotte, die Tempelglocke, diese kleine Steinstatuen. Weiter oben dann die Eyecatcher. Die Hauptgebäude mit der Kannon-Statue (fotografieren verboten). Hier steht auch ein Bambushain, der mit dem 16mm Fish-eye irre aussieht. Daneben eine Gebetsrolle, ein drehbarer Turm mit Sutratafeln. Hier steht ein kleines Cafe mit Ausblick über Kamakura.

Letzte Station ist der Daibutsu, die große Buddhastatue im Kotoku-in. Er ist groß, aber kleiner als auf den Fotos. Foto von leicht unten mit dem Weitwinkel. Alter Trick. Damit habe ich die erste große Marke in Japan erreicht. Dieser Buddha ist fast auf jedem Reiseführer abgebildet. Und wenn nicht, dann das Torii im Wasser. Das kommt später in Hiroshima.

Yokohama

Jetzt aber zurück zum Bahnhof und mit dem Zug nach Yokohama. Es gibt jedoch ein Problem. Kein Filmmatieral mehr und es fängt an zu dämmern. Also starte ich gleich durch zu Mirai 21. Hier stehen der Landmark Tower und das Queens Square. Gleich daneben eine Shopping Mall.

Kaum ist der Film in der Kamera geht es los. Fotos schießen. Die Belichtungszeiten werden lang. Auweia. Dann geht es am Riesenrad von CosmoWorld (einem kleinen Freizeitpark) und zum Pacifico. Hier ist nicht viel los. Also weiter zur Promenade. Der Weg ist etwas öde. Es wirkt wie eine große Baustelle. Verständlich, das Bauprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Ein Fußgängerbrücke, die einen Kreuzverkehr über der Kreuzung bildet. Ich gelange zu den alten Lagerhäusern aus Backstein, die jetzt Restaurants und Kneipen beherbergen. Hier beginnt die Promenade. Es ist dunkel geworden. Es geht vorbei am blau angeleuchteten Lotsengebäude. Futuristisch. Bis zu einem Yamashita Park. Hier steht der Marine Tower. Ein alter Leuchtturm, komplett bunt angeleuchtet. Ob gibt es ein Resto und ein großes Vogelgehege mit Papagaien. Am Ende der Promenade liegt die Nihonmaru. Ein alter Dampfer, der jetzt ein Club ist.

Der Park geht noch etwas weiter. Hier treffen sich primär Liebenspärchen. Gleich hinter dem Park ist der Yokohama Expressway und die Auffahrrampe zur Bay Bridge. Ich drehe um und begebe mich in Richtung China Town. Roar. Das rockt. Selbst hier in Japan wirkt der Ort exotisch. Ein buntes, verschnörkeltes Tor am Eingang. Hier merkt man den Unterschied. Eben noch in Kamakura die japanischen Gebäude mit ihrer klaren Architektur bewundert, stehre ich jetzt vor diesem bis zur Kitschigkeit überladenem Tor. Dahinter geht es weiter. Bunte Leuchtreklame überall. Mehr noch als in Ueno. Kaufläden und chinesiche Restaurants. Ich habe keine Karte von diesem Areal. Zum Glück ist es scharf abgegrenzt. Am Eingang zur China Town stehen diese Tore. Außerhalb ist es dunkel. Das Licht und der Trubel versetzen mich in Trance.

Ich probiere eine von diesen Teigtaschen. Man. Sind lecker. Und für 300yen wird man wirklich satt. Die Füllung ist verschieden. Mal ist es Schweinefleisch, mal Bohnenpaste. Zu erkennen daran, wie der Teig oben verziert ist. Ich habe mir vergessen zu merken.

„Meine“ Baustelle: Um 10 Uhr bin ich wieder in Tokyo, Ueno. Ein LKW mit Sand kommt. Drei Leute sichern ab, als er rückwärts setzt. Hütchen werden zur Seite geräumt. Der LWK parkt ein. Die Hütchen werden wieder aufgebaut, während ein Wachmann mit Leuchtstab absperrt. Hat der Angst, daß jemand gegen den LKW rennt oder ihn klaut? Der Sand wird abgekippt. 20 Sekunden später: Hütchen weg, Sicherungsposten, LKW fährt weg, Hütchen wieder aufbauen. Wow. Das ist schon fast paranoid. Und diese Umleitung für Fußgänger. Durchgehende Absperrgitter mit Beleuchtung, Hinweisschilder mit Pfeilen. Dazu Sicherheitspersonal, das einem den Weg zeigt (als hätte man ein anderen Wahl). Der Posten am Ende enschuldigt sich für die Umstände und bedankt sich fürs Verständnis. Die spinnen die Japaner.

Feststellung zu den Polizeiboxen: Die gibt es fast so häufig wie Getränkeautomaten. Sie sind meist mit zwei Polizisten besetzt. Oder einer ist momentan mit dem Fahrrad (!) auf Streife.

Link zum Reiseführer / Kartenmaterial

Tokyo / Fußmarsch am Tag 1 (Teil 2)

Ich muß nur noch der Meiji Dori folgen. Es geht bergab und es ist nicht mehr so heiß. Aber der Tag hat seinen Tribut gefordert. Ich bin platt. Rechts ein Tempel. Ein letzter Stop auf der Karte bevor ich in Shibuya bin. Die Straße geht jetzt bergab und endet direkt an der Kreuzung mit den beiden großen Bildschirmen.

Shibuya. Die Kreuzung ist wie im Fernsehen. Zwei riesige Bildschirme. Beide mit Ton. Es ist laut, bunt, chaotisch. Kein Wunder, daß dies zum Inbegriff, zum Wahrzeichen des modernen Tokyo wurde. Shibuya ist ein Amusement District. Kneipen, Cafes, Spielhallen, Rotlichtbezirk. Einzig den Love Hotel Hill finde ich nicht. Oder ich bin dran vorbei ohne es zu merken. Überall junge Japaner, die mit Handzetteln für Kneipen mit „Service Charge“ werben. Andere stehen mit großen Fahnen und Megaphon auf der Straße; Sonderangebote bei Elektronladen nebenan. Fast jede Kneipe hat eine CD-Player auf der Straße für Beschallung, also für die Beschallung der Straße. Wow. Es ist laut und so viele Leute. Die Straße ist voll wie in Lübeck Diskotheken zur Spitzenzeit. Noch lauter und noch heller wird es, wenn man einen Pachinko-Laden passiert. Diese japanische Glücksspielvariante wird sich einem Europäer nie erschließen. Man wirft kleine Kugeln in ein Gerät, dort fallen sie dann runter, kollidieren mit Hindernissen und wenn sie im richtigen Loch verschwinden, gibt es noch mehr kugeln. Ich hatte als Kind so etwa. Aus Holz. Ich wage es nicht hinein zu gehen. Lautstärke und Lichteffekte sind kurz vor der Auslösung epileptisher Anfälle.

Alles konzentriert sich um den Bahnhof. In Shibuya Eki (Eki = Bahnhof) kreuzen sich mehrere Bahn- und U-Bahn-Linien. Er ist das Zentrum. So wie es aussieht hat Tokyo nicht ein Stadtzentrum, sondern mehrere. Jeder große Bahnhof bildet ein Zentrum.

Das Publikum ist in Shibuya ist jung. Ich sehe jetzt um 19 Uhr Jugendliche in Schuluniform. Waren die noch nicht zu Hause oder ist das ein Fashion Statement? Ich vermute: Die Freizeit wird in Bahnhofsnähe verbracht. Dazu die Business Men mit ihren dunklen Anzügen und Krawatte. Auf dem Weg nach Hause oder in die Kneipe. So wie es aussieht ist keiner in Tokyo um 19 Uhr zu Hause.

Um 21 Uhr immer noch das gleiche Bild. Ich trete langsam den Rückzug an. In der U-Bahn bestätigt sich meine Beobachtung von gestern: Schlafen, auf seine Schuhe schauen, Manga lesen oder ganz leise und hinter vorgehaltener Hand telefonieren. Es ist ruhig.

Schnappschüsse

Hier eine Reihe von Dingen, die mir aufgefallen sind. Ich konnte sie irgendwie nicht in den Text einbauen.

  • Feuerwehrautos — Sind die süß. Ich kannte diese kleinen japanischen Mini-Vans, aber daß dieses Prinzip auch auf Feuerwehrautos angewendet wird. Ich bin fast versucht den Gürtelclip an dem Wagen zu suchen. Staffelfahrzeug. Keine Ahnung wie die alle in das Auto passen.
  • Privatenwagen — gibt es nur in Extremen. Entweder diese Minihütten oder große Schlitten. Honda baut was, das auf dem Niveau eines 5er BMW spielt.
  • Motorroller — groß, Doppelsitz, oft getunt, daß die Heide wackelt.
  • Getränkeautomaten — überall. Es muß hunderte geben in Tokyo. Es ist unglaublich; und ein Segen bei diesem Wetter. Der Preis für eine Flasche liegt bei 100yen bis 150yen, also knapp 1€. Es gibt alles: Tee, Fruchtsaft, Cola, Engergydrinks. Ich habe bei diesem Wetter bestimmt schon 1000yen getrunken.
  • Tempel — Es gibt kleinste Tempel und Schreine an jeder Ecke. Meist sind sie etwas verteckt zwischen oder hinter 2 modernen (häßlichen) Häusern. Aber sie existieren noch.
  • Raum — Japaner sind Platzsparer. Jeder Quadratmeter wird irgendwie genutzt. Es gibt hier Geschäfte, die sind gerade mal groß genug für den Besitzer. Man kauft durch das offene Fenster.
  • Fußwege — sind schmal. Radfahrer nutzen die Fußwege. Die Häuser haben keine Vorgärten. Die Haustür ist quasi auf dem Gehweg.
  • Häuser — Viele Häuser haben einen Grundfläche von vielleicht 5x5m, sind dafür aber mehrere Etagen hoch.
  • Müll — wird mit Schiffen in die Tokyo Bucht gefahren und dort zu neuen Inseln aufgeschüttet. Das mit Inseln könnte ein Gerücht sein, das mit den Müllschiffen stimmt.
  • Taxi — Die Taxen haben automatische Türen. Man steigt hinten ein. Die Sitze haben Bezüge aus weißer Spitze. Sieht aus wie die gute Tischdecke von Oma. Aber das Taxi wirkt dadurch vornehmer. Der Faher trägt Anzug und Handschuhe. Einigen tragen sogar eine Chaffeurmütze. Aber es gibt so gut wie keine jungen Taxifahrer. Alle scheinen 50+ zu sein.

Fazit: Ich habe die Maßstäbe von Tokyo total unterschätzt. Das waren 20km. Morgen nehme ich die U-Bahn. Dafür, daß ich den ganzen Tag auf Achse war, habe ich wenig gesehen. Morgen muß ich das optimieren.

Tokyo / Fußmarsch am Tag 1

Bin erstaunlicherweise schon um 7 Uhr wach (0 Uhr MESZ). Keine Ahnung wie ich das gemacht habe. Das Futon ist nahe dran an meinem Bett zu Hause. Sehr bequem. Schnell japanisch duschen und zum Frühstück. Es wird eine europäisch, japanische Mischung: eingelegtes Gemüse, Misosuppe, Reise, Brötchen, Kaffee und Marmelade von Kraft. Das ist weniger ein Experiment als vielmehr ein Backuplan, falls das japaniche Frühstück nicht mein Fall ist.

Die Wettervorhersage sagt 31 Grad voraus. Die Bewölkung soll in den nächsten Tagen zunehmen. Also ist heute der große Tokyo-Rundgang. Der Plan ist:
Ueno-Park — Nezu Jinja — Shinjuku — Meiji Shrine — Shibuya

Ueno-Park. Hier soll die Reise starten. Ich war gestern schon mit Koffern hier. Zwei riesige Teiche. Der eine komplett zu mit Seerosen, oder sowas. Am Ende steht ein kleiner Tempel. ich sehe auch eine Pagode, aber irgendwie ist ein Zaun im Weg.[Nachtrag: Das hier war gar nicht der Ueno-Park. Das stelle ich aber erst 2006 fest.]

Der erste Tempel. Ich laufe nach Norden durch kleine Gassen. Die Farbe grün kommt nur in kleinen Blumentöpfen vor, die auf dem Gehweg stehen. Die japanische Version eines Vorgartens? Naja, viel Platz ist nicht. Dann der erste Tempel, oder Schrein? Ein alter Holzbau auf einer leeren Fläche. Ein Zaun, dahinter der Spieplatz eines Kindergartens.

Nezu Jinja. Ich habe die Strecke auf der Karte unterschätzt. Aber hier muß ich wohl abbiegen. Japp. Hier ist der Eingang. Wow. Ein Wald in Tokyo. Davor ein rotes Tor. Ich trete ein und vergesse fast sofort, daß ich in einer Millionenmetropole bin. Der Weg führt zwischen Bäumen hindurch auf einen breiteren Weg. Hab wohl den Nebeneingang genommen. Vor mir ein kleiner Shinto-Altar mit Glocke. Links auf einer Anhöhe dutzende kleine Torii in leuchtend rot-orange. Ich gehe durchsie hindurch. Muß den Kopf einziehen. Vorbei an kleine Büschen führt der Weg zu einem Teich. Über die Brücke gelange ich auf einen großen Sandplatz. Hier steht ein großes Mon. Ein Tor mit ausladendem Dach. Dahinter ein weiterer Platz und eine Halle. Alles ist in dunklem rot. Ich bin beeindruckt. Der Reisefüher hat nicht zu viel versprochen.

ToDai. Der Weg führt mich an der Tokyo Universität (TokyoU oder ToDai genannt) vorbei. Das Gelände ist edel. Ein rotes Tor und man steht auf elitärem Boden. Wie in Irland betritt man eine andere Welt. Tokyo ist draußen. Viele Gebäude haben gotische Stilelemente.  Ein riesiger Dojo für Kendo und Karate. Dahinter ein Park mit Teich und einem kleinen Wald. Das alte Audimax, Wahrzeichen der Uni.

Tokyo Dome. Der Weg führt weiter in Richtung Tokyo Dome. Ich sollte mal zu Hause anrufen und sagen, daß alles ok ist. Die öffentlichen Telefone sind wirklich grün. Und ich bin zu blöd, sie zu bedienen. Ich kriege keine Verbindung hin. Merke, daß nicht jedes Telefon für internationale Gespräche ausgelegt ist. Ich brache zudem eine Telefonkarte. Also ab in das Hotel und zu fragen. Ich wollte nur fragen wo man die Karten kriegt und das passende Telefon findet. Beides im Hotel, so die Antwort. Dennoch schaffe ich es nicht über das Freizeichen hinaus. Ich brauche Hilfe; und lerne: 0049 ist nicht unbedingt die richtige Vorwahl für Deutschland. Das hängt von der Telefongesellschaft ab. Oft braucht man eine Spezielle Vorwahl vor der Vorwahl. Dann klappt es doch noch mit dem Anruf. Grüße in die Heimat, wo es jetzt 21 uhr sein dürfte.

Iidabashi. Jetzt die Straße hinunter und dann dem Flußlauf folgen. Und der Hauptstraße entland. Über dem Flußlauf, auf Stelzen, ist die Autobahn. Der Weg wird immer länger. Die Hitze immer schlimmer. Ich passiere das japanische Verteidigungsministerium. Verdammt, dann habe ich den Yasukuni-Schrein verpaßt. Aber ich habe keine Motivation zurück zu laufen. Shinjuku ist das Ziel. Kurz bevor ich da bin stoppe ich noch bei einem Tempel, der rechts in zweiter Reihe liegt. Die Straße geht jetzt etwas bergab. Gut.

Shinjuku. Das Chaos nimmt zu. Ich nähere mich der Bahnstation Shinjuku. Um diesen Bahnhof herum pulsiert Tokyo. Geschäfte, Kneipen, Büros und Verkehr. Alles auf engstem Raum, teilweise übereinander. Hinter dem Bahnhof die Skyline von Shinjuku mit dem markanten Twin Tower. Es ist das höchste Rathaus der Welt. Imposant. Ich steure durch die Hochhäuse, diese Bürotürme, hindurch darauf zu. Die Straße führt unter (!) dem Gebäude durch. Wow. Über mir sind jetzt 50 Stockwerke aus Stahl und Beton. Aber wo ist der Eingang. Die Türme sollen ein Aussichtsplatform haben. Ich stehe auf der Rückseite. Besser. Von hier aus habe ich keine Gegenlicht. Hinter dem breiten Weg ein Park. Haut mich jetzt nicht vom Hocker.

Meiji Jingu. Ich verlaufe mich. Versuche mich am Expressway, der Autobahn auf Stelzen, zu orientieren. Unter ihr hindurch. Hier sollte der Eingang sein. Geschlossen? Wie jetzt? Das Tor ist zu. 16:30 Uhr wird zu gemacht. Sch*** Es ist bereits 17 Uhr. Damit hatte ich nicht gerechnet: Weder daß es so spät ist, noch daß der Schrein so früh geschlossen wird. Ich ärgere mich. Also um den Schrein herum nach Shibuya. Über mir ist der Expressway, die Autobahn. Hier unten stehen Wohnhäuser; nicht nur zweitklassige Mietbunker. Einfamilienhäuser. Sie stehen teilweise unter dem Expressway. Nicht zu fassen.

(Weiter geht es im zweiten Teil … Versprochen, die nachfolgenden Blogs werden kürzer. Aber heute sind so viele Eindrücke auf mich eingebrochen, habe nicht einmal alle verdaut.)

Erste Schritte auf fremdem Grund / Ueno

Nach 90 Minuten erreichen wir Tokyo im Untergrund. Vor zwei Stationen ging es in den Keller. Ich steige aus und nehme den ersten Ausgang. Wow. Heiß. Über 30 Grad. Vor mir der Eingang zu einem Park. Der Ueno-Park. Ich bin Richtung. Ich laufe durch den Park. Es ist kurz nach 18 Uhr und es dämmert bereits. Im Park steht ein Handkarren mit Essen. Wie in den Anime. Wow. Es gibt sie wirklich.

Ich laufe durch den Park vorbei an den Seerosen. Zurück zur Straße. Der erste Eindruck: laut, bunt, schrill, viele Autos, Werbung überall. So habe ich mir das vorgestellt. So waren die Fotos in den Reiseführern.

Der Weg zum Hotel führt über markante Punkte: Bis zur zweiten Polizeibox, dann rechts, an der nächsten Kreuzung … wow, der Koffer wird schwer, kurze Pause … links, bis zur Tankstelle und dann nur noch rechts und … den Berg hinauf? Das darf doch nicht wahr sein. Der Koffer ist mittlerweile wirklich schwer, es ist heiß und jeder Schritt bergauf ist anstrengend. Nächste Pause.

Ich frage lieber nach dem Weg. Die Antwort ist peinlich. Sagen wir es so. Von der anderen Seite der Straße hätte ich die riesigen Buchstaben HOTEL EDOYA lesen können. 50m von meiner jetzigen Position. Ups.

Ab in die Lobby. Check-in und rauf ins Zimmer. Wow. Ein Flur. Badezimmer und Toilette sind in getrennten Räumen. 2 Tatamiräume (Wohn- und Schlafzimmer). Genau so habe ich mir das vorgstellt. Japanisch. Jetzt noch eine Küche und ich ziehe ein.

Nach einer erfrischenden Dusche geht es gegen 19:15 runter in das Restaurant. Wieder bin ich begeistert. Viel Holz. Es wirkt exotisch anders, aber nicht kitschig wie in Chinarestaurants. Ich bestelle ein Bier (550en) und ein Diner Set (1380) bestehend aus Sukiyaki und Tempura. Ersteres ist dünnes Rindfleisch in einer Brühe, die in einem Tontopf über einem Brenner köchelt. Als Dipp gibt es ein rohes Ei. Uuh. Tempura sind Garnelen und Gemüse im Eiteigmantel. Dazu gibt es Reis, Suppe und Salat. Alles unglaublich lecker. Selbst das rohe Ei. Der Geschmack Ei + Fleisch ist echt einen Versuch wert. Die Rechnung sind 2026en ??? Achtung: Die Preise in der Karte waren Netto. Mach das mal in Deutschland.

Bevor ich ins Bett – nein, Futon – falle noch ein Rundgang durch die Straße der großen Stadt. Ich trete vor die Tür. Der Temperaturhammer trifft mich. Air Condition ist so toll. Draußen sind jetzt um 21 Uhr immer noch über 25 Grad; und es ist schwül.

Auf der Straße am Uenobahnhof wirken die Reklamen jetzt noch bunter. Es ist immer noch quirlig, laut und chaotisch. Ampeln, Autobeleuchtung und die Reklame verschmelzen zu einem Lichtmeer. Üüberall wird zum betreten von Kneipen animiert, sind doch Kneipen oder?

Ueno scheint eine riesige bautelle zu sein. überall Gelblicht, Absperrgitter mit roten Leuchten, Bagger blinkende verkehrsleutkegel und Sicherheitzspersonal mit Leuchtstäbe und blinkenden Warnwesten. Die Bauarbeiter tragen weiße Handschuhe; unfaßbar. Offensichtlich wird die Nacht durchgearbeitet. Die bautelle wirkt aufgeräumt, als ob die gleich feierabend machen. Alles hat seinen markierten Platz. Man wird höflich auf die Umleitung hingewiesen, als ob man bei den ganzen Absperrmaßnahmen eine Wahl hätte.

Jetzt noch einen Abstecher in den Ueno-Park. Es ist dunkel. Und überall herum die hellen Lichter. Die Häuser sind teilweise bis zur Dachspitze mit Leuchtreklame zugepflastert. Außer mir sind hier noch Pärchen und Obdachlose unterwegs; komische Kombination.

Ich laufe die Straße runter am Hotelabzweiger vorbei in die andere Richtiung. Akihabara. Das ist also Akihabara. Es ist noch bunter, lauter und schriller. Wow. Viele Läden sind schon zu. Dennoch ist einiges los. Auf dem Weg zurück zum Hotel sehe ich überall Suhshiläden und Garküchen. Verhungern werde ich nicht. Und ich entdecke noch eine japanische Eigenart: Die Eingangstüren zu den Läden sehen heute immer noch so aus, als wäre es Papierschiebetüren. In der Tür hängt ein Vorhang. Bei offener Tür sieht man Gäste, aber man sieht ihr Gesicht nicht.

Soviel für heute …