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Hokkaido ist fernab und in den meisten Reiseführern auf die hinteren Seiten begrenzt. Aber einmal hin muss man. So wenig Leute auf so viel Fläche. Dazu ein Nationalpark neben den anderen. 3 Wochen reichen gerade mal für die Hälfte davon. Mit diesem Blog aus 2010 beginnt auch das Leben von „seidenpriester.de“

Sounkyou (Tal der begrenzten Wege)

Sounkyo Onsen ist ein kleines Dorf, das nur vom Tourismus lebt. Ich schätze mal 15 Hotels, 10 Ramenshops und 2 Souvenierläden. Leider hat ein Taifun vor 2 Jahren einen Großteil der Wanderwege in der Schlucht zerstört. Die Wege sind immer noch sehr erfolgreich gesperrt. Damit war dieser Tag der erste mehr oder weniger enttäuschende. Ich besuche beide im Reiseführer erwähnten Orte. Sie sind wirklichen sehenswert. Aber zwischen beiden Plätzen ist ein Fußmarsch von 3km durch einen Tunnel. Langweilig. Und es fährt auch nur ein Bus am Tag. Man muß also laufen. Einziger Glückspunkt. Ich erwische für den Rückweg den erwähnten einzigen Bus am Tag.

Abends überlege ich dann, ob ich wirklich von hier nach Asahidake wandern soll. Die Strecke ist etwa 10km lang und ich muß mit allem auf und ab 4 Gipfel und 1000 Höhenmeter überwinden… und das ganze auch wieder zurück. Nach langem hin und her und einer genauen Zeitplanung (für den Weg braucht man nach Wanderkarte 10 Stunden, die erste Seilbahn fährt im 6:00, die letzte um 17:30) werde ich das Projekt übermorgen in Angriff nehmen. Morgen ist Banktag angesagt.

Das Konzept des Banktages erklär ich irgendwann einmal. Wichtigster Aspekt ist, daß nichts passiert, was sich lohnt zu bloggen. Also springen wir gleich zum 12. September …


Fazit: Der Tag war irgendwie daneben. Die Wasserfälle waren ok, hatte aber mehr erwartet. Auch diese berühmte Steinformation habe ich überschätzt. Ich hab das Beste draus gemacht. Vielleicht hätte ich lieber nach Asahikawa fahren sollen.


Kanji-Lexikon: Sounkyo Onsen 層雲峡温泉, Asahidake 旭岳

Rebun (die Insel der vielen Wanderwege)

Heute geht es zur Nachbarinsel Rebun. Sie ist anders als Rishiri; länglich, und sie hat keinen Zentralberg (Vulkankegel). Stattdessen soll sie ideal zum Wandern sein.

Die Überfahrt ist ne ganz schöne Hacksee. Man muß sich an die Länge der Wellen gewöhnen: Drei schafft das Schiff. Bei der vierten rammt sich der Bug mitten in die Flanke. Das ganze Schiff zittert. Die Gischt schießt hoch. Am Hafen muß ich mich kurz orientieren. Das Hotel erkenne ich wieder. Es war meine Option für Rebun. Es fährt ein Bus, aber wo schon in Wakkanai zu unmöglichen Zeiten.

Rebun 1

 Und so starte ich am Hafen auf zum „Forest Road Course“. Bis zur letzten Fähre sind es 5,5 Stunden. Die Strecke ist mit 4 Stunden angegeben. Da ist noch Luft. Der Weg beginnt der Straße nach Motichi folgend und biegt dann in den Nationalpark ab.

Die Landschaft ist der Hammer. Alles ist grün. Mach ein paar hundert Metern hört den Hafen nicht mehr. Ich bin ganz allein. Seit dem Dorfausgang habe ich keinen einzigen Touristen mehr gesehen. Noch ist der Weg ein breiter Schotterweg. Es geht bergauf und bergab.

Ein kleiner Trampelpfad zweigt ab und führt den Berg hinauf. Da oben muß die Aussicht gut sein, also hinauf. Das war ein guter Gedanke. Ich kann weit schauen. Die ganze Insel ist grün. Überall ist es grün; na gut nicht alles. Aber das, was nicht grün ist, ist blau. So muß Urlaub sein.

Ich gehe weiter. Nach 1h 20min bin ich beim Abzweiger zu den „Rebun Falls“. Hmmm, ich bin schneller als die Karte angibt. Zu den Falls sind  es 2 Stunden für Hin- und Rückweg. Paßt. Irgendwie. Der Wanderweg war bisher ein mittelmäßiger Schotterweg. Ich habe dabei nur vergessen, daß das in Japan die dicken Linien in der Karte sind. Und die kennen da noch dünn, ganz dünn und gestrichelt. Der Weg zu Rebun Falls ist letzteres.

Rebun 2

Der Weg führt bergauf, dann bergab durch einen kleinen Wald (mit Flußlauf) und wieder bergauf. Das war die dünne Linie.  Oben angekommen blickt man in ein Tal. Zwischen den Bergflanke sieht man den Ozean. Kommen wir jetzt zu den ganz dünnen Linien: Der Weg nach unten ist loses Geröll und ein Seil, das den groben Wegverlauf markiert und das einzige ist, was einem vom Sturz abhält. Irgendwie habe ich es geschafft unten anzukommen.

Ich folge dem Flußlauf. Der 20cm breite Trampelpfad zu Ende, womit wir bei „dünn gestrichelt“ wären: Auf der anderen Seite des Flusses sehe ich einen gelben Pfeil auf den Fels gemalt. Aha. Das ist der Weg. Trampelpfade sind out; es bleiben Pfeile. Seitenwechsel. Wenn da nur nicht diese nassen glitschigen Steine wären. Es geht weiter mit gelben Punkte hier, einem Seil da. Mit Seil meine ich einen Tampen, der mit einer Seite festgenagelt ist. Je nach Richtung kann man sich abseilen oder daran hochziehen. Kein Trampelpfad, nichts. Ich habe das Gefühl ich bin der Erste, der hier wandert.

Am Ende des Weges steht man wieder auf Meeresniveau (super, das darf ich gleich alles wieder raufklettern) in einer kleinen Bucht. Der Flußlauf endet hier in einem kleinen Wasserfall: Rebun Falls. Groß ist er ja nicht. Viel Wasser hat er auch nicht.

Rebun 3

Nach einer kurzen Pause der Rückweg. Ich treffe einen Ranger. Wow. Der erste Mensch seit nunmehr 3 Stunden. Er ist genauso erstaunt wie ich, hier draußen einen Menschen zu treffen. Dann kommt der Berg mir dem losen Geröll. Man ist das anstrengend. Den Zickzack hinauf. Man hat das Gefühl man kommt dem Ziel kein Stück näher.

Zurück am ursprünglichen Wander die Frage: den gleichen Weg zurück oder den „Forest Road Course“ beenden? Restzeit nach Karte 3 Stunden. Restzeit nach Uhr 2h 50min. Knapp, aber könnte passen. Also los. Ich forciere das Tempo ein wenig und kann bergab 20 Minutes rausholen. Das wird ne Punktlandung.

In Kafuaki endet der Weg durch den Nationalpark. Es geht 5,2km an der Küste entlang zurück. Langweilig. Aber die 11,7km durch den Park haben gelohnt. Japp, ich mußte auch zweimal rechnen. 16,9km in 5 Stunden (trotz gestrichelter Linien auf der Karte). Ich bin dennoch froh wieder am Hafen zu sein. Ein langer Weg, den ich mit Ramen belohne.

Nachtrag: Der Sonnenbrand von der Radtour nach Soyamisaki ist heute nicht unbedingt besser geworden.


Fazit: Der Tag war ein voller Erfolg. Ohne die Zeit im Nacken wäre es noch schöner gewesen. So ganz alleine unterwegs zu sein, hatte was. Die Fotos geben das bei weitem nicht wieder. Das war bisher der beste Einzeltag. Er verdrängt Toya auf Platz 2.

Rebun ist definitiv eine Reise wert, auch wenn die Wildblumen nicht blühen. Wer Rebun und Rishiri sehen will, sollte lieber auf Rebun übernachten und Rishiri zum Tagesausflug machen. Rebun ist für lange Wanderungen traumhaft. Die Abfahrtzeiten der Fähre sind dabei hinderlich. Rishiri kann mit der Japan-Crashkurs-Busreise erkundet werden, die auch die Fähren abgestimmt ist.


Kanji-Lexikon: Rebun 礼文島, Rishiri 利尻島, Ramen ラーメン

Rishiri (die runde Insel mit Berg)

Heute ist Rishiri dran. Ursprünglich wollte ich auf den Gipfel. Aber selbiger ist seit gestern in Wolken gehüllt. Die Aussicht von oben wäre gleich Null. Und dafür einen 6-Stunden-Aufstieg? Und wieder runter an einem Tag. Jetzt um 8 Uhr wäre es bereits zu spät. Ich würde es vor der Dunkelheit nicht zurück schaffen. Was tun? Ich glaube ich lasse das mit dem Berg. 1700 Höhenmeter sind ein Gegner, den ich nicht unbedingt riskieren will. Ich habe die Radtour von gestern noch in den Knochen.

Rishiri 1

Ich entschließe mich für ein Rundreise mit dem Bus. Rundreise ist hierbei fast wortlich zu nehmen. Die Insel ist fast kreisrund mit einem Umfang 70km. Mit dem Gipfel bei 1700 m kommt da eine bachtliche Steigung zustande (10 km Radius macht eine durchschnittliche Steigung von 17% bis zum Gipfel).

Die Busreise läuft typisch japanisch: Aussteigen, knapp 30 Minutes für Fotos, Einsteigen, Weiterfahren. Aber der Reihe nach … Beim Frühstück frage ich das Personal, was man so auf Rishiri machen kann. Die Antwort war: Eine Busrundreise. Warum hat mich diese Antwort jetzt nicht überrascht? Ich werde zum Fähranleger gefahren. Dort starten die Reisebusse. Der Fahrer hilft mir beim Buchen. Ich merke, die Reiseführerin ist etwas verunsichert. Aber das wird schon. Ich will ja keine Übersetzung. Ich will nur eine Tour zu den wichtigen Orten der Insel.

Es geht los. Schon nach wenigen Metern beginnt die Steigung. Gut, daß ich nicht auf die Idee kam, ein Fahrrad zu mieten. Nach kurzer Zeit stoppt der Bus auf einem Parkplatz. Wir steigen aus und überqueren eine kleine Brücke. Es wird kurz erzählt, was gleich zu sehen ist. Dem Verhalten der Japaner nach ein wichtiges Schild.

Rishiri 2

Alle stellen sich neben besagtem Schild auf und lassen sich fotografieren. Auf diesem steht so etwas wie „Dies ist Tümpel XY“. Ich interessiere mich mehr für den Tümpel XY. Ein Postkartenmotiv.  Der Wald reicht fast bis ans Wasser ran. In der Mitte eine kleine Insel aus Schilf. Dahinter ist der Mt. Rishiri zu sehen, der sich mittlerweile aus den Wolken befreit hat. Eine Restwolke schwebt in respektvollem Abstand über ihm. Sieht fast aus wie ein Ufo. Wir haben 20 Minuten bis der Bus weiterfährt. Soviel habe ich verstanden. Die Zeit reicht, um den See einmal zu umrunden und noch ein paar Motive zu finden. Die Japaner sind beschäftigt. Ich habe meine Ruhe.

Weiter gehts. Während der Fahrt verstehe ich nichts. Aber es hilft schon, wenn man der Reiseleiterin auf Japanisch klar machen kann, daß man die Sache mit der Abfahrtzeit verstanden hat. Nächster Stop ist noch ein See. Die Umgebung ist nicht ganz so dunkelgrün. Ein ganz andere Kulisse. Ich trenne mich wieder von der Gruppe. Zur Umrundung habe ich keine Zeit. Und so suche ich mir ein gemütliches Plätzchen am Wasser und genieße die Ruhe.

Nächster Stop ist irgendwo im Süden der Insel. Die Brandung brettert gegen die Felsen. Das Wasser spritzt mehrere Meter hoch. Als ich zu dicht ran gehe werde ich geduscht. Ich habe die Lacher auf meiner Seite, aber auch ein paar gute Fotos. Es geht weiter zu einem kleinen Museum (ohne englische Untertitel). Dann noch ein Stop an der Küste. Der Anblick erinnert hier ein wenig an die Ostsee. Danach geht es zurück nach Rishiri. Die Insel ist umrundet. Die Japaner verschwinden zu 90% auf der Fähre, die gleich ablegen wird.

Rishiri 3

Ich hingegen übe schon mal für meinen Banktag. Ich schnappe mir eine Dose „Sapporo Classic“ (die gibt es nur in Hokkaido) und wandere den kleinen Berg (etwa 90m) am Hafen hinauf. Hier oben steht ein kleiner Leuchtturm. Zum Glück. Denn zu diesem gibt es einen kleinen Trampelfpad. Von hier sind es nur noch ein paar Meter bis zum Gipfel. Viel Platz ist hier nicht. Nach etwa einem Meter in jede Richtung geht es steil bergab. Hm. Rauf war einfach. Runter sieht kniffeliger aus. Das sollen Probleme für später sein. Zuerst genieße ich die Ruhe, die Aussicht und besagtes Bier. Der Blick schweift rüber zu Reben und zurück nach Wakkanai; dann über den Hafen und am Mt. Rishiri vorbei über den Ort: Morgen, gestern, heute. Alles innerhalb von 360°.


Fazit: Ein durchschnittlicher Tag. Eine Erfahrung war definitiv die Busreise. Ich werde die Japaner nie verstehen. Aber das war wirklich ein Rishiri Crashkurs.


Kanji-Lexikon: Rishiri 利尻島, Hokkaido 北海道, Mt.Rishiri 利尻山, Fujizan 富士山

Info: Das Schriftzeichen 山 wird „yama“ gelesen (kun-Leseung), in zusammengesetzten Wörten aber „-san“ (on-Lesung). Die Aussprache des „s“ ist dabei scharf, dem deutschen Z (Zeppelin) ähnlich. Das japanische „z“ wird dagegen eher wie ein deutsches S (Suppe) gesprochen. Die Aussprache von Fujisan ist also „Fudschizan“.

Soya Misaki (mehr Norden geht nicht)

[Ich bin aus der Wildnis zurück und kann wieder bloggen. In der letzten Woche ist viel passiert; Ich werde alles in den nächsten Tagen hier posten; mit korrigiertem Datum. Ähm … Das macht es etwas albern, diese Textpassage in diesen Post zu schreiben … Aber der Reihe nach und im Präsens. Ich kann diesen Blog einfach nicht im Perfekt schreiben.]

Heute geht es um 16:40 mit der Fähre nach Rishiri. Bis dahin sind, nach ausgiebigem Frühstück, sechs Stunden zu überbrücken. Auf nach Soyamisaki (der nördlichste Punkt Japans). Ein Bus fährt, aber ich hätte nur wenige Minuten für Fotos und würde die Fähre nicht kriegen. Was nun? Ich leihe mir ein Fahrrad; ein japanisches Modell, das viel zu klein für mich ist. Das wird ein Spaß. 20km hin und zurück.

Der Spaß wird größer, als ich nach geschätzter halber Strecke ein Schild mit „Soyamisaki 21km“ lese. Soviel zu den 20km aus dem Reiseführer. Egal. Der Rückenwind läßt mich gut vorankommen und ich schaffe die Strecke in 95min. Die ersten 5km ging es durch Wakkanai. Danach ging es immer am Wasser entlang. Eine einzige langgezogen Linkskurve. Landspitze voraus. Soyamisaki? Bei weitem nicht. Hinter jeder Kurve geht es weiter.

Ich schaue zurück. Wakkanai. Und ganz rechts der zweitnördlichste Punkt. Ganz schön weit weg. Ich bin schon ein ganzes Stück geradelt. Mir graut vor dem Rückweg. Der wird viel Gegenwind haben. Das Ortsschild Soyanaka habe ich schon passiert. So weit kann es nicht mehr sein. Dann endlich erblicke ich ein Denkmal und einen großen Parkplatz. Das muß es sein. Glück gehabt.

Ich genieße den Erfolg: nördlicher geht es nicht in Japan: 45°31′ N. Der nächste Landpunkt in Richtung Norden ist Sakhalin (Rußland). Viele Touristen sind hier nicht. Ich mache ein paar Fotos und kaufe im Souvenirshop eine Fahne. Kitschig, ich weiß, aber es muß sein. Das ist so ein „Ich war hier“-Ding.

Der Rückweg ist lang, aber nicht so beschwerlich, wie ich dachte. Ich bin gut in der Zeit. Ich muß zugeben, daß ich mit diesem Rad die 62km nicht noch einmal fahren würde (zumindest nicht innerhalb von 4,5 Stunden). Wenn ich vorher gewußt hätte, daß eine Richtung 31km sind, hätte ich nicht einmal den Versuch unternommen. Jetzt bin ich aber auch glücklich, die Tour gemacht zu haben. Soyamisaki mit dem Fahrrad. Das kann mir keiner nehmen.

Zurück in Wakkanai gilt es, das Fahrrad zurück zu bringen und mit dem Koffer runter zum Anleger zu flitzen. Im Hotel erwartet mit das Rezeptionspersonal mit fragenden Augen. Ich schwenke kurz die Fahne. Die haben wohl nicht gedacht, daß ich das wirklich durchziehe. Die Fähre schaffe ich spielend, aber mein Blutzucker ist im Keller. Ich fühle mich wie eine offene Selters. Die Strecke war doch etwas zu lang. Und zu viel Sonne habe ich auch abbekommen.

Auf der Fähre kann ich entspannen. Sogar hier gibt es einen Tatamiraum. Ich ziehe das Freideck vor. Wie verlassen den Haufen von Wakkanai und umrunden die Spitze, die ich gestern besucht habe. Rishiri taucht auf. Diese Pause tut gut. Die Überfahrt ist ohne Vorkommnisse.

Am Anleger auf Rishiri wartet sogar ein Shuttle auf mich. Zum ersten Mal rentieren sich meine Kanji-Kenntnisse, sonst hätte ich das Schild „田中屋“ (= Tanakaya) nicht lesen können und wäre die 1km bergauf zu Fuß gelaufen. Bei meinem Glück hätte ich sogar die falsche Straße genommen.Das Ryokan liegt an der Straße zum Rishiri. Es ist fast das letzte Haus, bevor der Ort endet, gleich neben dem Schrein. Viel ist hier nicht los. Die Saison scheint vorbei zu sein. So wie es aussieht bin ich der einzige Gast.

Zur Entspannung geht es erst einmal ins Onsen. Danach folgt das Abendessen im nächstgelegenen Izakaya. Letzteres ist zudem ein idealer Ort um auf Tuchfühlungmit der Dorfbevölkerung zu gehen. Man darf von so einem Izakaya nicht zu viel erwarten. Es sieht immer etwas rumpelig aus. So wie bei LaVigna in der Hüxstraße oder im Daruma in Hamburg. Die Optik intessiert keinen. Man geht hierher, um etwas zu essen oder ein Bier zu trinken.


Fazit: Soyamisaki ist einfach nur der nördlichste Punkt Japans. Wem das egal ist, kann sich den Weg sparen. Allen anderen sage ich: Der Weg am Wasser entlang ist schön, aber auch 31km lang. Über Rishiri kann ich noch nichts sagen. Bin gerade erst angekommen.


Kanji-Lexikon: Wakkanai 稚内, Wakkanai Eki 稚内駅, Kanji 漢字, Rishiri 利尻島, Romaji ローマ字, Tokyo 東京,  樺太島, Izakaya 居酒屋, Sapporo 札幌,

Wakkanai (das Ende von Hokkaido)

Die Zugfahrt nach Wakkanai dauert über 5 Stunden. Abfahrt ist um 7:48 Uhr; absolut nicht meine Zeit. Aber es gibt nur zwei Züge am Tag, und dieser ist der schnellere. Das Frühstück im Hotel überspringe ich. Ich shoppe was am Bahnhof.

Die Fahrt mit dem Soya Express selbst ist unspektakulär. Es regnet immer noch. Von daher bin ich ganz froh, heute im Zug zu sitzen. Es geht durch grüne Landschaften. Man sieht viele Bauernhöhe und Kühe auf der Wiese. Die Vegetation is ein bischen wie in Deutschland. Ich sehe sogar einige Birken. Zusammengefaßt muß sich Hokkaido den Vergleich mit MeckPom gefallen lassen. Es ist wirklich sehr ähnlich; nur mit mehr Hügeln und Bergen. Und wenn ich es mit den Zugfahrten meiner vorherigen Reisen vergleiche, so sieht Hokkaido wirklich etwas anders aus als der Rest von Japan.

Und dann steht man an der nördlichesten Bahnstation von Japan: Wakkanai Eki. Die Gleisen enden hier. Endstation. In jeder Hinsicht. Ich verlasse den Bahnhof. Ein erster Blick auf Wakkanai. Man ist so dicht an Rußland, daß sogar die Straßenschilder in Kanji, Romaji und Kyrillisch sind. Am Bahnhof sind die Koordinaten angegeben: 45°24’44“ N. Das ist in etwa auf der Höhe von Mailand.

 Um den Bahnhof herum wirkt alles etwas, ich sage mal, benutzt. Es ist nicht so schlimm wie in Toya, aber man hat das Gefühl, daß die Zeit hier etwas hinterher hinkt. Nachdem die Koffer im Hotel zwischengeparkt sind (check-in war noch nicht möglich) erkunde ich Wakkanai. Ich gehe am Wasser entlang in Richtung Noshappu-misaki, dem zweitnördlichsten Punkt Japans. Rechts das Wasser und Rasenflächen, auf denen der Fang des Tages getrocknet wird. Links alten Häuser und Wellblechhütten. Dieses Ende von Wakkanai ist ein Fischerdorf. Alles wirkt alt und heruntergekommen; angerostet und etwas rumpelig.

Zurück gehe ich einen anderen Weg. Er führt mich durch die Straßen von Wakkanai. Sie sind schmal. Es gibt keine Fußwege. Hier gibt es einen Militärstutzpunkt mit großen Radaranlagen. Ich erwähnte schon, Rußland ist nicht weit. Ich gehe die Serpentinenstraße hinauf in den Park. Von hier oben hat man einen schönen Blick über Wakkanai. Der Weg den ich gegangen bin, scheint so etwas wie der alte Teil von Wakkanai zu sein. Vom Bahnhof aus in die andere Richtung sieht man Hafen, Industrie und jede Menge Häuser. So klein wie ich dachte ist Wakkanai dann doch nicht.

Gleich in der Nähe steht ein Aussichtsturm, auch schon in die Jahre gekommen. Auch wenn er aus Beton ist, habe ich das Gefühl, daß er leicht schwankt. Man sieht Rishiri. Der Vulkankegel hebt sich direkt aus dem Wasser. Imposant. Jetzt verstehe, warum man ihn Hokkaido-Fuju nennt. Unter mir Wald und Straßen. Am liebsten würde ich schauen, wohin sie führen, aber es ist kurz vor der Dämmerung. Ich sollte langsam zurück gehen.

Ich sage mal, das wars. Der Weg zurück führt an Windkrafträdern von Vestas vorbei. Ich quere das Gelände eines Schreins. Der sollte ganz in der Nähe vom Hotel enden. Der Schrein ist nichts besonderes. Naja die Farben sind ungewöhnlich: Rot, weiß und Blau. Die Kombination habe ich zuvor noch nie gesehen.

Ein gutes Izakaya oder Resto fürs Abendessen finde ich nicht, also schnappe ich mir das Erstbeste, was ich finde. Hier in Wakkanai fühlt man sich schon etwas wie „hinterm dem Mond links“. Der Kontrast zu Tokyo oder Sapporo könnte nicht größer sein. Alles ist einen Gang runtergeschaltet.

Ich entspanne im Hotelonsen und gehe früh schlafen. Nicht ohne zuvor diesen Bericht getippt zu haben. Morgen gehts nach Rishiri. Am morgen werde ich kein Internet haben. Bis zu meinem nächsten Bericht kann es eine Woche dauern. Dann bin ich bereits in Hokadate.


Fazit: In Wakkanai ist nicht viel los. Wenn man hier ist und Zeit hat, kann man den Berg rauf zum Park und weiter zum Aussichtsturm. Pflichtprogramm ist das nicht. Wie der Reiseführer sagte: Man fährt nur nach Wakkanai, um die Fähren nach Rishiri oder Rebun zu nehmen.


Kanji-Lexikon: Rishiri 利尻島, Romaji ローマ字, Soyamisaki 宗谷岬, Sachalin; jap. Karafutoto 樺太島, Ryokan 旅館, Tanakaya 田中屋, Onsen 温泉, Izakaya 居酒屋