Archiv der Kategorie: typisch für Japan

die kleinen Dinge, die es so nur in Japan gibt

Typisch japanisch – zwei Räder überall

Fahrräder, das ist auch so eine Sache. Es gibt Tage, da glaubt man, es gibt nur einen Hersteller mit nur einem Modell im Angebot. Es ist schlimmer als in Holland. Japan ist nun nicht berühmt für Fotos mit hunderten Radfahrern, eher für überfüllte Bahnlinien (Yamanote).  Dennoch scheint es hier einigen Wirbel um die Drahtesel zu geben.

Die Polizei hat spezielle Dienstfahrräder. Ein kleines Köfferchen hinten und vorne eine Halterung für das Leuchtstäbchen. Die Kette is komplett geschützt und der Fahrradständer, wie eigentlich bei allen Fahrrädern, an der Hinterachse montiert.

Das ebenso typisch Japanisch: Ältere Damen fahren gerne mit Regen-/Sonnenschirm. Es gibt spezielle Halterungen im Fachhandel. Keine Ahnung, ob das bei Wind auch funktioniert. Auf der Fahrt nach Soyakisaki (2010) habe ich mir auch seinen Drahtesel geliehen. Für die 62km war das kein Spaß. Mein Fahrrad hatte keinen hübschen Sonnenschirm, ich dafür einen brauchbaren Sonnenbrand.

Als erstes fiel mir ein Fahrradparkplatz in Ueno auf. So richtig mit Streifen und nummerierten Plätzen. Unglaublich. Dabei war gerade mal Platz für 8 Fahrräder. Einen Urlaub später sah ich dann Fahrradständer mit Münzeinwurf (Bild aus Higashi-Ikebukuro). Du mußt Parkgebühren fürs Fahrrad zahlen! Was kommt als nächstes? Die Parkscheibe?

Ach ja, es gibt in Japan so gut wie keine Fahrradwege. Ich habe mal einen in Nagoya gesehen und gleich fotografiert. Die Regeln habe ich noch nicht ganz raus, aber es scheint, daß Radfahrer den Fußweg (der auch mal nur 50cm breit sein kann) benutzen müssen. Auf der Straße fahren nur die Profis mit teurer Rennrädern.

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Typisch japanisch – Schilder

Schilder in Japan sind ein Kapitel für sich. Ich weiß nicht ob es daran liegt, daß die Schriftzeichen selbst so etwas wie kleine Bilder sind. Der Übergang von Bild und Schrift scheint in Japan fließend. Doch damit nicht genug. Der Hang der Japaner zu „süüüß“ (=kawaii) scheint auch hier nicht halt zu machen. Aus dem Land von Hello Kitty stammen daher auch folgende Klassiker.

Nagoya ist für seine Burg bekannt, dessen Giebelbalken durch zwei goldene Shachihoko gekrönt ist. Und wie dieses Schild richtig vermuten läßt: Wenn der Fisch wackelt, darf man hier nicht mit dem Auto fahren. Diese Straße ist eine der wichtigsten Evakuierungsrouten in Nagoya.

Traurige Telefone und böse dreinschauende Bagger gibt wohl auch nur in Japan. Diese Schild, und eines seiner vielen Verwandten, findet man in Japan zu hauf. Die Firma NTT warnt hier Baunternehmen vor im Boden verlegten Leitungen. Wie in Japan üblich wird gleich eine Telefonnummer mit angegeben, falls der böse Bagger wirklich das Telefon traurig gemacht hat.

Auf Fußnoten sollte man in Japan nicht treten. Diesen Hinweis habe ich am Eingang zur Burg von Nagoya gefunden. Daß Japaner viel zwischen den Zeilen lesen und viele Regeln des Alltags nirgends niedergeschrieben sind, wußte ich. Aber diese Rücksicht gegenüber Fußnoten habe ich dann doch nicht erwartet. Vielleicht meinen sie auch nur den Stahlbalken, an dem das Schild montiert ist.

In Japan wird jedes Verbot begründet. „Das Benutzen von Fahrräder ist wegen der Rücksicht auf ältere Personen auf diesem Fußweg nicht erwünscht“. Oder so ähnlich. In Deutschland heißt das kurz „Radfahren verboten“. Es ist nie ein Verbot, eher eine Bitte an Anstand und gute Sitten. Mit der Begründung wird auch um Verständnis für diese Einschränkung geworben:

Japan ist sehr kompakt und daher wird man auch gebeten in der Yamanote gebeten, kompakt zu sitzen. Nebenei wird auch noch erklärt, warum Rauchen in der Öffentlichkeit nicht gut ist. Bei so viel Verständnis sind auch folgende Schilder nicht ungewöhnlich:

Und bei den ganzen Tretminien in Lübeck wäre ich für eine deutsche  Version davon dankbar. obwohl ich bezweifele, dass diese Schilder auch nur die leiseste Chance auf Erfolg hätten:

Entwas unverständlicher wird da schon die Angst der Japaner vor Zügen. Auf der anderen Seite sind diese beiden Beispiele ein wirklich gutes Beispiel, wie Japaner ticken. Selbst ohne auch nur ein Schriftzeichen lesen zu können/müssen, weiss man sofort worum es geht.

Zum Abschluß verweise noch dieses Schild: Clash. Es hängt in der Bahnstation Hamamatsucho. Im Moment einer meiner Japan-Schild-Favoriten, gleich nach dem wobbelnden Karpfen aus Nagoya.

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Typisch japanisch – Getränkeautomaten

Japan ist wohl das Land mit den meisten Getränkeautomaten. 6 Millionen soll es geben. Das macht 1 Automat pro 20 Einwohner !!! Mit einem Stromverbrauch von geschätzten 1000W kommt man auf 6 Gigawatt. Das sind 4 ganze Kernreaktoren !!! Das muß man sich erst einmal vorstellen. Böse gesagt brauchten die Fukushima Daiichi nur für ihre Getränke. Die andere Seite ist die schnelle Versorgung mit Flüssigkeit. Wer im Sommer unterwegs ist möchte darauf genauso wenig verzichten wie auf die Klimaanlage im Hotel (die übrigens noch mehr Kernkraftwerke erfordern).

Die Automaten bieten Heiß- und Kaltgetränke. Wie Japaner die heißen Dosen mit Kaffee handhaben ist mir bis heute ein Rätsel. Ich verbrenne mit regelmäßig die Finger.

Ein weiterer Vorteil der Getränkeautomaten sind Mülleimer. Außer in Hiroshima gibt es keine frei laufenden Mülleimer. Es gibt sie nur in Gärten (hinter dem Häuschen mit dem Eintrittsgeld) und auf Bahnsteigen (hinter der Schranke). Sonst sieht man keine Mülleimer abseits von Getränkeautomaten.

Es gibt Automaten für alles: Kaffee, Tee, Limo, Bier, Sake … (Bier und Sake sind aber rückläufig, da die Japaner den Jungedschutz verschärft haben) … Zigaretten, Batterien, SD-Karten für die Digitalkamera, Eier, Unterwäsche, Dessous. Um an dieser Stelle mit den Gerüchten aufzuräumen: Die Automaten mit gebrauchter Unterwäsche gab es in Tokyo auch. Sie wurde aber nach Protesten wieder entfernt. Das war dann selbst den Japanern zu viel.

Bezahlen ist an den meisten Automaten ganz einfach. Man wirft einfach passendes Kleingeld ein. Die Automaten nehmen aber auch Geldscheine. Sehr praktisch, wenn man eh Kleingeld braucht (z.B. für den Bus). Ein Großteil der Automaten akzeptiert auch die Suica oder die Pasmo. Beides sind kontaktlose Bezahlkarten. Die Suica startete als Prepay-Karte für die Tokyo-U-Bahn. Der Automat im Bild bietet darüber hinaus noch die Optionenen per Handy zu zahlen. Wahlweise ober IR-Schnittstelle, QR-Code auf dem Display oder eingebauten Bezahlchip. Die Tasten mit dem Hasen (links) habe ich noch nicht ganz raus.

Hier ein paar Links zu dem Thema:
http://www.japanlink.de/ll/ll_leute_automaten.shtml
http://www.meine-japan-reise.de/2009/01/getrankeautomaten-in-japan/
http://www.japantrends.com/de/spannende-doku-aus-dem-leben-eines-getraenkeautomaten/

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Typisch japanisch – Regenschirme und andere Normalitäten

Vorwort

Wer durch fremde Länder reist, kommt automatisch in Berührung mit Dingen, die es zu Hause (Deutschland) nicht gibt. Ich meine jetzt nicht unbedingt Essen und Getränke, sondern Dinge des Alltags. Japan ist voll von Ihnen. Sie sind so einmalig, daß man sie vorstellen muß. Ich habe mir für die Reiseblogs die Regel gesetzt, maximal 12 Bilder pro Tag zu zeigen. Ich habe jahrelang einen Weg gesucht, die Sache, die einem auf dem Weg zwischen zwei Sehenswürdigkeiten über den Weg laufen, zu zeigen. Ich war 2009 nicht in Japan, also werde ich in diesem Jahr all die Dinge zeigen, die Japan so anders machen. Dinge, die am Ende mitverantwortlich sind für den Kulturschock.

Regenschirme und Plastikessen

Japaner legen äußert viel Wert auf die Verfügbarkeit von Regenschirmen. Juli und August ist Regenzeit. Regenschirme sind überlebensnotwendig. In jedem 7eleven kann man einen Regenschirm für 100yen (75 cent) erwerben. Sie werden auch mal zu Werbezwecken auf der Straße gratis verteilt. Wer so viel Wirbel um die Schirme macht, hat natürlich auch auf folgende Dinge gedacht:

Einen Regenschirmständer vor Restaurants. Regenschirme können hier sicher angeschlossen werden, damit sie keiner klaut. Aber wer sollte? Hat doch jeder einen. Die Regenschirmständer sind mir 2004 aufgefallen. Die Schlösser und die kleinen Nummern fand ich damals übertrieben. 2008 sah ich dann das: Den „Nassen-Regenschirm-Eintüt-Automaten“. Hier bietet sich die Möglichkeit den nassen Regenschirm in eine Tüte zu packen, damit er im zusammenfalteten Zustand, nicht die Klamotten anderen Leute schmutzig macht (oder den Teppich des Kaufhauses).

Gerüchteweise stammt die Idee, eine Plastikversion der Speisekarte auszustellen, aus der Meiji-Restauration. Damals kamen viele Europäer ins Land, die die Schriftzeichen nicht lesen konnten. So fingen Gastwirte an Essen auszustellen. Ähnlich wie man das aus der Mensa kennt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, daß die Japaner diese Kunst perfektioniert haben.

Das ganze hat einen Vorteil, den auch ich nutze: Man geht mit dem Kellner vor das Resto, zeigt auf den Teller und die Bestellung ist ganz ohne Kanjilexikon gemacht. Das ist in Japan auch nichts peinliches. Plastikfutter wurde genau dafür erfunden. In Zeiten der Digitalkamera mache ich schnell ein Foto und zeige es dem Kellner.

Dinge des Alltags

Wie soll ich sie sonst nennen? Für Japaner sind sie völlig normal. Für Europäer sind sie ein Grund mehr, warum Japan trotz seines modernen westlichen Lebenstils immer noch so exotisch wirkt. Es sind auch die Dinge, die uns in Anime sofort auffallen. Was in Japan natürlich nicht fehlen darf, sind grüne öffentliche Telefone mit Modem- und IR-Anschluß für ein Notebook. Sie wirken mit ihrem Uraltdesign wie die Dinosaurier der Kommunikation.

Überall in Japan stehen rote Eimer mit Wasser. Es sind eimer mit Löschwasser. Man trifft sie häufig in alten Tempeln, aber auch in den schmalen Straße der Megastadt Tokyo. Moderne Vorschriften sehen zwar Rauchmelder und Feuerlöscher vor, aber die Eimer sind nach wie vor ein Bestandteil des japanischen Straßenbildes. Die Kanji heißen in etwa „Bei Feuer benutzen“.

Einen Knüller konnte ich 2010 in Sounkyo Onsen fotografieren. Die Absicherung von Baustellen ist in Japan an sich schon zur Perfektion erhoben worden (Man vergleiche dazu meine Kommentare zu Ueno). Das hindert aber nicht, die Absperrmaterialen zu optimieren. Ich habe gehört, es gibt auch Rehe.

Und was das für eine Fortbewegungsokolüt ist, kann ic hauch nicht sagen, aber das Ding paßt voll und ganz ins japanische Straßenbild. Ich hoffe nur, daß es wirklich der Shuttle-Service eines Kindergarten ist. Alle anderen Erklärungen wären zu bizarr.

Klischees

Es gibt sie wirklich: die weiblichen Reiseführer mit albernem Hut und Fänchen. Und ihr könnt davon ausgehen, daß die gesamte Reisegruppe einen Button am Hemd trägt, der in Farbe und Beschriftung mit der Fahne übereinstimmt.

Wo Reiseführerinnen sind, da sind Reisebusse nicht weit weg. Kombiniert man das noch mit der Tatsache, daß Japan in Wahrheit „Hello-Kitty-Land“ ist, dann bekommt man so etwas (und das ist KEIN Reisebus für einen Kindergarten).

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