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Weiter geht es in Kyoto. Große Tempel und auch Nara ist nicht weit weg.

Kyoto / Tag 2

Das Frühstück war wieder super. Ach ja, hatte gestern vergessen zu erwähnen, daß der Ryokan-Chef auf Westfutter umgestellt hat. Er hatte beim ersten Frühstück wohl gemerkt, daß die japanische Version nicht so ganz mein Fall ist. Er entschuldigt sich wie gestern schon, daß es nicht ganz so umfangreich ist wie er es sonst seinen Gästen anbietet. Mir reicht es: Brötchen, Rührei, Salat, Kaffee, Früchte (geschmacklich eine Mischung aus Apfel und Pfirsich, muß den Namen rauskriegen).

Die erste Station heute wird das Nijo-jo. Auf halber Strecke muß ich eine von vielen Ampeln benutzen. Ich habe grün. Aber von links kommt die Feuerwehr mit Sonderrechten. Blaulicht wäre nicht das richtige Wort. In Japan haben Sonderrechtfahrzeuge ein rotes Rundumlicht. Ich bleibe stehen und … die Feuerwehr bremst und hält an. Wie jetzt? Ich winke den Löschzug durch. Warum halten die an? Über Lautsprecher höre ich noch ein Dankeschon und der Fahrer des zweiten Fahrzeugs macht die Geste für „Entschuldigung“. Die spinnen die Japaner.

Das Nijo-jo rangiert als Burg, ist aber eher ein großes Samuraihaus. Es war ein Wohnschloß und Regierungssitz. Im inneren gibt es viele Korridore und Zimmer mit Tatamimatten. Sehr geräumig und sehr edel. Schwere Holzbalken, Papierschiebetüren. Das besondere ist aber der Fußboden. Wenn ich das richtig gelesen habe, heißt er Nachtigallengang. Wenn ihn entlang geht, twitschert er. Besser gesagt, das Holz quietscht. Die Holzbalken sind besonders gelagert und gegeneinander verspannt. Keine Chance unbemerkt die Gänge entlang zu schreiten. Ich habe es probiert. Schuhe darf man eh nicht tragen. Aber selbst auf Socken gelingt es nicht. Spätenstens der vierte Schritt quietscht. Ein bessere Alarmanlage gibt es nicht.

Weiter geht es zum Kaiserpalast. Die Parkanlage ist nach westlichem Vorbild, hat aber auch japanische Elemente. Es ist der Park in dem ich gestern Nacht noch kurz unterwegs war. Auf das Palastgelände kommt man nur mit Anmeldung und mit Eskorte. Mal sehen. Auf zum Palastamt. Es gibt nur eine Führung um 14 Uhr. Hm. Es ist 11:45. Das durchkreuzt meine Pläne für heute. Aber die Chance sausen zu lassen wäre noch dämlicher. In Kyoto und dann den Palast nicht besuchen. Der Plan wird geändert.

Auf zum goldenen Pavillion. Da die Zeit drängt, also probiere ich den Bus. Klappt ganz gut. Leider gibt es keinen Plan für das Busnetz. Aber das Zeiche für Gold (Kin) kann ich lesen. Bleibt nur noch die Frage, wo ich aussteigen muß. Ich steige eine Station zu früh aus. Unterwegs hake ich dann schnell noch den Kitano-Schrein und den Hirano-Schrein ab. Der erste ist ganz nett.

Der Kinkaku-ji ist ein Kracher. Der ganze Pavillion ist vergoldet. Komplett. Von oben bis unten. Er steht direkt am Tempelsee. Darüber der blaue Himmel. Was für ein Postkartenmotiv. Der Park ist sehr erholsam und bietet mehrere Perspektiven. Leider drängt die Zeit. Wie so häufig.

Ich bin spät dran. Ich schalte einen Gang höher. Ich überhole sogar eine Gruppe von Schülern, die der Sportlehrer durch den Park scheucht. Die Palastwache feuert mich mit „go go go“ an. Das sind Bonsupunkte. Vielleicht kann ich die irgendwie nutzen.

Der Palast ist wirklich einen Besuch wert. War die richtige Entscheidung. Große Gebäude, mächtige Dachkonstruktionen. Vor allem das Zeremonialtor ist gewaltig. Vor die Fenster sind riesige Holzgitter.; sind quasi die japanische Version von Fensterläden. Sie werden aber nach oben aufgeklappt und dienen dann als Sonnenschutz. Pfiffige Idee. Einige Nebengebäude sind erst 1911 gebaut. Der Garten hier im Palast wäre eine Ehrenrunde wert. Aber unsere Gruppe wird von vier Wachleuten eskortiert. Keiner darf die Gruppe verlassen.

Nächster Stop ist der Ryoan-ji. Er beherbergt den wohl bekanntesten Steingarten der Welt. Es ist der Steingarten. Der Prototyp aller Steingärten. Ok, auf dem Weg dorthin habe ich mich kurz im Straßengewirr von Kyoto verheddert.

Der Tempel ist auf den ersten Blick wie jeder andere auch. Ehrwürdige alte Gebäude und ein japanischer Tempelgarten. Hinter Bäumen gut versteckt steht ein weiteres Haus. Man betritt es ohne Schuhe. Ist in Japan so üblich. Es geht durch das Haus zur Verande. Hinter dem Haus ist der Garten. Sand. Weißer, grober Sand. Es gibt drei Gruppen von Steinen. Hier sieht man auch etwas Gras und Moos. Der Rest ist Sand. In den Sand sind Muster eingeharkt. Wenn man jetzt weiß, daß der Sand das Meer symbolisiert, dann wird das Muster schnell zu Wellen. Der Garten ist kleiner als ich ihn erwartet habe. Alle Fotos, die man kennt, täuschen. Das tut dem Eindruck aber keinen Abbruch.

Im Gebäude fällt mein Blick auf 11 rote Eimer mit Wasser. Die japanische Version des Feuerlöschers. Ich kannte die Eimer aus Anime. Hätte nie gedacht, daß die immer noch im Einsatz sind.

Der Tag ist eigentlich rum. Mit Glück schaffe ich es noch mal zum Kinkaku, der ist gleich um die Ecke. Ich wollte vorhin schon eine Schale Tee am Pavillion trinken. Leider ist die Teehütte schon geschlossen. Verdammt. Die Japaner und ihre Öffnungszeiten. Damit muß ich auch den Daitoku-Tempel von der Liste streichen. Jetzt erst mal Pause.

Auf dem Weg zur U-Bahn verhedder ich mich schon wieder im Straßengewirr. Das ist echt nicht mein Tag. Bin jetzt an der  Imadegawadori. Wo auch immer die ist. Hier gibt es eine Post. Zeit für Postkarten in die Heimat. 70yen (53 cent). Unglaublich wie billig das ist. Zwei Straßen später bin ich am Park beim Kaiserpalast. Jetzt kann ich mir die U-Bahn auch sparen.

In der Yanagibabadori – das ist ein Name – sehe ich die „Whisky-Bar Seven & Seven“. Jetzt habe ich Urlaub. Der Laden ist klein – wie so oft in Japan. Platz für vielleicht 10 Gäste. Die Hälfte der Plätze ist am Tresen, wo ich Platz nehme. Hinter dem Tresen der Barkeeper, ein älterer Japaner. Wie aus dem Handbuch: nach hinten gegelte Haare, schwarze Hose, weißes Hemd mit Fliege, dazu ein Weste. Ich bestelle einen Suntory Royal. Einer der etwa 40 Whisky, die hinter dem Barkeeper im Regal stehen. Das ist mal ne Whiskybar. Warum finde ich die Bar erst heute? Es kommt wegen der Sprachbarriere nur ein kurzes Gespräch zustande.

Um 19 Uhr starte ich zum Ryokan. Duschen, dann was essen und eventuell noch einmal hierher? Die Bar ist echt der Knüller. Die dunklen Hölzer, einfach die gesamte Atomsphäre. Das ist Urlaub. Das habe ich gesucht. Auf der Ginza kaufe ich noch schnell eine Dose mit Gyokoro-Tee. Wenn ich schon im Tempel keinen bekommen habe, dann hier. Im Ryokan folgt dann das japanische Bad: erst duschen, dann im heißen Wasser entspannen. An diese Tradition kann man sich echt gewöhnen. Noch während des Bades überlege ich, wie ich das in Deutschland realisieren kann.

Zum Dinner gibt es Okonomiyaki. Die Zutaten sind anders als in Hiroshima. Die Nudeln fehlen und der Geschmack ist etwas anders. Dann zurück zum Seven & Seven. Die Bar ist gut besucht. 6 Gäste, also die halbe Bar. Als ich eintrete, werde ich verwunder angeschaut. Alle denken wohl, daß ich mich verirrt habe. Ich werde vom Barkeeper als Doitsujin vorgestellt und schon beginnt die Konversation.

Ich bestelle einen Singapore Sling. Der Barkeeper versteht sein Handwerk. Es macht Spaß ihm zuzuschauen. Er bietet keine Show. Dennoch ist jeder Handgriff kunstvoll und präzise, so ohne Schnörkel. Ich sage mal frech: Die Teezeremonie für Cocktails. Gut, der Vergleich hinkt gewaltig. Zum Abschluß noch eine Jamesson-Whiskey als Hommage an meine Irland-Zeit.

Um 23:02 stehe vor dem Ryokan. Die Tür ist zu. Scheiße. Müssen die Japaner das immer so genau nehmen. Die sind ja schlimmer als wir Deutschen. Was tun. Ich muß klingeln. Der Betreiber öffnet die Tür. Ich entschuldige mich mehrfach für diesen Fehler.

Randnotiz:

  • Fazit: Ein gelungener Tag; den Palast besichtigt; Highlight war des Seven & Seven.
  • Beide Hände mit den Handflächen zueinander auf Höhe des Kopfes ist „Bitte“.
  • Nur eine Hand ist eine „Bitte um Entschuldigung“ / „Sorry“
  • Es gibt die roten Eimer mit Löschwasser wirklich.
  • Die Feuerwehr hält an, auch wenn sie Vorfahrt hat.
  • Ich will ein Kamidana und ein japanisches Badezimmer.
  • Der Barkeeper erinnerte mich etwas an den Butler aus „Hart aber Herzlich“.
  • Das mit der Sperrstunde (Curfew) muß ich beim nächsten Urlaub umgehen.

Ise / Meoto-Iwa

Es regnet. Es ist der 3. Regentag in Japan. Das macht bisher 1 Tag pro Woche. Ziemlich gute Statistik. Und an einem der beiden Regentage war mit Nara sogar ein volles Programm absolviert worden. Welche Entscheidung ist für heute die richtige? Ein weiterer Tag in Kyoto oder auf Ise? Eigentlich ist es keine Wahl. Ise. Auch in der Hoffnung, daß während der Zugfahrt der Regen aufhört.

Die Fahrt wird dauern. Ich muß erst mit dem Shinkansen nach Nagoya und dort umsteigen in eine Bummelbahn. Trotzdem wird die Fahrzeit kürzer sein, als von Oosaka aus. Wenn man mal außer Acht läßt, daß der Shinkansen gerade abfährt und ich 30Minuten warten muß. Dafür habe ich dann sofort Anschlaßin Nagoya. Ich bin um 12:15 am Bahnhof Ise. Es regnet immer noch.

Der Geku, der äußere Schrein, ist knapp 900m entfernt. Die Strecke laufe ich. Der Weg dorthin ist recht einfach. Einzig auffällig sind die großen modernen Steinlaternen auf dem Fußweg. Gleich am Eingang steht ein eine rote Bühne mitten in einem Teich. Dies ist auch der Beginn eines Waldes. Der Schrein steht inmitten des Waldes. Die Bäume sind echt groß; kerzengerade und groß. Die wichtigen Gebäude sind von einem Zaun umgeben. Ab dem Zaun ist das Fotografieren verboten.

Einmalig ist jedoch, daß es nebem dem Schreingebäude eine leere Fläche gibt. Sie hat die gleiche Fläche wie das Gebäude. Man sieht sogar den Grundriß. Die Kieselsteine sind zweifarbig. Alle 20 Jahre wird ein neues Gebäude auf der leeren Fläche gebaut und das alte dann abgerissen. Es ist ein Symbol, daß nichts für die Ewigkeit ist. Sehr philosophisch; und praktisch. Alle 20 Jahre müßte man die Holzbauten eh renovieren.

Auch die langen Giebelbalken mit den goldenen Ende fallen auf. Auch die goldenen Tragbalken sind einzigartig. Nach Handbuch liegt es daran, daß es kaum chinesischen Einfluß in der Architektur gibt. Stimmt. Dieses ganze Verspielte – ich sage nur Chinarestaurant – fehlt.

Bis zum Naiku sind es 6km. Es gibt einen Pilgerweg. Laufen oder den Bus nehmen? Genug Zeit wäre. Es hat zwar aufgehört zu regnen, das Wetter motiviert aber nicht wirklich. Durch Zufall komme ich mit einer Lehrerin aus Oosaka ins Gespräch. Sie empfiehlt den Bus. Na dann…

Am Naiku angekommen steht man vor einer Brücke über einen Fluß. Es hat wieder angefangen zu regnen. Auch dieser Schrein liegt im Wald. Zuerst geht es aber einen breiten Schotterweg entlang. Rechts eine Rassenfläche; im Hintergrund sieht man einen Berg. Die Spitze verschwindet im Regen. Wir treffen auf eine Japanerin in Begleitung eines Schweizers. Er arbeitet für das Team Sauber. Stimmt. Nächste Woche ist das Formel-1-Rennen in Suzuka. Das liegt unterhalb von Nagoya, also ganz in der Nähe. Zu viert geht es weiter zu den Schreingebäuden im Wald. Auch hier gibt es wieder die leere Fläche neben den Schreinbauten. Das zentrale Heiligtum ist von einem hohen Zaun umgeben. Der Durchgang ist durch einen Vorhang blickdicht gemacht. Neben dem Durchgang ein Wachhäuschen. Allein der Versuch die Kamera in Stellung zu bringen, ruft die Wächter auf den Plan. Gut, wenn man die Situation aus ein paar Metern bebachtet und andere in Falle treten läßt, bevor man es selbst probiert.

Das Team Sauber will weiter zu den vermählten Felsen. Keine Ahnung was das ist. Hab ich im Reisefüher überlesen. Soll aber im Shinto ein wichtiger Ort sein. Sie haben ein Auto. Das macht es einfach. Ich nutze die Chance. Ich frage mich zwar, warum ich die Tageskarte gekauft habe. Die Autofahrt an sich ist ereignislos. Witzig ist das Navi. Ein japanisches Navi klingt so komisch. Der Regen hört wieder auf.

Nach 15 Minuten Fahrt erreichen wir Meoto-Iwa, so der japanische Name. Die vermählten Felsen sind zwei Felsen, die mit einem Seil verbunden sind. Ehrlich gesagt, hatte ich was Größeres erwartet. Die Felsen sind klein. Es sind eher größere Steine. Viele Japaner fahren hierher, um zu sehen, wie die Sonne hinter den Felsen aufgeht. Warum, keine Ahnung. So ein Kracher kann der Anblick nicht sein. Sonnenaufgang auf dem Fuji, ok. Das kann ich verstehen. Hier? Für mich fällt es unter die Rubrik: Ich war hier.

Eisnchub: Vielleicht muß man Shintoist sein, um die Bedeutung von Meoto-iwa zu würdigen. Ise ist der höchste Schrein des Shinto. Er ist so etwas wie der Vatikan oder Mekka. Und um in diesem Vergleich zu bleiben: Der Kaaba kann ich auch nichts abgewinnen.

Das „Team Sauber“ bringt mich und die Lehrerin zurück nach Ise. Ich bekomme noch eine Einladung. Sollte ich zum Rennen in Suzuka sein, soll ich kurz anrufen. Jetzt fange ich wirklich an zu überlegen. Nächste Woche bin ich schon in Naruko, oder nach in Nagano? Ich muß das prüfen. Die Lehrerin will mit dem Kintestu fahren und so bleibe alleine am JR-Bahnhof zurück.

Der Zug ist gerade wieder weg. So bleibt Zeit, etwas zu essen. Nahe am Bahnhof gibt es eine kleine Garküche. Ich bestelle Udon. Lecker. Um 18 Uhr ist dann Abfahrt. Die Rückfahrt dauert aus irgendwelchen Gründen länger als geplant. Keine Ahnung wieso. Ich sitze erst um 20:34 im Shinkansen. Ein Stunde später erreiche ich Kyoto. Nach einer kleinen Runde durch die Shoppingstraße und einem Stop bei McD ist Feierabend. Nicht jedoch ohne zuvor noch einmal weiter Richtung Norden zu gehen. Hier ist ein Park. Ein dunkler Spot umgeben von der großen hell erleuchteten Stadt. Es ist aber nicht wie in Ueno. Irgendetwas fehlt. Nur was?

Randnotiz:

  • Fazit: Nicht viel gesehen, aber den Regentag genutzt und einen Punkt von meiner Liste abgehakt.
  • Formel 1 in Suzuka ist zwar nicht Teil des Plan, klingt aber spannend.
  • Das erst Kanji in Geku ist das gleiche wie in Gaijin (Ausländer). Gai-jin meint also“äußerer Mensch“ oder einfach Mensch von außen.

Kyoto / die großen Tempel

Das Fürhstück ist japanisch. Abgesehen davon, daß Fisch am Morgen überhaupt nicht mein Ding ist, war es recht lecker. Der heutige Tage ist voll gepackt mit knapp 12 Stops. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren. Da es nur 3 U-Bahnen gibt und ich keine Ahnung von dem Liniennetz der Busse habe, werde ich alles zu Fuß erlaufen. Schlimmer als Tokyo kann es nicht werden.

Als allererstes geht es zum Nishi Hogan-ji. Es ist einer der beiden riesigen Tempel hier in Kyoto. Er liegt fast am Bahnhof. Dort angekommen muß ich feststellen, daß die Haupthalle komplett eingerüstet ist. In Japan sind Gerüste anders. Es gibt eigentlich immer einen kompletten Sichtschutz. Die ganze Baustelle ist formlich eingepackt. In diesem Fall haben die eine riesige Halle um das Tempelgebäude gebaut. Komplett mit Dach und allem. Die Hauthalle ist erst 2005 wieder zugänglich.

Vorbei am Kyoto Tower vor dem Bahnhof geht es zum östlichen Tempel. Der Tower ist wieder mal ein Fernsehturm, allerdings nicht vom Modell Eiffelturm. Es ist aus Beton gebaut, hat aber eine Aussichtsplattform; eine Konstante bezüglich Funktürme in Japan.

Die Haupthalle des Higashi Hogan-ji ist auch eingerüstet. Ich habe aber auch gar kein Glück. Aber die Halle kommt mir bekannt vor. Hier bin ich gestern Abend dran vorbei gelaufen. Hatte gar nicht realisiert, daß es der Tempel ist. Zumindest habe ich eine Menge Filmmaterial gespart und bin vor meinem Zeitplan.

Weiter geht es zum Shosei-en, einen japanischen Garten. Er ist sehr schon ruhig. Kyoto wirkt bisher bei weitem nicht so hektisch wie Tokyo, dennoch hebt sich der Garten wohltuend von der „Welt da draußen“ ab. Ich bin erstaunt wie viele verschiedene Moose es hier gibt. Der Park ist von einem Teich dominiert. Verschiedene Wege und etliche Brücken bieten tolle Perspektiven. Mit der Zeit im Nacken kommt aber nicht wirklich Entspannung auf.

Weiter geht es zum nächsten Tempel, dem Sanjusangen-do. Die Halle ist uralt und irre lang. Im inneren steht eine große Kannon-Statue. Links und rechts daneben 1000 kleine. Es ist einfach imposant. Im inneren der Halle ist es dunkel; alles wirkt etwas angestaubt. Aber die Statuen ziehen einen in den Bann.

Gleich daneben ist der Chishaku-in. Ebenfalls ein Tempel. Der Kontrast könnte aber nicht unterschiedlicher sein. Am Sanjusan waren es dunkle Holzer und weiße Wände; alles sehr zurückhaltend. Der Chishaku-in ist bunt. Draußen  hängen bunte große Fahnen von der Dachkante der Haupthalle. Das Holz ist hell und mit Gold verziert. Was für ein Postkartenmotiv. Der Tempelgarten ist von Sen no Rikyu angelegt, einem der wichtigen Teemeister. Ich kenne den Namen aus den Büchern „Ritual der Stille“ und „Chado – Der Teeweg“. Wer sich etwas mit der Thematik auskennt wird nicht enttäuscht. Der Garten strahlt die Ruhe des Zen aus. Der richtige Zeitpunkt für eine kurze Pause. Die brauche ich jetzt und der Garten lädt förmlich dazu ein.

Es ist schon spät. Daher gibt es nur ein kurzes Hallo am Myoho und Nishi-Otane Tempel. Rechts den Hügel hinauf am Hokoku-ryo soll das Grab von Hideyoshi sein. Eigentlich sollte hier auch eine Pagode stehen. Aber wo ist sie? Nur logisch, daß es eine Treppe gibt. 313 Stufen. Das geht echt in die Beine. Und dann? Noch eine Treppe. 176 weitere Stufen. Oben angekommen gibt es außer ein paar Steinen nicht viel zu sehen. Die Aussicht ist durch Bäume blockiert. OK, ich war hier. Weiter im Text. 489 Stufen abwärts. Das geht noch mal in die Beine. Wenn ich jetzt wegrutsche, schaffe ich die Strecke in unter 10 Sekunden. Sehr ungesund.

Nächstes Ziel ist der Kiyomizu-dera. [Nachtrag: An dieser Stelle mache ich den bescheuersten Fehler überhaupt. Leider merke ich das erst bei der Auswertung. Der Kiyomizu ist der Tempel mit der Terasse auf dem Stützpfeilern. Ein Foto ist fast in jedem Reiseführer zu finden. Ich Idiot besichtige die Halle und die Terasse nicht und begnüge mich mit der Außenansicht. Was für ein Fehler].

Ich befürchte meine Karte ist nicht ganz korrekt. Hier fehlt eine Pagode. Am Grabmal fehlt ein Schrein. [Nachtrag: Und ich habe das mit dem Kiymizu nicht realisiert]. Zurück zur Hauptstraße und dann weiter nach Norden. Der Park und der Chion-ji sollten leicht zu finden sein. Zur Abwechselung geht es mal bergab.

Der Chion-in begrüßt einen mit einem großen Mon. Auch die hallen dahinter können sich sehen lassen. Ich spüre aber, daß mein Bedarf an Tempel so langsam gesättigt ist. Also direkt weiter zum Heian-jingu. Das Torii ist schon von weitem zu sehen. Es steht mitten im Stadtgebiet, überspannt die Straße. Erst zwei Kreuzungen weiter beginnt das Schreingelände. Das Torii fällt richtig auf. Es glüht förmlich orange-rot in der Sonne.

Die Schreingebäude sind in der gleichen Farbe gestrichen. Dazu die weißen Wände. Was für ein Bau. Nachdem ich einen Eintritt gezahlt habe, betrete ich den Garten hinter dem Schreinbegäude. Wow. Ein japapischer Garten. Ich laufe einmal kreuz und quer. Ich würde hier gerne mehr Zeit verbringen, aber einen Punkt habe ich noch auf der Liste.

Auf geht es weiter nach Norden. Hier soll auch ein Bus fahren. Aber die Haltestelle suchen und dann warten. Nein. Es ist schon nach 16 Uhr. Ich habe keine Zeit mehr. Also volle Kraft voraus. Die Strecke ist weiter als vermutet. Ich bin erst um 16:30 Uhr am Eingang. Ich darf aber noch rein. Egentlich ist Schluß. Ich verspreche, schnell zu sein.

Ach ja, ich stehe am Eingang zum Ginkaku-ji, der silberne Pavillion. Schon am Eingang fällt mir dieser weiße grobe Kies auf, in den ein Muster geharkt ist. Ein Weg führt hinter die Gebäude. Der Blick fällt auf eine Sandfläche. Ich vermeide den Begriff Steingarten, da die Steine fehlen. Abgesehen davon ist es wie im Japan-Handbuch: ein große Fläche mit Mustern. Statt einem Stein steht hier ein Kegelstumpf aus weißem Kies. Es ist erstaulich wie ästhetisch Sand sein kein.

Und da steht er dann, der silberne Pavillion. Ich habe das Gebäude gar nicht ernst genommen. Nix Silber. Ein quadratischer Bau aus dunklem Holz; die Wände teilweise aus Holz, teilweise weiß verputzt. Mit den geschwungenen Dächern und der Fensterform im zweiten Stock wirkt es irgendwie chinesisch. Gleich ist 17 uhr und Feierabend, also schnell nolch eine Runde um den Teich herum. Auf der Rückseite des Teiches geht es durch eine Waldgebiet. Gerne hätte ich mehr Zeit.

Jetzt erst einmal etwas Essen. Im Halbdunkel versuche ich den Yoshida-Schrein im Yoshiyama-Park zu finden. Ich finde den Berg. Verlaufen kann man sich nicht. Der Berg ist mitten in der Stadt. Dennoch finde ich den Eingang nicht. Es ist dunkel, keine Lampen und wieder Stufen. Ich habe keine Lust mehr. Feierabend für heute. An der Kyodai vorbei geht es zum Kanal/Fluß. Am Wasser geht es entlang bis zu der Ginza, der Einkaufsstraße. Von hier hangel ich mich zurück zum Ryokan.

Erst einmal duschen. Ich will die Diskussion von gestern vermeiden. Gäste duschen zuerst. Nach meinem Bad treffe ich im Flur auf einen Ami. Auch er will noch was Essen. Wir tun uns zusammen. Wir suchen einen Italiener. Den, den er ansteuern wollte, finden wir nicht, also nehmen wir den Nächstenbesten den wir finden. Die Portionen sind kleiner als in Deutschland. Ich werde gerade so satt. Lecker ist es allemal.

Randnotizen

  • In Kyoto kann man die Himmelsrichtungen lernen. Die Stadt ist geteilt in Kita und Minami. Es gibt zwei große Tempel. Nishi und Higashi.
  • Es gibt keine Überlandleitungen in Kyoto. Weder Strom noch Telefon. Keine Einzige.
  • Ich habe zu viele Stops in diesem Tag gepackt.
  • Kyoto ist mindestens 3 Tage. Ohne U-Bahnnetz ist es weitläufig.
  • Ich mag Moos. Flauschig grün und vielfältiger als Rasen.
  • Ich muß beim nächsten Urlaub ein paar Punkte nachholen.
  • Ach ja: HALBZEIT

Okayama / Seto-Ohashi

Heute ist schon die Abreise aus Hiroshima. In Restrospektive wäre ein Hotel auf Miyajima die bessere Option gewesen. Das nächste Mal. Ich verlasse die Stadt aber nicht ohne vorher beim Schrein vorbeizuschauen. Die Buden stehen noch und sind geöffnet. Es sind kleine Zeltbauten, diein ihrer Form an Bushäuschen erinnern. Der Tisch ist ein Tapeziertisch. So professionelle Buden wie in Deutschland sucht man vergebens. Dadurch wird etwas familiärer und auch etwas provisorisch. Ich kenne die Buden ja schon aus Mozu. Ich bleibe bei meinem Urteil: Es wirkt einfacher und schlichter und dadurch erfrischend anders. Nebenan ein Flohmarkt.

Direkt am Schrein steht eine Bühne. Auftritt hat gerade eine optisch und musikalisch durchgekrachte Girliegruppe in Schulmädchenuniform.  So etwas kann es nur in Japan geben. Zielgruppe scheinen Mädchen unter 14 Jahre zu sein. ich hoffe es zumindest. Die Alternative wären Mit-40er mit einem Lolita-Uniform-Fetisch (was in Japan eine nicht ganz abwegige These wäre). Yeiks.

Aber was danach kommt, ist noch schräger. Oh ja, das ist wirklich möglich. Ich weiß nicht was das ist, aber es wirkt der fleischgewordene Anime. 3 Mädels in bunten Kostümen und noch schrillerer Stimme. Wenn man durch den Sucher der Kamera auf die Bühne zoomt ist das wie ein LSD-Trip. Ich halte Abstand. Die Melodie erinnert an ein Anime-Intro. Ich vermute es ist auch eines. Zurück zum Hotel, bevor meine Ohren bluten. Check-out.

Okayama

Mit dem Shinkansen, pünktlich wie immer, geht es an Shinkurashiki vorbei eine Station weiter nach Okayama. Die Tasche verschwindet in einem Coin Locker. Bis zum Garten und der Burg sind es 1,5km. Wieder einmal kurz genug für einen Fußmarsch.

Erster Stop ist die Burg Okayama-jo. Die erste Burg in schwarz. Nagoya, Oosaka und Himeji waren weiß. Diese hier ist mit schwarzem Holz verkleidet. Sie hat auch den Beinamen Krähenburg. Ein schöner Konstrast sind die weißen und goldenen Verzierungen. Auf eine Besichtigung verzichte ich. Bei einem Eintrittspreis von 800yen bin ich plötzlich geizig. Die Burg ist auch die kleinste, die ich bisher gesehen habe. Unterhalb der Burg auf der anderen Seite des Flusses ist ein japanischer Garten.

Der Garten ist der Koraku-en. Einer der drei berühmtesten Gärten in Japans. Eine Brücke führt direkt von der Burg rüber. Der Garten ist schon angelegt. Er hat sehr große Rasenflächen. Im Vergleich mit Hiroshima wirkt er dadurch sehr westlich. Aber auch japanische Elemente sind vertreten. Es gibt einen großen Teich mit bewachsenen Inseln und auch eine Berglandschaft. Zudem gibt es einen Teehütte und einen Pavillion. Im Park genieße ich auch meine zweites Frühstück.

Seto O-Hashi

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof kommt mir eine Schnappsidee: Kaffee und Kuchen auf Shikoku. Von Okayama aus fahren Züge über die Seto-O-Hashi nach Shikoku. Die Brücke ist irre lang. 13,1km. Sie besteht aus 2 Hängebrücken und 2 Schrägseilbrücken. Dazwischen gibt es Stahlfachwerkbrücken und Viadukte. Die Brücke geht nicht in einem Schwung rüber, sondern macht ein Inselkopping. Die Brücke hat zwei Ebenen, wobei die Bahngleise in der unteren liegen. Es ist also ein 13km lange Fahrt durch Stahlträger  zu allen Seiten. Die Seto-Brücke ist zudem die weltlängste Brücke mit 2 Fahrebenen. Diesen Rekord will ich mitnehmen.

Der Local fährt mit knapp 60km/h. Die ganze Reise dauert also eine Viertelstunde. Unter dem Zug die Inlandsee, um den Zug herum rauschen die Stahlträger vorbei. Dann kommt Shikoku in Sichtweite. Allerdings ist das Erste, was man sieht ein Industriehafen. Überall Gastanks. Jede Menge Schiffsverkehr unterhalb der Brücke.

Schankt die Brücke oder bin ich das? Der Zug schwankt in einem Tempo, das nicht zum Zug paßt. Es muß die Brücke sein. Hoffe ich zumindest. Ein Erdbeben wäre jetzt echt blöd.

An der ersten Station in Shikoku steige ich aus und versuche in Richtung Wasser zu kommen. Ohne Karte von dieser Region verliere ich die Orientierung. Zurück zum Bahnhof. Wir streichen das Foto von der Brücke und gehen gleich zum Kaffee über. Um 16:20 geht es zurück nach Okayama und dann mit dem Shinkansen weiter. Wie schon in Hiroshima stelle ich mich einfach auf den Bahnsteig und warte. Man braucht nicht unbedingt ein Ticket, wenn man den JRP hat. Das Ticket ist für einen Sitzplatz. Es gibt aber immer mehrere Waggons die als „unreserved“ markiert sind. Hier gilt: Wer zuerst einsteigt, sitzt. Bis jetzt klappt das ganz gut.

Ich erreiche Kyoto in Dunkelheit. Ich habe einiges über den Bahnhof gelesen. Aber die zentrale Bereich ist wirklich riesig. Hoch, um genauer zu sein. Mein Herren. Jetzt aber zum Ryokan. Ich habe die Strecke unterschätzt. Meine Herren. Die Karte hat keinen Maßstab zum Ryokan. Böser Schnitzer. Die letzte U-Bahnstation war Go-jo, also 5. Das Ryokan hat irgendetwas mit 3. Ein paar Straßen sind es noch. Doch die U-Bahn? Ich sehe die Preise. Nein Danke. Nicht für zwei Stationen. Weiter. Alle paar Meter sattel ich den schwere Tasche um. Shin-jo. Oh Mann. Aber wir kommen dichter. Weiter und immer weiter. Jetzt stehe ich an der großen Querstraße. Zu weit. Verdammt. Also zurück und in die Seitenstraßen. Das hier ist ein typisches Innenstadt-Wohngebiet. Keine lesbaren Buchstaben mehr. Auch die Straßenschilder sind in Kanji. Es hilft nichts. Ich muß mich durchfragen. Noch ein paar Kurven, dann stehe ich vor der Tür. Es ist ein Wohnhaus wie jedes andere hier auch. Nur ein kleines Schild weist es als Ryokan aus. In England fällt das sicherlich unter B&B.

Ich öffne die Tür und sage „sumimasen“. Das ist nie verkehrt. Der Ryokanbetreiber kommt zur Haustür in Begleitung seiner Frau. Beide begrüßen mich durch eine Verbeugung auf dem Fußboden. Auweia. Etikette. Keine Ahnung wie ich darauf reagieren soll. Zum Glück federn die beiden gleich wieder in die Vertikale und bitten mich herein. Wow. Wirklich japanisch. Bei dem Ryokan habe ich ein goldenes Händchen gehabt. Mein Zimmer ist im ersten Stock. ich vermute es war früher ein Kinderzimmer. Die Decke ist nicht sehr hoch (zumindest für meine 180cm etwas zu flach). Ein einfacher Raum mit Tatami. Es gefällt mir auf Anhieb. Sofort kommt mir der Gedanke: So könnte mein Zimmer aussehen, wenn ich in Japan aufgewachsen wäre. Ein kleiner Fernseher, ein flacher Tisch und der Futon zum Schlafen. Was will man mehr.

Mein Plan für den Abend war: erst essen, dann schön ins Bad. Der Ryokan-Betrieber macht mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. Er besteht darauf, daß Gäste zuerst das Bad benutzen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, daß man in Japan erst duscht und dann für ein paar Minuten zur Entspannug in die Badewanne steigt. Das Wasser hat etwa 43 Grad. Das Wasser in der Badewanne wird dabei von allen Gästen benutzt. Man hat ja vorher ausgiebig geduscht. Die Betreiber des Ryokan baden dann zuletzt. Gäste habe das Anrecht auf frischen Wasser. Mir wäre es egal, zumal ich Hunger habe. Aber hier scheint es im das Prinzip zu gehen, das Prinzip Gastfreundschaft in Japan. Und da das Ehepaar den Charme von Großeltern ausstrahlen, hat man auch nicht wirklich Argumente zur Hand. Die Baderegeln gibt es als laminierte Karte mit ins Bad. Ist eigentlich ganz einfach:

  • Erst duschen und Haare waschen, dann in die Badewanne.
  • Keine Seife in der Badewanne; auch keine Reste am Körper.
  • Das Wasser nach dem Bad nicht ablassen.
  • Keine Handtücher oder Waschlappen in der Badewanne.
  • Alles ordentlich hinterlassen.

Ist eigentlich ganz simpel. Aber mir werden die Regeln trotzdem erklärt und die besagtge Karte mitgegeben. Entweder glauben Japaner, daß die Regeln kompliziert sind oder sie haben mit Ausländern nicht immer die optimale Erfahrung gemacht.

Für das Abendessen zieht es mich wieder 100m nordwärts auf die Ginza. So wie es aussieht zieht es mich nach dem Motte-Licht-Prinzip immer wieder in diese Gegenden. Leider ist es schon 8:30 Uhr und viele Geschäfte haben schon geschlossen. Daher gibt es einen Stop bei Mäcces. Danach noch eine zweite Runde. Plötzlich sehe ich zwischen den ganzen Kaufhäusern Lampions. Hier steht wirklich ein Tempel, mitten auf der Shopping-Straße.

Randnotiz:

  • Der Standardpreis für ein großes Coin-Locker-Fach scheint 600yen zu sein.
  • Okayama und Kurashiki sind gut für einen Stop beim Hotelwechsel.
    Beide Orte hintereinander sind machbar, aber erfordern eine gute Planung.
  • Fazit: Tag ok. Soll erfüllt.