Archiv der Kategorie: 3.2 .. Sakura

Alle Reiseziele, die nicht zum Matsuri- oder Tokyo-Abschnitt gehören

Nagoya und koreansiches Tisch-BBQ

In Nagoya war ich schon mal auf meiner ersten Reise. Es war ein Zwischenstop und hatte nur die Burg und den Atsuta Jinja besichtigt. Ich starte extrem spät (11 Uhr) und scheitere sofort am Kartenautomaten der U-Bahn. Die Suica wird hier nicht akzeptiert. Es gibt eine Taste, die mit „1 Tag“ beschriftet ist, aber die darf man nicht drücken. Man muß „740 en“, der Preis der Tageskarte, drücken. Darauf soll man kommen.

Als erstes wird Burg (Nagoya-jou) ausführlich besichtigt. Der Garten ist etwas trist. April ist zu früh, um ihn in vollem Grün zu sehen und die Kirschblüte ist in Nagoya schon seit Wochen vorbei. Das ist ärgerlich, denn man kann erahnen, wo überall Kirschbäume blühten. Aber das Teehaus ist geöffnet. Den Stop nehme ich mit. Dann wird die Burg besichtigt. Sie ist ein kleines Museum. (Wer die Burg besichtigt, sollte auch das erste Warnschild am Eingang lesen. Für mich ein Klassiker: Please Watch the Foot Note!) Gleich hinter der Burg ist das Noh-Theater, aber leider läuft in den nächsten Tagen nichts. Ein Blick zurück zur Burg im Sonnenschein. Die beiden goldenen Delphine (Kinshachi) auf dem obersten Dachfirst glühen förmlich.

Im Norden Nagoyas gibt das Tokugawa-Museum und einen japanische Garten. Das wird mein nächster Stop. Der Garten ist sehr schön und kann sich mit denen in Tokyo in jeder Hinsicht messen. Einzig der Kontrast zur Megacity (Hochhäuser) fehlt. Das Museum gleich hinter dem Garten ist ebenso interessant.

Jetzt geht es weiter zum Atsuta Jingu, einem der wichtiges Schreine des Shinto. Argh. Nicht  jeder Zug auf der Ringlinie fährt auch im Kreis. Ich muß umsteigen. Ausgang. Links rum. Ich war hier doch schon mal? Aber irgendwie erkenne ich nichts wieder. Einige Meter weiter … die lange Straße, die Mauer, die Überführung. Ja doch, das ist ein wenig vertraut.

Der Schrein liegt in einem Waldgebiet, ähnlcih wieder Meiji Schrein. Die Gebäude sind dem Schrein in Ise nachempfunden. Das angeschlossene Museum lagert das Schwert Kusanagi, eines der drei kaiserlichen Insignien. Sonst ist nichts erwähnenswertes dabei. Auch der Schrein ist schnell erlaufen. Und da es schon spät ist kommt doch ein wenig Hektik auf.

Der erste Tempel auf meiner Liste ist schon zu. 16:45 Uhr ist und bleibt eine gefährlich Uhrzeit. Der zweite Tempel, der Osu Kannon, nahe der Ginza (überdachte Fußgängerzone) sieht eher aus wie ein Schrein: das hellrote Holz erinnert an den Kanda Myoin.

Weiter zum Park mit dem Funk-Eifelturm und dann zurück zum Bahnhof. Heute Abend suche ich mir ein kleines Resto. Optisch macht der Laden der Wahl nichts her, wirklich nichts. Innen ist es karg und einfach eingerichtet. Ein schmaler Tresen, kleine Eimer mit Holzkohle darauf, der Abzug kurz darüber. Es passen vielleicht 10 Kunden und der Koch in diese Butze. Irritierte Blicke. Bin wohl der erste Gaijin in dieser Hütte. Erst mal ein Bier, dann der Kampf mit der Katakana-Speisekarte.

Und so funktioniert es: Man bestellt zuerst, was man entziffern kann. Dann kommt ein kleines Grillrost auf den Eimer. Man legt die Sachen roh drauf und grillt sie. Gereicht werden verschiedene Dips. Alles in allem ein Resto-Version von BBQ (siehe Fazit 2008). Ich bestelle Shochu. Aber irgendwie landet es auf der Rechnung des Nachbarn. Und da ist es wieder: das Momentum. 3-sprachig geht es durch den Abend. Bestellung nach Bestellung, keine Ahnung was ich da alles esse und wie sich das auf die einzelnen Rechnungen verteilt. Weitere Gäste. Wir rücken enger zusammen. Ich erzähle, die anderen erzählen und der Koch mittendrin. Irgendwann zahlt der erste und geht. Der Abend neigt sich dem Ende zu, das Momentum klingt aus und ich steuere zurück Richtung Hotel.

Shinkansen und die Bahnhöfe Tokyos

Gestern ist nicht viel passiert. Ich habe es zum Kendoshop geschafft und eine Rüstung gekauft. Sie wird fertig sein, wenn ich zurück in Tokyo bin.Es ist ein einfaches Modell, nichts extravagantes. Bei den Bändern fürs Men entscheide ich mich für Libellen, passend zu meiner Tsuba. Und wieder steht das Bou zur Diskussion. Irgendwie setzt sich „Priester, Kind“ durch, das wir vor einem Jahr im Darouma gefunden haben. Sicher bin ich mir nicht, aber die Entscheidung ist gefallen. Der Vereinsname ist kitadoitsu (Norddeutschland), fand ich ganz passend, da ich ja keinem Verein zugehörig bin.

Heute geht es, nach einem kurzen Abstecher zur Firma und nach Akihabara, nach Nagoya. 16 Uhr. Shinkansen. Endlich mal wieder. Der Start ist ab Ueno geplant, denn ich habe keinen Bock auf die Kombination Rush Hour + Yamanote + Tokyo Eki + Koffer. Ich buche einen Sitzplatz … ab Tokyo Eki? Der Shinkansen nach Nagoya fährt nicht ab Ueno? Arghhhhh. Immer diesen feinen Unterschiede zwischen JR West und JR East. Und der Tüffel am Counter wollte mir den Zug in 20 Minuten buchen. Hallo? ich handel ihn um 30 Minuten hoch. Das sollte mir ausreichend Zeit geben. Auf dem Weg um Bahnsteig entdecke ich Sakura Mochi und andere Leckereien; kurz bevor ich mir den Kopf stoße. Ueno ist extrem flach gebaut in der Zwischenebene (oder ich bin zu groß).

Es folgt: Yamanote mit Koffern, was erstaunlich gut geht. Bin wohl etwas vor der Rush Hour unterwegs. Dann die Frage: Welchen Shinkansen? Links grün rechts blau. Zwei getrennte Sektionen. Ah, grüne ist der Tohoku-Skinkansen. Ich muß den blauen Schildern folgen. Das wäre beinahe schief gegangen, denn auch die Bahnsteige und Schranken sind verschieden.

17:30 Uhr: Bahnsteig 15, Waggon 14, Sitz 13A. Ich habe Bier, eine Bentobox, meinen Koffer und KEIN Ticket! Wo ist das Scheißding? Egal, wird schon irgendwie gehen. Plötzlich ein Schaffner. Er hat mein Ticket. Das nenne ich Service. Es war mir eben aus der Tasche gefallen, als ich nach der Sucia sucht, um meinen Proviant zu bezahlen.

19:21: Ankunft in Nagoya und mit dem Taxi zum Hotel. Das Hotel ist gutes Mittelfeld, nichts spezielles, aber fällt auch nicht negativ auf. Nach dem Check-in geht es zurück zum Bahnhof. Direkt mit diesem verbunden ist ein Hochhauskomplex mit Hotel (Mariott). In den Etagen 12F und 13F gibt es ein Resto neben dem anderen. Ich kann mich nicht entscheiden. Meine Wahl fällt auf das Resto im 51F mit traumhaften Blick auf Nagoya. Gut der Kaffee kostet 600en (4€), aber egal. Ich ordere kurz vor Küchenschluß noch Spaghetti mit Garnelen. Man hats ja. Der Tisch ist direkt am Panoramafenster. So eine Aussicht hat man seltem zum Essen. (Keine Kamera dabei.)

Der Tag endet um 23 Uhr im Public Onsen des Hotels, daß ich um diese Uhrzeit ganz für mich alleine habe. Auf dem Weg dorthin treffe ich noch einen der Hotelmitarbeiter. Es stellt sich heraus, daß er fließend Deutsch spricht. Das hat man auch nicht jeden Tag (seit Naruko 2004 nicht mehr vorgekommen). Bin ja sonst schon über ein bischen Englisch glücklich.

Hamarikyuteien und Shinjuku Gyoen

Erster Stop ist Asakusa, der große Tempel im Norden Tokyos. Der Weg dahin führt durch die überdachte Ginza, dann das Sanmon mit der riesigen Laterne. Immer wieder imposant.  Dahinter der Tempelbereich: die große Halle, die Pagode, rechts daneben der kleine Schrein. Mein eigentliches Ziel liegt etwas weiter östlich: Sumidakawa. Entlang der Promenade stehen Kirschbäume. Unter den Kirschbäumen wird gegrillt, gefeiert, der Tag genossen. In Tokyo wird wirklich jeder Zentimeter genutzt.

Asakusa und Sumida

Einschub: Eines muß man den Japanern lassen, sie sind aussprochen ordentlich. Jede Gruppe hat eine Plane als Tatamiersatz und eine Mülltüte. Wenn die Feier zu Ende ist, zeugt nur noch platt gedrücktes Gras von ihr. Nicht wie Deutschland, wo sich überall Müll türmt.

Obwohl Sonntag ist, hält sich die Warteschlänge an der Fähre in Grenzen. Das sollte ich ausnutzen: den Sumidakawa entlang Richtung Tokyo Bay. Man fährt unter mehreren Brücken durch; jede zeigt einen anderen Baustil und hat eine andere Farbe. Zu beiden Seiten des Flusses die grauen Türme, die Tokyo sind. Allein für diesen Blick auf die Stadt lohnt sich die Bootsfahrt.

Es geht nach rechts durch ein Hochwasserschutztor auf einen Anleger zu. Rechts eine hohe Mauer. Tokyo. Links ein japanischer Garten. Auch Tokyo? Ein paar Meter den Steg hinunter vergesse ich, wo ich bin. Ein japanischer Garten mit riesigem Teich. Ruhe. Nur die Hochhäuser im Hintergrund, die einen harschen Kontrast zur Parklandschaft bilden, beweisen die Existenz der Millionenmetropole. Kirschbäume runden das Bild ab und schaffen das Klischee des japanischen Garten aus dem Reisekatalog. Ich schlendere durch den Park, vergesse die Zeit.

Hamarikyuteien und Ginza

Zur Tür raus. steht man ohne Warnung in Shinodome: eine 6-spurige Straße, darüber die Autobahn und die Monorail; die Yamanote und Fußgängerbrücken. Hektik. Laut. Verkehr. Ich gehe nach Ginza, den bekannten Stadtteil südlich von Tkyo Eki. Die Hauptstraße ist heute (Sonntag) Fußgängerzone. Auch das ist Tokyo. Vorbei an Gucci, Prada und Apple Store laufe ich einmal rauf und runter. An der 3-chome ein Stop in der Lion Beer Hall; kitschig deutsch, aber eine Institution. Es ist die erste „Bierhalle“ nach westlichem (deutschem) Vorbild in Japan gewesen. Die Japanerin im Dirndl, die Löwenbräu und Würsten serviert, ist dann doch des Guten zu viel.

Nächster Stop Shinjuku Gyoen (der 2. Anlauf). Der Park ist die Wucht. Am Eingang ist er noch ziemlich „rumpelig“ aber im hinteren Bereich erstreckt sich eine Rasenlandschaft mit all diesen japanischen Feinheiten, die man in Europa nicht findet. Ich kann euch nicht sagen was es ist. Aber es ist irgendwie anders. Es ist kein traditioneller japanischer Garten. Jetzt in der Nachmittagshitze fällt meine Wahl auf Eis; Geschmacksrichtung „rote Bohnen“. Muß man probiert haben; gewöhnungsbedürftig, aber so schön japanisch.

Shinjuku Gyoen

Von hier ist es nur ein Katzensprung zur Cosplay-Bridge und dem Yoyogi-Park. Bei den Cosplayern treffe ich auf zwei Mädels aus Frankfurt/Oder. Komplettes Gothic-Maiden-Outfit (nein, hier keine Fotos). Und dann ist da noch dieser „Predator“. Er verrät mir, daß Ende April eine Party stattfindet. Cool, da bin ich bereits wieder in Tokyo. Anschließend geht es kurz durch den Yoyogipark. Wie es dort aussieht habe gestern schon gepostet. Der Rest des Tages ist wieder U-Bahn, Abendessen, Uenopark (inkl. Kiyomizu Kannon) und etwas Onsen auf dem Dach des Hotels. Morgen ist ein Arbeitstag.

Tokyo – Sakuramon und ein Erdbeben

Das Frühstück ist ein Klassiker: Kaffee und Brötchen mit Schwartauer Marmelade, dazu Misosuppe mit Reis. Ich sage es gleich, die Kombination ist nicht jedermanns Sache.  Hide holt mich um 13 Uhr am Hotel ab. Ein Teil des 4-Wochen-am-Stück-Urlaub-Deals  ist, daß ich für die Firma Reparaturen in Japan durchführe. Bis dahin schaffe ich es zum Kaiserpalast und zurück. An der U-Bahn-Station Yushimatengumae (C13, Chiyodo-Line) ziehe ich zum ersten Mal meine Suica über das Lesegerät. Ab jetzt bin anderes als die anderen Touris. Nie wieder Münzen in den Automaten stopfen. YES.

Kaiserpalast

Das Sakuramon ist dann etwas enttäuschend. Nur drei Kirschbäume, die nicht mit dem Tor zusammen auf das Foto passen. Dafür bieten sie ein gutes Motiv mit dem Burggraben. Ich wandere Richtung Eingang zum Palastgarten. Hier ergeben sich noch ein paar dankbare Motive.

Kirschen vor dem Palast

Um 16:30 Uhr ist Feierabend. Auf nach Ikebukero zum Kendoshop. Ich will eine Rüstung kaufen, nur finde ich den Laden einfach nicht. Irgendein Detail zum Weg dorthin habe ich vergessen. Ich frage zwei Polizisten. Wußte ich’s doch. Jeder Polizist kennt den nächsten guten Kendoshop. Um 18:20 bin ich wieder bei der Firma, rechtzeitig für den gemütlichen Part. Es geht in ein Izakaya, wo Testuya auf uns wartet. Es gibt Sushi, Sashimi, Tempura und all die anderen undefinierbaren Dinge, dazu Niigata Sake und Shochu, auch japanischer Wodka genannt. (Zum Gären wird der Hefepilz genommen wie für Sake, anschließend wird destilliert. Shochu muß aber nicht aus Reis hergestellt werden. Es gibt ihn auch Sorten aus Getreide und Kartoffeln).

Tokyo

Dann rüttelt es etwas. Ein LKW. Äh nein. Das ist eine schmale Nebenstraße. Hier paßt kein LKW durch. Egal. Ich weiß nicht was mich mehr beunruhigt, das „egal“ von eben oder die unruhig werdenden Japaner. Alarmton. Alles blickt zum Fernseher. Erdbeben! Wars das? Kommt noch was? Dann die Entwarnung. Epizentrum war ein paar Kilometer nördlich. Für diesen Bezirk von Tokyo wird eine Stärke von 3 angegeben. Damit ist das Beben durch. Es kommt nichts mehr. Schnell ein Foto vom Fernseher mit der Meldung. Dann widme ich mich wieder den Speisen auf dem Tisch. Nach dem Essen zeigt mir Tetsuya noch eine gute Ecke für die Kirschblüte. Irgendwo in Waseda. Die Ecke ist echt der Hammer. Ob ich sie morgen bei Tageslicht wiederfinde?