Archiv der Kategorie: 4.2 .. Hokkaido

Das war das Ziel von Japan 4.0; Hokkaido. Abseits der Touristenpfade und sicherlich nichts für die erste oder zweite Japanreise. In Hokkaido gibt es keine Tempel und Schreine zu bestaunen. Es gibt nur unglaublich viel Landschaft; ein Paradies für Wanderer und Backpacker. Ein Hingucker ist allerdings Hakone.

Der Hokutosei (oder 12 Stunden auf 4qm)

Abfahrt in Hakodate um 21:48, Ankunft in Ueno 11,5 Stunden später. Mein Einzelzimmer hat etwa 4qm. Zum Schlafen reicht das. Aber zuerst ein überteuertes Abdendesssen im Bordrestaurant; mit Kellner, wie es sich gehört. Bleibt die Frage: Wie kann er bei diesem Geruckel der Waggons drei Bier auf seinem Tablett balancieren?

Um 22:40 fahren wir fast unbemerkt in den Seikan-Tunnel ein: 54km lang, 240m unter NN und wenn ich die Zahlen Richtung im Kopf habe, 23km unter Wasser, 12 davon unter internationalen Gewässern. Ich verlasse für ein paar Minuten Japan. Man bemerkt den Tunnel eigentlich nur, weil es plötzlich lauter wird und die Scheiben beschlagen. Vom Tunnel selbst sieht man nur hin und wieder die Notbeleuchtung, in regelmäßigen Abständen kleine Querstollen. Gegen 22:57 folgen dann plötzlich durchgehende Beleuchtung und sehr lange Querstollen, die zu einem Paralleltunnel führen. Das dürfte dann der Nothaltepunkt Tappi-Kaitei Eki sein. Technisch sind wir genau jetzt unter Honshu. Um 23:06 ist der Spuk vorbei. Noch vor Mitternacht endet das Kapitel Hokkaido.

Schlafen im Zug ist gar nicht so einfach. Jedesmal, wenn der Zug abbremst donnern die Wagons aneinander und man fällt fast aus dem Bett. Zumindest ist man wach. Frühstück dann um 7:30 Höhe Koriyama. Das kommt mir bekannt vor. Bei meiner letzten Japanreise ging es hier ab nach Aizu-Wakamatsu. Das Wetter hat sich geändert. Es ist bewölkt und ab und zu regnet es. Mal sehen was dieser Tag noch bringt…

Nachtrag aus Juni 2011: Koriyama ist nach dem Beben 2011 am Rande der Strahlenzone des Fukushima-Reaktors. Der Hokutosei fährt nicht mehr. Die Bahnstrecke ist auch nach 3 Monaten noch gesperrt. Mir wird bei der Nachbarbeitung des Blogs bewußt, daß ich durch Orte gereist bin, die jetzt Sperrzone sind, daß ich mit Zügen gefahren bin, die es jetzt nicht mehr gibt. Ich werde demnächst mit dem Blog „Urlaub 2008“ starten. Ein paar der Orte wird es jetzt wohl nicht mehr geben.


Kanji-Lexikon: Hakodate 函館, Ueno 上野, Honshu. 本州, Koriyama 郡山, Aizu-Wakamatsu 会津若松, Hokkaido 北海道, Tappi-Kaitei Eki 竜飛海底駅, Seikan-Tunnel 青函トンネル


Japanischkurs: Ich hatte schon zuvor die Eigenart der japanischen Sprache erwähnt, daß Kanji verschiedene gelesen werden können. Hier ein gutes Beispiel: Der Name des Tunnels (Seikan) setzt sich aus den Ortsnamen zusammen, die der Tunnel verbindet: 青森 (Aomori) und 函館 (Hakodate). Aus „Ao“ (青) und „Hako“ (函) wird „Sei – Kan (青函)“.

Hakodate (der Abschluß)

Hakodate ist der letzte Stop auf Hokkaido. Von hier aus geht es morgen mit dem Hokutosei zurück nach Tokyo. Die Anreise von  Sounkyo aus dauert den ganzen Tag. Und so checke ich erst um 19 Uhr im La Vista ein. Das ist nur einfach ein Hotel. Das ist ein „Resort Spa“. Die Optik ist allerste Klasse. Da kommt das Raddisson nicht gegen an.

Doch bevor ich den „Spa“-Anteil genieße, erst mal mit der Seilbahn rauf auf den Mt.Hakodate. Hakodate selbst hat die Form eines Wassertropfen, der sich gerade vom Wasserhahn löst. Am unteren Ende ist Mt.Hakodate; natürlich mit Aussichtsplatform. Das sollte man nicht verpassen. Während sich Tokyo bis Horizont ausbreitet und Sapporo  irgendwo am Horizont abgegrenzt war, hat Hakodate diesen Kontrast von hell erleuchteter Stadt und Meer zu beiden Seiten.

Die Seilbahn ist 15 Minuten von Hotel weg. Der Fußweg führt durch das nächtliche Motomachi. Mit der Straßenbahn ist Hakodate irgendwie so gar nicht, wie ich japanische Städte in Erinnerung habe. Es ist eher ein bischen wie in Dresden. Nach dem kurzen Fußmarsch folgt der Spa-Teil. Wie immer sehr entspannend.

Rundgang durch Hakodate

Um Hakodate zu erkunden reicht ein Tag, wenn man die Museen ausläßt. Hakodate hat genau zwei Schwerpunkte: Motomachi (Altstadtbereich am Mt.Hakodate) und die ehemalige Festungsanlage Goryokaku. Von dieser ersten im westlichen Stil erbautgen Festung stehen nur noch die Grundmauern. Der Rest ist ein Park zum Wandern. Pärchen mieten sich Boote und rudern den Burggraben entlang. Hier zeigt sich sehr schön, daß nicht alle rudern können. Ob auch der (peinliche) Versuch als Liebesbeweis zählt, müssen die Japaner unter sich ausmachen. Der Park ist gazn nett zum Entspannen.

Motomachi hat aber mehr zu bieten und sollte auf der Liste ganz oben stehen. Es gibt hier fünf christliche Kirchen, die zwischen Tempeln und Schreinen stehen. Zudem gibt es sehr viele westlich (englisch) ausehende Häuser. Der historische Hintergrund ist schnell erklärt. Hakodate war neben Yokohama und Nagasaki einer der ersten Häfen, die 1867 für ausländische Schiffe geöffnet wurden.

Der besondere Reiz Hakodates geht auch von den vielen Bäumen aus, den steilen ansteigenden Querstraßen (ein wenig wie in San Francisco) und der Straßenbahn aus, die hier fährt. Für den Abend ist der Bereich der alten Backsteinlagerhäuser zu empfehlen. Sie wurden allensamt in Kneipen und Restorants umfunktioniert.  Mein Vorteil besteht darin, daß die Lagerhäuser gleich neben dem La Vista sind, wo mein Gepäck lagert.

Um 20 Uhr dann ein letzter Besuch in der Hotelbar in der 12. Etage (11.OG). Die aber erst um 21 Uhr öffnet. Blöd. Um 21:30 muß am Bahnhof sein. Ich erwähne das Dilemma kurz an der Rezeption. Es folgt ein  Telefonat und die Antwort „The bar is now open for you, Sir.“ Das ist Service. In der Bar ist alles vom Feinsten: dunkle Hölzer, Jazz, und ein Barkeeper wie aus dem Lexikon: perfekt sitzender schwarzer Anzug mit Fliege, nach hinten gekämmte Haare und telepathische Fähigkeiten. In dem Moment, an dem man ans bestellen denkt, ist er auch schon da. Inklusive der Anrede „Sir“.

Bei den Preisen erlaube ich mir einen 15 Jahren alten Single Cask Whiskey. Schon wieder Whiskey. Aber in diesem Umfeld trinkt man keine Clubsoda. Um 21:30 stehe ich dann am Bahnhof und warte auf den Hokutosei …


Fazit: Hakodate gehört zum Pflichtprogramm für Hokkaidoreisende. Motomachi und ein nächtlicher Besuch auf Mt.Hakodate sind Pflicht. Die Festung Goryokaku ist sehenswert aber optional, wenn man nur einen Tag in Hakodate verweilt.


Kanji-Lexikon: Hakodate 函館, Hokkaido 北海道, Hokutosei 北斗星, Tokyo 東京, Sounkyo 層雲峡, Mt.Hakodate 函館山, Mt.Hakodate Ropeway 函館山ロープウェイ, Goryokaku 五稜郭, Yokohama 横浜, Nagasaki 長崎,


Nachtrag März  2001: Erbeben und Tsunami den Hafenbereich getroffen. Die alten Lagerhäuser, die jetzt Läden und Restos behebergen, sind überflutet und beschädigt. — Wenn jemand Infos über den aktuellen Zustand hat, kann er mir posten.

Kurodake nach Asahidake (und zurück)

Die Eckdaten stehen seit vorgestern: 4 Gipfel, 20km, min. 1000 Höhenunterschiede, Steigung durchschnittlich 10%, 10 Stunden plus eine Stunde Reserve. Ich muß um 6 Uhr los. Nach Seilbahn und Sessellift stehe ich um 6:37 am Eingang des Daizetsusan Nationalparks. Und los geht es… Ich habe 10 Stunden Wanderung vor mir. (Nachtrag: Wenn es schief geht, dann kann ich am Asahidake abbrechen und mit dem Bus zurück.)

Kurodake (1984m)

Der erste Abschnitt ist 1.7 km lang und die hat 464 Höhenmeter; rauf zum Kurodake. Man muß kein Diplommathematiker sein, um sich die Steigung auszumalen. Das ganze multipliziert mit dem Japanfaktor ergibt eine 1,7 km lange Treppe aus Steinen, Holzbalken und losem Geröll. Wir haben 12°C und bereits nach 200m öle ich wie eine Sardine. Fix und fertig erreiche ich ich das Schild „Noch 1,3 km bis zum Gipfel“ und ich stelle mir die Frage, ob die hier die gleichen Kilometer meinen wie ich. Am Gipfel des Kurodake angekommen genieße ich erst einmal die Aussicht, bevor ich mich an den Abstieg zum Kurodake Basislager wage. Es geht zwar bergab, man sollte aber die Schotterpiste nicht unterschätzen. Man rutscht hier ganz schnell weg und die Reise ist zu Ende bevor sie beginnt (und einen Rettungswagen gibt es hier nicht).


Hokkaidake
(2149m)

Am Basislager teilt sich der Weg in Nord- und Südroute. Ich entscheide mich für letztere und die Wanderung führt weiter bergab. Im Tal angekommen kreuzen zwei Wildbäche den Weg. Danach geht es wieder bergauf; Die 100m, die es eben ins Tal ging plus 212m Zugabe, vorbei an Eisflächen aus dem letzten Winter. Auf 2149m angekommen heißt das dann Hokkaidake. Es sind die gleichen Kanji wie Hokkaido. Mein Timing ist gut. Aus meiner Reservestunde sind 1,5 geworden.

Mamiyadake (2185m)

Und weiter geht es zum… gute Frage kann die Kanjis nicht entziffern. (Nachtrag: Mamiyadake) Wieder knapp 100m runter und 150m wieder rauf. Dieser Weg ist schon fieser. Er besteht fast nur noch aus losem Geröll. Der Weg ist durch gelbe Farbe auf den Felsen gekennzeichnet.


Asahidake
(2291m)

Der Kracher kommt aber jetzt. Der Weg zum Asahidake, ein aktiver Vulkan; sollte einen schon aufhorchen lassen. Zuerst einmal wieder bergab. War ja klar. Und dann rauf von etwa 2100 auf 2291m. Aber wie? Die Steigung ist totaler Wahnsinn. Über 100%. Mit jeden Schritt bergauf rutscht man samt Geröll einen halben Schritt wieder runter. Das lose Geröll ist zum Teil sehr leichtes Vulkangestein, das sofort anfängt wegzurutschen. Ich habe Mühe nach oben zu kommen; muß alle 10 Meter eine Pause einlegen. Der Weg nach oben kostet mich endlose 40 Minuten und wirft die Frage auf, wie ich das heil nach unten schaffen soll. Ich muß ja auch noch zurück. Jetzt erst mal Aussicht genießen, Gipfelkreuz (ein besser Gipfelpfahl) fotografieren und Pause.

Mamiyadake (2185m)

Dann der Abstieg. Ich bin sehr gut im Zeitplan und die Kondition macht mit, noch. Als verfwerfe ich das Abbruchszenarion und wagen den Rückweg. Fuß vor Fuß. Bin glaube ich langsamer als beim Aufstieg. Der Arbeitsschweiß ist dem Angstschweiß gewichen. Mit ein paar Wegrutschern komme ich unten an. Nochmal mache ich das bestimmt nicht. Und rauf zum Abzweigpunkt am Mamiyadake. Obwohl der Anstieg im Vergleich zu bisher eher Durchschnitt ist, bin ich kaputt. So langsam machen sich de ganzen Höhenmeter und die 10 Kilometer bemerkbar. Aber da muß ich jetzt durch. Für den Rückweg wähle ich die Nordroute. Sei ist etwas länger, aber ich habe knapp 45 Zeit gut gemacht (und ja noch die 1 Stunde Reserve). Ein Blick vor (bis zum Kurodake) und zurück (zum Asahidake) zeigt mit  die bisher erbrachte Leistung und, daß ich Glück habe. Hokkaidake und Asahidake sind von Wolken umringt. Bei mir ist Sonnenschein; Noch! Auch um die Spitze des Kurodake ziehen nebelige Schwaden.


Nakadake
(2113m) und Hokuchindake

Der Weg führt mich über den Nakadake und am Hokuchindake vorbei. Er liegt abseits und benötigt nach Karte 50 Minuten für beide Richtungen. Zeitlich machbar, aber meine Beine brennen. Und der letzte Aufstieg war schon kniffelig. Ich muß noch zum Kurodake rauf. Ich entscheide mich, den Hokuchindake links des Weges liegen zu lassen. Ich will meine Kondition nicht auf die Probe stellen.

Kaigetsudake (1938m)

Gegen 14:50 Uhr bin ich am Basislager Kurodake. Obwohl der Anstieg zum Gipfel und die 2,3km-Treppe noch vor mir liegen, erklimme ich ganz schnell diesen kleinen Hügel rechts neben dem Lager. Sind nur (!) 90m Höhenmeter. Auf dem Weg runter werde ich von einer Wolke eingeholt und erreiche das Lager im Nebel. Kein Spaß; der Weg ist schließlich nur mit farbigen Steinen markiert, die teilweise mehr als sichtweite auseinanderliegen.


Kurodake
(1984m) und Seilbahn

Um 15:20 das Finale: Kurodake, Abstieg und dann dekadent per Seilbahn ins Tal. Der Aufstieg raubt mir die letzte Kraft. Die Beine streiken. Immer wieder muß ich pausieren. Und diese Treppe entpuppt sich als Abstieg in die Hölle. Zum einen führt der Weg runter in die Wolken. Zum anderen war diese Strecke schon beim Aufstieg unerträglich lang. Man läuft und läuft und läuft, nur um dann auf dem Schild „Noch 1,8km“ zu lesen. Bergab geht die Mischung als Felsen und 40cm Stufen aus Holz gewaltig auf die Knochen. Schlimmer als bei Aufstieg. Ein Vergleich ist schwer zu ziehen. Stellt euch vor, ihr nehmt 2 Stufen auf einmal, die so kurz sind wie eine Stufe. Und dann könnt ihr euch nicht einmal sicher sein, ob ihr nicht wegrutscht, wenn ihr das Gewicht auf den Fuß verlagert. Anstrengend und riskant zugleich. Für den Abstieg brauche ich über eine Stunde. Um 16:40 Uhr melde ich mich an der Rangerstation als zurück.

Jetzt ist aber wirklich Schluß. Bin so platt, daß ich es nur mit Mühe und Hilfe des Personals aus dem Sessellift schaffe. Ich nehme die vorletzte Seilbahn um 17:15. Am Ryokan steuere ich gleich auf das Onsen zu. Meine Klamotten sind durchgeschwitzt und staubig (Danke, Asahidake). Ich bin überglücklich die Strecke geschafft zu haben und verbringe abwechselnd den Rest des Abends mit Essen, Baden in angenehmen 41 Grad und dem Massagesessel. Diese drei Dinge machen wirklich glücklich nach 20km Fußmarsch und kumulierten 1500 Höhenmetern (die genaue zahl muß ich mal ergooglen). Dieser Tag war definitiv die Spitze der Reise.

Nachtrag: Es gibt auch noch die „Große Traverse“. Sie beinhaltet meine Strecke (in einfacher Richtung) und 4 weitere Gipfel. Sie ist 56km lang und es sind 5 Tage im Reiseführer angesetzt. Nachdem, was ich erlaufen habe, ist das keine Sache für Flipflop-Träger.


Die Route: Rangerstation (1700 m) -> 黒岳 (1,984 m) -> 北海岳 (2,149 m) -> 間宮岳 (2185 m) -> 旭岳 (2,291 m) -> und zurück -> 間宮岳 (2185 m) -> 中岳 (2113 m) -> vorbei am 北鎮岳 -> Abstecher zum 桂月岳 (1938m) ->  黒岳 (1,984 m) ->  RangerStation (1700 m) — Die Gipel im Daisetsusan sind hier: wikipedia-Link


Kanji-Lexikon: Daizetsusan Nationalparks 大雪山国立公園, Kanji 漢字, Hokkaido 北海道, Ryokan 旅館, Kurodake 黒岳, Hokkaidake 北海岳, Mamiyadake 間宮岳, Asahidake 旭岳, Nakadake 中岳, Hokuchindake 北鎮岳, Kaigetsudake 桂月岳, Onsen 温泉, Seilbahn (Daisetsuzan Sōunkyō Kurodake Ropeway) 大雪山層雲峡・黒岳ロープウェイ


Sounkyou (Tal der begrenzten Wege)

Sounkyo Onsen ist ein kleines Dorf, das nur vom Tourismus lebt. Ich schätze mal 15 Hotels, 10 Ramenshops und 2 Souvenierläden. Leider hat ein Taifun vor 2 Jahren einen Großteil der Wanderwege in der Schlucht zerstört. Die Wege sind immer noch sehr erfolgreich gesperrt. Damit war dieser Tag der erste mehr oder weniger enttäuschende. Ich besuche beide im Reiseführer erwähnten Orte. Sie sind wirklichen sehenswert. Aber zwischen beiden Plätzen ist ein Fußmarsch von 3km durch einen Tunnel. Langweilig. Und es fährt auch nur ein Bus am Tag. Man muß also laufen. Einziger Glückspunkt. Ich erwische für den Rückweg den erwähnten einzigen Bus am Tag.

Abends überlege ich dann, ob ich wirklich von hier nach Asahidake wandern soll. Die Strecke ist etwa 10km lang und ich muß mit allem auf und ab 4 Gipfel und 1000 Höhenmeter überwinden… und das ganze auch wieder zurück. Nach langem hin und her und einer genauen Zeitplanung (für den Weg braucht man nach Wanderkarte 10 Stunden, die erste Seilbahn fährt im 6:00, die letzte um 17:30) werde ich das Projekt übermorgen in Angriff nehmen. Morgen ist Banktag angesagt.

Das Konzept des Banktages erklär ich irgendwann einmal. Wichtigster Aspekt ist, daß nichts passiert, was sich lohnt zu bloggen. Also springen wir gleich zum 12. September …


Fazit: Der Tag war irgendwie daneben. Die Wasserfälle waren ok, hatte aber mehr erwartet. Auch diese berühmte Steinformation habe ich überschätzt. Ich hab das Beste draus gemacht. Vielleicht hätte ich lieber nach Asahikawa fahren sollen.


Kanji-Lexikon: Sounkyo Onsen 層雲峡温泉, Asahidake 旭岳

Rebun (die Insel der vielen Wanderwege)

Heute geht es zur Nachbarinsel Rebun. Sie ist anders als Rishiri; länglich, und sie hat keinen Zentralberg (Vulkankegel). Stattdessen soll sie ideal zum Wandern sein.

Die Überfahrt ist ne ganz schöne Hacksee. Man muß sich an die Länge der Wellen gewöhnen: Drei schafft das Schiff. Bei der vierten rammt sich der Bug mitten in die Flanke. Das ganze Schiff zittert. Die Gischt schießt hoch. Am Hafen muß ich mich kurz orientieren. Das Hotel erkenne ich wieder. Es war meine Option für Rebun. Es fährt ein Bus, aber wo schon in Wakkanai zu unmöglichen Zeiten.

Rebun 1

 Und so starte ich am Hafen auf zum „Forest Road Course“. Bis zur letzten Fähre sind es 5,5 Stunden. Die Strecke ist mit 4 Stunden angegeben. Da ist noch Luft. Der Weg beginnt der Straße nach Motichi folgend und biegt dann in den Nationalpark ab.

Die Landschaft ist der Hammer. Alles ist grün. Mach ein paar hundert Metern hört den Hafen nicht mehr. Ich bin ganz allein. Seit dem Dorfausgang habe ich keinen einzigen Touristen mehr gesehen. Noch ist der Weg ein breiter Schotterweg. Es geht bergauf und bergab.

Ein kleiner Trampelpfad zweigt ab und führt den Berg hinauf. Da oben muß die Aussicht gut sein, also hinauf. Das war ein guter Gedanke. Ich kann weit schauen. Die ganze Insel ist grün. Überall ist es grün; na gut nicht alles. Aber das, was nicht grün ist, ist blau. So muß Urlaub sein.

Ich gehe weiter. Nach 1h 20min bin ich beim Abzweiger zu den „Rebun Falls“. Hmmm, ich bin schneller als die Karte angibt. Zu den Falls sind  es 2 Stunden für Hin- und Rückweg. Paßt. Irgendwie. Der Wanderweg war bisher ein mittelmäßiger Schotterweg. Ich habe dabei nur vergessen, daß das in Japan die dicken Linien in der Karte sind. Und die kennen da noch dünn, ganz dünn und gestrichelt. Der Weg zu Rebun Falls ist letzteres.

Rebun 2

Der Weg führt bergauf, dann bergab durch einen kleinen Wald (mit Flußlauf) und wieder bergauf. Das war die dünne Linie.  Oben angekommen blickt man in ein Tal. Zwischen den Bergflanke sieht man den Ozean. Kommen wir jetzt zu den ganz dünnen Linien: Der Weg nach unten ist loses Geröll und ein Seil, das den groben Wegverlauf markiert und das einzige ist, was einem vom Sturz abhält. Irgendwie habe ich es geschafft unten anzukommen.

Ich folge dem Flußlauf. Der 20cm breite Trampelpfad zu Ende, womit wir bei „dünn gestrichelt“ wären: Auf der anderen Seite des Flusses sehe ich einen gelben Pfeil auf den Fels gemalt. Aha. Das ist der Weg. Trampelpfade sind out; es bleiben Pfeile. Seitenwechsel. Wenn da nur nicht diese nassen glitschigen Steine wären. Es geht weiter mit gelben Punkte hier, einem Seil da. Mit Seil meine ich einen Tampen, der mit einer Seite festgenagelt ist. Je nach Richtung kann man sich abseilen oder daran hochziehen. Kein Trampelpfad, nichts. Ich habe das Gefühl ich bin der Erste, der hier wandert.

Am Ende des Weges steht man wieder auf Meeresniveau (super, das darf ich gleich alles wieder raufklettern) in einer kleinen Bucht. Der Flußlauf endet hier in einem kleinen Wasserfall: Rebun Falls. Groß ist er ja nicht. Viel Wasser hat er auch nicht.

Rebun 3

Nach einer kurzen Pause der Rückweg. Ich treffe einen Ranger. Wow. Der erste Mensch seit nunmehr 3 Stunden. Er ist genauso erstaunt wie ich, hier draußen einen Menschen zu treffen. Dann kommt der Berg mir dem losen Geröll. Man ist das anstrengend. Den Zickzack hinauf. Man hat das Gefühl man kommt dem Ziel kein Stück näher.

Zurück am ursprünglichen Wander die Frage: den gleichen Weg zurück oder den „Forest Road Course“ beenden? Restzeit nach Karte 3 Stunden. Restzeit nach Uhr 2h 50min. Knapp, aber könnte passen. Also los. Ich forciere das Tempo ein wenig und kann bergab 20 Minutes rausholen. Das wird ne Punktlandung.

In Kafuaki endet der Weg durch den Nationalpark. Es geht 5,2km an der Küste entlang zurück. Langweilig. Aber die 11,7km durch den Park haben gelohnt. Japp, ich mußte auch zweimal rechnen. 16,9km in 5 Stunden (trotz gestrichelter Linien auf der Karte). Ich bin dennoch froh wieder am Hafen zu sein. Ein langer Weg, den ich mit Ramen belohne.

Nachtrag: Der Sonnenbrand von der Radtour nach Soyamisaki ist heute nicht unbedingt besser geworden.


Fazit: Der Tag war ein voller Erfolg. Ohne die Zeit im Nacken wäre es noch schöner gewesen. So ganz alleine unterwegs zu sein, hatte was. Die Fotos geben das bei weitem nicht wieder. Das war bisher der beste Einzeltag. Er verdrängt Toya auf Platz 2.

Rebun ist definitiv eine Reise wert, auch wenn die Wildblumen nicht blühen. Wer Rebun und Rishiri sehen will, sollte lieber auf Rebun übernachten und Rishiri zum Tagesausflug machen. Rebun ist für lange Wanderungen traumhaft. Die Abfahrtzeiten der Fähre sind dabei hinderlich. Rishiri kann mit der Japan-Crashkurs-Busreise erkundet werden, die auch die Fähren abgestimmt ist.


Kanji-Lexikon: Rebun 礼文島, Rishiri 利尻島, Ramen ラーメン