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Die 7. Reise nach Japan hat ein 3-wöchiges Sprachtrainung im Fokus. Jede freie Minute nutze ich für Reisen. Der Sprachkurs findet eine Woche in Tokyo statt (mein 40. Geburtstag, Koenji Awa Odori und andere Dinge), sowie zwei Wochen in Fukuoka, Kyushu. Und wenn man schon mal da ist: Nagasaki, Yufuin Onsen, Kurkokawa Onsen und das „Henn Na Hotel“. Abschluss wird Shikoku (Matsuyama, Kotohira, Naruto, Iyadani, …) sowie ein kurzer Stop für das „Kishiwada Danjiri“ und „Ni-Tama“.

Kumamoto; Shinkansen

Der Kurzurlaub vom Urlaub tat gut. Heute fängt der Unterricht später an. Dies hat den Vorteil, dass ich Ausschlafen kann. Und es hat den Nachteil, dass man außerhalb der Rush Hour mit dem Local fährt. Gut, man bekommt einen Sitzplatz, aber der Takt zwischen den Zügen hat sich von 5 Minuten auf 20 Minuten verändert. Das hatte ich nicht berücksichtigt. Ich komme gerade noch rechtzeitig zum Unterricht, es war aber knapp.

Heute ist sehr spät Feierabend. Was tun? Nun, ab gestern gilt auch mein JRP, was meine Mobilität stark erweitert. Kumamoto ist nur 20 Minuten mit dem Shinkansen entfernt. Warum nicht. Das verbleibende Tageslicht erlaubt nur einen Stop.

Ich entscheide mich für die Burg. Diese ist, und das weiß ich, komplett gesperrt wegen der Schäden durch das Erdbeben im März. Mir geht es daher darum, diese Schäden zu sehen. Das hat ein bischen was von Katastrophentourismus. Aber ich will hier deutlich unterscheiden: Das Beben ist Monate her. Ich fotografiere auch keine verzweifelten Menschen, die alles verloren haben. Ich fahre nach Kumamoto, obwohl die wichtigste Attraktion gesperrt ist. Auf meiner nächsten Reise werde ich auch in ein ehemaliges Sperrgebeit in Fukushima reisen. Tourismus bringt Geld. Tourismus ist auch ein Stück weit Rückkehr zur Normalität, egal wie klein sie auch immer sein mag. Aber nun zurück zu meinen Plänen:

In Hakata passiere ich das erste Gate und steuere ich direkt auf das Shinkansegate zu. Es ist immer wieder etwas Besonderes. Ich passiere das zweite Gate in diese High-Speed-Welt. Oben wartet ein Kyushu-Shinkansen der Baureihe 800. Perlweiß. Die Spitze ist wenig spektaklär; aber das Innere! Die Deutsche Bahn sollte jetzt zuhören (oder weghören): Platz/Beinfreiheit bis zum Umfallen. Ich kann die Beine ausstrecken. Die Sitze habe alle eine Holzlehne. Seitlich ist ein Klapptisch wie in einem Flugzeug. Es dominieren Holz und warme Farbtöne. Der Clou sind die Sonnenblenden. Sie sind aus Bambus. Genial.

Während ich noch das Interior begutachte, rollt der Zug aus dem Bahnhof. Draußen ist … Regenwetter. Mittweile nichts neues. Dieser Urlaub ist irgendwie verregnet. Das hatte ich so noch nie in Japan. In Kumamoto geht es dann mit der Straßenbahn weiter. An der Burg ankommen beginnt die Dämmerung und es regnet.

Schon auf den ersten Blick sieht man die enormen Schäden. Teile der Burgmauer sind eingestürzt. Einer der Ecktürme liegt in Trümmern auf dem Rasen. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass die Reparaturen mitunter Jahre dauern könnten.

Ich starte den Rundgang um die Burg (die Burg selbst ist ja gesperrt). Immer wieder sieht man Schäden an der Mauer und den Bauten. Ein Ecktürm steht nur noch, weil die Ecksteine der Mauer wie bei stehen. Zu beiden Seiten ist alles eingestürzt. Selbst der Erdreich ist weg. Es hat ein bischen was von Jenga für Profis.

Oben angekommen habe ich von der Absperrung aus einen guten Blick auf den Hauptturm. Auch hier gibt es enorme Schäden. Das Dach ist teilweise eingebrochen, hat aber vergleichsweise kleine Schäden. Die Mauer unter dem dem Gebäude ist abgesackt. Es gibt einen riesigen Riss. Steine sind herausgebrochen. Ich habe keine Ahnung wie man das reparieren will.

Mittlerweile ist es dunkel. Ich hoffe, die Fotos werden was. Der Regen fordert ebenfalls seinen Tribut. Fotos machen und gleichzeitig Regenschirm halten klappt nicht. Ich muss den Regenschirm immer wieder zur Seite legen. Mittlerweile bin ich so nass, dass sich der Regenschirm eigentlich nicht mehr lohnt.

Nach meinen Rundgang muss ich jetzt nur noch zurück zur Straßenbahn finden. Irgendwie führen alle Wege kurz vorm Ziel immer weg von der Burg in die falsche Richtung.

Mit der Straßenbahn geht es zurück zum Bahnhof. Eigentlich wollte ich in Kumamoto zu Abend essen. Ich verwerfe den Plan. Ich weiß nicht einmal warum. Ich vermute, dass mir der Regen die Motivation genommenhat. Ich kaufe etwas Bento für die Rückfahrt. Der Zug endet in Hakata. Sonst wäre ich wohl einfach noch ein paar Stationen weiter gefahren. Theoretisch könnte ich umsteigen und einfach so nach Kitakyushu fahren. Leider ist der Ort für nichts Essbares bekannt. Und lande ich mit meinen Plänen fürs Abendessen wieder im heimischen Ijiri.

Am Bahnhof Ijiri sind ja ein paar Kneipen. Eine hatte ich schon besucht. Es wird Zeit für eine weitere. Das nenne ich ein eiskühltes Bier. Das Glas kommt aus dem Gefrierfach und ist mit einer dicken Eisschicht überzogen. Ich bestelle Kushiyaki … oder wie auch immer diese Spieße heißen. Ich muss gestehen, ich habe den Überblick verloren. Yakitor, Kushiyaki, Karaage, Nikuyaki, … Es ist immer ein Holzspieß mit leckeren Sachen.

Erkenntnis des Tages: Das Kumamoto-Beben von April 2016 muss enorm gewesen sein und eine japanische Burg ist extrem stabil.

Kurokawa; Onsen

Heute ist ein weiterer Yukata-Tag und er beginnt mit einem Bad im Rotenburo. Es geht zurück nach Fukuoka, aber zuvor noch nach Kurokawa. Am Freitagabend hat mir der Besitzer des Tanaka noch geholfen einen Sitzplatz zu reservieren. Der Nachteil meiner Gepäckwahl (kleinen Sporttasche): Ich sehe aus wie ein Sumoringer.

Der Bus fährt um 9 Uhr und es folgen 90 Minuten Langeweile. Über die Buslautsprecher läuft ein Lied, das den Highway besingt, auf dem wir fahren. Das ist so, als würde man Truckstop spielen, wann immer man auf die Autobahn fährt. Scheint so ein Japanding zu sein.

Links, recht, rauf, runter; eine schöne Motorradstrecke. Der Bus steuert auf Aso (ein alter Bekannter) zu. 20 Minuten vor dem Ziel gibt es eine Pinkelpause an einer Raststätte. Die Motorräder bestätigen meine Theorie. Am Busstop Kurokawa ist nichts. Ein Straße führt bergab. Ist Kurokawa dort? Ja. Und ich darf nachher alles wieder hinauf laufen. Coin-Locker und Touristeninfo sind auf der anderen Dorfseite; oben.

Erkenntnis: Es gibt keinen Geldautomaten in Kurokawa. Nach Auskunft sind es mit dem Taxi etwa 20-25 Minuten zum nächsten Automaten. Rechnet man Landstraßenkilometer mal 4€, und zurück … Nein. Zum Glück bietet sich ein Mitarbeiter an, mich rumzufahren. Sofort nehme ich an. Es kostet mich eine Stunde, aber ich habe genug Bargeld, um die Eintrittskarte zu drei Onsen zu kaufen.

Kurz überlege ich, die Rückreiseroute zu ändern. Der Bus nach Kumamoto fährt 50 Minuten später als der nach Yufuin, braucht aber länger. Mist, mir fällt ein, dass ich den Rückweg schon reserviert habe.

Welche drei Onsen nehme ich? Oder versuche ich mich an 6 Onsen? Es stehen 25 zur Auswahl. Fangen wir erst einmal an: Yamanoyado Shinmeikan. Ich wähle das Onsen, weil es am Fluss liegt. Was ich (noch) nicht weiß: Das Onsen ist in einer Grotte. Diese Art von Onsen hatte ich bisher noch nicht. Es ist ein besonderes Erlebnis und ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Onsen gewählt zu haben. Aber: Ein Rotenburo mit Schnee bleibt meine Nummer 1.

Anschließend laufe ich durch Kurokawa. Der Ort ist sehr klein, aber hat sein eigenes, sehr leckeres Bier.  Dann geht es ins Fumoto Ryokan. Das Onsen liegt auf der anderen Flussseite. Eine überdachte Holzbrücke führt dorthin. Das Rotenburo liegt oberhalb des Flusses. Die Sichtblenden sind so montiert, dass man den Fluss sehen kann. Ich sitze im heißen Wasser und genieße den Tag. Man hört den Fluss, aber keine Autos, und auch die anderen Urlauber sind außer hörweite. Gokuraku! Gokuraku!

Zeit für eine Mittagspause. Viel Hunger habe ich nicht. Ich entscheide mich für einen Eisbecher: Matchaeis mit Früchten und Reisbällchen. Danach geht es zum dritten Onsen: Oyado Nishiyu. Der Eingang zum Ryokan alleine ist Gold wert: Bäume, viel Moos und ein schmaler Weg. Man könnte fast meinen, man betritt den Garten eines uralten Tempels in Kyoto. Traumhaft.

Das Rotenburo ist inmitten von Bäumen. Man badet quasi in einem kleine Wald. Es gibt sogar einen Wasserfall unter den man sich stellen kann. Ich bleibe etwas länger. Blick auf die Uhr. Der Bus nach Yufuin fährt in einer Stunde. Wenn ich umplane, hätte ich … Nein. Das hier ist gut so wie es ist. Jetzt aufhören. Besser wird es nicht mehr.

Ich bleibe in der Entschleunigung, genieße eine letzte Runde in dieser Idylle und schlendere dann hinauf zur Bushaltestelle. Der Bus hat knapp 20 Minuten Verspätung. Ich wurde kurz nervös.

In Yufuin erlebe ich, wie hunderte Gäste versuchen, den „Yufuin no Mori“ zu betreten. Es ist ein Sonderzug nach Hakata. Das ist einfach „nuts“.  Am Schalter gibt es eine Schlange und dieser Tourist an der Spitze raubt nicht nur mir den letzten Nerv. Er diskutiert jetzt schon seit 10 Minuten seine Fahrtroute. Weiß der überhaupt, wohin er will? Wie ich Touristen hasse.

Ein Blick zum Japaner hinter mir. Der rollt schon mit den Augen. Eindeutig haben beide den gleichen Gedanken. Dann öffnet ein zweiter Schalter. Die Truppe direkt vor wechselt und startet die gleiche Diskussion. Ich werd‘ porös. Der linke Schalter wird frei. Nach nicht einmal zwei Minuten habe ich meine Sitzplatzreservierung nach Hakata. Rechts wird immer noch diskutiert. Irgendetwas mache ich anders … oder richtig.

Die Zeit bis zu Zug reicht für Ramen und ein Bier. Dann geht es mit den Yufu Ltd. Express zurück; an Sasabaru vorbei nach Hakata und von dort zurück nach Sasabaru. Ein kurzer Fußweg und ich bin wieder in Ijiri. Morgen beginnt der Unterricht erst um 11 Uhr. Hätte ich das vor meinen Buchungen gewusst, wäre ich für eine weitere Nacht im Tanaka gebleiben.

Erkenntnis des Tages: Bargeld ist immer noch Gold wert und Geldautomaten sind rar (auf dem Land an einem Sonntag).

Yufuin; Yukata

Heute ist wieder Yukata-Tag; heißt: Ich werde den ganzen Tag in Yukata rumlaufen. Für einen Onsenort wie Yufuin ist das die angemessene Kleidung. Zunächst geht es rauf zum Bahnhof, um Infos zum Bus nach Kurokawa zu sammeln. Danach geht es im Zori-Tempo (langsam) in Richtung Teich. Die erstern 50% der Strecke sind totlangweilig, eine japanische 08/15-Dorfstraße. Dann beginnt die „Fußgängerzone“ und der Urlaubsteil.

Im Ryokan hatte ich noch schnell nach Onsen in Yufuin gefragt. Ich bin im Besitz einer Karte mit Markierungen und einer Art Pass für benachbarte Hotels mit Onsen.

Onsen 1 auf meiner Strecke ist eher ein Sento in einem altem Gebäude. Onsen 2 hat schon mehr. Ein traditionelles Holzhaus etwas abseits der Fußgängrezone. Ich bin alleine (ich konnte Fotos machen). Allerdings ist das Wasser eine Nummer zu heiß für mich, um länger Verweilen zu können. Aber es ist ein echtes Onsen. Die ausweisende Karte mit den chemischen Daten des Wassers hängt an der Wand: ph-Wert 8 (hautneutral ist 5.5). Ich habe schon in schlimmeren Wasser gebautet. Meine persönlichen Rekorde sind 2,3 (zersetzt einen Zimmermannsnagel in 10 Tagen) und 9,8.

Es geht weiter durch die japantypische Fußgängerzone. mit viel Essen. Links ist ein kleiner Abzweiger; Sehr idyllisch und ideal für eine kurze Pause. Reiseball am Spieß, ummantelt mit Käse und Schinken. Kalorien- und kolesterintechnisch unverantwortlich aber macht satt. Danach geht es weiter in Richtung Teich. Rechts liegt das „Yufuin Floral Village“. Echter japanischer Kitsch. Auweia. Meine Augen sind am Bluten. Ein Foto muss sein, sonst glaubt mir das keiner.

Nach ein paar Haken erreiche ich den Teich. Nunja, nichts besonderes (hatte mehr erwartet); außer einer kleinen Hütte mit Reetdach, die auch in Friesland stehen könnte. Dies ist Onsen Nummer 3, das Shitanyu.

Es ist ein mixed Onsen! Für gewöhlich teilt sich ein Onsen vor oder kurz hinter dem Eingang in Männlein und Weiblein. Im Shitanyu steht man gleich in dem  Raum mit dem Becken. An der Wand sind die Fächer mit Körben für die Kleidung. Das Außenbecken ist etwas kälter und für mich gerade an der Grenze.

Die anderen Gäste zeigen mir, wie man die Wassertemperatur leicht ändern kann. Danke dafür. Einen Haken hat das Rotenburo. Der Zaun um das Onsen herum ist nicht wirklich hoch, geschweige denn blicktdicht. Deis sollte man wissen, da ein Wanderweg direkt am Onsen vorbeiführt. Kann mir egal sein, ich war bereits auf Asahi TV zu sehen.

Gegen 13:30 Uhr starte ich den Weg zurück zum Ryokan. Für den Nachmittag sind die Hotelonsen geplant. Unterwegs gibt es noch ein paar Stops: Baumkuchen ist in Japan beliebt und neben Bier der wichtigste Exportartikel aus Deutschland. Aber ein kleiner Hinweis: Man schreibt „Erinnerumgen“ anders.

Onsenstop Nummer 4 erfolgt im Sansuikan, auf halben Weg zwischen Bahnhof und meinem Ryokan. Das Onsen ist sehr gemütlich. Danach geht es an der Stichstraße zum Ryokan vorbei weiter stadtauswärts und bergauf. Mit den Zori nicht einfach und alles außer schnell. Oben angekommen habe ich keine Idee wie weit es bis zum Onsen ist.Ich laufe einfach mal los. Die Entfernung ist akzeptabel, aber die Straße hat keinen Fußweg. Man läuft auf der Fahrbahn.

Das Onsen des Hotels ist abseits vom Hauptgebäude und heißt Musoen. Der Wegzum Onsen ist gepflastert. Links und rechts Bäume. Es ist ruhig und idyllisch. Das Rotenburo ist sagenhaft. Genial. Es ist sehr groß. Die Wassertemperatur ist perfekt. Dazu gibt es eine gute Aussicht über Yufuin.

Für 15:45 Uhr ist es relativ dunkel. Die Bergspitze ist von Wolken verhüllt. Ich glaube, gleich gibt es Regen. Um 16:15 Uhr bin ich am Ryokan und es fängt es wirklich an zu regnen. Das war es für heute. Weitere Onsen fallen aus. Aber mein Ryokan hat ja auch ein Onsen.

Um 18:30 Uhr, der Regen hat aufgehört, mache ich noch eine kurze Runde um den Block. Ich laufe wieder in Richtung Bahnhof. Kein Laden sagt mir so richtig zu. Und so lande ich in der Kneipe von gestern. Heute setze ich mich aber an den Tresen.

Auf dem Rückweg ziehe ich noch ein paar Getränke für die Nacht am Automaten. Mich irritiertm dass sich der Schatten auf dem Glas bewegt. Bei genauerem Hischauen ist es ein kleiner Frosch, der an der Scheibe klebt. Im Blitzlicht ist er grasgrün und flüchtet fast zeitgleich. Und er ist nicht der einzige. Da sind weitere Schatten. Das hatte ich auch noch nicht.

Erkenntnis des Tages: Yukata und Onsen sind die Basiszutaten für einen entspannten Urlaubstag.

Fukuoka; Baseball

Mittwoch (Baseball)

Gestern lief Baseball im Fernsehen. Softbank Hawks. Heute Abend ist das zweite Spiel im Fukuoka Dome. Gleich nebenan ist Seaside Momochi und der Fukuoka Tower, da wollte ich eh hin.

Es regnet mal wieder und der Weg zum Tower ist nicht kurz. Neben dem Tower gibt es Robosquare. Erwartet nicht zu viel. Ein großer Raum mit ein paar Robotern. Beeindruckt hat mich nur ein weißen Modell mit seiner Körpersprache. Die Aussicht vom Tower (kein Vergleich zu Tokyo) ist durch das Wetter sehr begrenzt. Ich blicke in eine graue Wand.

Fußmarsch durch den Regen zum Dome. Theoretisch startet gerade das erste Inning gegen die Orix Buffalos. Zum Glück hat das Stadion ein Dach. Das Spiel ist gut, auch wenn es kaum spektakuläre Spielzüge gibt. Es ist ein Gesamterlebnis dank der Fans: Es gibt zwei Teams, aber keine böse Rivalität. Selbst die Musik ist aufeinander abgestimmt.

Der Softbank-Fanshop hat eine große Ecke mit Produkten der gegnerischen Manschaft. Stellt euch vor: BVB-Schals im Schalke-Shop. Die Polizei ist nur dazu da, den Verkehr zu regeln, wenn alle nach dem Spiel losfahren. Keine Randale. Keine besoffenen Idioten. Es ist ein Event für Familien.

Mit  dem Bus geht es zurück nach Tenjin und weiter nach Ijiri. Der Regen wird zur Sintflut. Patschnass komme ich an der Unterkunft an. Heute passiert nix mehr.

Erkenntnis des Tages: Baseball in Japan ist immer wieder ein schönes Fest.

Donnerstag (Sightseeing 2)

Ohori Park und die Ruinen von Fukuoaka Castle. Naja. Ich war da. Ist ganz nett, aber nix besonderes. Von der Burg stehen noch ein Turm, eine Mauer mit Turm und die Fundamente. Die Aussicht ist gut, aber Fukuoka hat keine Skyline. Der Ohori-Park ist ein großer See, geteilt durch eine schmale Landverbindung. Um den See herum gibt es einen Fußweg, einen Fahrradweg und eine markierte Spur für Jogger und Powerwalker.

Letzter Stop ist Nakahama. Es liegt abseits der U-Bahnstrecke in der Hafengegend. Beim Nagahama Ramen odere Tonkotsu Ramen, die Spezialität von Fukuoka. Lecker. Ich frage, wo die Yatai-Stände sind: gleich um die Ecke. Die müssten gerade (6 Uhr) aufbauen.

Das Wetter war heute mild, 26 Grad, und jetzt am Abend ideal. Es sind wenig Stände, aber mir reicht einer. Er wird von einem Duo betrieben. Einer kocht, der andere scheint nur da zu sein, um Passanten wie mich einzusammeln. Der Stand ist fast randvoll, während die Nachbarstände nur 1-2 Gäste haben.

Der Abend wird sehr lang und ich esse mich durch die verschiedenen Gerichte. Dazu gehören verschiedene Spieße (Fleisch und Gemüse), sowie Oden (Rettich und Ei). Vom Rest muss ich erst den Namen rauskriegen. Alles ist lecker. Dazu trinke Bier, Highball, Sake und sammle Bonuspunkte beim japanischen Publikum.

Erkenntnis des Tages: Burgruinen bleiben Burgruinen.

Freitag (Fahrt nach Yufuin)

Heute wird es fast schon hektisch: Gleich nach Genki JACS geht es zum Bahnhof. Bahntickets kaufen. Erst nach Minuten wird mir und dem Mann am Schalter klar, dass ich hier falsch bin. Das ist die Reservierungsstelle für JR West. Ich muss aber zu JR Kyushu. Das Gespräch lief bis hierhin zu 80% in Japanisch. Lief doch ganz gut.

Jetzt schnell nach Ijiri, Koffer (nur die Handgepäcktasche) packen, auf Yukata wechseln und wieder nach Hakata. Der Zug fährt um 17:30 Uhr und nicht um 18:30 Uhr, wie ich immer dachte. Meinem Plan fehlt jetzt 1 Stunde. Um 17:03 Uhr stehe ich in JR Sasebaru am Bahnsteig. Knapp aber passt. Von Ijiri kommt man nach Tenjin, von Sasabaru nach Hakata, und dort muss ich hin.

In Hakata ist alles sehr entspannt. Bento für die Fahrt, dazu ein Highball. Die Wagen des Yufu Ltd. Express sind sehr komfortabel: diese Beinfreiheit; entspannend. Die Zugfahrt geht in die Dämmerung und in die Nacht. Urlaub vom Urlaub.

Um 20 Uhr erfolgt der Check-in im Ryokan Tanaka. Alt, traditionell, traumhaft. Mit dieser Unterkunft habe ich einen Volltreffer gelandet. Ich habe das Gefühl, das wird die Nummer 1 dieser Reise: die dunklen Hölzer, der Raum mit Tatami, ein Vorraum mit Waschbecken. Dazu gibt es zwei Onsen und ein Rotenburo, die man alleine nutzen kann … und ich reise in Yukata an.

Curfew ist um 23 Uhr und reicht für einen Abstecher zum Bahnhof. Ich finde eine kleine Kneipe. Meine Yukata beeindruckt und bringt mir einen Tatamisitzplatz. Normalerweise werde ich als Ausländer und Einzelgast immer an den Tresen bugsiert. Dieses Mal Tatami. Die Atmosphäre ist familär und Abendessen gibt es auch. Um 22 Uhr folgt noch eine Runde Onsen und Rotenburo. Es wird Zeit, dass es sowas in Deutschland gibt.

Erkenntnis des Tags: Werten wir nur die wenigen Stunden in Yufuin, ist es der bisher „most relaxing“ Abend. 

Fukuoka; Sightseeing

Montag (auf nach Fukuoka)

Das Problem am Henn Na Hotel: keine menschliche Rezeption, die ein Taxi rufen kann.  Am T-Rex erledige ich den Ckeck-Out. Und nun? Wie ordere ich ein Taxi? Der Wachmann verliert. Als einzige humanoide Lebensform ist er verdammt, mir ein Taxi zu ordern. 6:50 Uhr. Das Taxi fährt mich zum Bahnhof Haiki (spart mir das Umsteigen).

Heute stört das Wetter nicht: Regen bei kalten 24 Grad. Das ist die Rückseite von dem Sturm (Der Taifun wurde runtergestuft und ist vor etwa 4 Stunden durchgezogen).

Der Zug fährt um 7:23 Uhr. Die Fahrt zieht sich. Ich schaue nervös aufs Navi, um zu erahnen, wo der Bahnhof ist. 13 Minten vor Abfahrt sind wir am Bahnhof. Der Typ vor mir …. Es dauert und dauert. Dann bekommt er etwa 6 Fahrkarten ausgehändigt. Das Problem: Der Verkäufer erklärt noch einmal jedes Ticket ausführlich. Arghhh. 7:15 Uhr. Sein Kollege ist dran. Nein! 7:18 Uhr. Ich bin dran. „Hakata made“. Das ist ja schlimmer als bei Star Bucks: Ja, Sitzplatz. Nein, Nichtraucher. Nein, nur hin. Nein. Ja. Ja. Nein. Endlich meine Karte inkl. Erklärung. Noch 3 Minuten. Die Durchsage läuft schon. Mit dem JRP wäre es so einfach gewesen.

Um 9 Uhr erreiche ich Hakata. Wo ist Genki JACS? Ich nehme ein Taxi, bevor ich mit Gepäck in die falsche Richtung laufe. Der Unterricht ist in 5F und es gibt keinen Fahrstuhl. Das wird jetzt 2 Wochen so gehen. Im Gegenzug kapiere ich langsam die Sache mit der te-Form.

Von Hakata geht es mit der U-Bahn nach Tenjin (Fukuoka) und von hier nach Ijiri. Praktisch ist, dass der Rapid den zuvor gefahrenen Local einholt und man zwischen beiden Zügen umsteigen kann.

Der Check-in im Apartment erfolgt gegen 15 Uhr. Die Unterkunft macht nicht viel her und hat etwa 12 Quadratmeter (Mannheim lässt Grüßen). Ijiri scheint ein durchschnittlicher Vorort von Fukuoka zu sein. Am Bahnhof gibt es einen Supermarkt (praktisch) und eine kleine Einkaufstraße, in der Straße neben dem Bahnsteig ein paar Kneipen. Das Apartment ist fast am Bahnsteigende. Leider ist der Bahnhof auf der anderen Seite.

Abendprogramm: Yatai am Kanal (etwa auf halber Strecke zwischen Hakata und Tenjin). Dort sind heute nur 6 Stände. Ich schiebe es auf das Wetter. Ich ordere Chashu-Ramen. Die restlichen Yatai sagen mir nicht so zu. Alles wirkt etwas zu „für Touristen“. Da war noch ein einzelner Yatai oben an der großen Kreuzung. Dort bleibe ich länger sitzen … Es wird ein hervorragender Abend.

Erkenntnis des Tages: Yatai sind nur gut, wenn sie nicht für Touristen sind.

Dienstag (Sightseeing)

Heute folgt die erste Sightseeing-Runde, die an Hakata Eki beginnt. In großer Hitze geht es zum Sumiyoshi Taisha, der allemal sehenswert ist. Der Garten, den ich besuchen will, ist geschlossen und das Atrium von Canal City wird gerade umgebaut/renoviert. Es scheint nicht mein Tag zu sein. Der Kushida Schrein ist klein aber fein, ein wirkliches Highlight. Ich hatte den gestern schon durch Zufall gefunden.

Durch die Einkaufsstraße geht es zum Tempelareal. Die Zeit wird knapp. Hier gibt es mehrer Tempel. Der bekannteste ist der Shofukuji. Der Tempel ist nicht zugänglich. Wie der Sumiyoshi Taisha bekommt das Ganze hier eine mittlere Bewertung.

Der letzte Stop wird der Tochoji. Hier steht der größte Holzbuddha Japans. Ich erreiche den Tempel um 16:42 Uhr. Damit bleiben mir 3 Minuten. Mehr braucht man nicht … Das klingt jetzt anders als es gmeint ist. Der Buddha ist imposant, aber es ist eine Statue. Die kann man in 3 Minuten von allen Seiten besichtigen. Ja, mehr Zeit ist besser.

Das Wetter: über 30 Grad und eine unglaubliche Luftfeucht. Ich wusste gar nicht, das meine Augäpfel schwitzen können. Man muss sich das so vorstellen: Man kommt aus eine klimatisierten Raum und stellt sich in den Schatten und macht nix. Man schwitzt am ganzen Körper binnen Sekunden wie in der Saune. Man kann zuschauen wie sich Schweißperlen auf dem Handrücken bilden. Mein Hemd ist patschnass. Komplett. Als hätte ich damit geduscht. Unglaublich. Parallel summieren sich die Getränkekosten. Ich brauche eine Dusche. Über Tenjin geht es zurück nach Ijiri.

Nach einer langen Dusche suche ich mir Abendessen. Ich habe wieder auf Yukuta gewechselt. Es wird eine Kneipe neben der Bahnlinie. Ich bestelle Roast Beef mit Reis und dazu ein gutes Bier. Später wechsle ich auf Highball. Man ist erstaunt, dass ich das kenne.

Highball ist sehr japansich: Whisky mit viel Soda. Man kann Highballs in jeder Kneipe bestellen oder als 0,33-Dose im Supermarkt bekommen. Der Whisky wird im Prinzip auf die Stärke von Bier verdünnt und so kann man locker ein paar davon trinken. Wichtig: Das klappt nicht mit jedem Whisky.

Erkenntnis des Tages: Japan ist ja so heiß.