Heute ist Montag und ein Arbeitstag für mich. Wow. Das ich das mal sage. Der Deal ist, daß ich zum erst gegen Mittag starte. So bleibt Zeit, um einen der „Tokyo Metropolitan Garden“ zu besuchen: Rikugien.
Er liegt abseits im Norden aber am Yamanoterings und wird oft übersehen. Ich steige in Komagome aus. Hierhin verschlägt es keinen Touristen. Ich hatte ihn auch nicht auf der Liste. Der Tip stammt von der Rezeptionsdame, immer eine Quelle guter Ideen. Ich laufe … um den Park herum. Der Eingang ist aber der anderen Seite. Sehr witzig Leute.
300en und ich bin drin. Der Garten ist klassisch japanisch: Grünflächen dahinter ein Teich, Waldgebiete und ein angedeutetes Gebirge. Wie immer sind alle Landschaften vertreten. Ich stehe an der Küste und der Blick kann in die Ferne schweifen. Hinter dem Meer das Gebirge, links davon ein Wald. Am Fuß des Gebirges steht eine Teehütte. Sie soll Ziel der Wanderung werden. Dort angekommen genieße ich grünen Tee und Reiskuchen. Das – und der Blick auf den Teich – ist Urlaub in Japan und einer dieser Momente, die man festhalten will, aber nicht kann. Ich klinge wie eine Platte mit Sprung, aber: Eine Oase der Ruhe in dieser Megastadt.
Da die Arbeit ruft, geht es zurück zur Yamanote. Umsteigen in Ikebukuro und … den Eingang zur falschen U-Bahn erwischt. Hellbraun (Yurakucho Line) vs. Dunkelbraun (New Line). Ist aber auch echt fies. Da die Suica geblockt ist, komme ich nicht mehr raus. Ich muß die Karte am Fare Adjust freischalten – war kurz etwas in Sorge. Aber mit Touristen hat man hier Nachsicht.
Um 18:40 Uhr Feierabend; auf zu 3-12 Ginza, oder etwas kürzer: Kabuki-za. Die Fahrt ist eine Weltreise: 1 Stunde. (Nachtrag: Ich hätte den U-Bahnplan lesen sollen. Es gab eine schnellere Option als die Yamanote). Glück gehabt. Es gibt noch Karten. Stehplatz, aber egal. Der Rest wäre eh zu teuer. Das Headset mit der Übersetzung lehne ich dankend ab. Ich werde nichts verstehen, aber das ist allemal besser als eine gelangweilte Übersetzung. Ne, ne. Wir bleiben schon auf der Japanschiene, inklusive O-Ton.
Das Stück ist ein Kömodie. Das Bühnenbild ist stark reduziert. Alle Rollen werden von Männern gespielt. Die weiblichen Figuren erkennt man an Kleidung, Stimmlage, Betonung und Wortwahl (Stichwort atashi statt boku). Die Gesten sind teilweise übertrieben, was der Komik beiträgt. Einige Passagen scheinen direkt an das Publikum gerichtet. Es gibt auch Zwischenrufe aus dem Publikum. Keine Ahnung was die bedeuten. Aber es gehört wohl dazu.
Nach dem Kabuki laufe ich die Ginza hinauf nach Tokyo Eki und ergebe mich dem Häusermeer und den „Lichter der Großstadt“ (Motte, Licht, ihr wißt schon); 20 bis 30 Stockwerke gekrönt mit meterhoher Reklame. Im Hinterkopf das Wissen, daß das in alle Richtungen über Kilometer so weiter geht. Der Tokyo-Virus hat mich und läßt mich erst wieder los, als ich im Onsen auf dem Dach des Hotels sitze.
Habe übrigens von der Rezeption noch einen Tip bekommen. Am 27 und 29 April und dann wieder im Mai sind Teezeremonien im Nezu Jinja. Vielleicht ist dann auch die Azaleenblüte. Passen würde es. Da ich dann wieder in Tokyo bin. Obwohl … Bis zum 27 gilt der JRP und ich wollte noch nach Hakone. Andererseits ist das der Sontag. Mal sehen ….
Nachtrag: Die dunkelbraune New Line heißt seit 2010 Fukotoshin Line und verfügt jetzt über 16 Haltepunkte. Sie folgt in Shibuya beginnend grob der Yamanote bis Ikebukero, dann fährt sie in die nordwestlichen Außenbezirke. Für Touristen also nur von sekundärem Interesse. Sie ist mehr eine alternative zur überfüllten Yamanote auf der westlichen Nord-Süd-Strecke.