Dies sind die Shinkansenzüge von JR Central, JR West und JR Kushu. Sie verkehren auf den, wie ich sie nenne, Tokaido-Strecken. Zu ihnen gehört der allererste gebaute Streckenabschnitt des Shinkansen.
Baureihe 0 (1964-2008)
Dies war der erste Shinkansen. Das Design wurde Sinnbild des „Bullet train“ und des wirtschatlichen Erfolg Japans. Die Züge waren weiß mit blauem Fensterband und Räumschild. Charakteristisch war die Nase, die der Designer von Propellerflugzeugen entliehen hat. Besonderheit: Es gab eine analoge Geschwindigkeitsanzeige im Wagen.
- Baujahre 1964-1986, ausgemustert bis 14.12.2008, 38 Baulose
- 3216 Wagen; bis 1370 Sitzplätze/Zug, bis 6 Wagen/Zug
- 220 km/h, 25 kV/60 Hz, 185 kW pro Fahrmotor (11.84 MW)
- JNR, JR Central und JR West: Hikari und Kodama auf Tohoku-, Sanyo- (1964-1999) und Tokaido-Linie (1972-2008)
Die Prototypen A und B entstammen der Baureihe 1000. Prototyp C ging mit 6 Wagen, inkl. Speisewagen, in den Regelbetrieb und wurde später erst auf 12 und dann auf 16 Wagen verlängert. 1976 fuhren 99 Hikari und 47 Kodama auf der Tohoku-Linie. Die letze Nutzung war als Kodama auf der Sanyo-Linie und 2008 noch einmal auf der Tokaido-Linie in Originalfarbe.
Auch wenn er bis 2008 fuhr und ich seit 2004 nach Japan reisen, habe ich ihn nie in Aktion gesehen. Ich dachte ich hätte, aber das war ein 200er.
Baureihe 100 (1985-2011)
Die 100er-Serie wurde nach der 200er eingeführt. Das Design war im Vergleich zum 0er und 200er eckiger, hatte aber noch die Bullet-Spitze. Schneeräumschild und die schlitzförmigen Lichter waren Erkennungsmerkmale des 100er. In dieser Bauserie gab es mittig Doppelstockwagen. Die Farbgebung war grau mit grünem Fensterband und grünem Zierstreifen.
- Baujahre 1985-1992, ausgemustert 1999-2011, 5 Garnituren
- 66 Züge; 16 Wagen (2-4 Doppelstockwagen, Restaurant); bis 1321 Sitzplätze
- 220 km/h, 25 kV/60 Hz, 11.04 MW
- JNR, JR West, JR Central: Hikari und Kodama auf Tokaido- und Sanyo-Linie
Der Prototyp X0 ging am 27.03.1985 in Testbetriebund später als X1 in den Passagierdienst. Garnitur G hatte 2 Doppelstockwagen und lief als Hikari. Garnitur V (100N) hatte 4 Doppelstockwagen und lief Grand-Hikari. Später erfolgte der Umbau zur Garnitur K (6 Wagen) und Garnitur P (4 Wagen) als Kodama ohne 1. Klasse.
Baureihe 200 (1980-2013)
Die 200er wurden vor der 100er eingeführt. Die optische Ähnlichkeit der Garnitur E zur Baureihe 0 ist groß. Garnitur F, G und H wurden mit veränderter Front (wie Baureihe 100) gebaut. Die 200er-Serie ist in allen Garnituren am Schneeräumschild zu erkennen. Farbgebung: ursprünglich elfenbein mit grünem Fensterband; später weiß über blau mit grünem Zierstreifen.
- Baujahre 1980-1991, ausgemustert bis 2013, 5 Garnituren
- 60 Züge; 700 Wagen; bis 885 Sitzplätze/Zug
- bis 276 km/h, 25 kV/50 Hz, 11-12.88 MW
- JNR, JR East: Tohoku- (1980-2011) und Joestu-Linie (1982-2013)
Garnitur E (1982-1993): 210 km/h; Garnitur F (1993-2007): 240 km/h, teilweise bis 275 km/h; Garnitur F80 wurde für die olympischen Winterspiele 1998 für beide Stromnetze (50 und 60 Hz) ertüchtigt; Garnitur G (1997-1999): 10 (später 8) Wagen mit 210 km/h; Garnitur H (1990-2005) hatte einem Doppelstockwagen in der Mitte; Garnitur K (1992-2013) hatte eine neue Farbgestaltung und Koppelmöglichkeit zum 400 oder E3.
Baureihe 300 (1990-2012)
Der Baureihe fehlte erstmalig die Bulletspitze. Das Design ist recht eckig. Keilform dominiert. Von der Spitze gehen drei Kanten aus. Das Cockpitfenster hat Zugbreite und ist zweigeteilt. Farbgebung: Brilliantweiß mit blauem Zierstreifen unter den Fenstern. 2 Imbissstände wurden später durch Sitzplätze ersetzt.
- Baujahre 1990-1998, ausgemustert 2007-2012
- 60 (F) + 9 (J) Züge mit 16 Wagen; bis 1323 Sitzplätze
- 270 km/h, 25 kV/60 Hz, 12 MW (3 Drehstrom-AsyncMotoren)
- JR Central: Tokaido, Sanyo (Serie J) und JR West: Sanyo (Serie F)
- ersetzte 0er und 100er; wurde durch die 700er ersetzt
Vorserie J0: Testfahrt am 08.03.1990; Rekordfahrt am 01.03.1991 mit 325,7 km/h; Garnitur J59 war mit Einholmstromabnehmer (Baureihe 700) ausgerüstet. Später erfolgte die Umrüstung aller J-Züge; Garnitur J1 war Testzug für digitales ATC und hatte andere Scheinwerfer und Frontscheiben, sowie 5 Stromabnehmer.
Baureihe 400 (Mini-Shinkansen, 1992-2010)
Diese Züge haben eine stark abgerundete Keilform. Das Design ist damit 08/15 und zieht keinen Hering vom Teller. Die Scheinwerfer sind über dem Cockpitfenster angeordnet. Farbgebung: grau mit dunkelgrauem Fensterband und hellgrünem Zierstreifen.
- Baujahre 1992-1995, ausgemustert 2008-2010
- 12 Züge mit 7 (anfänglich 6) Wagen; 399 Sitzplätze
- 240/130 km/h, 5.04 MW
- JR East: als Tsubasa auf der Yamagata- und Tohoku-Linie
- wurde selbst durch die E3-2000 ersetzt.
Der 400er ist der erste Mini-Shinkansen und fuhr auf dem Tokaido-Abschnitt (Tokyo-Fukushima) in Kopplung als Wagen 11 bis 17. Der Vorserienzug S4 (später L1) erreichte Geschwindigkeitsrekorde am 29.03.1991 (336 km/h) und erneut im September (345 km/h)
Baureihe 500
Das Design von Alexander Neumeister ist wieder speziell (und eines Shinkansen würdig). Die spitze, lang gezogene Schnauze nimmt mit 15m die Hälfte der Endwagen ein. Die Scheiben des Fahrstandes stehen aus dem Seitenprofil heraus. Der Zug wirkt (auch heute noch) futuristisch und agressiv. Das Design (und damit der erste ausländische Designer) erhielt den Imperial Invention Prize. Farbgebung: grau und grau-blau. Als Nozomi benötigt er für die Strecken Tokyo-Hataka (1069km) nur 4h 49min.
- Baujahre 1996-1998, 2 Varianten; Ausmusterung hat begonnen
- ursprünglich 9 Züge mit 8 (V) bzw. 16 (W) Wagen
- V: 300 km/h, 18.24 MW, 25 kV/60 Hz, Einholmstromabnehmer
W: 285 km/h, 8.8 MW, 25 kV/60 Hz, T-Stromabnehmer - JR West: W als Nozomi (und Hikari) auf Tokaido- (1997-2010) und Sanyo-Linie (ab 1997); V als Kodama auf Sanyo-Linie
- wird durch die N700 ersetzt
Das runde, flugzeugförmige Lichtraumprofil sorgt für ein beengtes Raumgefühl. Weitere Nachteile sind die Lautstärke und die hohen Produktionskosten. Die Baureihe ist nicht sehr beliebt. Die Züge der W-Variante wurden zu Zügen der V-Variante umgerüstet.
Die Radaufhängung ist aktiv und erlaubt eine maximale Geschwindigkeit von 370 km/h auf Strecken, die ursprünglich nicht dafür gebaut wurden. Die Geschwindkeit wird jedoch wegen Lärmschutzauflagen nicht erreicht.
Von November 2015 bis März 2017 fährt ein Sondermodell unter dem Namen EVA-01 von ShinOosaka nach Hakata. Das Design wurde an den Anime/Manga angepasst; inkl. einem Cockpit-Simulator.
Baureihe 700
Der 700er ist derzeit der Quasi-Standard östlich von Tokyo. Die spezielle Rumpfform („Entenschnabel„) wirkt gegen den Tunnelknall . Das Cockpit ist es schmaler als das Zug. Die Frontscheibe geht in die Seitenscheiben über. Die Formen sind abgegrundet. Zwei eckige Scheinwerfer sind unter dem dem Fenster sehr eng zueinander angeordnet. Die Farbgebung variiert, ist aber in der Regel weiß mit blauem Zierstreifen.
- Baujahre 1997-2006, Ausgemusterung startete 2012
- 3 Varianten: B (JR West), C (JR Central), E
- 270 km/h (Tokaido), 285 km/h (Sanyo), 25 kV/60 Hz
- Variante B, C: 16 Wagen, 13.2 MW, 48 Fahrtmotoren (alle außer End- und Mittenwagen), 1323 Sitzplätze; als Nozomi und Hikari auf der Tokaido-/Sanyo-Linie
- Variante E: 8 Wagen, 6.6 MW, 571 Sitzplätze; als Hikari Rail Star auf der Sanyo-Linie
- als Ersatz für die 0er und 100er geplant; wird durch N700 ersetzt
Baureihe N700
Das Design ähnelt dem 700er, aber mit 3 markanten Linien (vor allem einer Mittelsenkrechte), die von der Zugspitze ausgeht. Die Lampen sind nach außen gerückt und klein. Das Cockpit wirkt noch kleiner und ragt aus der Stromlinienform des Rumpfes heraus. Es wirkt, als hätte man den restlichen Zug drum herum designed. (erinnert mich ein wenig an die Zylon-Jäger aus Battlestar Galactica) Die Farbgebung ist weiß mit blauem Band unter den Fenstern.
- Baujahre seit 2005-2009, 5 Varianten, 139 Züge
- 8 Wagen: 546 Sitzplätze, 32 Fahrmotoren, Variante S (JR West)
- 16 Wagen: 1323 Sitzplätze, 54 Fahrmotoren, Variante Z (JR Central), N (JR West) und R (JR Kyushu)
- 260 km/h (Kyushu), 270 km/h (Tokaido), 300 km/h (Sanyo);
- 25 kV 60 Hz, 17.08 MW
- JR Central, West und Kyuhsu: als Nozomi, Hikari (morgens) und Kodama (abends) auf den Tokaido- und Sanyo-Linie
- Variante S und R als Mizuho und Sakura auf der Kyushu-Linie
- ersetzte die 300er, 500er und 700er
Variante Z (N700-0, 81 Züge) und Variante N (N700-3000, 16 Züge) besitzen eine Neigetechnik durch Luftdruckstreuerung der Sekundärfederung. Variante S (N700-7000, 19 Züge) fehlt diese Technik. Dafür sind alle Achsen für Steigungen bis 3,5% angetrieben. Variante R (N700-8000, 10 Züge) ist eine Untervariante von Z. Garnitur Z0 (N700-9000) war ein Vorserienzug.
Der N700 hält den Rekord für die Strecke Tokyo-ShinOosaka: Als Nozomi schafft er die Strecke in 2h 25min bei 4 Stops.
Variante N700A (N700-1000) wurde von 2011-2014 von JR Central beschafft und ist die neueste N700-Generation mit verbesserten Bremsen und Zugischerungssystemen.
Baureihe 800
Das Design ist wieder klassisch (kein Entenschnabel) und dominiert von schlitzförmigen Lampen. Einer der wenigen aktiven Zugtypen von denen ich kein Foto habe. Das Innendesign ist sehr warm gestaltet (viel Holzoptik) und auf ein großes Raumgefühl optimiert.
- Baujahre 2003-2005 und 2009-2010
- insgesamt 9 Züge mit 6 Wagen; 384 Sitzplätze
- 260 km/h (285 km/h vmax), 25kV/60Hz, 6.6 MW
- JR Kyushu: auf der Kyuhsu-Linie seit 2004