japanischer Whisky – und ich

Vorab: Ich bin kein Whisky-Experte. Wenn irgendwo steht: „Zitrus, Apfel, Vanille, Karamell“ dann riehe ich nur „fruchtig“. und bei „Zeder“ schnecke ich mit etwas Glück Holz.


2004 – Suntory Royal 15 Jahre: 2004 war meine erste Reise nach Japan. Aus Whiskysicht war das kurz nach dem Durchbruch der Japaner auf dem internationalen Markt. Ein Souvenir von meiner ersten Reise war ein Suntory Royal 15 Jahre, den ich in Osaka gekauft habe. Damals hat mich die Flaschenform gereizt.

Aroma: fruchtig in Richtung Apfel
Geschmack: ebenfalls fruchtig, Holznoten, hält lange an

Wir schreiben 2017 und es ist immer noch ein Rest in der Flasche (ca 3 cl). In einem privatem Tasting gegen schottische Whisky erreichte er ein gutes oberes Mittelfeld. Denr Suntory Royal 15 wurden anscheinend vom Markt genommen.

2006 / 2008 habe ich mich nicht für japanischen Whisky interessiert. Auf dem deutschen Markt waren sie nur schwer zu bekommen. Und es waren immer nur Yoichi, Yamazaki und Hibiki mit ihren horrenden Preisen. Damit galt: Warum einen Japaner kaufen, wenn das Original günstiger zu haben ist.  Aber es war auch die gleiche Zeit, wo Japaner eine Goldmedaillie nach der anderen holten.

Mein Aufenthalt im Nikko Kanaya in 2008 brachte ich dem japanischen Service dichter: Der Barkeeper stellte das Glas hin, schenkte ein und stellte dann die Flasche neben das Glas. Er drehte das Etikett nach vorne und ging. Die Betrachtung der Flasche gehört zum Whiskygenuss dazu (und der Barkeeper hat es einfacher, noch ein zweites Glas zu verkaufen). Auch das Ambiente stimmte: dunkler Raum, Ledersofa, Kaminfeuer, dunklen Hölzern, Jazzmusik … und ein Barkeeper mit formvollendetem Stil hinter dem Tresen.

2010 habe ich die Destillerie Yoichi besucht und konnte verschiedene Whisky in einem Tasting vergleichen. Am Ende habe ich eine kleine Flasche Nikka Coffey Grain mitgenommen. Diesen Whisky habe ich erstmalig 2016 in Deutschland gesehen. Der Whisky war (und ist immer noch) ungewöhlich, da Grain Whisky aus einer Coffey-Still normalerweise nur als Basis für Blends genommen wird.

2012Nikka From The Barrel und Akashi Blend: Dieses Mal ware zwei Whisky im Gepäck, gekauft in Kyoto. Beide waren damals in Europa nicht verfügbar, können aber jetzt im gutsortierten Handel gekauft werden. Beides waren vergleichsweise günstige Whisky. Geschmacklich würde ich sie ins Mittelfeld packen.

White Oak: Aroma: Getreide- und Holznoten, vermutlich durch die 2 Jahre in frischen Eichenfässern; Geschmack: anfänglich kurze Schärfe, dann sehr mild und leicht; Sherry, Gewürze

Nikka from the Barrel: Aroma: Holz, Geschmack: kräftig, Holz, Gewürze; trotz der 51,4% trinkbar; verdünnt kommen süßere Noten und sogar etwas Rauch durch.

2014 – Suntory Royal: 2014 war das Jahr der „2004 Reloaded Tour“, folgte eine Flasche Suntory Royal. Eigentlich wollte ich einen weiteren 15-jährigen kaufen. Aber ich habe ihn nicht gefunden. So weit ich sehe, wurde der vom Markt genommen. Der Royal war jetzt nicht so teuer 4500yen oder so (damals etwa 40€). Online habe ich ihn für 54€ gesehen. Geschmacklich liegt er dicht am Royal 15, die Verwandschaft ist nicht zu leugnen. Und: In Deutschland habe ich den noch nicht gesehen (Stand: März 2017)

Aroma: fruchtig in Richtung Apfel, etwas kräftiger als der 15er
Gschmack: etwas leichter und feiner als der 15er, fruchtig, leichten Holznoten

2016 war wieder kein Whisky im Gepäck. Dafür habe ich bei einer Dienstreise den Nikka Coffey Malt am Flughafen eingesammelt. Ich war zwei Mal in der Whiskybar in Ueno und habe den Abend genossen. Hinzu kamen Whisky im Incubator und in Golden Gai. Leider war ich im Urlaub und so habe ich mir weder die Marke notiert noch ein Tasting durchgeführt. Ich habe einfach den Whisky genossen.

Rückblickend hat sich der Markt in den letzten 10 Jahren stark verändert. Japanische Whisky ist in jeder guten Hotelbar vertreten. Man bekommt ihn in guten Wein- und Spirituosenhandlungen, am Flughafen und natürlich im Internet. Japan hat sich zu einem der besten Whiskybrenner hochgearbeitet.

Whisky in Ueno

In Ueno gibt es zwei kleine Bars in der Straße südlich des Uenopark. Die eine Bar ist das Tullies. Jedes Mal, wenn ich wieder in Tokyo bin, nehme ich zunächst die falsche Treppe und lande in dieser superkleinen Whiskybar mit diesem alten Barkeeper, der die Bar schon seit fast 40 Jahren betreibt.

Die Bar hat dutzende Schotten und ein paar Japaner im Sortiment. Einer dieser „Japaner“ heißt Hattori Hanzo. Es soll eine spezielle Anfüllung eines schottischen Whisky für den japanischen Markt sein. Wenn ich es richtig erinnere, dann war es Laphroig oder Lagavullin.

Seven & Seven, Kyoto

Dies ist eine weitere kleine Whiskybar mit einem sehr alten Barkeeper. Ich war hier 2004 und 2014. Das Design der Bierdeckel hat sich geändert, mehr nicht.

Randnotizen

Bowmore hat einen besonderen Whisky aufgelegt: Mizunara Cask Finish; eine non-chillfiltered Originalabfüllung von 2015, der ein Finish in Mizunara-Fässern bekam und auf 2000 Flaschen limitiert ist. Der Flaschenpreis liegt bei 1950€.

Internetlinks

Im Internet gibt es dutzende Whiskyshops. Alle führen Japaner. Die wohl größte Sammlung habe ich auf jwhisky und japanischer-whisky gefunden. Eine gute Auswahl findet sich auf Whisky World. Hier bekommt man auch Whisky aus Schweden und Frankreich. Gleiches gilt für Bottle World und die Spirituosentheke. Die Seite Whiskyfeld hat ein paar Exoten im Programm.


Ideen für ein Whisky-Tasting

Der Ansatz wäre: Man lässt die Japaner geben 2 bis drei Schotten als Referenz antreten oder man kombiniert zwei Tasting Ideen.

  • The famous 4 (4-6 Whisky)
    Man startet mit den 4 Single Malts der Destillerien: Yamazaki, Yoichi, Hakushu und Miyagikyo. Ergänzen könnte man das ganze mit Blends wie Hibiki und Taketsuru. Als dritten Blend könnte man Kakubin Yellow nehmen. Er war der zweite in Japan produzierte Whisky und ist der älteste noch am Markt verfügbare.

    • Suntory: Yamazaki, Hakushu, Hibiki (Blend)
    • Nikka: Yoichi, Miyagikyo, Taketsuru (Blend)
    • Ergänzung: „History of japanese Whisky“ Suntory Kakubin
  • The Newcomer (6 Whisky)
    Hier werden Suntory und Nikka ausgelassen und man konzetriert sich auf die neuen Destillerien auf dem Markt: White Oak, Hombo und Chichibu. Man wählt jeweils ein bis zwei Whisky:

    • White Oak: Akashi Single Malt, [Whito Oak Gold (Blend)]
    • Hombo: Mars Maltage Cosmo (Blend), [Karuizawa Club (Blend)]
    • Chichibu: Ichiro’s Malt Double Distilleries
    • Togouchi Premium
[Stand: 01/2017]