mal wieder etwas Bahnbashing

Mal sehen, ob ihr den Unterschied findet …

Artikel zur Deutschen Bahn vom 12.12.2017 (Die Welt)

[Link] Es herrschte Feststimmung auf dem Münchner Hauptbahnhof, als am Sonntag um 11.56 Uhr der erste ICE-Sprinter im Normalbetrieb auf die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Berlin fuhr. Pünktlich auf die Minute. Doch schon in Nürnberg war die Stimmung hinüber. Der Sprinter 1004 blieb liegen, erst waren es fünf Minuten Verspätung, dann zehn, irgendwann 150 Minuten.

Am Ende musste der Zug in Erfurt gewechselt werden. […] Und der Sprinter 1004 ist keine Ausnahme. Nach Recherchen der WELT hatte die Bahn am ersten Tag der neuen Strecke zwischen Berlin und München insgesamt 77 Züge in die Spur geschickt. 44 ICE T, 25 ICE 1 und 8 ICE 3, letztere sind die Sprinter mit möglichst wenigen Stopps. Allein an diesem Tag gab es bei sieben Zügen Störungen. […]

Die Freude über das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8 (VDE 8), wie die Strecke in der Fachsprache heißt, dürfte damit bei Passagieren und Bahn vorerst verflogen sein. 26 Jahre war die Trasse geplant worden, rund 20 Jahre wurde an ihr gebaut. Zehn Milliarden Euro waren investiert worden, unzählige Tunnel und Brücken wurden errichtet. Zuletzt hatte man eine völlig neue und teure Sicherheits- und Leittechnik installiert. […] Die Züge werden auf der VDE 8 mit der neuen Sicherheits- und Leittechnik ETCS gesteuert. […] Das Problem auf der Rennstrecke Berlin-München ist, dass die technischen Einrichtungen der Züge, die sogenannten Korrespondenzgeräte, die Signale, die sie auffangen, nicht „lesen“ können. […] Aber das ist nur ein Teil des Problems. „Nicht alle Züge weisen die gleichen Störungen auf, es gibt unterschiedliche Ursachen“, heißt es bei der Bahn. Jeder Fall muss nun einzeln untersucht werden. […] Die Bahn verspricht nun, auf der Strecke „jeden Tag besser zu werden“.

Artikel zu Japan Rail vom 12.12.2017 (süddeutsche Zeitung)

[Link] Japan ist in Unruhe: Die durchschnittliche Verspätung des Hochgeschwindigkeitszugs Tokaido-Shinkansen, der Stolz des Landes, betrug im Jahr 2015 bereits 54 Sekunden. Ein Jahr zuvor waren es nur 36 Sekunden, vor zehn Jahren noch weniger. Das lässt nichts Gutes ahnen.

Auf der Tokaido-Linie, die Tokio in zwei Stunden und exakt 24 Minuten mit dem 515 Kilometer entfernten Osaka verbindet, fahren täglich 256 Züge im Zehn-Minuten-Takt, einige sogar mit nur drei Minuten Abstand. Und befördern jährlich mehr als fünf Milliarden Passagiere. Beim Thema Verspätungen agiert Japan in einer anderen Liga als Deutschland. Allerdings werden Behinderungen durch Erdbeben, Taifune oder Schnee von der Statistik ausgeklammert.

Sobald ein Shinkansen mehr als eine Minute verspätet ist, entschuldigt sich der Schaffner. Zusammen mit den Autobahn-Staus melden Radio und Fernsehen auch Zugverspätungen, selbst solche, die nicht einmal in der als pünktlich geltenden Schweiz als Verspätungen wahrgenommen würden. Pünktlichkeit ist eine Selbstverständlichkeit. Niemand wundert sich darüber, dass Japans Züge pünktlich sind. Warum sollten sie es nicht sein?  […]

Es gibt viele Erklärungen für die Pünktlichkeit des Shinkansen, […]Pflichtbewusstsein […] Hingabe und Disziplin des Personals – aber auch die Disziplin der Passagiere. Wenn sie aussteigen, hinterlassen sie die Wagen blitzsauber. Der Shinkansen verkehrt seit 53 Jahren ohne ernsten Unfall. Wichtiger ist wahrscheinlich zudem, dass die Züge mit 270 Stundenkilometern verkehren, aber mehr als 300 fahren können. Kleine Verspätungen sind deshalb leicht aufzuholen. Noch wichtiger ist, dass der Shinkansen auf einer eigenen, eingezäunten und meist aufgestelzten Trasse verkehrt, also kaum – etwa von Regionalzügen – behindert wird.

Allerdings sind in Japan auch die Vorortzüge, die S- und die U-Bahnen trotz einer enormen Verkehrsdichte pünktlich. Ihre häufigste Verspätungsursache sind Suizide. Bahn-Baustellen lassen die Japaner als Ausreden für Unpünktlichkeit nicht gelten. Vorige Woche entschuldigte sich die Tsukuba-Linie in Tokio über die Medien, dass einer ihrer Züge 20 Sekunden zu früh abfuhr.

Hey. Deutsche Bahn. Ihr macht es einem zu einfach …