Gujo-Hachiman

Heute wird ein entspannter Tag. Auf der Agenda steht Gujo-Hachiman. Den Ideer habe ich von NHK Journeys in Japan. Der Ort ist etwa eine Stunde von Seki entfernt. Ich lasse mich nicht hetzen und nehme den Local um 10:18. Der braucht etwas länger, da er an den schönen Stellen der Strecke extra langsam fährt. Kein Witz, steht so im Fahrplan.

Direkt am Bahnhof ist ein alter Sakeya. Ich kann nicht anders und kaufe ein Glas Nigorisake für später. Der Fußmarsch vom Bahnhof in die Stadtmitte ist nicht wirklich Urlaub. Dieser Teil der Stadt ist nicht hübsch.

Endlich erreiche ich den alten Stadtkern. Den Titel „Stadt des Wassers“ trägt dieser Ort zurecht. Überall fließt Wasser: unter der Straße und neben der Straße, Schächten und Kanälen. Das Plätschern und Gurgeln ist allerorts zu hören. Am Fluss ist es fast schon zu laut, aber igendwie auch entspannend.

Das Wasser ist kristallklar. Überall gibt es Wasserquellen für den täglichen Gebrauch. In der Regel sind es drei Becken und das Wasser fleißt nacheinander durch die Becken bevor es in  Fluss geleitet wird. Das oberste Becken ist Trinkwasser, in der Mitte ist Wasser zum Waschen von Obst und Gemüse und unten ist „Brauchwasser“ zum Beispiel für den Abwasch (ohne Spülmittel); ein cleveres, ressourcenschonendes System.

Ich laufe (zickzack) durch die Straßen, immer in der Hoffnung, die Drehorte der NHK-Folge zu finden. Um es zusammen zu fassen: Ich finde eine Menge schöner Ecken. Punkt. Ich arbeite mich zum Platz mit der Tourismuszentrale vor. Vor dem Gebäude sitzt keine Taube auf der Straße. Es ist ein Bussard, Falke, …? Kann  ein Ornithologe hier helfen? Und wenn ich es recht überlege, sind hier wenig Tauben unterwegs. Wir brauchen mehr Bussards in deutschen Innenstädten.

Von hieraus führt eine Brücke auf die Nordseite und u.a. weiter zur Burg, die ich mir als Finale aufheben. Ich gehe erstmal rechts am Gebäude vorbei. Ein schmaler Weg folgt einem noch schmaleren Kanal. In dem schwimmen sogar Karpfen. Wasser ist un Gujo überall. Ich gehe runter zum Fluss (Kodara River?); ein Seitenarm des Nagara River, der als einer der saubersten und klarsten Flüsse Japans geschätzt wird.

Ich laufe am Fluss entlang bis zur Staustufe.  Auf der anderen Flussseite liegt der Onotenmangu. Ein Foto aus der Ferne sollte reichen. An der Staustufe ist eine große Brücke. Hier blickt man den Fluss entlang auf Gujo mit den Bergen im Hintergrund. Ich entscheide, dass dies der Ort für ein Glas Nigori ist.

Zurück zur Brücke an der Touristeninfo wähle ich einen Weg durch die Gasse von Gujo. Das war eine gute Idee. Es beginnt mit dem fotogenen Eingang zum Atagoschrein, gefolgt vom Jionzen-ji. An dieser Stelle schlängt der kleine Hunger zu und ich steuere das indische Resto an, das ich vorhin gesehen habe: Naanbrot mit einem grünen, milden Curry.

Ich wechsle die Flussseite und gehe kurz runter zum Nebenfluss (des Nebenfluss …), um dann weiter zur Burg zu gehen. Der Weg hinauf beginnt an der zweiten Touristeninfo (mit Souvenirshoppingpotential). Von nun an geht es bergauf. Die erste Kehre kürze ich durch den Shiroyamapark ab, der mit ein paar Kischbäumen einen schönen Blick auf das Ziel, die Burg, bietet. Dann wird es steil.

Der Weg nach oben lohnt. Es ist eine kleine, feine Burg mit schönen Ausblick. Eine Mangafigur scheint das Maskottchen der Burg zu sein. Die Bezeichnung Re:Debut kann nicht so recht einordnen, außer dass es sich perfekt in die ganze „Re:Irgendwas“-Animes einreiht.

Dann geht es zurück zum Banhhof; nicht ohne Souvenirshopping und einen letzten Stop in einer kleinen Nebenstraße, wo auch das Saito-Museum ist. Mit dem interessant gestaltetem Kopfsteinpflaster, der Wasserquelle mit den drei Becken und einem kleinen Schintoschrein ist es ein Blick, den man ohne Photoshop sofort in einen Reiseführer übernehmen kann.

Um 17:24 Uhr geht es zurück ins Hotel, nicht ohne eine Schale Udon vor der Fahrt. Wie gesagt, heute war ein langsamer Tag. Und es bleibt genug Zeit für das Hotelonsen und einen Abstecher in ein Izakaya.

Ich bin mir nicht sicher, ob letzteres erfolgreich ist. Das ist nicht unbedingt eine Touristengegend (auch nicht für Japaner). Ich weiß nicht, was mich erwartet. Was soll ich sagen: Es wird ein erstaunlich guter Abend. Leider habe ich die Kamera nicht dabei. Der Ausflug ins Izakaya zieht sich und wird einer dieser Abende, die man nicht planen kann, die sich einfach entwickeln. Ich vermute mit der Bestellung eines Highballs, habe ich das Eis gebrochen.


Randinformation: Heute ist Schauspieler Harry Anderson gestorben. Bekannt wurde er als Richter Harry T. Stone in der Serie Night Court. Er war auch als Harry the Hat in der Serie Cheers zu sehen.