Sumo (V) – 行司 .. Gyoji

Der Gyoji (行司) ist der Ringrichter, der mit im Ring steht und den Kampf und das Ganze Zeremoniell leitet. Derzeit gibt es etwa 40 Gyoji, die diesen Beruf meist seit derJugend ausüben. Die Gyoji wurden erst im 16. Jahrhundert, zur von Zeit Oda Nobunaga, eingeführt.

Die Gyoji sind einem Stall (heya) zugeordnet. Hochrangige Gyoji haben wie hochrangige Sumotori einen Assistenten (tsukebito), meist ein Gyoji von niedrigem Rang oder ein niedriger Sumotori. (Man sagt, dass ein Sumotori, der einem Gyoji assistiert, nie Karriere machen wird.)

Aufgaben

Ein Tetegyoji (siehe unten) und zwei weitere Gyoji fungieren als Shintopriester und reinigen mit einem Dohyo Matsuri den Ring. Die Gyoji leiten auch den Einmarsch der Sumotori. Während ders Turniertages notieren sie die Ergebnisse und kündigen die Paarungen des nächsten Tages an.

Die Gyoji unterstützen auch bei der Planung der Begegnungen im Turnier und der Einstufung der Sumotori in der Banzuke. [Die Banzuke wird mit einem speziellen Kanjistil geschrieben, den zu Lernen es etwa 10 Jahre benötigt. Für die große Ita-Banzuke, die draußen am Stadion hängt, benötigen 3 Gyoji etwa 3 Tage.]

Aufgaben im Kampf

Der Gyoji orchestrieren den gesamten Kampfablauf; von der Vorbereitungsphase bis hin zur Überreichung der Siegerprämie.

Nachdem der Yobidashi die Namen der beiden Sumotori ausgerufen hat, wird dies vom Gyoji wiederholt. Die Sprechweise ist sehr gewöhnungsbedürftig; Silben werden ob extrem in die Länge gezogen.

Wenn der Zeitnehmer (shinpan) signalisiert, dass die 4-minütige Vorbereitungszeit vorbei ist, gibt er das Signal: Jikan desu. Te wo tsuite. [Es ist Zeit. Hände zu Boden.] Der Gunbai wird senkrecht gehalten und dann zum Gyoji gekippt. Es ist das Zeichen, dass der Kampf beginnt. Begleitet wird gelegentlich durch: Kamaete mattanashi. [Vorbereiten. Ich warte nicht.]

Nach dem Tachiai, dem Startangriff der Sumotori, erfolgt ein: Hakki-yoi. [Legt los, kämpft.] oder Nokotta, Nokotta! [Ihr seid beide im Rennen.]. Es ist gleichzeitig das Signal, dass das Tachiai erfolgreich war. Für den Fall, dass das Tachiai ungültig ist (zum Beispiel wenn die Sumotori nicht zeitgleich starten oder die Atmung nicht synchron war) bricht er das Tachiai und den Kampf ab. Das Kommando dazu lautet: Madamada [Nicht jetzt.]

Wenn der Kampf läuft ruft der Gyoji weiterhin Nokotta, Nokotta. Damit signalisiert er, dass der Kampf noch nicht entschieden ist, beide Sumotori noch im Rennen sind.

Wenn  der Kampf zum Stilstand kommt, z.B. weil sich beide Sumotori am Mawashi haben und jeder taktiert und auf den Fehler des anderen wartet, spornt der Gyoji die beiden Sumotori an, den Stillstand aufzulösen: Yoi hakkeyoi, eh! Yoi hakkeyoi, eh! [発気揚々!, 発気揚々!]

In dem Moment, in dem ein Sumotori den Ring mit etwas anderen als seinen Fußsohlen oder etwas außerhalb des Ringe berührt, ist es die Aufgabe des Gyoji, den Gewinner zu bennen. Hierfür zeigt er mit dem Gunbai auf die Siegerseite. Oft geht es um Millisekunden. Der Gyoji zeigt mit seinem Gunbai auf die Siegerseite, begleitet von einem „Shobuari.“ [Es gibt eine Entscheidung.]

Als letzte Handlung im Kampf ruft der Gyoji den Namen des Gewinners. Ist mit dem Sieg ein Preisgeld verbunden, überreicht er dieses. Der Gyoji bestimmt auch die Siegtechnik, die angewendet wurde.

Ist die Entscheidung diskussionswürdig kommtes zum Mono-ii der  5 Shinpan (Ringrichter). Der Gyoji ist nicht dabei. Entweder wird die Entscheidung des Gyoji bestätigt (Gunbai-Dori = Weg des Gunbai, also wie es der Gunbai anzeigte), umgekehrt (Sashi-Chigae) oder das Match wird wiederholt (Torinaoshi), weil keine eindeutige Entscheidung getroffen werden kann. — Ein Sashi-Chigae ist nicht gut für den Gyoji. Er muss dann einen schriftlichen Bericht abliefern und zu viele gefährden oder beenden seine Karriere.

Die Kampfzeit ist auf 5 (oder 4?; muss das noch mal prüfen) Minuten begrenzt. Ich selbst habe den Fall aber noch nicht gesehen. Nach Ablauf der Zeit ist es Sumotori erlaubt eine Pause einzulegen, Wasserzu trinken (mizu-iri). Aufgabe des Gyoji ist es dann, sich die Kampfposition zu merken, die nach der Pause von beiden Kämpfern wieder eingenommen werden muss.

Was ich schon erlebt habe, ist eine kurzer Stopp, ausgerufen durch den Gyoji, um den Mawashi eine Sumotori in Ordnung zu bringen. Da geht es weniger um die Gefahr, dass einer der beiden plötzlich nackt im Ring steht, sondern darum, dass der Mawashi im Kampf als „Griff“ benutzt werden kann.

Am Turnierende

Nach dem Turnier wird ein Gyoji von Sumotori aus den niedrigeren Rängen in die Luft geworfen. Damit werden die Kami verabschiedet.

Kleidung und Ausrüstung

Die Kleidung der Gyoji ist wohl das auffälligste im Ring. Dabei gibt es eine strenge Kleiderordnung, die den Rang des Gyoji symbolisiert. Da im Fernsehen in der Regel nur die Makushita-Ränge gezeigt werden, sieht man nur die aufwendige Version.

Kleidung: Bis Makushita-Gyoji werden einfache Baumwollkimono getragen. Im Prinzip sind sie damit den Yuktata ähnlich. Die Shibusa (Kikutoji = dekorative Rosetten und Fusa = Quasten) sind grün oder schwarz.

Ab Juryo-Ragen werden Leinenkimono im Sommer oder schwere Seidenkimono im Winter getragen, der Sozoku: Es ist ein Stil vom kaiserlichen Hof der Muromachi-Zeit. Optisch ist es ein Kombination aus Kimono und Hakama. Die Farben der Shibusa sind weiterhin rangabhängig. Ich habe sie unten bei den Rängen gelistet.

: Wie immer zu tradiotionellen japanischen Kleidung wird ein  Obi getragen, dessen Farbe aber zum Shizoko passt und keine Funktion zum Ranghat.

烏帽子: Diese Kopfbekleidung Eboshi sieht man heute noch bei Shintopriestern und zeigt wieder die Starke Verbindung zwischen Shinto und Sumo. Der Eboshi hat seinen Ursprung wieder am kaiserlichen Hof.

軍配: In der rechten Hand wird ein Gunbai gehalten. Dies ist ein alter „Kampffächer“, gelegentlich auch „Kriegsspiegel“ genannt, mit dem Signale auf dem Schlachtfeld kommuniziert wurden. Die Kordel am Gunbai heißt Fusa, deren Farbe eine weitere Information zum Rang des Gyoji liefert. Die Kordeln am Kikutoji haben übrigens die gleiche Farbe wie die Fusa.

足袋 und 草履: Das tragen von Fußkleidung sind rangabhängig. Tabi werden ab Makushita-Rang getrangen. Zoori (Sandalen) sogar erst ab San’yaku-Rang.

短刀: Der oberste Rang trägt sogar ein Tanto (Kurzschwert). Dies ist ein Zeichen, dass der Tategyoji die Richtigkeit seines Urteil über sein Leben stellt. Obwohl noch kein Gyoji nach einem falschen Urteil Seppuko begangen hat (das ist die Idee hinter dem Tanto), ist ein Sashi-chigai fatal. Mit dem notwendigen Bericht, bietet der Gyoji dann seinen Rücktritt an. Dieser wird in der Regel nicht akzeptiert. Im alten Japan war das alleine schon eine gewichte Tat.

Rang des Gyoji

Ähnlich wie bei den Sumotori gibt es auch bei den Gyoji Ränge. Die Bezeichnung besagt, bis zu welcher Klasse von Sumotori sie tätig werden. Es ist wie die A-, B- und C-Lizenzen für Fußballschiedsrichter.

Anders als  bei den Sumotori kann man den Rang an der Kleidung erkennen. Wichtigstes Erkennungsmerkmale ist die Fußkleidung. Untere Ränge arbeiten barfuß. Die Mitteklasse trägt Tabi. Nur die oberen Ränge trangen Tabi und Sandalen. Die Farbe der Fusa am Gunbai geben einen noch genaueren Einblick in den Rang, der ähnlich wie bei den Kyugraden in Karate farblich kodiert ist.

Hier die Ränge in der Übersicht:

  • Tategyoji = oberster Gyoji [violett] [Tabi + Zori] [Tanto]
  • (Fukutategyoji = stv. oberster Gyoji [violett und weiß] [Tabi + Zori] [Tanto]
  • San’yaku-Gyoji [purpur] [Tabi + Zori]
  • Makuuchi-Gyoji [rot und weiß] [Tabi]
  • Juryo-Gyoji [grün] [Tabi]
  • Makushita-Gyoji [grün und weiß (?)] [Tabi]
  • Sandanme-Gyoji [grün oder schwarz] [barfuß]
  • Jonidan-Gyoji [grün oder schwarz] [barfuß]
  • Jonokuchi-Gyoji [grün oder schwarz] [barfuß]
Karriere

Die Ausbildung ist lang und beginnt mit einer dreijährigen Schülerzeit, in der man eventuell befördert wird. Die meisten Gyoji starten in einem Alter von 19 Jahre. Die Ausbildung erfolgt nicht durch den Verband, sondern nach dem Seniority-Prinzip: Der Ranghöhere unterrichtet Rangniedrigeren.

Bis zum Juryo-Goji vergehen im Schnitt 15 Jahre und weitere 15 Jahre zum Makuuchi. Ein Tategyoji hat im Schnitt 40 bis 50 Berufsjahre an Erfahrung (und ist entsprechend 60 alt). Mit 65 Jahren gehen Goyji in den Ruhestand. Sie wirken also nur für vergleichsweise kurze Zeit, wenn überhaupt, im höchsten Rang.

Die Beförderung ist neben einer makellosen Liste solider, richtiger Entscheidungen von vielen Faktoren abhängig: laute Stimme, Führungsqualität, Kalligraphie, Schnelligkeit und Agilität.

Gyoji können nicht degradiert werden. Aber bei einer Beförderung übergangen werden hat den gleichen Makel im Lebenslauf.

Namen

Die Gyoji tragen  wie auch die Sumotori einen „Künstlernamen“. Der Nachname der Gyoji ist immer Kimura oder Shikimori. Der Vorname kann im Laufe der Karriere wechseln und ist meist ein sehr alter Name. Der Tategyoji heißt immer Kimura Shonosuke. Dies war der Name eines berühmten Gyoji der Edozeit. Der Fukutategyoji heißt immer Shikimori Inosuke.


[weiterführende Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Gy%C5%8Dji, https://en.wikipedia.org/wiki/Gy%C5%8Dji, http://ozumou.com/e/archives/56] [Das Blogdatum ist Fake; erstellt: 11.07.2019.]