Wieder so ein Thema, das ich später einmal tiefer und gründlicher aufbereiten muss …
Ich habe schon oft Fotos von diesen winzigen Autos und LKWs in Japan gezeigt. Das sind Kei-Cars. Für sie gelten strenge Regeln, bieten aber zwei wichtige Vorteile für ihre Besitzer:
- Die KfZ-Steuer entfällt. Das ist in Japan nicht unwesentlich, da die Steuer mit jedem Jahr steigt und von Anfang an schon nicht biliig ist. Wer sich in Deutschland schon aufregt, dem wünsche ich viel Spaß in Japan.
- Der Stellplatznachweis entfällt. Jeder der beispielsweise in Tokyo ein Auto kaufen will, muss beweisen, dass er einen Parkplatz dafür hat, sonst darf er das Auto nicht kaufen bzw. anmelden. Parken am Straßenrand zählt nicht. Man muss einen Parkplatz haben; entweder auf dem eigenen Grundstück oder eine Anmietung in einem Parkhaus (welche nicht ganz billig ist)
Es gibt also gute Gründe ein Kei-Car zu kaufen. Ihr putziges Design liegt an den extrem restriktiven Regeln, die ein Kei-Car unterworfen ist. Es gilt (für PKW):
- max. Länge 3,39 m (60 cm weniger als ein VM Polo !!!)
- max. Breite 1,475 m (ein Smart ist zu breit, ein Polo sowieso)
- max. 660 ccm (damit ist der VW Polo 1.0 FSI übermotorisiert)
- max. 64 PS
- max. 134 km/h
Das sind fiese Einschränkungen mit denen es weder der Smart noch der VW Lupo schaffen als Kei-Car durchzugehen. Umso erstaunlicher ist, was die Japaner daraus machen. In der meisten Regel Autos mit dem Desgin eines Schuhkartons. Aber Wow, haben diese bereiften Tupperdosen Platz. 4 erwachsene passen problemlos rein (gut, die rechnen Japaner und ohne Gepäck). Bezüglich verstecktem Stauraum unter den Sitzen, hinter der Sonnenblende, im Dach, … sind die Japaner hier erstaunlich kreativ.
Und Kei-Cars sind beliebt, gerade wegen der beiden genannten Vorteile. Aber auch, weil man in Tokyo in jeden enge Nebenstraße kommt. Es gibt enge Gassen, da passt ein SUV nicht einmal mit eingeklappten Spiegel durch. Und wer auf dem Parkplatz über die weiße Linie kommt, kassiert deftige Strafen. Nicht wie uns, wo jeder Depp einfach irgendwie parkt.
Da es in Deutschland keine Anreize für den Kauf gibt und sowieso alle Helikoptereltern lieber einen gepanzerten SUV für den Weg zur Schule bevorzugen, wundert es nicht, dass die Kei-Cars hier gar nicht erst angeboten werden.
Obwohl man auch hier einen Markt generieren könnte. Denn wegen der Leistungslimitierung sind die Autos leicht (teilweise weit unter einer Tonne). Die nur 64 PS sind kein wirklicher Nachteil mehr.Der Verbrauch von etwa 5 Liter Benzin (!) schlägt jeden zweiten Diesel.
Ein weiterer Faktor ist natürlich der Preis, der bei vielen Modellen unterhalb der 20.000€-Marke liegt. Einsteigermodelle, die aus deutscher Sicht viele Extras mitbringen, fangen bereits bei knapp über 10.000€ an. Für Familien mit zwei Kindern ist das ein echtes Argument.
Was ist da für mich drin? – Ein Roadster
Ich liebe Roadster: Zweisitzer Cabrio. Aktuell fahre ich den mächtigen Crossfire mit 3,2 Liter Hubraum und weit über 200 PS. Der Verbrauch auf der Autobahn liegt bei unter 8 Liter (ist ganz OK für ein 16 Jahre altes Auto), aber in der Stadt schluckt der 14 Liter und mehr. Aber hey; es ist kein Diesel.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass dieser Hass auf Diesel absolut dämlich ist. Ein moderner Diesel mit nur 5-6 Liter Verbrauch darf nicht nach Stuttgart, aber mein Euro-4 Benziner, der das dreifache schluckt und hinten ausstößt schon. Und dann ist mein Wagen noch günstiger als das Montagsticket für den ÖPNV. Hier läuft was ganz falsch in Deutschland.
Aber zurück zum Thema Kei-Car. Es gibt Kei-Car-Roadster, die echt Spaß machen könnten: extrem klein, wenig, Cabrio, geringer Verbrauch, und wegen des geringen Gewichtes vermutlich auch extrem giftig an der Ampel.
Und ganz ehrlich: Von hinten macht der Honda S660 echt was her. (Der Wagen ist seit 2015, also seit 5 Jahren auf dem Markt.) Das CTV-Automatikgetriebe soll Dreck sein, aber das 6-Gang-Schaltgetriebe gibt es ja auch.
Den Wagen mit seriellem Hybridantrieb wäre ein echter Hammer.
Das Limit von 134 km/h ist eine japanische Vorgabe und elektrisch geregelt. Das könnte man für Deutschland sogar rausprogrammieren. Auf der anderen Seite: Wenn ich überlege wie häufig ich schneller als 130 fahre; das kann ich im Jahr an zwei Händen abzählen. Bei den langen Strecken klickt bei mir der Tempomat bei 120 bis 125. Deshalb verstehe ich die Aufregung um Tempo 130 nicht. Und das sage ich als Besitzer eines hubraum- und leistungsstarken Roadsters. Cruisen nicht rasen. Ich will die PS nur, damit die Karre aus dem Quark kommt. Nicht wieder Mini, den ich also Mietwagen hatte. Vom 6. Gang runter in den 3., nur um einen LWK zügig überholen zu können. Und ich tausche gerne ein paar PS gegen Drehmoment.