Fast genau vor einem Jahr [April/Mai 2019] war ich in Tokyo. Zuvor – als ich den Urlaub 2019 plante – bin ich auf das Lied „When is the Future“ von VNV Nation gestoßen. Live durfte ich das Lied 3 Monate nach dem Japanurlaub auf dem Mera Luna erleben und für einen Moment war ich wieder in Tokyo.
Der Text ist zweispaltig, da ich mich nicht entscheiden konnte, wie ich das ganze aufbaue. Links sind Kommentare zum Bild. Rechts ist eine grobe Zusammenfassung wie sich dieses Projekt nach und entwickelte. Die Bilder sind in Videoreihenfolge. Der Text ist in vier Abschnitte geteilt.
(01) Dies war eine interessante Persektive; ein neuer Blick auf Tokyo. Ich bin nie auf die Idee gekommen, die Skyline mit diesem Blickwinkel zu fotografieren. Ich sollte das in Zukunft öfter machen. Allerdings mit Postionen, die nicht mitten auf einer Straßenkreuzung liegen.
Das Video: Im Video sieht man die ganze Zeit Ronan Harris von hinten, wie er durch Tokyo wandert. Tagsüber, nachts, die ganze Zeit läuft er durch Tokyo. Als ich das Video gesehen habe, dachte ich: „Kenn ich; kenn ich; Wo ist das; Kenn ich; Kommt mir bekannt vor …“
(02) Mode Gakuen kommt noch ein paar Mal vor. Das Design des Gebäudes ist einmalig. Es ist das Gebäude einer Modehochschule. Die tragende Struktur sind die sichtbaren diagonalen Streben. Wegen seiner Optik heißt es auch Cocoon Tower. Ich werde irgendwann einen Artikel dazu schreiben.
Idee: Warum nur Anime-Einstellungen jagen? Warum nicht die Drehorte von diesem Video aufsuchen? Warum nicht jede Szenen nachstellen? Für ein Video mit mir im Bild hätte ich einen zweiten Mann gebraucht. Also habe ich das Projektt auf Screenshots für jede Szene reduziert.
(03) Wir sind immer noch bei den Wolkenkratzer in Nishi-Shinjuku. So langsam habe ich mich an diese Art der Fotografie gewöhnt. Dass der Bildwinkel nicht stimmt, liegt an der Technik: Mein Weitwinkel reicht nicht aus. Das Ergebnis ist ein Kompromiss.
Irgendwie klang das nach einem guten Plan. Ich bin touristisch mit Tokyo durch (außer Museen). Das klang nach einer neuen Herausforderung. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie viel Zeit ich darauf verwenden werde; …
(04) Es fällt vielleicht nicht sofort auf, aber diese Aufnahme habe ich verpatzt. Der rechte Busbahnsteig im Video ist bei mir der linke. Ich habe mich in der Reihe vertan. Schuld waren neue Halteverbotsschilder. – Man beachte auch die Kuppel im Hintergrund. Die ist auch neu.
Zeit sowohl in der Vorbereitung, als auch in der Durchführung vor Ort. Denn bevor man die Orte aufsucht, muss man sie finden. Ich bleibe bei meiner Aussage, dass ich 80% der Orte kenne. Jetzt geht es aber um den exakten Ort, idealerweise auf den Meter genau.
(05) Das erste Foto bei dem ich auch das Wetter getroffen habe. In der Vorbereitung den Ort zu finden, war nicht einfach, da ich vergessen hatte, dass der Südbereich von Shinjuku Eki komplett umgebaut wurde. Rechts ist das neue Bahnhofsgebäude zu sehen, mit dem Busbahnhof in 5F (4. Obergschoss), das ich fertiggestellt noch nie benutzt habe.
Es wird eine Schnitzeljagd bis zum Ende: Erst den Orten finden, dann die richtige Kameraeinstellung. Dieses Projekt wird mich auch an Orte führen, die ich noch nicht kenne; Orte, die auf keinem touristischen Route liegen. Und das Projekt wird mir (auch wegen der Kamerawinkel) einen neuen Blick auf Tokyo geben.
(06) Diese Einstellung war fies. Ich hatte ein grobe Idee wo es sein könnte, aber google-maps ist in Shinjuku vollgestopft mit Street Views und das navigieren unmöglich. Probiert es aus: Mehrere Ebenen von Straße, Kaufhäusern und U-Bahn-Korridoren liegen in der Karte übereinander. Im realen Leben war das Foto schnell geschossen. Erstaunlich ist, dass dank der künstlichen Beleuchtung die Nachtaufnahme aus dem Video gut zu meiner Tagesaufnahme passt. Das Schild scheint invertiert; so auch der Rest der Graustufen. Dennoch, ein invertiertes Bild passt nicht zum Video. Man beachtet den Food-Truck: Ich habe mir eine deutsche (!) Currywurst gegönnt. Das wird spannend. Das wird anders. Tokyo neu erleben. Tokyo erneut erleben. Die Idee steht also. Schritt 1 war es, von jeder Szene einen Screenshot zu machen. Die Aulösung (1440×900) verrät, dass ich ein älteres Notebook verwende. Ich war erstaunt: knapp 100 Einstellungen. Bereits jetzt wird deutlich, dass ich einige Zeit aufwenden muss, damit es gelingt. Zuerst habe ich die Bilder mit einem Zeitindex versehen und danach nach Orten sortiert. Hm … 6 Gruppen: Asakusa, Shibuya, Shinjuku (Kabukicho), Nishi-Shinjuku (Skyscraper) und Bahnstationen/Züge. Und leider auch eine große 6. Gruppe namens „Wo könnte das sein?“ (07) Standortwechsel im Video zum zweiten Drehort in Tokyo: Shibuya. Hier sehen wir die berühmte „Scramble Square“, der inbegriff des jungen, modernen Tokyo. Kein Tokyobericht ohne ein symbolisches Foto von dieser Kreuzung. Es ist eine „All Green“-Kreuzung, was bedeutet alle Füßgängerrichtungen gleichzeitig grün haben. Im Rahmen der Vorbereitung war das wohl der spannendste und zeitaufwendigste Teil: Die 6. Bildergruppe auflösen. Ich suchte nach Hinweisen; Gebäude im Hintergrund, Schilder, Straßenbelag, … alles was mich der Lösung näher bringt. Es ist zum Teil erfolgreich. 40 Bilder sind aber immer noch in Gruppe 6. (08) Und wieder ein Standortwechsel. Wir sind jetzt in Asakusa, dem dritten Drehort des Videos. Dieser Shop scheint sehr berühmt zu sein. Er wurde auch bei „NHK Tokyo Eye 2020“ gezeigt. Verändert hat sich, wie man sieht, eigentlich nichts. Ein Konstante seit Dekaden. Beim Sortieren stellte sich heraus, dass einige Szenen aus der gleichen Straßen stammen, nur von einer anderen Position. Idee. Google-maps. Ich hasse diese Webseite, weil sie mit jedem Update nutzloser wird, aber Streetview wird die Lösung sein. (09) Dies ist eines der Fotos, wo mit das Staßenpflaster weiter half. Es sagte mir, dass es nicht Center Gai, Shibuya ist. Die Häuser passen auch nicht zu Asakusa. Also müsste es Shinjuku sein. Weiter halfen mir die Geschäftsnamen links und rechts. Und: Ich sollte wieder Katakana lernen. Als nächstes drucke ich Karten vom Zielgebiet. Und dann geht es los. Ich laufe durch das virtuelle Tokyo, angefangen mit Asakusa. Ich mache die ersten Kreuze auf der Karte. Ich weiß jetzt, wo genau die Kamera für diese Szene war. Ich finde sogar drei Geschäfte aus dem Video. Das motiviert. (10) Mann, hat mich diese Einstellung irritiert. Die Schilder sagen Odayku und Bic Camera, also ist es bei Shinjuku-Eki. Aber wo? Es hat gedauert, bis ich merkte, dass Odakyu Department Store zwei Gebäude hat und diese Einstellung aus der Straße beim Eingang zur Omoide Yokocho stammt. In Shibuya finde ich ein ersten Muster. Viele Szenen sind ein einziger Gang durch die Center Gai. Das ergibt Sinn. Man läuft mit der Kamera 500m durch ein paar Straßen und zerlegt das Video in einzelne Schnipsel. Weitere Szenen enden in einem Kreuz auf meiner Karte. (11) Dieses Aufnahme stammt aus Center Gai, Shibuya. Hinweise waren das diagonal verlegte Straßenpflaster und Gebäude im Hintergrund. Allerdings hat es etwas gedauert. Die Blickrichtung ist zurück zur Scramble Square. Ich laufe nun vituell durch die benachbarten Straßen. Ich vermute, die werden nicht weit gelaufen sein. Bis auf einen Bildersatz, den ich in Shibuya vermute und die Bahnstation bin ich sehr erfolgreich. (12) Hier sind wir in den Straßen von Kabukicho in Shinjuku. Allerdings habe ich den Ort nicht über die Geschäftsnamen gefunden. Ich musste systematisch alle Kreuzungen ansteuern und mich im Kreis drehen. Ein Hinweis auf Kabukicho waren übrigens die Straßenlaternen. Für diese „Shibuya-Bilder“ habe ich einen Verdacht: Dogenzaka, auch bekannt als Love Hotel Hill. Ich versuche die Kneipennamen zu googeln. Der Ansatz zeigt erfolge. Ich laufe wieder durch die benachbarten Straßen und schaffe weitere Zurodnungen. (13) Auch das ist Kabukicho. Die Kreuzung habe ich gefunden, also ich die von Screenshot 12 gesucht habe. Das riesige Plaket war sehr auffällig. Zusätzlliche Bestätigung schaffte der Schriftzug GAO am Gebäude, den man im Screenshot entziffern kann. In Shinjuku finde ich schnell heraus, dass es im Prinzip 5 Kamerafahrten gibt: Nishi (Hochhäuser), den Straßen südwestlich von Bahnhhof, das Gebiet um das Busterminal, die Straße südlich vom Bahnhof (Lumie 2), Kabukicho und die Yasukunidori. (14) Hier habe ich das mit dem FOV verpatzt. Und dieses Mal ist das fehlende Weitwinkel keine Entschuldigung. Ich hätte einfach ein paar Meter weiter hinten stehen müssen. … Und, Mann, hat sich die Baustelle verändert. Ich kenne sie noch von 2016 (Japanischkurs) mit dem Metallzylinder, den man im Video sieht. Ich bin gespannt, wann die fertig sind und was es wird. Yodobashi hat mich verwirrt. Ich vergaß, dass es mehrere Geshäfte rund um den Bahnhof gibt. Ich bin stundenlang um das falsche Gebäude gelaufen. Je mehr Bilder ich zuordnen kann, desto häufiger fällt auch der Kommentar „Ach hier ist das“ oder „Ach hier kommt man raus“. Wie gesagt: Tokyo neu entdecken. Ich finde Abkürzungen und Zusammenhänge, die mir nie bewusst waren. (15) Auch diese Aufnahme ist schlecht. Ich werde diesen Abschnitt noch mal wiederholen müssen. Es war eines der leztzten Bilder des Tages (und des Projektes). Ich war wohl gedanklich schon auf dem Weg, um Torsten zu treffen und das Abendprogramm zu beginnen. Danach werden wieder erfolgreich Kneipennamen gegoogelt. Ich stelle einen tokyotypischen Trend fest: Auch wenn das Video erst ein, vielleicht zwei Jahre alt ist, sind erstaunlich viele Kneipen veschwunden, wurden durch neue ersetzt. Tokyo ist einem konstantem Wandel unterworfen. (16) Ja, hier habe ichgeschummelt. Es ist an anderer Shop. Den richtigen habe ich nicht gefunden. Es lang nicht an fehlendem Enthusiasmus. Ich bin die Nakamise zwei Mal und googlemaps und in real abgelaufen. Die Straßenszenen sind mit 15 Ausnahmen alle „im Kasten“. 5 davon wurmen mich. Nach Stunden in google-maps bin ich mir zwar ziemlich sicher, wo sie sein müssten, finde sie aber nicht. Argh. (17) Dies ist wieder Center Gai. Bei meinem Foto ist es einfach, denn es steht auf dem Schild an der Laterne. Dieses kann man im Video aber nicht lesen. Es blieb das diagonale Straßenpflaster. Bei 4 haben ich Hoffnung, dass ich sie durch Zufall finden, wenn ich die gefundenen Strecken erneut ablaufe. Bei 6 habe ich keine Hoffnung. Es gibt zu wenig Hinweise in der Szene. (18) Das ist die erste Aufnahme aus dieser Ecke von Shinjuku, westlich der Bahnstation, unterhalb des (alten) Busterminals. Erstaunlich, es ist eine Gegend, die ich zum ersten Mal besuche, zumindest soweit ich mich erinnere. Und es ist sicherlich eine Gegend, die ich abends ansteuern werde, wenn all die Izakaya geöffnet haben, die ich gesehen habe. Jetzt kümmere ich mich erst einmal um die Screenshots der Bahnstationen und eine neue Herausforderung: Ich kann google-Streetview nicht nutzen. Es gibt zwar Aufnahmen aus den Korridoren der Stationen (ein Grund warum google-maps in Nähe von Bahnhöfen unbrauchbar geworden ist; probiert es aus), aber die helfen nicht weiter. (19) Dieser Ort war einfach: der Eingang zur Godzilla Road. Es ist eine Parallelstraße zur berühmten Straße mit dem Schild Kabukicho. 2004 war das noch ein heißes Pflaster. Mittlerweile ist es komplett familientauglich. Das Hotel am Ende der Straße hat einen lebensgroßen Godzilla neben sich. Die Detektivarbeit beginnt. Was steht auf den Schildern? Welche Bahnlinie könnte das sein. Wie sehen die Schilder für die Ausgänge aus? Erstaunlich. Ich kann knapp 2/3 zuordnen. Wie ich das genau gemacht habe, habe ich in der linken Spalte zum Bild geschrieben. (20) Ein Splitfoto. Die Kabel von der linken Seite werde ich niemals finden. Ich werde bei Gelegenheit meine „Kabelsammlung“ durchgehen und etwas Passendes ergänzen. Kabel gibt es Tokyo genug. Die Kreuzung ist übrigens die am Eingang zur Godzilla Road, nur in die andere Richtung fotografiert. Das Geschäft werden wir noch ein paar mal sehen. Am Ende konnte ich 85 Bilder eindeutig zuordnen. Bei 29 blieb mir der Erfolg vergönnt. Eine Ausbeute von knapp 75%. Ich werte das als Erfolg. Zumal ich bei einigen eine starke Vermutung habe, wo sie sein. Ich hoffe, dass ich die unterwegs finde. Und dann ist da noch die Hoffnung auf den ein oder anderen Glückstreffer. (21) Entwender das Video ist nich so alt, oder die T-Shirts hängen schon eine Ewigkeit in dem Laden. Es ist einer der Shops in der Nakamise von Asakusa, die ich schon auf google-Streetview gefunden habe. Ich habe aber nicht erwartet, dass das Foto immer noch fast 1:1 gelingt. Damit war alles vorbereitet: Die Karten mit den Positionen sind ausgedruckt; die Screenshots für den Vor-Ort-Abgleich der richtigen Kamerastellung ebenfalls. Mit im Gepäck ist immer noch die Hoffnung, den ein oder anderen Zufallstreffer zu erwischen. (22) Wir sind wieder südwestlich des Bahnhofes. Hier habe ich mich an der Reklame rechts orientiert und am Skyscraper im Hintergrund. Die Diagonalen und die ovale, angedeute Struktur legten den Verdacht auf den Cocoon Tower. Der Zeitplan ist wie folgt: ein Vormittag für Asakusa, ein Nachmittag in Shibuya und ein ganzer Tag für Shinjuku. Ich werde die Fototermine mit anderen Veranstaltungen zu kombinieren, z.B. das Nakizumo in Asakusa. Weiter geht es in Asakusa auf der nächsten Seite … [Nachtrag: Ich habe in jedem Abschnitt 5 Bilder mit einem vorher-nachher-Slider ausgerüstet. Beachtet dabei, dass ich den Bildausschnitt bisher nur grob abgeglichen habe. Ich habe meine Foto noch nicht (!) mit Hilfe von transparenten Ebenen 1:1 mit dem Screenshot abgestimmt, noch habe ich die Bilder verzerrt, damit sie passen.]