Haikyo (廃墟) ist das japanische Wort für verlassene Häuser und Ruinen; in sozialen Medien gerne auch als Lost Places bezeichnet.
Man findet sich überall in Japan; von kleinen Nagaya-Häusern in Tokyo bis hin zur berühmten Battleship Island, einer verlassenene Insel auf der knapp 3000 Wohnungen und ein Bergwerk verfallen. Die häufigsten Haikyo sind Häuser in kleinen Dörfern und Hotels in Onsenorten.
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Gebäude aufgegeben wird, vom Einzelschicksal bis hin zum Niedergang einer ganzen Region oder eines Industriezweiges. Die Beschäftigung mit Haikyo kann sschnell in eine Gesellschaftsstudie ausarten. Hierfür fehlt mir aber derzeit die Motivation. Und so will ich das Thema aus Sicht des Touristen beschreiben, frei unter dem Motte: „Was der Reiseführer verschwieg“.
Den Teil „Onsen“ habe ich in einen eigenen Beitrag ausgelagert.
Nicht nur Onsenorte hat die Depression erwischt. Auch Städte sind voll mit Haikyo, von kleinen Häusern bis zu großen Gewerbeimmobilien. Sie finden sich in vielen Straßen. Und natürlich finden sich diese Bilder in keinem Reiseführer. Man sollte sich aber mental darauf einstellen, dass Japan nicht an jeder Ecke ein Postkartenmotiv liefert. In Takaoka und Tendo wird man schon direkt am Bahnhofsausgang von Haikyo begrüßt.
Wie in allen Industrieländern gibt es eine ständige Landflucht. Dies ist in Japaner sehr extrem ausgeprägt, wo heute über ein Drittel der Bevölkerung in den Ballungsgebieten um Tokyo, Nagoya und Osaka/Kyoto lebt. Bei Fahrten übers Land.
(Traurige) Berühmtheit erreichte ein Dorf auf Shikoku. Bis auf eine handvoll alter Einwohner, stehen alle Häuser, die Schule und Kaufhäuser leer. Eine Einwohnerin hat irgendwann angefangen, Vogelscheuchen aufzustellen, damit es sich nicht so einsam wirkt. (Aber das werde ich in einem anderen Eintrag genauer ausführen.)
Besser Wohnen
Selbst in Tokyo gibt es Leerstand. Hier trifft es vor allem ältere Häuser und hier vor allem die berühmten Nagaya. Diese für Japan typischen Wohnhäuser sind nicht mehr beliebt: eng, alt, schlecht isoliert und extrem hellhörig. Teilweise haben sie nicht mal ein Badezimmer (sie stammen noch aus der Zeit in der der Besucheines Sento normal war).
Auffällig wird dies im Stadtteil Kyojima, im Osten von Tokyo. Der Stadtteil wurde von den Zerstörungen in WWII verschont. Der Flair ist komplett anders als innerhalb des Yamanoterings. Obwohl, der Sky Tree ist nur etwa 1000m Luftlinie entfernt.
Aber hier deutet sich ein Wandel an. Junge Menschen zieht es hierher. Die leeren Gebäude sind günstig. Hier kann man mit seiner Geschäftsidee durchstarten. Als Beispiel sei das Kendama-Cafe halahelu [Link] aka muumuu cafe [Link], der Maskenshop Kamenya Omote [Link] genannt (beide haben es in eine Folge von Tokyo Eye 2020 auf NHK geschafft) und das Satellite Cafe [Link], indem Kräutertees individuell aus dutzenden Einzelkrätern gemischt und aufgegossen werden.
Und es gibt weitere Ansätze leben in die alten Häuser zu bringen: Sie werden zu Ferienwohnungen umgebaut. In Yanesen (nördlich von Ueno, in Tomioka (nahe zum Flughafen Centair/Nagoya) und in Uchikawa (Toyama) gibt es bereits so Wohnungen ebenso. Mehr Japan als für ein paar Tage in einem Nagaya zu wohnen, gibt es wohl nicht. Zudem hat man eine eigene Küche und ist nicht auf Restaurants angewiesen.
Parkplätze
Während auf dem Land Baulücken sofort ins Auge fallen, sind sie in großen Städten (und hier vor allem in Tokyo) gut getarnt: Als Parkplatz für 3 bis 4 Autos.