Kaiserpalast / Shinkansen

Um 7 Uhr klingelt der Wecker; bin hundemüde. Die letzten drei Tage waren doch anstrengend. Und so wie es aussieht habe ich mich an die Zeitverschiebung gewöhnt. Um 9 Uhr und nach dem Frühstück mit Miso, Reis, Börtchen, Marmelade und Kaffee checke ich aus. Mit der U-Bahn geht es zum Haputbahnhof. Allerdings: Die U-Bahnstation Otemachi ist 680m vom Bahnhof entfernt. Ich laufe die Strecke unterirdisch. Irre durch den Bahnhof, bis ich einen Coin-Locker finde, der groß genug für mein Gepäck ist. 500yen kostet mich das. Autsch.

Dann suche ich die Ausgabestelle für den JR Pass. Er öffnet wirklich Punkt 10 Uhr und keine Sekunde früher. Eine halbe Stunde Schlange stehen hinter so einem blöden Ami, der mir den letzten Nerv raubt. Ich lege meinen Voucher auf den Tisch. Die Frage nach dem Startdatum verwirrt mich. Heute! Ich hätte den schon früher holen können. Hätte ich das gewußt. Merken. Wenn man das Startdatum noch wählen kann, das nächste Mal den JRP gleich am Flughafen holen.

Jetzt schnell zum Kaiserpalast. Vielleicht ist der Garten ja heute zugänglich. Aber wo lang. ich habe komplett die Orientierung verloren. Ich brauche weitere 30 Minuten bis zum Palasteingang. Ich bekomme einen kleinen Plastikchip als Eintrittskarte. Ich muß sie beim Verlassen wieder abgeben. So wissen die Wächter immer, wie viele Touristen auf dem Palastgelände sind. Man schreitet durch das riesige Tor in eine grüne Oase. Die Mauern sind echt heftig. Einzelne Quader habe eine Kantenlänge von fast 2m. Die europäischen Burgen wirken da fast wie Spielzeug. Beeindruckende Bauten gibt es im Inneren nicht. Dennoch hat das Gelände etwas. Liegt wohl daran, daß es Teil des Palastes ist. Ich mache einen schnellen durchlauf. Das Wetter ist eh mies und ich will ja noch in Nagoya stoppen.

Zurück zum Tokyo Hauptbahnhof. Wo sind die Koffer? WO bin ich? Ich glaube es nicht. Jetzt bin ich in Yeasu. Das ist auf der anderen Seite. Zurück. Nichts kommt mir bekannt vor. Ein Schild sagt 300m bis Nihonbashi. Ich bin komplett falsch. Das ist die nächste U-Bahn-Station. Wieder zurück. Langsam werde ich nervös. Nachdem ich den Koffer endlich gefunden habe und am Gate zum Shinkansen stehe, ist der Zug weg. War ja klar. Ach ja. Die Shinkansen haben eine extra Schranke. Es ist sozusagen ein Bahnhof im Bahnhof. Ohne gültigen Fahrschein kommt man nicht rein. Getoppt wird das ganze dadurch, daß es einen grünen und einen blauen Shinkansenbereich gibt. Man bin ich froh, wenn ich endlich im Zug sitze.

Ich hole mir ein neues Zugticket. Und stehe jetzt am Shinkansen Bahnsteig. Auf dem Fußboden sind Linien aufgemalt. Waggonnummern stehen darauf. Der Bahnsteig ist mit einem Geländer abgesichert. Die Türen sind genau da wo die Löcher im Geländer sind und die Linien auf dem Fußboden enden. Wow. Die Züge stoppen hier auf wenige Zentimeter genau. Mein zug ist noch nicht da. Die Anzeige auf dem Bahnsteig ist zweisprachig und zweischriftig. Der Zug auf dem Nachbargleis fährt gleich ab. Der Schaffner auf dem Bahnsteig schaut auf die Uhr und dann auf seinen Fahrplan. Beide Bewegungen begleitet er mit einem Handzeichen. Dann zeigt er auf den Zug, auf die Anzeige des Zuges und in die Fahrtrichtung, begleitet von dem Pfiff seiner Trillerpfeife. Der Zug schließt die Türen und rollt los. Der Zug ist lang. 16 Waggons. Als der letzte an mir vorbeirollt ist der Zug schon schnell.

Jetzt kommt mein Shinkansen. Hikari der Name. Ich steige ein. Wow. Feeling wie in einem Flugzeug. Drei Sitzreihen pro Seite. Mit Armlehne. Hier im Türbereich ist sogar ein Telefon. Platz 6A. Es gibt sogar Klapptische wie im Flugzeug, man kann die Lehne verstellen und die Beinfreiheit ist mehr als ausreichend. Und das alles  in der zweiten Klasse. Eine Durchsage und der zug rollt smooth an. Kein ruckeln. Wir sind erst ein paar Meter gefahren, da kommt auch schon der Mitropa-Mensch mit seinen Verkaufswagen. Bis Nagoya sind es nicht einmal 2 Stunden.

Wir fahren über eine breite Brücke. Unten nur ein schmaler Flus mit viel Ufer. Haben wir gerade Ebbe oder sind das Überflutungsflächen. Der Zug fährt etwa in Höhe des 3. OG. Dadurch hat man einen guten Blick auf die Landschaft. Einzig nervt, daß ein Tunnel nach dem anderen folgt. Es wird bergiger, die Bebauung nimmt ab. Hier gibt es jetzt auch Häuser mit Gärten. Geht doch.

weiter mit Nagoya im nächsten Blogeintrag …

Randnotiz:

  • Shinkansen: Es gibt verschiedene Shinkansen. Der Name bezieht sich nicht auf den Zugtyp, sondern auf die Anzahl der Zwischenstops. Hikarai hält überall. Der Kodama läßt einigen kleine Stationen aus. Der Nozumi, für JRP-Benutzer nicht freigegeben hält nur an großen Orten. Es ist der Schnellzug unter Schnellzügen.
  • Die Sitze lassen sich drehen. So sind sie immer in Fahrtrichtung. Alternativ kann man sich einen 6er-Block bauen. Das nenne ich Luxus.
  • Die Fahrstrecke Tokyo-Nagoya kostet ohne JRP fast 11000yen, das sind knapp 80 Euro. Der JRP lohnt sich jetzt schon. Tokyo-Oosaka ohne Zischenstop wären 14000yen. Autsch.
  • Nachtrag zu Shiodome: Bahnsteig und Gleisbereich sind durch Glas getrennt. Die Türen öffnen nur, wenn die U-Bahn steht. Mehr Sicherheit geht nicht.
  • Telefone: Öffentliche Telefone haben  nicht nur einen Telefonhörer. Sie haben auch einen Anschluß für Notebooks via Kabel (RJ11) oder Infrarot. Ein kleiner Klapptisch ist auch vorhanden.