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Hotels 2004

Hotel Edoya / ホテル江戸屋
3-20-3 Yushima, Bunkyo-ku, Tokyo, 113-0034 Japan
reserve@hoteledoya.com; phone: +81.3.3833.8751; fax: +81.3.3833.8759

Mein erster Eindruck von Japan. Es ist schwer zu beschreiben. Ich hatte etwas anderes erwartet. Wenn man mich fragt was, dann kann ich keine Antwort geben. Was ich vorgefunden habe, hat mir auf alle Fälle gefallen. Das japanische Zimmer war genau wie ich mir japanische Zimmer vorgestellt habe. Und es war so groß. Das Onsen auf dem Dach habe ich zu spät gesehen.

Der zweite Eindruck ist: man könnte hier und da ein paar Reparaturen machen. Die Wasserleitungen sind etwas schwach auf der Brust und auch der Teppich im Hotelflur hat seine Zeit seit Jahren hinter sich. Die Toilette war extrem klein. Von der Installation der Schüssel mitten im Raum vermute ich, daß vorher ein Stehklo verbaut war. Für Europäer etwas beengend.

Dennoch: Es war ein gelungener Start und ein guter Abschluß. Ich kann nicht meckern. Ich werde es wohl bei der nächsten Reise wieder buchen. Warum risiken eingehen.

Ryokan Kameya / 亀 屋 旅 館
1-22,4-chome, Chikko, Minato-ku, Osaka 552-0021, Japan
osaka@kameya-ryokan.co.jp; ph: +81.6.6571.0829 ; fax: +81.6.6574.0945;

Das Kameya ist ein kleines, etwas in die Jahre gekommenes Ryokan. Es wird von einem älteren Ehepaar betrieben. Mein Raum war einfach und es gab nur ein Gemeinschaftsbad. Das Ryokan liegt etwas außerhalb, nahe dem Aqaurium und dem Riesenrad, in einer ruhigen Nebenstraße. Auf der ersten Blick nicht die beste Gegend, aber mich hatte bisher nie Probleme mit so was in Japan.

Das Ryokan hat den Vorteil, daß gegenüber eine Art Waschcenter ist. Center ist übertrieben, aber dort kann man bei längeren Reise seine Wäsche machen. Wäsche  für 4 Wochen ist zu schwer (Limit am Flughafen), außerdem will man zum Ende der Reise nicht mit 4 Wochen schmutziger Wäsche herumreisen.

Anreise: Wie gesagt liegt es etwas außerhalb. Vom Stadtzentrum nehmt die grüne U-Bahnlinie. Wer von Shinosaka kommt (Shikansen), nimmt die rote Linie bis Hommachi und steigt dort um. Steigt in Osakako aus (Ausgang 1) und geht in richtig Riesenrad. Biegt in die erste Nebenstraße nach links ab. Nach etwa 50m kommt reicht eine kleine Nebenstaße. Hier auf der Ecke steht das erwähnte Waschzenter. Links ist das Kameya. Tagsüber leicht zu erkennen am blauen Dach.

[Nachtrag 2014: Das Ryokan existiert nicht mehr. Das Haus wurde Ende 2013 abgerissen. Auf einem Teil der google Streetview-Bilder sieht man es noch eingerüstet im September 2013. Auf den Bildern aus März 2014 ist weg.]

Hotel Flex / ホテルフレックス
 7-1 Kaminobori-cyo, Naka-ku, Hiroshima-shi, Hiroshima 730-0014, Japan

info@hotel-flex.co.jp; phone: +81.82.223.1000; fax: +81.82.223.5678

Das Hotel Flex ist ein sogenanntes Business Hotel. Was die Kategorie ausmacht, kann ich nicht sagen. Ich vermute mal es sagt: Kleines Zimmer und keine Extras (Pool, Saune, Bar). Die Preise liegen im Mittelfeld. Wer nur einen Platz zum Schlafen braucht, ist bestens bedient. Das Flex bekomt bei Tripadvisor immer wieder schlechte Noten. Hauptkritik ist die Zimmergröße. Und es stimmt, sie sind wirklich sehr kompakt. Mir hat es gereicht. Ich will ja nicht tanzen.

Das Hotel an sich ist vom Stil sehr modern; viel Sichtbeton. Typisch japanisch ist etwas anderers. Mein Tip für Hiroshima wäre eh ein Hotel auf Miyajima und Hiroshima als Tagesausflug.

Anreise: Dennoch, das Hotel liegt sehr günstig nur 8 Minuten vom Bahnhof entfernt. Nehmt die Südausgang (die Shinkansengleise liegen im Nordteil des Bahnhofes!). Geht am großen Kaufhaus vorbei auf die Brücke. Von hier könnt ihr rechts schon das Hotel Flex sehen. Hinter der Brücke geht ihr rechts. Nach 200m kommt wieder eine Brücke. Auf der anderen Seite direkt an der Ecke liegt das Hotel Flex. Der Eingang ist etwas unscheinbar.

Ryokan Nakajimaya / 旅 館 中 島 家
369 Nishimae-cho, Bukkoji, Takakuradori, Shimogyo-ku, Kyoto, 600-8083 Japan; phone: +81.75.351.3886; fax: +81.75.351.3889

Das ist ein Ryokan wie aus der Broschüre. Wow. Es liegt im Herzen von Kyoto in einer kleinen unscheinbaren Nebenstraße. Es kann nur durch eine Unterkunft in Gion getoppt werden. Betrieben wird es von einem älteren japanischen Ehepaar. Ich hatte das Gefühl im umfunktionierten, ehemaligen Kinderzimmer zu übernachten. Das Atmosphäre ist sehr familiär.

Anreise: Nehmt von Bahnhof ein Taxi oder für 2 Stationen die U-Bahn. Ich bin die Strecke mit schwerem Gepäck gelaufen; war kein Spaß. Es sind über 2km. Vom Bahnhof aus ist es die Karasumadori nach Norden. Die Straße führt am östlichen großen Tempel vorbei. Unter ihr verläuft die U-Bahn. Lauft bis zur U-Bahnstation Shijo. Am Ausgang 5 geht eine Straße rechts ab, die Bukkojidori. Man übersieht sie leicht. Nach 100m kommt eine Kreuzung. Geht gerade aus. Nach weitern 100m kommt links eine Straße, Takakuradori. Biegt ab und nach 50m kommt das Nakajimaya auf der linken Seite.

http://www.youtube.com/watch?v=aWDMFdUHiDE

Nachtrag: Auf Youtube habe ich ein video von der Straße mit dem Nakajimaya gefunden. Ihr seht eine typische japanische Wohnstraße. Die Fahrt startet nördlich des Ryokans.

Uotoshi Ryokan / 魚 敏 旅 館
2563, Sano, Yamanochi-Town, Shimo-Takai-Gun, Nagano, 381-0402 Japan
miyasaka@avis.ne.jp;
phone: +81.269.33.1215; fax: +81.226.33.0074

Das Uotoshi ist Ryokan der günstigen Kategorie. Wer den Blog gelesen hat weiß, daß das Haus von außen einen neuen Anstrich braucht. Der Hund, der mich nervte, sollte mittlerweile (2010) Vergangenheit sein. Ein Vorteil dieses Ryokan ist das echte Onsen. Der Betreiber war extrem hilfsbereit. Er hat mich zu den Badenden Affen gefahren, am Abreisetag zum Bahnhof und er gab mit den Tip mit dem 9 Onsen im Nachbardorf (das Beste Erlebnis auf dieser ersten Japanreise). Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß er Kyodo macht.

Anreise: Geht vom Bahnhof die Straße in Verlängerung der Bahngleise bergab. Unten macht die Straße einen Rechtsknick. Geht dann immer gerade aus über die Brücke und weiter bis die Straße zu Ende ist. Ihr steht vor einem Hotel. Das etwas versteckt liegende Gebäude rechts neben dem Hotel ist das Uotoshi. Der ganze Weg sind etwa 500m.

Ryokan Bentenkaku / 旅 館 弁 天 閣
87 Kurumayu, Naruko-onsen, Osaki-city, Miyagi-ken, Japan
n-info@bentenkaku.jp; phone: +81.229.83.2461; fax: +81.229.83.4259

Dieses Ryokan ist fast eher ein Hotel. Der Übergang scheint Japan fließend zu sein.

Anreise: Das Ryokan liegt außerhalb des Ortes. Vom Bahnhof Narukoonsen sind es 1,5km. Nehmt als ein Taxi. Alternativ steigt ihr eine Station früher aus; in Narukogotenyu. Von hier aus sind es nur 900m.

Von Narukoonsen aus geht ihr die Straße durch das Dorf, die der Fahrtrichtung des Zuges entgegengesetzt ist (Gleise sind links). Die Strasse endet am Highway 47, der parallel verluaeft. Das Bentenkaku ist das letzte Haus; gleich hinter der Tankstelle

Von Narukogotenyu aus folgt ihr der Straße von Bahnhof bis hinunter zum Highway 47. Folgt dem Highway nach links. Zuerst sind auf der linken Seite nur Berg. Das erste Gebäude nach 400m ist dann das Bentenkaku.

–== English Blog ==–

Kyoto / Tag 2

Das Frühstück war wieder super. Ach ja, hatte gestern vergessen zu erwähnen, daß der Ryokan-Chef auf Westfutter umgestellt hat. Er hatte beim ersten Frühstück wohl gemerkt, daß die japanische Version nicht so ganz mein Fall ist. Er entschuldigt sich wie gestern schon, daß es nicht ganz so umfangreich ist wie er es sonst seinen Gästen anbietet. Mir reicht es: Brötchen, Rührei, Salat, Kaffee, Früchte (geschmacklich eine Mischung aus Apfel und Pfirsich, muß den Namen rauskriegen).

Die erste Station heute wird das Nijo-jo. Auf halber Strecke muß ich eine von vielen Ampeln benutzen. Ich habe grün. Aber von links kommt die Feuerwehr mit Sonderrechten. Blaulicht wäre nicht das richtige Wort. In Japan haben Sonderrechtfahrzeuge ein rotes Rundumlicht. Ich bleibe stehen und … die Feuerwehr bremst und hält an. Wie jetzt? Ich winke den Löschzug durch. Warum halten die an? Über Lautsprecher höre ich noch ein Dankeschon und der Fahrer des zweiten Fahrzeugs macht die Geste für „Entschuldigung“. Die spinnen die Japaner.

Das Nijo-jo rangiert als Burg, ist aber eher ein großes Samuraihaus. Es war ein Wohnschloß und Regierungssitz. Im inneren gibt es viele Korridore und Zimmer mit Tatamimatten. Sehr geräumig und sehr edel. Schwere Holzbalken, Papierschiebetüren. Das besondere ist aber der Fußboden. Wenn ich das richtig gelesen habe, heißt er Nachtigallengang. Wenn ihn entlang geht, twitschert er. Besser gesagt, das Holz quietscht. Die Holzbalken sind besonders gelagert und gegeneinander verspannt. Keine Chance unbemerkt die Gänge entlang zu schreiten. Ich habe es probiert. Schuhe darf man eh nicht tragen. Aber selbst auf Socken gelingt es nicht. Spätenstens der vierte Schritt quietscht. Ein bessere Alarmanlage gibt es nicht.

Weiter geht es zum Kaiserpalast. Die Parkanlage ist nach westlichem Vorbild, hat aber auch japanische Elemente. Es ist der Park in dem ich gestern Nacht noch kurz unterwegs war. Auf das Palastgelände kommt man nur mit Anmeldung und mit Eskorte. Mal sehen. Auf zum Palastamt. Es gibt nur eine Führung um 14 Uhr. Hm. Es ist 11:45. Das durchkreuzt meine Pläne für heute. Aber die Chance sausen zu lassen wäre noch dämlicher. In Kyoto und dann den Palast nicht besuchen. Der Plan wird geändert.

Auf zum goldenen Pavillion. Da die Zeit drängt, also probiere ich den Bus. Klappt ganz gut. Leider gibt es keinen Plan für das Busnetz. Aber das Zeiche für Gold (Kin) kann ich lesen. Bleibt nur noch die Frage, wo ich aussteigen muß. Ich steige eine Station zu früh aus. Unterwegs hake ich dann schnell noch den Kitano-Schrein und den Hirano-Schrein ab. Der erste ist ganz nett.

Der Kinkaku-ji ist ein Kracher. Der ganze Pavillion ist vergoldet. Komplett. Von oben bis unten. Er steht direkt am Tempelsee. Darüber der blaue Himmel. Was für ein Postkartenmotiv. Der Park ist sehr erholsam und bietet mehrere Perspektiven. Leider drängt die Zeit. Wie so häufig.

Ich bin spät dran. Ich schalte einen Gang höher. Ich überhole sogar eine Gruppe von Schülern, die der Sportlehrer durch den Park scheucht. Die Palastwache feuert mich mit „go go go“ an. Das sind Bonsupunkte. Vielleicht kann ich die irgendwie nutzen.

Der Palast ist wirklich einen Besuch wert. War die richtige Entscheidung. Große Gebäude, mächtige Dachkonstruktionen. Vor allem das Zeremonialtor ist gewaltig. Vor die Fenster sind riesige Holzgitter.; sind quasi die japanische Version von Fensterläden. Sie werden aber nach oben aufgeklappt und dienen dann als Sonnenschutz. Pfiffige Idee. Einige Nebengebäude sind erst 1911 gebaut. Der Garten hier im Palast wäre eine Ehrenrunde wert. Aber unsere Gruppe wird von vier Wachleuten eskortiert. Keiner darf die Gruppe verlassen.

Nächster Stop ist der Ryoan-ji. Er beherbergt den wohl bekanntesten Steingarten der Welt. Es ist der Steingarten. Der Prototyp aller Steingärten. Ok, auf dem Weg dorthin habe ich mich kurz im Straßengewirr von Kyoto verheddert.

Der Tempel ist auf den ersten Blick wie jeder andere auch. Ehrwürdige alte Gebäude und ein japanischer Tempelgarten. Hinter Bäumen gut versteckt steht ein weiteres Haus. Man betritt es ohne Schuhe. Ist in Japan so üblich. Es geht durch das Haus zur Verande. Hinter dem Haus ist der Garten. Sand. Weißer, grober Sand. Es gibt drei Gruppen von Steinen. Hier sieht man auch etwas Gras und Moos. Der Rest ist Sand. In den Sand sind Muster eingeharkt. Wenn man jetzt weiß, daß der Sand das Meer symbolisiert, dann wird das Muster schnell zu Wellen. Der Garten ist kleiner als ich ihn erwartet habe. Alle Fotos, die man kennt, täuschen. Das tut dem Eindruck aber keinen Abbruch.

Im Gebäude fällt mein Blick auf 11 rote Eimer mit Wasser. Die japanische Version des Feuerlöschers. Ich kannte die Eimer aus Anime. Hätte nie gedacht, daß die immer noch im Einsatz sind.

Der Tag ist eigentlich rum. Mit Glück schaffe ich es noch mal zum Kinkaku, der ist gleich um die Ecke. Ich wollte vorhin schon eine Schale Tee am Pavillion trinken. Leider ist die Teehütte schon geschlossen. Verdammt. Die Japaner und ihre Öffnungszeiten. Damit muß ich auch den Daitoku-Tempel von der Liste streichen. Jetzt erst mal Pause.

Auf dem Weg zur U-Bahn verhedder ich mich schon wieder im Straßengewirr. Das ist echt nicht mein Tag. Bin jetzt an der  Imadegawadori. Wo auch immer die ist. Hier gibt es eine Post. Zeit für Postkarten in die Heimat. 70yen (53 cent). Unglaublich wie billig das ist. Zwei Straßen später bin ich am Park beim Kaiserpalast. Jetzt kann ich mir die U-Bahn auch sparen.

In der Yanagibabadori – das ist ein Name – sehe ich die „Whisky-Bar Seven & Seven“. Jetzt habe ich Urlaub. Der Laden ist klein – wie so oft in Japan. Platz für vielleicht 10 Gäste. Die Hälfte der Plätze ist am Tresen, wo ich Platz nehme. Hinter dem Tresen der Barkeeper, ein älterer Japaner. Wie aus dem Handbuch: nach hinten gegelte Haare, schwarze Hose, weißes Hemd mit Fliege, dazu ein Weste. Ich bestelle einen Suntory Royal. Einer der etwa 40 Whisky, die hinter dem Barkeeper im Regal stehen. Das ist mal ne Whiskybar. Warum finde ich die Bar erst heute? Es kommt wegen der Sprachbarriere nur ein kurzes Gespräch zustande.

Um 19 Uhr starte ich zum Ryokan. Duschen, dann was essen und eventuell noch einmal hierher? Die Bar ist echt der Knüller. Die dunklen Hölzer, einfach die gesamte Atomsphäre. Das ist Urlaub. Das habe ich gesucht. Auf der Ginza kaufe ich noch schnell eine Dose mit Gyokoro-Tee. Wenn ich schon im Tempel keinen bekommen habe, dann hier. Im Ryokan folgt dann das japanische Bad: erst duschen, dann im heißen Wasser entspannen. An diese Tradition kann man sich echt gewöhnen. Noch während des Bades überlege ich, wie ich das in Deutschland realisieren kann.

Zum Dinner gibt es Okonomiyaki. Die Zutaten sind anders als in Hiroshima. Die Nudeln fehlen und der Geschmack ist etwas anders. Dann zurück zum Seven & Seven. Die Bar ist gut besucht. 6 Gäste, also die halbe Bar. Als ich eintrete, werde ich verwunder angeschaut. Alle denken wohl, daß ich mich verirrt habe. Ich werde vom Barkeeper als Doitsujin vorgestellt und schon beginnt die Konversation.

Ich bestelle einen Singapore Sling. Der Barkeeper versteht sein Handwerk. Es macht Spaß ihm zuzuschauen. Er bietet keine Show. Dennoch ist jeder Handgriff kunstvoll und präzise, so ohne Schnörkel. Ich sage mal frech: Die Teezeremonie für Cocktails. Gut, der Vergleich hinkt gewaltig. Zum Abschluß noch eine Jamesson-Whiskey als Hommage an meine Irland-Zeit.

Um 23:02 stehe vor dem Ryokan. Die Tür ist zu. Scheiße. Müssen die Japaner das immer so genau nehmen. Die sind ja schlimmer als wir Deutschen. Was tun. Ich muß klingeln. Der Betreiber öffnet die Tür. Ich entschuldige mich mehrfach für diesen Fehler.

Randnotiz:

  • Fazit: Ein gelungener Tag; den Palast besichtigt; Highlight war des Seven & Seven.
  • Beide Hände mit den Handflächen zueinander auf Höhe des Kopfes ist „Bitte“.
  • Nur eine Hand ist eine „Bitte um Entschuldigung“ / „Sorry“
  • Es gibt die roten Eimer mit Löschwasser wirklich.
  • Die Feuerwehr hält an, auch wenn sie Vorfahrt hat.
  • Ich will ein Kamidana und ein japanisches Badezimmer.
  • Der Barkeeper erinnerte mich etwas an den Butler aus „Hart aber Herzlich“.
  • Das mit der Sperrstunde (Curfew) muß ich beim nächsten Urlaub umgehen.

Okayama / Seto-Ohashi

Heute ist schon die Abreise aus Hiroshima. In Restrospektive wäre ein Hotel auf Miyajima die bessere Option gewesen. Das nächste Mal. Ich verlasse die Stadt aber nicht ohne vorher beim Schrein vorbeizuschauen. Die Buden stehen noch und sind geöffnet. Es sind kleine Zeltbauten, diein ihrer Form an Bushäuschen erinnern. Der Tisch ist ein Tapeziertisch. So professionelle Buden wie in Deutschland sucht man vergebens. Dadurch wird etwas familiärer und auch etwas provisorisch. Ich kenne die Buden ja schon aus Mozu. Ich bleibe bei meinem Urteil: Es wirkt einfacher und schlichter und dadurch erfrischend anders. Nebenan ein Flohmarkt.

Direkt am Schrein steht eine Bühne. Auftritt hat gerade eine optisch und musikalisch durchgekrachte Girliegruppe in Schulmädchenuniform.  So etwas kann es nur in Japan geben. Zielgruppe scheinen Mädchen unter 14 Jahre zu sein. ich hoffe es zumindest. Die Alternative wären Mit-40er mit einem Lolita-Uniform-Fetisch (was in Japan eine nicht ganz abwegige These wäre). Yeiks.

Aber was danach kommt, ist noch schräger. Oh ja, das ist wirklich möglich. Ich weiß nicht was das ist, aber es wirkt der fleischgewordene Anime. 3 Mädels in bunten Kostümen und noch schrillerer Stimme. Wenn man durch den Sucher der Kamera auf die Bühne zoomt ist das wie ein LSD-Trip. Ich halte Abstand. Die Melodie erinnert an ein Anime-Intro. Ich vermute es ist auch eines. Zurück zum Hotel, bevor meine Ohren bluten. Check-out.

Okayama

Mit dem Shinkansen, pünktlich wie immer, geht es an Shinkurashiki vorbei eine Station weiter nach Okayama. Die Tasche verschwindet in einem Coin Locker. Bis zum Garten und der Burg sind es 1,5km. Wieder einmal kurz genug für einen Fußmarsch.

Erster Stop ist die Burg Okayama-jo. Die erste Burg in schwarz. Nagoya, Oosaka und Himeji waren weiß. Diese hier ist mit schwarzem Holz verkleidet. Sie hat auch den Beinamen Krähenburg. Ein schöner Konstrast sind die weißen und goldenen Verzierungen. Auf eine Besichtigung verzichte ich. Bei einem Eintrittspreis von 800yen bin ich plötzlich geizig. Die Burg ist auch die kleinste, die ich bisher gesehen habe. Unterhalb der Burg auf der anderen Seite des Flusses ist ein japanischer Garten.

Der Garten ist der Koraku-en. Einer der drei berühmtesten Gärten in Japans. Eine Brücke führt direkt von der Burg rüber. Der Garten ist schon angelegt. Er hat sehr große Rasenflächen. Im Vergleich mit Hiroshima wirkt er dadurch sehr westlich. Aber auch japanische Elemente sind vertreten. Es gibt einen großen Teich mit bewachsenen Inseln und auch eine Berglandschaft. Zudem gibt es einen Teehütte und einen Pavillion. Im Park genieße ich auch meine zweites Frühstück.

Seto O-Hashi

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof kommt mir eine Schnappsidee: Kaffee und Kuchen auf Shikoku. Von Okayama aus fahren Züge über die Seto-O-Hashi nach Shikoku. Die Brücke ist irre lang. 13,1km. Sie besteht aus 2 Hängebrücken und 2 Schrägseilbrücken. Dazwischen gibt es Stahlfachwerkbrücken und Viadukte. Die Brücke geht nicht in einem Schwung rüber, sondern macht ein Inselkopping. Die Brücke hat zwei Ebenen, wobei die Bahngleise in der unteren liegen. Es ist also ein 13km lange Fahrt durch Stahlträger  zu allen Seiten. Die Seto-Brücke ist zudem die weltlängste Brücke mit 2 Fahrebenen. Diesen Rekord will ich mitnehmen.

Der Local fährt mit knapp 60km/h. Die ganze Reise dauert also eine Viertelstunde. Unter dem Zug die Inlandsee, um den Zug herum rauschen die Stahlträger vorbei. Dann kommt Shikoku in Sichtweite. Allerdings ist das Erste, was man sieht ein Industriehafen. Überall Gastanks. Jede Menge Schiffsverkehr unterhalb der Brücke.

Schankt die Brücke oder bin ich das? Der Zug schwankt in einem Tempo, das nicht zum Zug paßt. Es muß die Brücke sein. Hoffe ich zumindest. Ein Erdbeben wäre jetzt echt blöd.

An der ersten Station in Shikoku steige ich aus und versuche in Richtung Wasser zu kommen. Ohne Karte von dieser Region verliere ich die Orientierung. Zurück zum Bahnhof. Wir streichen das Foto von der Brücke und gehen gleich zum Kaffee über. Um 16:20 geht es zurück nach Okayama und dann mit dem Shinkansen weiter. Wie schon in Hiroshima stelle ich mich einfach auf den Bahnsteig und warte. Man braucht nicht unbedingt ein Ticket, wenn man den JRP hat. Das Ticket ist für einen Sitzplatz. Es gibt aber immer mehrere Waggons die als „unreserved“ markiert sind. Hier gilt: Wer zuerst einsteigt, sitzt. Bis jetzt klappt das ganz gut.

Ich erreiche Kyoto in Dunkelheit. Ich habe einiges über den Bahnhof gelesen. Aber die zentrale Bereich ist wirklich riesig. Hoch, um genauer zu sein. Mein Herren. Jetzt aber zum Ryokan. Ich habe die Strecke unterschätzt. Meine Herren. Die Karte hat keinen Maßstab zum Ryokan. Böser Schnitzer. Die letzte U-Bahnstation war Go-jo, also 5. Das Ryokan hat irgendetwas mit 3. Ein paar Straßen sind es noch. Doch die U-Bahn? Ich sehe die Preise. Nein Danke. Nicht für zwei Stationen. Weiter. Alle paar Meter sattel ich den schwere Tasche um. Shin-jo. Oh Mann. Aber wir kommen dichter. Weiter und immer weiter. Jetzt stehe ich an der großen Querstraße. Zu weit. Verdammt. Also zurück und in die Seitenstraßen. Das hier ist ein typisches Innenstadt-Wohngebiet. Keine lesbaren Buchstaben mehr. Auch die Straßenschilder sind in Kanji. Es hilft nichts. Ich muß mich durchfragen. Noch ein paar Kurven, dann stehe ich vor der Tür. Es ist ein Wohnhaus wie jedes andere hier auch. Nur ein kleines Schild weist es als Ryokan aus. In England fällt das sicherlich unter B&B.

Ich öffne die Tür und sage „sumimasen“. Das ist nie verkehrt. Der Ryokanbetreiber kommt zur Haustür in Begleitung seiner Frau. Beide begrüßen mich durch eine Verbeugung auf dem Fußboden. Auweia. Etikette. Keine Ahnung wie ich darauf reagieren soll. Zum Glück federn die beiden gleich wieder in die Vertikale und bitten mich herein. Wow. Wirklich japanisch. Bei dem Ryokan habe ich ein goldenes Händchen gehabt. Mein Zimmer ist im ersten Stock. ich vermute es war früher ein Kinderzimmer. Die Decke ist nicht sehr hoch (zumindest für meine 180cm etwas zu flach). Ein einfacher Raum mit Tatami. Es gefällt mir auf Anhieb. Sofort kommt mir der Gedanke: So könnte mein Zimmer aussehen, wenn ich in Japan aufgewachsen wäre. Ein kleiner Fernseher, ein flacher Tisch und der Futon zum Schlafen. Was will man mehr.

Mein Plan für den Abend war: erst essen, dann schön ins Bad. Der Ryokan-Betrieber macht mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. Er besteht darauf, daß Gäste zuerst das Bad benutzen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, daß man in Japan erst duscht und dann für ein paar Minuten zur Entspannug in die Badewanne steigt. Das Wasser hat etwa 43 Grad. Das Wasser in der Badewanne wird dabei von allen Gästen benutzt. Man hat ja vorher ausgiebig geduscht. Die Betreiber des Ryokan baden dann zuletzt. Gäste habe das Anrecht auf frischen Wasser. Mir wäre es egal, zumal ich Hunger habe. Aber hier scheint es im das Prinzip zu gehen, das Prinzip Gastfreundschaft in Japan. Und da das Ehepaar den Charme von Großeltern ausstrahlen, hat man auch nicht wirklich Argumente zur Hand. Die Baderegeln gibt es als laminierte Karte mit ins Bad. Ist eigentlich ganz einfach:

  • Erst duschen und Haare waschen, dann in die Badewanne.
  • Keine Seife in der Badewanne; auch keine Reste am Körper.
  • Das Wasser nach dem Bad nicht ablassen.
  • Keine Handtücher oder Waschlappen in der Badewanne.
  • Alles ordentlich hinterlassen.

Ist eigentlich ganz simpel. Aber mir werden die Regeln trotzdem erklärt und die besagtge Karte mitgegeben. Entweder glauben Japaner, daß die Regeln kompliziert sind oder sie haben mit Ausländern nicht immer die optimale Erfahrung gemacht.

Für das Abendessen zieht es mich wieder 100m nordwärts auf die Ginza. So wie es aussieht zieht es mich nach dem Motte-Licht-Prinzip immer wieder in diese Gegenden. Leider ist es schon 8:30 Uhr und viele Geschäfte haben schon geschlossen. Daher gibt es einen Stop bei Mäcces. Danach noch eine zweite Runde. Plötzlich sehe ich zwischen den ganzen Kaufhäusern Lampions. Hier steht wirklich ein Tempel, mitten auf der Shopping-Straße.

Randnotiz:

  • Der Standardpreis für ein großes Coin-Locker-Fach scheint 600yen zu sein.
  • Okayama und Kurashiki sind gut für einen Stop beim Hotelwechsel.
    Beide Orte hintereinander sind machbar, aber erfordern eine gute Planung.
  • Fazit: Tag ok. Soll erfüllt.