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Nikko Matsuri und Steigungen

Matsuri-Tag. Again. Diesmal ist der Ort des Geschehens Nikko, die alte Tempelstadt. Kurz vor 8:30 Uhr gibt es erst einmal Frühstück; Western Style. Schließlich ist dies das Nikko Kanaya. Noch britischer geht es nur in England selbst. Um 9:30 Uhr geht es raus. Unten an der Brücke treffe ich die ersten Festwagwen. Was für ein Timing.

Die Festwagen sind kleiner und bei weitem nicht so prunkvoll wie in Takayama. Ihre Funktion ist auch ein völlig andere. Soweit ich es verstanden habe, hat jeder Schrein in der Umgebung so einen Wagen, der eine Art mobile Version des Schreins darstellt. Auf jedem Wagen sind mehrere Musiker. Um das Gewicht gering zu halten und den Platz besser zu nutzen sind es meist Kinder und nur 1-2 Erwachsene, die die Lieder und den Takt vorgeben. Die Wagen sind mit Kirschbaumzweigen (allerdings die Plastikversion) geschmückt. An jedem Wagen hängen Laternen, auf denen der Herkuftsort aufgedruckt ist. Die Kanjis kann ich einzeln lesen, aber als ein Wort bzw. Ort? Da fehlt die Praxis.

Hinter der Brücke geht es die Straße bergauf zum Schrein. Die Steigung ist mit etwa 8-10% beachtlich, das Gewicht der Wagen, ich schätze mal so 1,3 Tonnen, auch. Noch während ich Fotos mache, kommt ein „Please help“. Und ehe ich mich versehe stehe ich zwischen den Japanern und ziehe mit. Offensichtlich wird nicht jeder Ausländer gefragt und die meisten ziehen nur ein paar Meter für ein Foto. Nicht mit mir. Die Kamera bleibt am Mann und ich ziehe bis zum Ende der Steigung. Zum Dank gibt es Sake und Bier. Nur ich, nicht die anderen Touristen. Hehe. Man kommt ins Gespräch.

Von hier aus geht es ohne Steigung weiter. Ich nutze die Chance und überhole einige Wagen. Erst kurz vor dem Schrein, auf dem Sandweg, nimmt die Steigung wieder zu. Die letzten 30m sind eine steile Holzrampe. Das ganze sieht gefährlich aus. Erst ein paar Fotos, dann packe ich wieder mit an. Oben angekommen ziehen die Wagen zum Hauptgebäude, hier wird shintoistisch gegrüßt, dann geht es weiter auf den Platz vor dem Gebäude. Es wird immer voller. Ein Wagen nach dem anderen trifft ein. Ein Ablaufplan wäre nett. Was passiert als nächstes?

Delagationen von einem Wagen gehen zu den anderen Wagen, vor denen Leute sitzen. Es wird etwas kompliziert mit Fächer angegrüßt. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Ich habe auch keine Zeit nachzudenken. Eine Prozession macht sich bereit. Ich muß mir einen guten Platz für Fotos suchen. Einen regensicheren dazu denn das Wetter schlägt um. Sprühregen. Die Prozession geht zum Seitentor hinaus. Ich sehe Pferde, Fußsoldaten, Priester … Das ganze Programm. Der Anblick läßt einen 200 Jahre zurück reisen. Der Regen wird stärker. Ich folge dem ganzen zu einem anderen Schrein (Namen muß ich noch mal raussuchen). Im Schrein folgt ein Shintoritual. Ich versuche so unaufällig wie möglich zu bleiben. Ich will vermeiden, daß man mir das fotografieren untersagt.

Danach geht es zurück zum Hotel. SD-Karte ist voll, die Batterien leer. Und der Regen fordert seinen Tribut (Kameredisplay und Autofouks sind weg). Nach einer eher kurzen Pause geht es zurück in das Tempelareal. Ein bischen Besichtigung muß auch sein. Beim letzten Mal habe z.B. die drei Affen total übersehen und ich will der schlafenden Katze Hallo sagen. Die Schreingebäude in Nikko sind einmalig. Die Stützbalken sind sehr verspielt aufgebaut und bunt lackiert. Auch sonst gibt es hier eine unglaubliche Detailfülle, wie man sie sonst eher in China erwarten würde. Diesen Baustil findet man nur in Nikko. Zumindest habe ich ihn außerhalb noch nie gesehen. Kein Vergleich zum Schrein in Ise, der im Vergleich zu diesen hier zen-mäßig unterkühlt wirkt.

Nächster Stop ist die Halle des schlafenden Drachen. Die Halle ist eine Meisterleistung der Baukunst. Decke und Boden sind leicht konkav. Wenn man an de richtigen Stelle klatscht, kann man für fast 2 Sekunden ein Echo hören. Bei 5m Deckenhöhe wären das dann 132 Reflexionen. Und das funktioniert nach hunderten von Jahren noch so.

Der Regen wird noch stärker, meine Kamera ist bald wieder am Ende/geflutet. Das Matsuri neigt sich dem Ende. Es geht über die steile Holzrampe abwärts. Nicht ganz ungefährlich; das Holz ist nass und rutschig. So mancher Wagen ist kurz vor „außer Kontrolle“. Unten vor der zweiten Steigung (die runter zur Hauptstraße führt), sammeln sich die Wagen und werden mit Laternen geschmückt. Es ist 18:20 Uhr und es wird dunkel. Die Plastikkirschzweige leuchten in kräftigem rosa. Es regnet immer noch. Die meisten Wagen sind mit Plastikplanen gschützt.

Der Trommler gibt den Takt vor, und die Wagen setzen sich in Bewegung. Shakuhachi, Trommeln, laute Kommandos. So stellt man sich ein Matsuri vor. Es geht im dunklen die steile Straße runter und dann auf der Hauptstraße weiter. Polizisten stoppen den Verkehr. „Samurai“ (ein besserer Name fällt mir nicht ein; er bezieht sich nur auf die Kleidung) mit Laternen gehen voran. Es beginnt der Kampf mit Abstand, Blitzleistung und Bewegung. Wenn ich hieraus drei gute Fotos kriege, würde mir das schon reichen. Ich folge den Wagen durch halb Nikko.

Um 21:15 geht es endgültig zurück ins Hotel. Ich habe genug vom Regen. Die Batterien sind auch schon wieder tot. Für das Resto ist es schon zu spät, aber für mich wird eine Ausnahme gemacht. Ich ordere Karee (wenn man so will das japanische Spaghetti Bolognese) für 2100円. Nobel geht die Welt zu Grunde. Also noch eine kleine Käseplatte vorweg und Kuchen zum Nachtisch; dazu Rotwein. Die Soße für das Karee wird in einer Silberschüssel serviert. Reines Sterlingsilber. Irre schwer. Das Besteck dito. Anschließend geht es in die Hotelbar Dacite; dunkle Hölzer, gedämftes Licht, Kaminfeuer, Ledermöbel und Jazz. Ein Tresen und dahinter Whiskeyflaschen und ein Barkeeper. Es fehlt nur noch der Duft von Pfeifentabak. Die Dekadenz des Abendessen wird hier ihre Fortsetzung finden, bei Yamazaki Whisky, einem Bosten Cooler Cocktail und mal sehen, was noch folgt.

Nachtrag: Es sind so viele Nikko-Bilder. Ich habe die Bilder von meinem Rundgang auf gestern verschoben, da es von der Reise nach Nikko nur 3 gute Bilder gab.

Nikko und ein Regenschirm

Der Wechsel nach Nikko ist geprägt von Zugfahrten: 2 Stunden nach Nagoya, 2 weitere Stunden nach Tokyo, 2 nach Utsunomiya und eine von fort nach Nikko. Ein Sightseeing-Zwischenstop ist da nicht drin. Oder? Da ist ja noch mein Regenschirm in Nagoya.

Ach ja. Hatte ich glaube ich noch nicht erzählt. Hier im Ryokan stehen so kleine Tonfiguren in einer Vitrine. Alle mit spitzem Mund. Es sind Räuchergefäße. Das Geheimnis der Figuren kann ich nicht ganz lösen. Es gibt 100 Stück und es sind Personen der japanischen Geschichte. So viel habe ich raus.

Nach einem ausgiebigem Frühstück und Koffer wieder zusammenpacken geht es los zum Bahnhof. Um 10:30 Uhr gleich der erste Patzer. Die Züge fahren stündlich nach Gifu, außer … Richtig, außer um 10:37 Uhr. Genau dieser Zug fährt als Local nur bis Minaota. Meine Zeitplanung „2+2+2+1“ muß um eine weiter Stunde Wartezeit ergänzt werden.

Was tun? Wir nehmen den Local. Der Express eine Stunde später wird schon aufholen. Nach dem Fahrplan in Minaota auf 11 Minuten. Eine sichere Sache. Und los. 2 Waggons Local, das gleicht eher einem Schienenbus. Außer mir sind 6 Fahrgäste an Board. Gleich am ersten Halt fällt mein Blick auf einen riesigen alten Baum. Ich erfahre, daß das der älteste Kirschbaum Japans ist. Schnell ein Foto. Das hätte ich im Express verpaßt. Weiter geht es im Zuckeltempo.

Kurzer Stop in Minaota. Ich habe mich irgendwo verlesen, denn nach Anzeigentafel habe über 20 Minuten. Zeit für einen Kaffee. Eine Stunde später bin ich in Nagoya. Der halbe Tag ist rum. Ich buche ein Shinkansenticket und eile dann (mit Koffer) zum Hotel, um meinen Regenschirm zu holen. Auf dem Rückweg noch ein Stop bei „Big Camera“ und anschließend die Feststellung, daß ich den Zug verpaßt habe. Habe irgendwie die Ziffern auf den Ticket durcheinander gekriegt. Also: neues Ticket. In Tokyo wird dann der Shinkansen gewechselt (von Grün nach Blau). Stressig wird es in Utsunomiya. 2 Minuten liegen zwischen Ankunft des Shinkansen und Abfahrt der JR Nikko Line; ein Bummelzug, der mich 2004 zur Weißglut getrieben hat. Mit Anlauf und Riesenkoffer. Der Impulserhaltungssatz wäre auf meiner Seite. Geschafft. Es ist bereits dunkel, als ich in Nikko ankomme. Es folgt die letze Etappe; mit dem Taxi zum Hotel.

Ich glaube ich bin hier falsch. 2 Pagen kommen mir entgegen. Einer verschwindet mit meinem Gepäck, der andere eskortiert mich zur Rezeption. Er kurbelt sogar die Drehtür für mich. Im Marco Polo stand zwar was von Luxushotel, aber … Hoffentlich stimmt der Preis aus dem Internet. Ich sehe schon meine Kreditkarten schmelzen. Nach dem Check-in geht es mit Eskorte zum Zimmer. Meine Koffer sind schon da. Das Haus ist eine Mischung aus Japanischen und altem englischen Stil. Eine faszinierende Kombination. Dunkle, alte Hölzer; überall Teppichboden, im Restaurantbereich Parkett. Mein Zimmer ist extrem geräumig, hat zwei englische (= butterweich gefedert) Betten, ein Badezimmer mit Badewanne und eine Minibar. Und es ist die erste Minibar, die ich sehe, die gefüllt ist. Ich entdecke sogar Bier und Whiskey.

Was ich bis jetzt nicht wußte: Das Nikko Kanaya ist das älteste Hotel im westlichen Stil in Japan. Preislich normalerweise bei 200€ plus. Irgendwie bin ich, eher durch Zufall, an ein Zimmer für 134€ gekommen. Der Service ist bis jetzt 5 Sterne superior. Dagegen ist das Radisson ein besseres Hostel.

Da das Resto schon geschlossen hat, suche ich mir eine Kneipe und entdecke mal wieder so ein Fundstück der Woche. Komplett zugerümpelt mit europäischen Kitsch. Der Gesamt- eindruck samt Publikum ist irgendwie „verschroben intellektuell“. Leider gibt es auch hier nichts Eßbares. Also halte ich mich an Hopfenkaltschalen.

Nachtrag: Ich hab heute die Bilder aus Nikko im Prorgamm, da es vom Wechsel selbt keine guten Bilder gab.

Infos zum (zweit?)ältesten Kirschbaum

Nikko / Geldautomat

Heute ist der letzte Urlaubstag in Japan. Ich habe meine gesamte Liste abgegrast. Gut, den ein oder anderen Tempel oder Schrein hab ich verpaßt. Komplett offen ist aber Nikko.

Anreise

Davon abgeshen, daß ich viel zu spät aufstehe und zu lange am Frühstückstisch sitze, kommt der nächste Schock am Bahnhof. Der schnelleste Weg ab Ueno ist der Shinkansen. Der kostet aber 6000yen. Bei allem was recht ist. Nein. Plan B wäre der normale Zug. (Nennt man die eigentlich Kansen? „Shin“ heißt übersetzt neu.) Der Preis ist immer noch hoch, aber für mich ok. Der Haken kommt während der Fahrt. 100 Minuten fährt die Bahn nach Utsunomiya, wo ich umsteigen muß. 100 Minuten durch ein Häusermeer, das nicht zu enden scheint. 100 Minuten ist Lübeck-Hamburg hin und zurück. Hier ist es Tokyo. Einfach nur Tokyo. Haus an Haus. Erst kurz vor dem Ziel nimmt die Bebauungsdichte ab. Eine größere Lücke gab es nicht.

In Utsunomiya dann 50 Minuten Wartezeit. Der Anschlußzug ist gerade weg. Ich hätte ich gekriegt, wenn ich sofort zum anderen Bahnsteig gegangen wäre. Meine Laune sinkt. Die Fahrzeit sind noch einmal 45 Minuten. Fazit: 195 Minuten von A nach B. Darauf erst einmal Karre und ein Bier. – Karree ist eine komisch Kombination. Am besten Beschreibt es sich als deutsches paniertes Schnitzschnitzel, mit indischer brauner Currysoße (daher der Name) und japanischem Reis. Man kann es essen. Es ist billg, macht definitiv satt. Und es gibt viele Variationen. Langweilig wird es nicht. Aber Vorsicht. Das rote als Garnitur ist eingelegter Ingwer.

Nikko

Nach weiteren 45 Minuten mit dem Zug der Nikko-Line bin ich endlich am Ziel; um exakt zu sein fehlen noch 2km Fußmarsch. Es ist bereits 14 Uhr. Mir bleiben gerade einmal 2,5 Stunden. Und ich brauche Filmmaterial. Gestern in Hakone ging der vorletzte Film drauf. Ich habe nur noch 20 Bilder übrig. Wo finde ich auf die schnelle ein Fotogeschäft. Ich frage eine Gruppe junger Japaner. Sie haben Negativmaterial mit. Ich kaufe ihnen drei 24er-Filme zu je 300yen ab. Das sollte reichen. Los.

Die Straße geht immer geradeaus und leicht bergauf. Auf beiden Seiten gibt es ein Geschäfte und Kneipen. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre es eine richtige schöne Straße. Jetzt aber nervt sie ein wenig. Die Straße endet an einer T-Kreuzung. Links steht die rote heilige Brücke Shinkyo. Betreten kann man sie nicht. Sie ist abgesperrt.

Auf der anderen Seite der Straße warten Stufen. War ja so klar. In Stein gemeißelt steht hier „Weltkulturerbe“. Ich bin gespannt. Die Stufen rauf; links ab; den Sandweg lang, rechts; weiter den Sandweg lang; am Sanbutsu-do Tempel vorbei im Eilgang zum Tosho-gu. Er ist so ganz anders als die anderen Schreine. Chinesisch verspielt. Sehr viel Geld. Die Balkenkonstruktion wirkt überladen und chaotisch. Das Design ist mit nichts zu vergleichen, was ich in den letzten 4 Wochen gesehen habe. Er ist quasi der volle Kontrast zu Ise-jingu. Und das waren nur die Schätzhäuser.

Das Hauptgebäude ist ein paar Stufen. Zu beiden Seiten stehen alte, fast verwitterte Steinlaternen. Das Häuptgebäude ist ähnlich überladen mit Verzierungen. Rechts geht es zum Grab von Tokugawa Ieyasu. Dazu durschreitet man ein kleines Tor. Über dem Durchgang ist ein bekanntes Motiv in das Holz geschnitzt: die schlafene Katze von Nikko. Wie immer verbunden mit Stufen. Das Grab ist wenig spektakulär. Es ist eine große Urne mitten im Wald hinter dem Schrein.

Links neben dem Tosho-gu ist der Nikkofutarasan-jinja. Es hat den gleichen Baustil wie der Tosho-gu. Die Gebäude wirken alt. Der Lack ist an vielen Stellen ausgeblichen und brüchig. Hinzu kommt das Laub, das an vielen Stellen liegt. Herbst hat immer die Wirkung von Verfall. Viel Zeit für eine ausgiebige Besichtigung bleibt nicht. Den Taiyu-in lasse ich ausfallen. Es bleibt nur noch eine Stunde, bevor überall die Türen zu gehen. Es geht den Sandweg zurück. Ein kurzer Blick auf die 5-stöckige Pagode.

Der wohl letzte Stop ist der Rinno-ji. Er besteht aus 3 großen Gebäudekomplexen. Das Sanbutsudo ist eine große Halle. Sie ist ganz in rot gehalten, die Halle der drei Buddha. Ich riskiere nur einen schnellen Blick hinein. 50m südlich stehen weitere Gebäude. Hier befindet sich der Shoyo-en. Der Garten ist so entspannt. Ich versuche die Stimmung aufzusaugen. Nach 2 Stunden Vollgas gar nicht so einfach.

17 Uhr, Feierabend in Japan. Zurück zum Bahnhof. Abendessen fällt aus. Meine Bargeldreserven sind aufgebraucht. Die Banken in Nikko sind geschlossen. Um 17:30 Uhr stehe ich wieder am JR Bahnhof von Nikko. Auf der Rückfahrt nach Utsunomiya unterhalte ich mich mit einem Franzosen.

Bankautomaten

Um 20 Uhr bin ich wieder in Ueno und steuere direkt auf Akihabara zu. Fast alle Geschäfte haben gesschlossen. Weiter zur Bank. Geschlossen. Weiter zur Post. Hier sind die Automaten aus. Oder kann ich sie nicht bedienen? Ich sehe einen Klappe die als Nachtschalten beschriftet ist. Ein Klingel. Die Klappe geht auf. Dahinter sitzt ein Japaner. Ich glaube es nicht. Diese Geschichte stimmt also auch.

21 Uhr: Ich erkläre kurz mein Problem: fliege morgen früh zurück und brauche Geld für den Zug nach Narita. Das hätte ich lassen sollen. Er fängt an zu telefonieren. So wie es aussieht sind alle Automaten aus. Es ist Sonntag. Er telefoniert weiter. Währenddessen reift Plan B. Ich verzichte auf ein Abendessen und stehe morgen eine Stunde früher auf. Nur kriege ich diesen Postbeamten nicht gestoppt. Er läuft immer noch im Hilf-dem-Gaijin-Modus. Das ist ja wie in Oosaka.

Ich verklicker ihm, daß einfach morgen wieder komme. Das Hotel Edoya ist dicht bei. Kein Problem. Dennoch will er mir ein Taxi rufen. Auf Kosten der Post. Habe ja kein Geld. Nach ein paar Minuten kriege ich das gestoppt. Nur raus aus der Post.

Zurück beim Hotel finde ich den Portier in Hektik vor. Der Typ von der Post hat angerufen und eine weitere Welle in den Teppich geschlagen. Der Portier, über 60, spricht kein Englisch. Er hat sich mit mehreren Wörterbüchern bewaffnet, um mir zu helfen. Ich komme aus der Nummer einfach nicht raus. Wieder vergehen Minuten bevor ich glaube, die Sache im Griff zu haben. Weit gefehlt. Ich soll in der Lobby warten, der Hotelchef kommt. Arghhhh.

30 Minuten später ist der Chef da. Ich erkläre das Mißverständnis. Er kürzt die Sache ab. Er zieht meine Kreditkarte durch, bucht 3000yen aus der Hotelbar drauf und zahlt mir das Geld aus. Es kann so einfach sein. Jetzt habe ich Geld für das Bahnticket, kann ausschlafen und Abendessen.

Ein letztes Mal in die Nacht hinaus nach Ueno. Ich laufe etwas herum und steuere einen kleinen Laden an. Keine Ahnung was es ist, aber es ist lecker. Weiter. Nächster Stop ist der Laden First Kitchen. Dort bestelle ich eine Art Hamburger mit Hänchen, Okonomiyakisoße und Kohl. Ebenfalls unglaublich lecker. Allerdings sind die Chili-Pommes unglaublich scharf.

Letzter Stop ist das Hotelonsen. Edoya hat auch eines. Auf dem Dach im 7. Stock. Die Wassertemperatur ist gerade richtig. Schon merkwürdig mitten im Tokyo unter freiem Himmel in einem Onsen zu sitzen. Dabei ist völlig egal, ob es Thermalwasser ist oder nicht.

Nachtrag: Zum Glück schaue ich noch einmal auf das Flugticket. 11:40 Abflug. Ich habe mich um drei Stunden verzettelt. Das wäre beinahe schief gegangen.

abendessen

hotel onsen

argh flug geht schon um 11:40

Randnotizen

  • Fazit: Nach Fuji vorgestern die zweitschlimmiste Anreise. Zum Glück konnte ich einen Crashkurs in Nikko machen habe dennoch nur die Hälfte gesehen.
  • Nikko ist Pflichtprogramm und eine Reise wert; in meinem Fall eine zweite.
  • Ich habe die drei Affen und die Halle des schlafenden Drachen verpaßt.
  • Sonntags sind die Geldautomaten aus.