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Tokyo (mal wieder)

Die letzten beiden Tage bin ich mehr oder weniger ziellos durch Tokyo gelaufen, was auch daran liegt, daß ich nicht wirklich einen Plan habe. Hier die Zusammenfassung:

Tag 1: Die Tag beginnt in Asakusa/Sumidakawa. Mit dem Boot geht es nach Hinode und zu Fuß weiter Richtung zur Rainbowbridge. Was für ein Koloss: 2km lang, 60m hoch; mit 2 Ebenen, unten die Yurikamome und die eine vierspurige Straße; darüber der actspurige Expressway. Hier auf der Hinode-Seite der Brücke spielt übrigens eine Szene des Anime Darker Than Black. Erstaunlich wie nah die Zeichnungem an der Realität sind. Es ist so vertraut, als wäre ich schon mal hier gewesen.

Auf der unteren Ebene gibt es einen Fußweg. In Deutschland würde man „schmaler Weg für Wartungsarbeiten“ sagen. Die Aussicht auf Tokyo ist genial. Der Fußweg ist im Sommer bis 20:30 geöffnet. Mein Glück: Die Feuerwehr testet die Leistung ihres Löschbootes.

Tag 1

Die Rainbowbridge führt nach Odaiba. Dort war ich zuletzt vor 6 Jahren. Damals war das noch eine leere, künstliche Insel. Es gab nur das Fuji TV Building und Aqua City. Jetzt ist es ein Teil von Tokyo; als wäre es schon immer da gewesen. Odaiba hat auch den einzigen Strand in Tokyo. Allerdings ist das Schwimmen in dem etwa 25 Grad warmen Wasser nicht erlaubt. So ist Japan.

Nach einer erholsamen Pause am Strand geht es weiter Richtung Oedo Onsen. Genau genommen ist es ein Sento und eine Welt für sich. Die Schuhe bleiben am Eigang in kleinen Schuhboxen. Dann zieht man sich um und betritt den Innenbereich nur mit Yukata bekleidet. Es sieht wie ein kleines Dorf aus der Edozeit aus. Auf der anderen Seite des „Dorfes“ dann das Sento. (Von hier habe ich verständlicherweise keine Fotos.) Ich vergesse total die Zeit, während ich im Rotenburo sitzend den Tag genieße.

Um 17 Uhr Rücksturz zur Basis und weiter zur Feier bei Thorlabs. Ich habe die Fahrzeiten in Tokyo völlig unterschätzt und bin viel zu spät am Treffpunkt. Das Heishinrou ist wohl der teuerste Laden in Sunshin City. Auch hier keine Fotos; hab in der Hektik die Kamera im Hotel vergessen.


Fazit: Der Tag lief etwas unterdurchschnittlich. Mein Geburtstag kann daran nichts ändern. Das Oedo Osen ist etwas für erfahrene Onsen-Gänger, dann aber Entspannung pur. Der Blick von der Rainbow-Bridge ist super, aber wegen der Zeitaufwendigkeit ein „kann“. Plant den Weg ein, wenn ihr den Rest von Tokyo schon kennt.


Tag 2: Die heutige Rundreise beginnt am Yushima Tenmangu. Den hatte ich am ersten Tag nicht besucht. Die Götter sind wohl darüber erzürnt und haben mir einen Schnupfen vepaßt … Es könnten auch die ganzen Klimaanlagen gewesen sein; Indoor 20 Grad. Outdoor 34 Grad. Das Holz des Schrein ist dunkler geworden. Ich muß das mal mit den Fotos von 2004 vergleichen.

Der Kyu Iwasaki Tei ist einer der acht Gärten in Tokyo und gleich um die Ecke. Ich habe ihn noch nie besucht. Es ist auch kein richtiger Garten, sondern ein altes Herrenhaus in westlichem (viktorianischem) Stil. Ein sehr schönes Gebäude mit dunklen Hölzern und von Hand bemalten Tapeten. Die Veranda auf der Rückseite hat US-Südstaaten-Charme.

Tag 2

Man wandelt durch das Haus und ein Schritt weiter steht man im japanischen Trakt mit Schiebetüren und Tatamimatten. Dieser abrupte West-Ost-Übergangast überrascht. Kurze Pause und ein Eis der Sorte „Grüner Tee“ garniert mit roten Bohnen und Matcha-Pulver. Wenn ich von Eis rede, meine ich die japanische Version: feines crushed Ice mit Sirup für den Geschmack.

Dann geht es weiter in den Uenopark. Ich will wissen, wo diese Statue „Samurai mit Hund“ (Statue von Saigō Takamori) steht. Gefunden. Die Liste „Dinge im Ueno-Park“ ist (außer den Museen für Regentage) komplett. Weiter zum Kanda Myojin. Es ist der Schrein von vorgestern Nacht. So ein Zufall. Der Schrein leuchtet in orange-rot und ist sicherlich einer der schönsten in Tokyo.

Nebenan ist der Yushima Seido und eine Nokolai-Kirche. Damit haben wir die 3 wichtigsten Religionen Japans innerhalb von 200m. Der nächste Park auf meiner Liste ist der Koishikawa Korakuen hinter dem Tokyo Dome. Eine sehr schöne Anlage, wenn auch nicht so schön wie der Rikugien oder Hamarikyuteien. Er hat mir etwas zu viel Wald und ich vermisse die weiten Flächen. Eines wird mir klar: Man sollte japanische Gärten mehrere male besuchen und jedes mal eine andere Laufrichtung wählen. Man sollte auch einmal morgens und einmal abends gehen.

Tag 2 – Nachmittag

16:30 Uhr erfolgt der Rücksturz zur Basis. Ich shoppe bei  Yodobashi Kamera in Akihabara den Audiorekorder Zoom H1. Das Projekt „Sound of Japan“ kann somit starten. Das Mikro ist nicht das Beste. Aber ich will auch keine 250€ ausgeben. Morgen werde ich in Sapporo erste Tests machen.

Um 18 treffe ich mich mit Hide. Da ich mich in Higashi-Ikebukuro etwas verzettel, finde ich Hide erst gegen 19 Uhr. Es folgt ein kurzer Stop bei Thorlabs Japan. Der Computer vom OCT macht Probleme, und wo ich schon mal da bin… Dieser Abend findet seinen Abschluß in einem netten kleinen Izakaya in Sunshinecity, Mit Bier und Sake, Yakitori und Edamame. Es sind zwar nur Kneipensnacks, aber unerreichbar lecker.

Auf dem Weg zurück ins Hotel stolpere ich über die Harley von vor 2 Jahren. Jetzt will ich den Besitzer kennenlernen. Also noch auf einen Absacker ab in den kleinen Ramenshop. Die Kommunikation läuft zur Hälfte auf Japanisch. Cool.


Fazit: Dieser Tag 3 ist definiert das Mittelfeld dieser Reise. Den Kanda Myoin hebe ich in die Stufe des „muss“. Yushima Seido kann man auslassen. Die besuchten Park sind alle sehenswert. Der Tag krankte etwas an dem Motto „Die Reste aus dem Reiseführer“. Den Abend rettete dann Hide.


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Narita und die ersten Kirschblüten

Bereits vom Korridor des Ankunftgates kann man die ersten Kirschblüten sehen. Bisher fühlt sich Japan nicht anders an, als vor 2 Jahren. Die Spannung steigt. Es folgt das übliche Terminalhopping: Koffer, Zoll, Miettelefon (neue Disziplin), Japan Rail Pass. Anschließend — nur eine Tür weiter — Suica kaufen. Das hätte ich schon beim ersten Mal machen sollen. Mit der Suica in der Tasche fühlt man sich gleich japanischer.

Ankunft in Tokyo

Abschluß der Kür: am Shop gegenüber dem Keisei-Counter ein Bier. Tradition. Kurz nach 11 Uhr der Ltd.Express (die nächste Tradition) nach Ueno. 80% der Touris nehmen den NEX nach Tokyo Eki,weitere 19.9% den Kesei Express nach Ueno. Nur ich wähle den Local oder Ltd. Express. Hier ist man nicht unter sich (Touristen) sondern unter Japanern. Aus dem Fenster sieht man immer wieder Kirschbäume. Ich bin also schon mal nicht zu spät.

In Ueno geht es am Park vorbei zum Yushima Tenmangu. Der Park ist total verändert. Ich habe ihn grün in grün in Erinnerung. Die Bäume, Hecken und auch die Wasserflächen (dank der Seerosen), alles grün. Jetzt sind die Techfläche frei und der Weg zwischen den beiden Wasserflächen ist eine Allee zwischen Kirschbäumen. Die Blütenblätter fallen wie Schnee ganz lagsam und vereinzelt auf den Weg. Was für ein Anblick, obwohl die Kirschblüte halb vorbei ist.

Erster Blick auf die Kirschblüte

Schnell der Check-in im Hotel Edoya; Zimmer 204 (Fotos nach der Reise im Fazit). Anschließend zurück in den Ueno Park. Die Stimmung ist ausgelassen. Am Tempel gibt es Stände mit Takoyaki, Yakitori, Chabuchabu, jede Menge Unidentifizierbares und … Döner! Das ist neu. Ich halte mich an japanisches Futter. Da weiß man, was man hat, auch wenn man nicht weiß, was es ist. Über diese Stände, ich nenne sie einfach mal Matsuri-Stände, könnte man einen eigenen Blog schreiben. Neben den kleinen Garküchen, die es überall gibt, sind sie ideal, um sich mit der japanischen Küche vertraut zu machen. Und noch wichtiger: Sie machen den Charme eines jeden (Schrein)festes aus.

Gegen Abend wird’s kühl. Ich eile zum Hotel, einen Pullover holen. Das hatte ich in Japan noch nie. Weiter geht es nach Akihabara; eine WLAN-Karte fürs Notebook shoppen. Bezahlt wird mit der Sucia. Brieftasche auf des Lesegerät legen. Fertig. Cool.

Zweiter Blick

Im Dunkelen geht es zurück zum Park. Die Bäume sind angeleuchtet. Mit dem tiefblauen Himmel ist das ein unbeschreiblicher Effekt. Der Kiyomizu Kannon leuchtet dunklerot. Die Gallerie ragt in die Kirschblüten. Der Anblick ist festlich und mystisch zugleich. So langsam schwappt diese Sakura-Stimmung zu mir über. Gleich am ersten Abend ist klar: Sakura ist eine eigene Jahrszeit, eine besondere Stimmung. Gegen 23 Uhr ist Sperrstunde. Auch das ist Tokyo. Daran muß man sich gewöhnen. Der erste ist Tag rum; ein gelungener Auftag. Und … Ich brauche ein Fotostativ. Sich immer an Laternen und Gartenzäune klammern, ist keine Lösung.

http://www.youtube.com/watch?v=jACrJZBl8JM


Nachtrag: Oben am Tempel bekomme ich zwei Japanknipser in die Hand gedrückt. Das ist der Nachteil, wenn man mit einer Spiegelreflex rumläuft. Die Japaner halten einen für einen Profi. Also Fotos machen. Muß zugeben, diesmal bin sogar ich vom Ergebnis beeindruckt. Abstand und Aufhellblitz gerade richtig. Besser hätte ich das mit meiner Pentax auch nicht hingekriegt. Es folgt das Händeschüttel mit allen Beteiligten.

Tokyo / Fußmarsch am Tag 1

Bin erstaunlicherweise schon um 7 Uhr wach (0 Uhr MESZ). Keine Ahnung wie ich das gemacht habe. Das Futon ist nahe dran an meinem Bett zu Hause. Sehr bequem. Schnell japanisch duschen und zum Frühstück. Es wird eine europäisch, japanische Mischung: eingelegtes Gemüse, Misosuppe, Reise, Brötchen, Kaffee und Marmelade von Kraft. Das ist weniger ein Experiment als vielmehr ein Backuplan, falls das japaniche Frühstück nicht mein Fall ist.

Die Wettervorhersage sagt 31 Grad voraus. Die Bewölkung soll in den nächsten Tagen zunehmen. Also ist heute der große Tokyo-Rundgang. Der Plan ist:
Ueno-Park — Nezu Jinja — Shinjuku — Meiji Shrine — Shibuya

Ueno-Park. Hier soll die Reise starten. Ich war gestern schon mit Koffern hier. Zwei riesige Teiche. Der eine komplett zu mit Seerosen, oder sowas. Am Ende steht ein kleiner Tempel. ich sehe auch eine Pagode, aber irgendwie ist ein Zaun im Weg.[Nachtrag: Das hier war gar nicht der Ueno-Park. Das stelle ich aber erst 2006 fest.]

Der erste Tempel. Ich laufe nach Norden durch kleine Gassen. Die Farbe grün kommt nur in kleinen Blumentöpfen vor, die auf dem Gehweg stehen. Die japanische Version eines Vorgartens? Naja, viel Platz ist nicht. Dann der erste Tempel, oder Schrein? Ein alter Holzbau auf einer leeren Fläche. Ein Zaun, dahinter der Spieplatz eines Kindergartens.

Nezu Jinja. Ich habe die Strecke auf der Karte unterschätzt. Aber hier muß ich wohl abbiegen. Japp. Hier ist der Eingang. Wow. Ein Wald in Tokyo. Davor ein rotes Tor. Ich trete ein und vergesse fast sofort, daß ich in einer Millionenmetropole bin. Der Weg führt zwischen Bäumen hindurch auf einen breiteren Weg. Hab wohl den Nebeneingang genommen. Vor mir ein kleiner Shinto-Altar mit Glocke. Links auf einer Anhöhe dutzende kleine Torii in leuchtend rot-orange. Ich gehe durchsie hindurch. Muß den Kopf einziehen. Vorbei an kleine Büschen führt der Weg zu einem Teich. Über die Brücke gelange ich auf einen großen Sandplatz. Hier steht ein großes Mon. Ein Tor mit ausladendem Dach. Dahinter ein weiterer Platz und eine Halle. Alles ist in dunklem rot. Ich bin beeindruckt. Der Reisefüher hat nicht zu viel versprochen.

ToDai. Der Weg führt mich an der Tokyo Universität (TokyoU oder ToDai genannt) vorbei. Das Gelände ist edel. Ein rotes Tor und man steht auf elitärem Boden. Wie in Irland betritt man eine andere Welt. Tokyo ist draußen. Viele Gebäude haben gotische Stilelemente.  Ein riesiger Dojo für Kendo und Karate. Dahinter ein Park mit Teich und einem kleinen Wald. Das alte Audimax, Wahrzeichen der Uni.

Tokyo Dome. Der Weg führt weiter in Richtung Tokyo Dome. Ich sollte mal zu Hause anrufen und sagen, daß alles ok ist. Die öffentlichen Telefone sind wirklich grün. Und ich bin zu blöd, sie zu bedienen. Ich kriege keine Verbindung hin. Merke, daß nicht jedes Telefon für internationale Gespräche ausgelegt ist. Ich brache zudem eine Telefonkarte. Also ab in das Hotel und zu fragen. Ich wollte nur fragen wo man die Karten kriegt und das passende Telefon findet. Beides im Hotel, so die Antwort. Dennoch schaffe ich es nicht über das Freizeichen hinaus. Ich brauche Hilfe; und lerne: 0049 ist nicht unbedingt die richtige Vorwahl für Deutschland. Das hängt von der Telefongesellschaft ab. Oft braucht man eine Spezielle Vorwahl vor der Vorwahl. Dann klappt es doch noch mit dem Anruf. Grüße in die Heimat, wo es jetzt 21 uhr sein dürfte.

Iidabashi. Jetzt die Straße hinunter und dann dem Flußlauf folgen. Und der Hauptstraße entland. Über dem Flußlauf, auf Stelzen, ist die Autobahn. Der Weg wird immer länger. Die Hitze immer schlimmer. Ich passiere das japanische Verteidigungsministerium. Verdammt, dann habe ich den Yasukuni-Schrein verpaßt. Aber ich habe keine Motivation zurück zu laufen. Shinjuku ist das Ziel. Kurz bevor ich da bin stoppe ich noch bei einem Tempel, der rechts in zweiter Reihe liegt. Die Straße geht jetzt etwas bergab. Gut.

Shinjuku. Das Chaos nimmt zu. Ich nähere mich der Bahnstation Shinjuku. Um diesen Bahnhof herum pulsiert Tokyo. Geschäfte, Kneipen, Büros und Verkehr. Alles auf engstem Raum, teilweise übereinander. Hinter dem Bahnhof die Skyline von Shinjuku mit dem markanten Twin Tower. Es ist das höchste Rathaus der Welt. Imposant. Ich steure durch die Hochhäuse, diese Bürotürme, hindurch darauf zu. Die Straße führt unter (!) dem Gebäude durch. Wow. Über mir sind jetzt 50 Stockwerke aus Stahl und Beton. Aber wo ist der Eingang. Die Türme sollen ein Aussichtsplatform haben. Ich stehe auf der Rückseite. Besser. Von hier aus habe ich keine Gegenlicht. Hinter dem breiten Weg ein Park. Haut mich jetzt nicht vom Hocker.

Meiji Jingu. Ich verlaufe mich. Versuche mich am Expressway, der Autobahn auf Stelzen, zu orientieren. Unter ihr hindurch. Hier sollte der Eingang sein. Geschlossen? Wie jetzt? Das Tor ist zu. 16:30 Uhr wird zu gemacht. Sch*** Es ist bereits 17 Uhr. Damit hatte ich nicht gerechnet: Weder daß es so spät ist, noch daß der Schrein so früh geschlossen wird. Ich ärgere mich. Also um den Schrein herum nach Shibuya. Über mir ist der Expressway, die Autobahn. Hier unten stehen Wohnhäuser; nicht nur zweitklassige Mietbunker. Einfamilienhäuser. Sie stehen teilweise unter dem Expressway. Nicht zu fassen.

(Weiter geht es im zweiten Teil … Versprochen, die nachfolgenden Blogs werden kürzer. Aber heute sind so viele Eindrücke auf mich eingebrochen, habe nicht einmal alle verdaut.)

Erste Schritte auf fremdem Grund / Ueno

Nach 90 Minuten erreichen wir Tokyo im Untergrund. Vor zwei Stationen ging es in den Keller. Ich steige aus und nehme den ersten Ausgang. Wow. Heiß. Über 30 Grad. Vor mir der Eingang zu einem Park. Der Ueno-Park. Ich bin Richtung. Ich laufe durch den Park. Es ist kurz nach 18 Uhr und es dämmert bereits. Im Park steht ein Handkarren mit Essen. Wie in den Anime. Wow. Es gibt sie wirklich.

Ich laufe durch den Park vorbei an den Seerosen. Zurück zur Straße. Der erste Eindruck: laut, bunt, schrill, viele Autos, Werbung überall. So habe ich mir das vorgestellt. So waren die Fotos in den Reiseführern.

Der Weg zum Hotel führt über markante Punkte: Bis zur zweiten Polizeibox, dann rechts, an der nächsten Kreuzung … wow, der Koffer wird schwer, kurze Pause … links, bis zur Tankstelle und dann nur noch rechts und … den Berg hinauf? Das darf doch nicht wahr sein. Der Koffer ist mittlerweile wirklich schwer, es ist heiß und jeder Schritt bergauf ist anstrengend. Nächste Pause.

Ich frage lieber nach dem Weg. Die Antwort ist peinlich. Sagen wir es so. Von der anderen Seite der Straße hätte ich die riesigen Buchstaben HOTEL EDOYA lesen können. 50m von meiner jetzigen Position. Ups.

Ab in die Lobby. Check-in und rauf ins Zimmer. Wow. Ein Flur. Badezimmer und Toilette sind in getrennten Räumen. 2 Tatamiräume (Wohn- und Schlafzimmer). Genau so habe ich mir das vorgstellt. Japanisch. Jetzt noch eine Küche und ich ziehe ein.

Nach einer erfrischenden Dusche geht es gegen 19:15 runter in das Restaurant. Wieder bin ich begeistert. Viel Holz. Es wirkt exotisch anders, aber nicht kitschig wie in Chinarestaurants. Ich bestelle ein Bier (550en) und ein Diner Set (1380) bestehend aus Sukiyaki und Tempura. Ersteres ist dünnes Rindfleisch in einer Brühe, die in einem Tontopf über einem Brenner köchelt. Als Dipp gibt es ein rohes Ei. Uuh. Tempura sind Garnelen und Gemüse im Eiteigmantel. Dazu gibt es Reis, Suppe und Salat. Alles unglaublich lecker. Selbst das rohe Ei. Der Geschmack Ei + Fleisch ist echt einen Versuch wert. Die Rechnung sind 2026en ??? Achtung: Die Preise in der Karte waren Netto. Mach das mal in Deutschland.

Bevor ich ins Bett – nein, Futon – falle noch ein Rundgang durch die Straße der großen Stadt. Ich trete vor die Tür. Der Temperaturhammer trifft mich. Air Condition ist so toll. Draußen sind jetzt um 21 Uhr immer noch über 25 Grad; und es ist schwül.

Auf der Straße am Uenobahnhof wirken die Reklamen jetzt noch bunter. Es ist immer noch quirlig, laut und chaotisch. Ampeln, Autobeleuchtung und die Reklame verschmelzen zu einem Lichtmeer. Üüberall wird zum betreten von Kneipen animiert, sind doch Kneipen oder?

Ueno scheint eine riesige bautelle zu sein. überall Gelblicht, Absperrgitter mit roten Leuchten, Bagger blinkende verkehrsleutkegel und Sicherheitzspersonal mit Leuchtstäbe und blinkenden Warnwesten. Die Bauarbeiter tragen weiße Handschuhe; unfaßbar. Offensichtlich wird die Nacht durchgearbeitet. Die bautelle wirkt aufgeräumt, als ob die gleich feierabend machen. Alles hat seinen markierten Platz. Man wird höflich auf die Umleitung hingewiesen, als ob man bei den ganzen Absperrmaßnahmen eine Wahl hätte.

Jetzt noch einen Abstecher in den Ueno-Park. Es ist dunkel. Und überall herum die hellen Lichter. Die Häuser sind teilweise bis zur Dachspitze mit Leuchtreklame zugepflastert. Außer mir sind hier noch Pärchen und Obdachlose unterwegs; komische Kombination.

Ich laufe die Straße runter am Hotelabzweiger vorbei in die andere Richtiung. Akihabara. Das ist also Akihabara. Es ist noch bunter, lauter und schriller. Wow. Viele Läden sind schon zu. Dennoch ist einiges los. Auf dem Weg zurück zum Hotel sehe ich überall Suhshiläden und Garküchen. Verhungern werde ich nicht. Und ich entdecke noch eine japanische Eigenart: Die Eingangstüren zu den Läden sehen heute immer noch so aus, als wäre es Papierschiebetüren. In der Tür hängt ein Vorhang. Bei offener Tür sieht man Gäste, aber man sieht ihr Gesicht nicht.

Soviel für heute …