Schlagwort-Archive: Arizona

USA 41.4 – Barringer Crater

Sonntag 26.11.2023 (Teil 2) — Jetzt geht es vom Grand Canyon runter nach Phoenix, AZ. Das sind noch mal 220 Meilen (4 Stunden). Ich schau mal, wie ich durchkomme. Wenn ich vor 15:30 in Flagstaff bin, mache ich einen Umweg über den Barringer Crater. Auf gehts …

Die Fahrt ist wenig spektakulär. Die Landschaft ist abwechseld. Bei Grand Canyon Junction bleibe ich auf der 64 runter nach Willams, wo ich auf die I-40 wechsele. Wie ich erst später erfahre: Dieser Abschnitt ist Teil der historischen Route 66.

Entspannt geht es nach Flagstaff. In der Ferne sehe ich eine schneebedeckte Bergkette, die Einzige in der ganzen Region. Ja, es ist Ende November. Um 15:35 Uhr bin ich am Kreuz I-40/I-17. Das wird eng, aber den Krater schaffe ich. Die Landschaft ist jetzt ganz anders: flach wie Holland, braun, ein paar (fast) grüne Büsche und unspektakulär.

Die nächste Abfahrt, so sagt das Schild, ist „Two Guns1 und ich glaube rechts am Horizont den Kraterrand zu sehen. Eine Abfahrt weiter muss ich runter. Und ja, es ist der Krater. Ein Wegweiser: „5 Miles to Impact“; das nächste Schild: „Speed Limit Cars 50 mph, Meteors 26’000 mph“. Humor haben die ja.

Der Kraterrand ist die einzige nennenswerte Erhebung im Umkreis von etlichen Kilometern. Ich habe 40 Minuten; sollte, muss reichen. Eintritt bezahlt, um die Kurve und die Treppe rauf. Leider muss ich die Videoshow auslassen. Da hätte es sicherlich viele Infos gegeben. Vorbei an einer Apollo-Testkapsel (ich muss mal schauen, ob ich vor der Rückreise nach Deutschland noch nach Cape Canaveral komme). Nach ein paar weiteren Treppen stehe ich oben: der Barringer Krater Die Daten sind irre: 1200 m Durchmesser, 180 m tief. Der Kraterrand, lerne ich, ragt bis zu 60 m über das umgebende Gelände; kein Wunder, dass ich den von der I-40 aus gesehen habe.2

Ich versuche mich an Fotos, stelle aber fest, dass mein Weitwinkel sein Lebensende erreicht hat. Schräg gegen die Sonne habe ich trotz Sonnenblende extrem viel Streulicht von Einschlüssen im Objektiv. Zum Glück kann ich ein paar ergänzende Fotos mit meinem US-Smartphone machen.

Und dann ist auch schon 17 Uhr. Das Museum schließt. Ich stehe wieder am Auto. Bis Phoenix Airport sind es 200 Meilen / 3 Stunden fahrt. Idee: Von Two Guns sind es 4 Meilen bis zur Eisenbahnbrücke am Canyon Diablo. Ich probiere es, habe aber die Rechnung ohne die Straße gemacht. Die ersten 500 m waren noch ok, aber dann sind es nur noch Schlaglöcher mit etwas Schotterstraße dazwischen. Statt 20-30 mph sind es nur 4-6 mph.  Statt knapp 6 Minuten brauche ich über eine halbe Stunde. Wenn ich hier die Reifen oder das Fahrwerk kaputt mache, habe ich ein riesiges Problem. Ich werde immer langsamer.

Als ich endlich an der Eisenbahntrasse bin, ist es zappenduster. Der Canyon ist noch 1000 m entfernt. Nein. Ich breche das hier ab. Ich sehe so gut wie nichts. Einzige Lichtquelle ist der Vollmond. Ich beobachte zwei Güterzüge die hier sehr langsam mit dutzenden Waggons vorbeiziehen. Dann trete ich vorsichtig den Rückweg an; immer mit der Angst, dass ich ein fieses Schlagloch übersehe.

Wow. Das war ein Abenteuer. Das mach ich nicht noch einmal. Komisch, ich glaube, das habe ich schon mal geschrieben?

Es geht zurück nach Flagstaff und dann auf die I-17 nach Phoenix. 3 Stunden Fahrt; Ankunft gegen 22 Uhr; ganz entspannt. Bei Camp Verde muss ich tanken. Danach geht es nur noch bergab. Oh cool, der Ort hier heißt „Bumble Bee„.

Vor dem Airport beginnt das Chaos: Direkt an der Mietwagen-Rückgabestation finde ich keine Tankstelle. Also zwei Abfahrten zurück auf der I-17 zur Chevron, die ich gesehen habe.

obige Bilder sind ein Nachtrag zu Page, AZ (25.11.2023)

Der Wagen ist abgegeben. Das Hotel ist dummerweise genau auf der anderen Seite von Airport. Also fahre ich mit der SKYT so weit es geht. Und das war ein Fehler. Als Fußgänger geht es hier nicht weiter. Keine Chance. Man kommt nicht einmal zurück zum Airport. Und die uber-App erlaubt hier keine Abholung. Ich muss zurück zur SKYT. Eine Stunde verschwendet für nichts. Ich kämpfe mich durch den Airport zum Pickup-Point. Wow. Absolutes Verkehrschaos auf 4 (oder sind es 5) Spuren. Wie soll ich hier meinen uber finden? Wieso ist hier nach 23 Uhr noch so viel Chaos? Und wieso dauert der uber 25 Minuten? PHX ist nicht mein Flughafen. Wir werden keine Freunde mehr.

Diese Odyssee zum Hotel hat mich zwei Stunden und den letzten Nerv gekostet. Es ist kurz vor Mitternacht. Ich checke ein und buche das Airportshuttle um 6 Uhr. Das wird eine kurze Nacht. Schade. Das Zimmer ist echt geräumig. Zum Glück gab es an der Rezeption noch ein Feierabendbier. Hmmm, wenn ich richtig erinnere, hatte ich heute außer ein paar Snacks von der Tankstelle nichts gegessen.

Montag, 27.11.2023 — Mit dem Shuttle ist es viel entspannter. Ich bin nicht wirklich ausgeschlafen. Frühstück am Airport. Der Flieger geht um 8:16 Uhr und landet um 9:27 Uhr. Es lebe die andere Zeitzone. Ric weiß, dass ich etwas später auf der Arbeit bin.

Wow, das war ein Wochenende: Vegas, Hoover Damn, Horseshoe Bend, Marble Canyon, Snake and Owl Canyon, Grand Canyon, Barringer Crater, M82A1 (.500 cal) abgefeuert … und 1000 Meilen durch Nevada, Utah und Arizona gefahren.

 

USA 40.2 – Hoover Dam und .50 cal

Heute ist Las Vegas schon wieder vorbei. Ein Tag war definitiv zur kurz. Selbst für einen Crashkurs. Nach dem Checkout geht es direkt zur Rental Car Center des Las Vegas Airport. Hier ist mehr los am Hamburger Hauptbahnhof. Mein deutscher Führerschein ohne Ablaufdatum sorgt mal wieder für Probleme. Mein Mietwagen ist eine asiatische Brotdose.

Hoover Dam — Bevor es nach Nordosten geht, geht es erst einmal in Richtung Süden. I-215 und I-11 bringen mich aus Las Vegas raus und über den Railroad Pass zum Hoover Dam. Ich stoppe kurz am Lake Mead Vista Point für ein Foto.

Das Schöne am Hoover Dam ist die Mike O’Callaghan-Pat Tillmann Memorial Bridge3, von der man aus einen schönen Blick auf den Damm hat, auch ohne Kameradrohne.

Nach ein paar Bildern von der Brücke geht es runter zum Hoover Dam[efn_notes]Der Damm ist an der Krone 379m lang und 180m hoch (über Wassersohle)[/efn_notes]. Es dauert etwas, bis ich einen Parkplatz habe.

Ich habe mir dem Damm imposanter vorgestellt; kann aber auch sein, dass ich mich an die Größenordnungen in den USA gewöhnt habe. Der Stausee (Lake Mead) sieht leer aus. Es gibt einen deutlichen sichtbaren Rand weißen Rand um den Stausee, an dem man gut den „normalen“ Wasserstand ablesen kann. Der akutelle Pegel wird mit 1063 ft angegeben. Unter 1050 ft kann das Kraftwerk keinen Strom mehr produzieren. Der normale Füllstand ist bei 1220 ft. Da fehlen 50 Meter, etliche Millionen Liter, 2/3 des Stauseevolumens. Die vier Wassereinläufe (Pylonen) ragen weit aus dem Wasser. Auf alten Fotos ist immer nur der oberste Ring zu sehen.

Ich laufe über den Damm, mache etliche Fotos. Für die ganzen Details verweise ich auf wikipedia & Co. Die andere Seite des Damms ist in Arizona; heißt auch, dass ich die Zeitzone gewechselt habe. Dies wird mir erst bewusst, als ich die Uhr mit „Arzona Time“ an einem der beiden Pylonen auf dieser Seite des Staudamms sehe. Heißt natürlich auch, dass ich bei der Fahrt zum Hotel in Page eine Stunde auf meiner Planung verliere. Arghhh.

Burger & Bullets — Gestern hat mir ein Werbeflyer einen Floh ins Ohr gesetzt: In Arizona einfach mal mit vollautomatischen Waffen rumballern. Das ist zwar 20 Minuten in die falsche Richtung (und zurück), aber das muss sein. Auf Highway 93 geht in Richtung Mojave Desert. Die langsam ist trocken, aber geologisch interessant.

Ich weiß nicht, ob das hier richtig oder legal ist. Ich frage im General Store an der Straßen nach. Ja, ist richtig. Bezahlung aber nur in Cash und keine Quittung. Hmmm. Meine Waffenliste kostet mich mehrere hundert Dollar, mehrere. Egal.

Wir gehen zum Schießplatz. Die Bedienung trägt, sehe ich jetzt erst, eine Desert Eagle. Respekt. An derart bewaffnetes Kioskpersonal müsste ich mich aber gewöhnen. Nach einer kurzen Einweisung geht es los: Uzi. Da ist man froh, wenn die grobe Richtung stimmt. MP5. Zieht nach oben. M16. Es ist wirklich ein Plastikgewehr. AK-47. Der Sound ist unverkennbar. G36. Ich weiß nicht, warum alle meckern. Bis jetzt die zielsicherste Waffe. Ich habe eine paar Magazine durch; wenn schon denn schon.

Dann kommt das Finale: Barrett M82A1. Eine Antimaterialgewehr im Kaliber .50 BMG (12.7×99 mm NATO). Das Ding ist laut. Der Rückstoß ist heiftig, trotz Mündungsbremse. Jetzt weiß ich, warum der Platzbetreiber hinter mir stand und sich an mich lehnte. Wow. Das Ding ist reines Testosteron, reines Adrenalin.

Ich kaufe am General Store in der Nähe eine Patrone als Souvenir. Dann geht es zurück nach Las Vegas und weiter nach Page (336 Meilen4). In Las Vegas will ich beim Café Berlin fürs Mittagsessen stoppen. Dort gibt es Sauerbraten auf der Speisekarte. Leider ist der Laden wegen Thanksgiving geschlossen. Damn.

Mit Proviant von der ARCO Tankstelle geht es zurück auf die I-15, die parallel zum Strip führt. Nach 20 Meilen ist Las Vegas abrupt zu Ende. Die Landschaft ist karg, trocken. Knapp eine Stunde später bin ich wieder in Arizona angekommen. Es wird dunkel. Das Gelände wird bergig. Ich fahre durch den Virgin River Canyon. Den Temperatur fällt auf knapp über Null Grad.

Es geht weiter durch die Berge. Schneeregen. In Vegas war ich im T-Shirt unterwegs. WTF. Ich habe sicherlich nicht einmal Wintereifen; because ‚Murrica. Und da ist auch schon die Grenze zu Utah.

Auf der 9 geht es weiter. Der Regen hört auf, aber die Temperatur bleibt um die Null. Ich wechsel auf die 59 und es geht wieder durch gebirgiges Gebiet. Ich bin zurück in Arizone und die 59 ist jetzt die 3895. Ich quere das Kaibab-Rerservat. Kurz auf die 89A und dann… Fahrfehler. Ich habe die Kreuzung verpasst. Jetzt bin ich auf E Pratt. Das ist ne Gegend, da macht man die Knöpfe im Auto runter (wenn das heute noch jemanden was sagt). Das hier ist die letzte Stufe vor Trailerpark.

Schnell ne Wende, wieder auf die 89A und zurück in Utah. Auf der 89 geht es weiter nach Bigwater. Noch 75 Meilen. Ein Ende ist absehbar. Das Navi springt auf 59 Min Restfahrzeit. Endspurt.

Ich bin jetzt auf 5400 ft (1646 m) Elevation. Zur Erinnerung, der Hoover Dam war auf knapp 1232 ft (376m). Ab dem 5-Mile-Canyon geht es bergab. Und wieder zurück in Airzona sind es noch 10 Meilen. Ich will nur noch ins Bett. Ich fahre über eine Brücke. Neben wir ein Stausee. Das unter mir ist der Colorade River. Page kann ich sehen.

Hotelprobleme — Mein Hotel ist etwas außerhalb von Page an der 89; das Days Inn by Wyndham. Es ist kurz vor 23 Uhr Ortszeit. Und ich habe ein Problem. Die Buchungsplattform hat meine Reservierung verpatzt. Das Hotel weiß von nichts und hat auch kein Zimmer mehr frei. Das Hotelpersonal telefoniert mit der agoda-Hotline und wird, gerade für US-Verhältnisse, sehr direkt und ungehalten. Wow. Die sind wirklich sauer.

Zum Glück, zum Glück, ist das Hotel in indischer Hand. Der Cousin vom Chef ist Chef vom Hampton Inn & Suites gleich nebenan. Ein kurzes Telefonat und ich habe, das wohl vorletzte Zimmer.  — An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für diese unkomplizierte Umbuchung.

Ich habe ein Zimmer, eine Suite. Ich fahre noch schnell zum Sonic um zumindest einen Burger als Abendessen zu bekommen, nachdem schon das Mittagessen ausgefallen ist. Ich genieße noch Dusche mit einem Duschkopf, der echt Power hat. Mit dem Ding kannste Lack von den Möblen strahlen. Jetzt falle ich nur noch ins Bett.