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Morioka und Kitakami

Morioka

Heute geht es zurück nach Tokyo und das Ende dieser Reise ist damit nah. Bevor ich in den Shinkansen springe geht es nach einmal im Schnelldurchlauf durch Morioka. Erster Stop ist die ehemaligen Burg. Es stehen nur noch die Grundmauern. Der ganze Areal ist jetzt ein Park. Es gibt nur Reste von der Kirschblüte, was der Feierlaune der Japaner keinen Abbruch tut. Überall wird gepicknickt. Nächster Stop ist der „Rock Splittung Cherry Tree“. Ein Kirschbaum, der seine Wurzeln in einem riesigen Findling geschlagen hatte und selbigen irgendwann in zwei Teile sprengte. Der Baum ist alt und wird an vielen Stellen abgestützt. Er ist ein nationales Naturdenkmal.

Weiter geht es zum Platz, dem die Region seinen Namen (Iwa-te) verdankt. Hier im Mitsuishi-Schrein stehen, wieder Name sagt, drei große Steine. Von einem wird gesagt, daß ein Dämon hier einen Pakt mit den Menschen schloß und als Beweis einen Handabdruck auf dem Stein hinterließ. Die Stein selbst ist wenig spektakular, aber ich war zumindest da. Einen Handandruck konnte ich nicht finden.

Letzter Stop sind die 5 Tempel von Morika. Der größte von Ihnen ist der Houonji. Hohe alte Bäum und ein großes Sanmon; alleine dieser Eingang ist imposant. Dies riesigen Daachkonstruktionen wirken wie immer übetrieben, wuchtig (durch ihre Größe) und filigran (durch den kleine Unterbau und die Vereeirungen) zugleich. Hinter dem riesigen Sanmon das ruhige Tempelareal mit dem Schatzhaus. Hier stehen 500 Buddhastatuen. Jede zeigt ihn einer anderen Pose; mal lachend, mal schlafend, trinkend, meditierend. Sie heißen „die 500 buddhistischen Disziplinen“. Früher waren allen Statuen vergoldet. Jetzt bröckelt dieser Überzug. Das innere der Halle wirkt dadurch irgendwie noch imposanter und ehrfurchtgebietender.

Kitakami

Um 13:30 Uhr bin ich mit dem gröbsten in Morioka durch und eile zurück zum Bahnhof. Ich plane noch einen Stop, bevor ich wieder in Tokyo eintreffe. In Kitakami gibt es ein Freilichtmuseum mit alten Häusern. Dort angekommen stellt sich zuerst die Kofferfrage. Das Blöde an japanischen Bahnhöfen ist, daß man sich immer, aber auch immer, auf der falschen Seite befindet, egal was man vorhat. Nach 30 Minuten ist der Koffer endlich auf der anderen Bahnhofsseite verstaut. Auf gehts (wieder auf die andere Seite) und die Straße runter zum Wasser. Ein kleines Boot setzt Passagiere über. Nach einer ausführlichen Sicherheitsbelehrung und dem Anlegen von Schwimmwesten geht es los. Ich bin mal wieder der bunte Hund, den alle anschauen. Offensichtlich bewege ich mich zu natürlich auf dem Boot. So wie aussieht kennen die nur Ausländer ohne Erfahrung mit Wasser(fahrzeugen).

Auf der anderen Uferseite stehen eine Menge Kirschbäume. Die Blüte ist vollständig verschwunden. Vor drei/vier Wochen muß das ganze Ufer Schneeweiß gewesen sein. Vorbei an einer alten Dampflok und einen Platz mit Matsuri-Ständen geht es den Hang hinauf zum Museum. Die Häuser reichen von einfach Strohhütten über die klassischen japanischen (Samurai)häuser bis hin zu einen Bauten, die definitiv von den Engländern stammen. Es gibt einiges zu sehen. Ein kompletter Querschnitt durch die Historie der Häuser dieser Region. Vor allem Details sind es, die mich zwei mal hinschauen lassen.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof stoppe ich bei den Matsuriständen für ein verspätetes Mittagessen. Ich traue meinen Augen nicht: Fußgängerzoneninkas. Es gibt sie also auch in Japan. Wahrscheinlich ist es die gleiche CD wie in Deutschland. Die Globalisierung schreckt vor nichts zurück.

Nach dem Verpflegungsstop geht es entlang der Kischbaumallee, vorbei an einem speziellem Baum zur Brücke. Kurz vor der Brücke ist ein Seil über den Fluß gespannt. An ihm hängen diese „Winddrachen“, die wie Karpfen aussehen. Es fängt an zu dämmern, die Kamera verlängert immer mehr die Belichtungszeit. Damit habe ich den Tag komplett ausgereizt. Im Halbdunklen erreiche ich den Bahnhof.

Einzig erwähnenswert von diesem Abschnitt ist das Bahnticket. (Kita)Kami und Ue(No) benutzen das gleiche Kanji. Sieht witzig aus. Und ich habe immer noch nicht raus wann man „kami“ liest und wann „ue“. Hätte doch auch Kitaue oder Kamino sein können? Diese Finessen der japanischen Sprache werden mir wohl auf immer ein Geheimnis bleiben. Um kurz nach 20 Uhr checke ich im Edoya ein. Zimmer 307. Die Planeten sind auf ihre Urspungsbahn zurück gekehrt.

Shibuya

23 Uhr. Auf nach Shibuya. Der Trump Room wartet. Ein bizarrer Ort. Überall sind Spiegel, Ritterrüstungen und Geweihe. Sieht es aus das Destillat aller europäischen Schlössser und Burgen (Kitschversion). Das Publikum ist gewöhnungsbedürftig. Es ist eine Mischung aus Partyfolk, Cosplay und SM. Irgendwie scheint alles erlaubt. Eine Etage höher ist Kameraverbot. Es ist bizarr und schrill zugleich. Die Technomusik ist schnell und treibend. Tokyo Underground. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber das hier topt es.

Der Tag endet mit einer 4300円-Taxifahrt zum Hotel. Das erste mal, daß ich die Strecke Shibuya-Ueno nicht in einem U-Bahn-Schacht zurücklege. In Yushima übertreffen meine Ortskenntnisse die des Taxifahrers. Beängstigend.