Heuzt geht es nach Ise, Toba und die vermählten Felsen. Viel zu spät gestartet — ich hatte vergessen das der Zug 90 Minuten fährt — stehe ich um 11:03 Uhr am Bahnhof JR Iseshi (Ise hat zwei Bahnhöfe von verschiedenen Betreibern). Der äußere Schrein ist die Straße runter, wo der Wald anfängt.
Der Schrein in Ise ist sowas wie der Vatikan des Shintoismus. Der Schrein hat eine eigene Architektur, seinen eigenen Baustil. Dazu gehört, daß es für jedes Gebäude zwei Bauplätze gibt. Ein Platz ist leer. Alle 20 Jahre wird auf dem leeren Platz ein Neubau errichtet, die Gottheit (das Heiligtum) versetzt und das alte Gebäude abgerissen; ein Zeichen, daß nichts für die Ewigkeit gebaut ist. Auf dem leeren Platz kann man den Grundriß erkennen. Die Kieselsteine sind unterschiedlich gefärbt. Und da wo später das Heiligtum steht, ist eine kleine Holzhütte. Ein Platzhalter.
Die Hauptgebäude sind meterhoch und blickdicht eingezäunt. Man kommt nur bis zu der Stelle, wo man beten darf. Ein Vorhang versperrt auch hier den Blick ins Innere. Fotografieren nicht möglich. Darauf achten mehrere Sicherheitsbeamte. (Als Gaijin hat man mit Glück einen schnellen Versuch frei, bevor man höflich in seine Schranken verwiesen wird.) Die Lage in Wald ist vortrefflich gewählt. Die Atmosphäre hat schon etwas heiliges mit diesen meterhöhen Zedern.
Danach geht es zum inneren Schrein. Man läuft die 4km oder nimmt den Buslinie 51 oder 53. Von der Haltestelle aus folge ich den Massen, da ich keinen Plan habe, wo es lang geht. Brücke, Rasenflächen, Wald; und da, Orangen. In freier Wildbahn habe ich die noch nie gesehen. Wie im äußeren Schrein auch hier meterhohe (Antifoto-)Holzzäune und Wachen. Dazu der Bautstil mit den gekreuzte Giebelbalken und den vergoldeten Tonnen auf dem Dachfirst. Das leuchten sieht man leicht, selbst durch das dichte Laub der Bäume.
Auf dem Weg zurück zum Bus finde ich eine Straße, die parallel zum Fluß läuft; Alte japanische Häuser, Restos, Souvenirläden. Ich laufe die Straße einmal ab, versorge mich mit Porivant und ergatter ein kleines Holzschild mit meinem Namen (Kanji). Das kommt an meine Kendoausrüstung.
Anschließend geht es zurück zum Bahnhof und weiter nach Toba. Ich wollte ursprünglich an den vermählten Felse stoppen, aber die Zugverbindung für diesen Haltepunkt ist so mies, daß ich es dann nicht mehr nach Toba und zurück nach Nagoya schaffe. Auf den ersten Blick ist Toba eine etwas runtergerockte Hafenstadt, die wohl nur von und wegen der Perleninsel lebt. Auf den zweiten Blick übrigens auch. Ich buche eine Schiffsreise. Ganz nett, aber Matsushima hat mehr zu bieten. Anschließend besuche ich die Perleninsel mit dem Museum. Ein Globus ganz aus Perlen. Den Wert will ich gar nicht wissen. Ein Pagode aus Gold und Perlen. Dann folgt die Vorführung der Perlentaucherinnen. Nur sieht man nicht viel. Sie tauchen ab und mit einer Auster in der Hand wieder auf.
Es folgt der Heimweg mit Abendessen. Das einzige, was ich finde, ist ein Resto, das die beste Zeit hinter sich hat. Udon, Bier, Sake – letzteren auch gegen den aufkommenden Frust über diesen Reiseabschnitt. Dann geht es mit dem Local zurück nach Nagoya.
Dort erst einmal Onsen, entspannend und frustlindernd. Anschließend begebe ich mich ins nächste Resto. Ich finde eines. Das Gericht ist jetzt nicht originell: Ka-bo-na-ra. Das muß ich wohl kaum übersetzen. Saulecker ist es aber. Damit schließt der Nagoyapart. Morgen geht es mit Zwischenstop in Gifu nach Hida-Takayama.
Fazit und Tip: Wer nicht nach Perlen tauchen will, kann Toba auslassen. Lohnt nicht. Die vermählten Felsen, hier ist auch nicht viel mehr los, sollte man besuchen, bevor man Ise ansteuert; alleine wegen der Zuganbindung. Der Schrein schließt vermutlich gegen 16:30 Uhr. Danach kann man in der erwähnten Straße vortrefflich shoppen und abendessen, bevor man einen späten Zug zurück nach Nagoya nimmt. — Erst Felsen dan Ise.