Beim Frühstücksbuffet wird umdisponiert: Morioka besichtige ich am übermorgen, wenn ich abreise. Heute wird es eine völlig unspektakuläre Wanderung im Iwate-Gebirge. Btw … Das japanische Frühstücksbuffet ist ähnlich umfangreich wie das Dinner. Aber ich kann mich immer noch nicht dafür erwärmen. Ich bin halt der Toast plus Kaffee Typ.
Nach dem Frühstück geht es zur Kreuzung, wo der Bus hält. Eine halbe Stunde später stehe ich an der Endhaltestelle mitte in den Bergen. Schnell ein Foto vom Fahrplan. Der letzte Bus fährt im 16:15 Uhr, der vorletzte um 15:30 Uhr. Letzteres wird meine Zielmarke. So habe ich einen Notfallpuffer und knapp 4 Stunden zum Wandern.
Hier unten liegt ein wenig Schnee, weiter oben noch eine ganze Menge. Der Weg wird lang und steil. Mal sehen wie weit ich komme. Ich suche mir einen Wanderstock und gehe los. Die Steigung erreicht schnell Werte nahe 100% und geht in die Beine. Es gibt keinen Weg. Ich gehe einfach quefeldein bergauf. Grobe Orientierung bietet eine Seilbahn rechts vo mir. Nach einer Stunde erreiche ich die Schneegrenze und etwa die Hälfte ist geschafft. Jetzt geht es durch ein Waldstück. Jetzt wird es richtig anstrengend und gefährlich. Tauwetter. Ich sacke immer wieder tief in den Schnee. Nach dem Wald ist es noch ein Stück querfeldein. Ich suche mir Wegmarken für den Rückweg.
Oben angekommen finde ich einen kleinen Pfag mit einem nicht mehr lesbarem Schild. Ich laufe etwas auf dem Bergrücken entlang und such nach guten Motiven. Auf der einen Seite sehe ich die Busstation und die Straße im Tal. Weiter hinten eine Ortschaft. In die andere Richtung ist nichts; nur Berge, Schnee und Landschaft. Am liebsten würde ich immer weiter gehen. Der Vorteil hier oben: Ich bin ganz alleine. Diese Ruhe ist einfach herrlich. Der Nachteil: Ich bin ganz alleine. Wenn es scheif geht, ich mich verletze, habe ich ein großes Problem.
Irgendwo muß der Krater des Iwate sein, ist schließlich ein Vulkan. Es riecht nach Schwefel und es gibt hier Quellen für Onsenwasser. Weit weg kann er nicht sein. Es reizt, den Weg zum nächsten Gipfel zu folgen, in der Hoffnung, daß dahinter der Krater ist. Aber wenn ich es mit dem Bus erst meine, sollte ich jetzt umdrehen. Der Abstieg ist gefährlicher als der Aufstieg.
An einer Stelle im Wald höre ich Wasser rauschen. Ein Bach? Wohl eher Tauwasser, das unter der Schneedecke fließt. Ich sehe ein Loch im Schnee und unten das Wasser fließen. Schnee, Loch, Wasser? Schon breche ich ein und bin bis über die Knie im Schnee. Abgesehen davon geht der Abstieg geht wie geplant voran. Schneegrenze. Ab jetzt Gras, flache Büsche und Gestrüpp als Weg. Ich muß auch einen anderen Weg hinab nehmen. Es ist zu steil. Eine Stolperfalle nach der anderen. Ich rutsche weg, nicht zur ein Mal. Ohne hohe Wanderstiefel mit Knöchelschutz wäre das schief gegangen. Die Kamera kriegt einen ab, aber funktioniert noch. Scheint nichts passiert zu sein.
Ich erreiche pünktlich das Tal und veschiebe meine Abreise auf den letzten Bus. So nahe der Haltestelle kann ich das riskieren. Ich finde das Onsen, für das oben das Wasser gefördert wurde. Zum Baden bleibt zu wenig Zeit. Aber es gibt was zu Essen. Mein Proviant war schon auf dem Berg zu Ende. Also einmal Ramen und ein Bier.
Gegen 17 Uhr bin ich wieder an der Kreuzung. Shopping im 7-eleven und dann geht es zu Fuß zurück nach Tsunagi. Der Weg ist erfreulich flach. Kirschbäume stehen überall. Die fallenden Blüten bilden einen weißen Teppich auf dem Gehweg. Eine Abzweigung und ein Steg durch ein Schilffeld. Das kommt auf dem Foto bei weitem nicht so gut rüber wie in live. Die Abzweigung endet an der Brücke nach Tsunagi. Zum Sonnenuntergang noch ein Abaschlußbierchen am Ufer und dann zurück ins Hotel. Abendessen und Onsen.