Schlagwort-Archive: Jazz

USA 50 – New Orleans, Jazz, Steamboats

31. Januar 2024

Diese Übernachtflüge haben den Vorteil, dass man sich eine Hotelübernachtung spart. Nur leider kann ich im Flugzeug nicht schlafen. Ich werde also übermüdet in den Tag starten; plus 4 Stunden Jetlag.

Mit einem uber geht es in die Stadt. Das beste uber ist es nicht. Der Wagen würde in Deutschland keinen TÜV mehr kriegen. Mein Hotel ist das LePavillon an der Poydras Street. Von hier sind es nur 300 m zur Bourbon Street. Für einen Checkin ist es viel zu früh, aber die Koffer parken kann ich.

Ich will keine Zeit verlieren. Baronne St entlang, Canal Street und dann stehe ich am Anfang der Bourbon Street. Ich mache es kurz. Es ist früh am Tag, viel ist nicht los. Aber die Straße ist wie der Ballermann, eine Saufbude neben der anderen. Und so wie es aussieht, darf man hier Alkohol auf der Straße konsumieren. Ich vermute, dass es verboten ist, aber die Polizei kapituliert hat. Meine Welt ist die Bourbon Street nicht. Zugegeben, hier stehen die aus Film und Fernsehen bekannten Häuser mit ihren vorgebauten Balkonen aus Eisen. Die sind schon ein Hingucker.

Eine Reihe südlicher ist die Royal Street. Das ist schon besser. Keine Saufbuden, dafür Gallerien, Antiqutätenläden und Restaurants. Ich laufe etwas zickzack, habe keinen echten Plan. Zeit für ein Bier hier und da ist immer. Jackson Square mit der Kirche habe ich auch schon abgehakt.

Ein Blick auf die Uhr. Früher Nachmittag. Trotzdem geht es erst einmal zum Hotel. Auf dem Weg dorthin finde ich das Conterie Nola, ein Austernrestaurant. Ein halbes Dutzend Austern für $18, Kann das sein. Mein Bier kostet auch nur $3. Wir sind definitiv nicht mehr in Kalifornien oder auf Hawaii.

Ich kann früher einchecken. Das Zimmer hat was. Das Hotel war eine gute Wahl. Ich mache kurz Pause. Ich muss den Akku laden; meinen und den der Kamera. Dann starte ich zu einer zweiten Runde.

Die Frage nach dem Abendessen ist einfach: Nur zwei Straßen entfernt ist das Luke, creolische Küche. Ich lasse nichts anbrennen: Vorspeise Gumbo a la Creole, Hauptgang eine Bouillabaisse, Nachtisch Creme Brulée. Dazu zwei Gläser Wein, einen Cynar als Degistif und ein Kochbuch, das hier im Regel steht. Ohne Tip werden $165 von der Kreditkarte gehobelt. War es wert.

Zurück im Hotel erlaube ich mir noch einen Drink an der provisorischen Hotelbar. Das Hotel wird gerade in Teilen renoviert. Wahrscheinlich war es deshalb so günstig. Hatte mich schon über den Preis gewundert.

01. Februar 2024

Ich schlafe aus. Mich hetzt keiner und gefühlt habe ich die Hälfte der touristischen Dinge gesehen. Gegenüber vom Hotel ist ein italiensches Restaurant. Kaffee ist ne gute Idee. Sie hält eine Minute, denn hier gibt es leckeres Bier und Pizza. ich habe spontan Hunger.

Danach geht es zurück in Richtung Bourbon Street. Dieses Mal laufe ich nach St.Ann weiter bis das Straßengitter die Orientierung wechselt. Hier ist die Frenchman Street. Es ist ruhiger, die Häuser sind flacher. Es gibt keine Eisenbalkone, aber das Design ist weiter so, wie man es in den Südstaaten erwaret. Wir haben sogar einen kompletten Sonnenhalo. Das heißt aber, dass es Cirruswolken gibt. Hoffentlich hält das Wetter.

Der Abend ist schnell da und ich schlendere runter zum River Walk. Gegen 17 Uhr beginnt das Boarding. Ich hatte kurzentschlossen eine kleine Tour auf dem Radadampfer Sanchez gebucht; ohne Dinner. Was war mir zu teuer und lenkt ab.

Es ist bereits dunkel. Mit einem lauten Signal aus der Dampfpfeife geht es los. Das Schaufelrad setzt sich in Bewegung. Mit einem Sazerac-Cocktail (der Rum wird hier in New Orleans hergestellt) geh ich zum Maschinenraum. Es ist immer wieder spanennd wie ein Haufen von Stangen, Gelenken und Zahlrädern aus einer Linearbewegung mit Sinusgeschwindigkeitsprofil eine gleichmäßige Kreisbewegung machen. Die Bewegung sind langsam und bedächtig. Erst am Schaufelrad sieht es schnell aus.

Oben im Hauptsaal spielt eine Band Dixieland. Ich höre ein wenig zu, dann genieße ich die Aussicht. Ein weiterer Drink, eine weitere Runde durch das Schiff. Die 90 Minuten sind schell vorbei. In der Zeit auch noch Dinner wäre zum Stress ausgeartet. Es war eine gute Entscheidung.

Hunger habe dennoch. Und so schlendere ich nach der Flussfahrt durch die Straßen und suche nach creolischem Essen. Ich finde einen Ort, das Brennan’s in der Royal St (ich sagte ja, die Straße ist besser als die Bourbon St.). Er sieht genauso fancy aus wie das Luke. Meine Wahl fällt auf Seafood Gumbo als Vorspeise und Calvados Duck aus Hauptgang, dazu einen Pinot aus Sonoma, CA.

02. Februar 2024

Wieder schlafe ich aus. Dann werden die Koffer an der Rezeption geparkt und ich checke aus. Mein Flug ist am späten Nachmittag; genug Zeit für das New Orleans Jazz Museum. Welcher Ort eignet sich besser, um in Blues und Jazz einzutauen. in dem Museum ist auch eine Ausstellung der Münzanstalt unterbracht (von der stammt das Gebäude). Nur eine Glasscheibe trennen mich von Exponaten wie der Trompete von Luois Amstrong. Als Souvenirs kaufe ich mir ein paar CDs. Brubeck, Fitzgerald, Tormé.

Nahe dem Museum sind French Market und French Cafe. Beide finden sich in jedem Reiseführer. Touristenfallen. Man war da. Ok. Auf dem Rückweg zum Hotel noch ein Stopp am Sazerac House. Rum kaufe ich aber nicht. Die Koffer sind voll. Außerdem muss ich endlich aufhören überall Alkohol zu kaufen.

Ein nicht-TÜV-taugliches uber bringt mich zurück zum Flughafen. Eine Staubsauger wäre auch hilfreich. Egal. Ich will keine Vorurteile schüren. Bis zum Flug habe ich Reservezeit. Es dämmert. Direkt am Gate gibt es eine Bar. Ich genieße ein IPA und die Dämmerung über dem Flugfeld. Das wird der letzte Inlandsflug. Es bleibt nur noch Miami und dann geht es zurück nach Europa. Es fühlt sich immer weit entfernt an; in Strecke, Zeit und Lebensgefühl.

Miami Beach — Der Flughafen Miami ist verglichen zu anderen mitten in der Stadt; Verkehrschaos inklusive. Die uber und Taxi stehen hier in 6 Reihen; also eigentlich 3 Fahrspuren und 3 Haltspuren. Die Nutzung ist aber fließend. Wahnsinnn. Wir sind schnell auf der 195. An Downtown vorbei geht auf die 4 km lange Brücke rüber auf die Halbinsel, die Miami Beach ist.

Mein Hotel ist in der 20th St. Klein und nichts Spezielles. hinter dem Hotel kommt noch ein weiteres und dann folgen schon Promenade und Strand, East Coast (dahinter Atlantik und irgendwann Tenerifa bzw. Westsahara). Der Tag ist eigentlich rum. Ich bin auch wieder eine Zeitzone dichter an Europa, wenn auch nur knapp.

Abendessen ist einfach. Gleich um die Ecke in der Collins gibt es den Dönerladen (!) Sultan. Ich wollte eigentlich bis Lübeck warten, aber die Chance lasse ich mir nicht entgehen. Dazu gibt es lecker Ayran.

Rausfeiern; 40

Der zweite Tag. Ich kenne jetzt den Weg zur Schule. Und mit Kenntnis der Bahnstation Shinjuku ist das navigieren noch einfacher: Am Ende des Bahnsteiges runter und rechts abbiegen, durch das Drehkreuz und in den Keller des Lumie-Shopping-Center. Hier ist einer der vielen Ausgänge.

Nach dem Unterricht folgt Shopping bei Lumine, Odakyu und Seibu. Letztere sind Bahnlinien. In Japan (zumindest in Tokyo) sind die großen Bahnhöfe immer mit einem Kaufhaus kombiniert. Der Bahnsteig endet quasi im Einkaufscenter.

Ich gehe zurück nach Shinjuku-Sanchome. Hier ist die Bahnstation der Fukutoshin-Linie. Auf den ersten Blick unspektakulär. Aber die F-Linie ist neueste Linie in Tokyo. Als der Tunnel gebohrt wurde war kaum Platz zwischen den schon existierenden Tunneln der Marunouchi-Linie und der Toei-Shinjuku-Linie. Daher wurde die Röhre mit einer leichten Krümmung gebohrt, die man auf dem Bahnsteig sehen kann.  Nur 20cm unter dem Tunnel ist der Tunnel der Marunouchi-Linie. InTokyo ist kein Platz mehr; unter Tokyo auch nicht.

Die Rückfahrt nach Shinjuku ist verwirrend. Ein Blick auf googlemaps zeigt, dass ich theoretisch hätte laufen können. Shinjuku-Sanchome und Shinjuku sind unterirdisch verbunden. Ich könnte sogar unterirdisch zur Schule laufen (Ausgang E2). Die Korridore hier in Shinjuku sind lang. Sie reichen sogar bis zum Government Building, zur U-Bahnstation Nishi-Shinjuku und Bahnstation Seibu-Shinjuku. Sie verbinden 3 Stationen der Marunouchi-Linie.

Für heute Abend steht Omoide Yokocho auf dem Plan. Die Kneipen sind im Schnitt etwa 4m lang, 2 Meter breit und bieten Platz für knapp 10 Gäste; dann wird es aber schon sehr kuschelig. Ein Mitarbeiter des deutschen Gesundheitsamtes würde einen Herzanfall kriegen. Raucherlokal, offene Küche, das Essen steht direkt auf dem Tresen, vor dem man sitzt.

Alles wirkt runtergerockt und alt, selbst der Staub an der Decke, der von einer feinen Schicht Fett gehalten wird, die vom Yakitori-Grill ausgeht. Aber all das ist der Charme von Omoide Yokocho. Ich gebe aber zu, dass es nicht jedermanns Sache ist. In Deutschland würde ich wohl einen Bogen um solche Läden machen. In die Japaner habe ich komischerweise mehr Vertrauen in ungekühlte Speisen auf dem Tresen. Gleiches gilt für rohe Eier.

Barhopping lohnt sich. Jede Bar ist etwas anders und aufgrund der größe kommt man immer irgendwie ins Gespräch mit den anderen Gästen. Nach der dritten Bar entscheide ich mich für einen Standortwechsel. Vorletzter Stopp für heute soll Kabukicho sein. Das Amüsierviertel für Erwachsene: Partymeile und Reeperbahn in einem. Die Menge  an Leuchtreklame ist umwerfend. Um die Bars mache ich aber einen Bogen. Zu viele Hostessenbars und Touristen. Aber alleine schon durch die Straßen mit all dieser Leuchtreklame zu laufen ist ein Erlebnis. Im Tageslicht waren die Straßen noch grau, langweilig und ohne Pepp, aber bei Nacht … wow.

Letzter Stopp: Golden Gai. Von Golden Gai habe ich schon viel gehört, war bis jetzt aber nie dort. Ich frage nach dem Weg. Es ist gleich östlich von Kabukicho. Moment. Der Weg nach Golden Gai. Das ist dieser Parkweg. Ich habe den Weg gestern und heute passiert, als ich zu Genki JACS gegangen bin. Und ich bin ihn gestern gegangen, als ich planlos durch die Gegen wandelte. Ich glaube es ja nicht. Ich bin dran vorbeigelaufen.

Kleine Gassen mit Kneipen, die wie Omoide Yokocho seit den 60ern wohl nicht mehr renoviert wurden. Der Charm ist ein bischen autonom links; Schanzenviertel. Die Preispolitik ist happig: Es gibt eine Service Charge. Man muss 500 bis 1500 yen hinlegen, damit man bedient wird; Kneipen bei denen man Eintritt zahlen muss. Getränke kommen oben rauf. Folglich steuere ich nur eine Bar an. So auf den ersten Blick sind die Kneipen nicht meine Kragenweite. Mir gefällt Omoide Yokocho besser und normale Izakaya erst recht.

Vor wenigen Monaten gab es hier ein Großfeuer. Ich finde den Ort. Er ist immer noch abgesperrt. Die Brandruinen stehen noch. Die benachbarten Häuser sind rußgeschwärzt. Ich laufe noch etwas durch die Straßen. Moment. Das ist doch die Koban, an der ich am Montag nach dem Weg gefragt habe und da ist der Shintoschrein, der neben Genki JACS ist. Ich glaube es ja nicht.

Auf dem Heimweg gibt es noch Jazz. Fast wie 2004.Eine Kombo mit Schlagzeug, Sax und Bassguitarre steht auf dem Fußweg und spielt sehr guten Jazz. Ich bleibe stehen. Was für eine Abschluss für diesen Tag. Leider habe ich keinen Yen mehr in der Tasche, um die CD zu kaufen. Damit bleibt nur noch die Bahnfahrt nach Hause; also ins Hotel.

Erkenntnis des Tages: Der Untergrund von Tokyo erstaunt mich in seiner Größe, Länge und Komplexität immer wieder.

Kawaguchi / Shinjuku Jazz

Um das gleich vorweg zu nehmen: dieser Tag war voll daneben. Versucht niemals mit dem Zug über Gotemba in Richtung Fuji zu reisen. Geht lieber zu Fuß. Der heute Tag markiert die untere Kante dieser Reise. Selbst die Irrfahrt nach Matsushima war dagegen gut. Dabei fing allse so gut an; auch das Finale hatte es für sich. Nur die Zeit dazwischen …

Das Wetter ist gut, 20 Grad und Sonne. Heute geht es zum Fuji. (Leider habe ich die Reiseroute nicht notiert. Ich glaube ich bin mit dem Local nach Kouzu gefahren, nachdem man mir sagte, daß der Shinkansen vorbeifährt, aber an den entscheidenden Bahnhöfen nicht hält.) Nach dem Umsteigen in einen anderen Zug mit einer halben Stunde Wartezeit auf einem Bahnhof im Nirgendwo, gelange ich nach Gotemba. Nach Karte bin ich jetzt am Fuß des Fuji. Soweit so gut. Der Fuji ist viel größer geworden, wirkt aber immer noch weit weg.

Von hier fährt nur ein Bus zu Fuji. Also los. Der Bus fährt und fährt. Meine Laune sinkt immer tiefer, die Preisanzeige im Bus steigt und steigt. Nach Karte sind es höchsten 20km. Was kann da schon so lange dauern. Aber dieser Bus zuckelt durch die Gegend. Ich gehe nach vorne und Frage, ob ich im richtigen Bus sitze. Ja doch.

Endlich Yamanakako, der erste der fünf Fujiseen. Um nicht völlig zu explodieren fange ich ein Gespräch mit dem Australier hinter mir an. Auch er hatte sich die Anreise anders vorgestellt. Im Gegensatz zu mir ist er aber erstaunlich gelassen. Dann endlich, nach einer nun insgesamt 5-stündigen Odyssee erreiche ich Kawaguchi. Es ist 14 Uhr. Dichter an den Fuji komme ich nicht mehr. Jetzt verstehe ich auch seine Gelassenheit. Er ist Backpacker. Er verschiebt den Fuji einfach auf morgen oder übermorgen. Zuerst steuern wir die Tourizentrale an. Er sucht ein Hostel, ich einen Weg zurürck.

Jetzt der Schlag ins Gesicht. Es gibt eine Busverbindung ab Shinjuku. Arghhh. Der Bus fährt über die Autobahn und braucht 2 Stunden. Ich dreh durch. Jetzt brauche ich ein Bier. Schnell. Runter zum See. Auch er hat Hunger. Kurz vor dem Ufer gabelt sich die Straße. Hier steht ein paar kleine Restaurants; Garküchen trifft es eher.

Wir entscheiden uns für eine. Ob es die beste Wahl war… Der Laden ist klein und schon etwas runtergerockt. Aber was solls. Bier und Soba. Etwas salzig. Hugh. Das ist das Problem wenn man die Karte nicht lesen kann. Auch die Toilette ist eine Überraschung. Es Keine Schüssel. Ein japnisches Stehklo. (Loch im Boden). Super. Heute hat sich alles gegen mich verschoren. Pinkeln geht noch. Für Rest benötige ich wohl ein Handbuch wenn nicht gar einen Volkshochschulkurs.

Von dem Resto sind es nur wenige Meter zur Seilbahn zum Mt Tenjo. Von hier oben hat man eine gute Sicht auf den See und den Fuji. So dicht dran und doch so weit weg. Anschließend begleite ich den Australier zum Hostel. Wir laufen durch die Randbezirke von Kawaguchi. Hier ist nichts los. Im Vergleich zu Tokyo geradezu dünn besiedelt. Die Straße zieht sich hin. Die Häuser sehr alt und runtergekommen aus. Ein Eindruck, der sich immer wieder bestätigt. Dieser Eindruck setzt sich aus mehreren Dingen zusammen. An den Häusern ist viel aus Metall. Dieses rostet. Die Fenster haben Einfachverglasung. Es fehlen die für Deutschland typischen Vorgärten. Alles sieht etwas rumpelig aus. Wenn man das jetzt in die USA packt würde man sagen, schlechte Nachbarschaft.

Wir laufen noch etwas die Straße entlang. Der Fuji kommt nicht dichter. Wir drehen um. Er steuert nun final das Hostel an, ich gehe zurück zum Bahnhof. Da es bis zur Abfahrt des Busses noch ein paar Minuten mehr sind, laufe ich durch Kawaguchi. Hier im Stadtzentrum ist auch nicht viel los. An der Ostsee würde ich sagen Nebensaison. Noch ein paar Fotos vom See und dann Abfahrt.

Shinjuku Jazz

Die Fahrt über Land ist wenig ereignisreich. Paßt zum Rest des Tages. Gegen 19:30 fährt der Bus auf den Chuo Expressway. Jetzt geht es sehr schnell. Am Horizont erkennt man die Lichter von Tokyo. Sie kommen näher und werden immer mehr. Noch kann ich keine bekannten Punkte erkennen. Und das gibt es wohl nur in Japan: Bushaltestellen auf der Autobahn. Der Bus stoppt wirklich mehrmals auf dem Standstreifen, um Leute ein- und austeigen zu lassen.

Gegen 19:50 erkenne ich die Skyline von Shinjuku. Die Twin Tower des Rathauses. Ein Blick zur Seite. Wir sind bereits umgeben von Tokyo. Ein Foto ist leider nicht möglich. Die Kamera will mindestens 1 Sekunde. Nicht in einem fahrenden Bus.

Der letzte Abschnitt der Fahrt beginnt. Die Häuser werden immer höher. Die Autobahn führt jetzt mitten hindurch. Ein rot-weißes-Lichtband. Immer mehr Bürotürme. Dann geht es von Express runter auf die normale Straßenebene. Ein paar Kurven. Dann in eine tiefer gelegene Ebene. Shinjuku. Der Bus hält. Die Fahrt zum Fuji wäre so einfach gewesen.

Leider kann der Busfahrer den 10000er nicht wechseln. Ein japanübliches „Please wait“ folgt. Er geht ins Gebäude und läßt mich im Bus zurück. Nach etwa 2 Minuten kommt er mit Wechselgeld wieder. Jetzt kann ich bezahlen. Das nenne ich Service.

Anschließend geht es durch das Nachtleben. Zuerst verlaufe ich mich im dem Gängesystem der U-Bahn. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Irgendwann bin ich wieder auf Straßenniveau. Irgendwo. Ein Jazz-Combo spielt Jazz; mitten auf der Straße. Tokyo ist immer wieder für eine Überraschung gut. Ich hole mir einen Caramel Macchiato beim Star Bucks ein paar Meter die Straße hinab. Noch auf dem Weg dorthin sehe ich einen Japaner mit Posaune. an mir vorbei laufen. OK. Ich nutze die Gelegenheit, um ein weiteres Souvenir zu kaufen: Eine Tokyo-Starbucks-Becher. Klingt etwas albern, aber irgendwie will ich den haben.

Mit dem Becher und Getränk geht es zurück zu der Jazz-Combo. Tatsächlich, der Japaner mit der Posaune steigt gerade in die Session ein. Ich sehe auch einen Schlagzeuger, der gerade aufbaut. Woher hat er das Schlagzeug? Kann mir egal sein. Was hier gerade abläuft, kann man nicht planen. Ich nehme das einfach mit. Nachdem der Tag total daneben war, brauche ich das jetzt. Ich sitze auf dem Gehweg mitten in Shinjuku, höre Jazz. Es sind etwa 25 Grad. Zumindest der Abend ist gerettet. Nach etwa einer Stunde verlasse ich die Szene. Aufhören, wenn es am Schönsten ist.

Rückreise zum Hotel. Vor dem Bahnhof stehen 4 Karren, wie ich sie aus den Anime kenne. Sie haben die Größe vom Wurst-Maxe-Stand. Neben den Karren stehen Sitzbänke; um die Karren herum stehen kleine Hocker. Die Karren sind überdacht. Lampions leuchten. Es ist ein Art japanischen Fondue. In der Mitte brodelt eine Suppe. Nach Wunsch der Gäste, wirft der Koch verschiedene Sachen hinein und fischt sie etwas später wieder heraus. Ich traue dem ganzen nicht. Keine Ahnung warum. Ich steuere einen Laden an und bestselle ein Karree. Das ist mir sicherer, vom Geschmack meine ich.

Der Weg zurück führt mit der Yamanote nach Okachimachi. Es ist bereits 23 Uhr, aber der Bahnsteig ist rappelvoll. In den Zügen bekommt man nur mit Mühe einen Stehplatz. Dabei fähert die Yamanote immer noch im 6-Minuten-Takt. Auf den Straßen das gleiche Bild. Hier ist mehr los, als in der Lübecker Fußgängerzone um die Mittagszeit.

Das Publikum ist gemischt. Sehr viele Geschäftsleute mit Anzug und Krawatte. Habe ja schon von dem Vorurteil gehört, daß die nach Feierabend mit den Kollegen in einem Izakaya (Kneipe) versacken. Scheint was dran zu sein. Ich sehe auch jugendliche in Schuluniform. Waren die noch nicht zu Hause? Oder ist dies die Bestätigung für ein weiteres Klischee: Japaner denken in Gruppen und Gruppenzugehörigkeiten. Tragen Schüler deshalb bis spät abends die Schuluniform damit sie der Gruppe „Schulklasse XY der Schule XY“ angehören? Sie richtig verstehen wird man das wohl nur als Japaner.

Randnotizen

  • Fazit: Der Tag war voll daneben. Zumindest am Fuji gewesen und „Jazz in Shinjuku“
  • Wenn Fuji, dann mit dem Bus ab Shinjuku. Alles andere ist Wahnsinn.
  • Haltestellen auf der Autobahn.