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Reste der Kirschblüte

Auf meinem Plan für heute steht „Kirschblüte“. Leider habe ich bereits gestern bestätigt, dass nur noch ein paar Bäume einer spätblühenden Sorte Blüten tragen. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Situation retten kann. Also gehe ich einfach mal, wie geplant, in den Ueno Park. Bei Tageslicht wird klar, dass villeicht noch 5 Bäume in Blüte sind.

Ich gehe daher zum Ueno Toshogu Schrein. In 14 Jahren habe ich es nicht geschafft ihn zu fotografieren. Zuletzt war er eine Baustelle. Ich muss allerdings warten. Das Tor öffnet erst um 9 Uhr. Ich schlendere daher ein wenig umher und sehe wie sich gleich nebenan eine Warteschlange formt. Es ist der Eingang zum Zoo. Stars sind zwei Pandajungen. Das Tor öffnet. Goldene Tore und farbige Schnitzereien erwarten mich. Das Warten hat sich gelohnt.

Nach einem weiteren Rundgang durch Uenopark, währenddessen sich die Schlange auf bestimmt 500 Leute erweitert hat, verlege ich zum Ueno Eki und von dort zum Tokyo Eki. Plan war, den JRP abzuholen, aber die Warteschlangen sind der Wahnsinn. Wartezeit ist bestimmt eine Stunde. Ich ziehe daher weiter zum Vorplatz, der endlich fertig ist und wirklich würdig aussieht. Auf dem Weg zur Steinbrücke des Palastes stolpere ich über eine Reihe von Kirschbäumen in voller, maximaler Blüte. An der Steinbrücke hingegen nichts.

Ich quere den Palastgarten, nutze ihn aber mehr als Abkürzung. Anstelle geradeaus zum Budokan gehe nach links in Richtung Expresswayauffahrt. Chidorigafuchi. Hier war ich noch nie. Und es war definitiv einer der Hanami-Spots in Tokyo. Der „Greenway“ führt am Wasser entlang zum Yasukuni-Schrein. Diesen wollte ich eigentlich auch als Abkürzung nutzen. Hat aber nicht geklappt. Ich muss doch den langen Weg laufen.

Ich gehe am Kandariver entlang in Richtung Iidabashi. Unter mir ist die Chuo-Main-Line; mehrfach benutzt aber noch nie aus dieser Perspektive gesehen. Unten an der Straße ist die Hosei University. Dort laufen gerade Veranstaltungen zum Semesterbeginn. Hunderte junge Japaner(innen) in ihren besten Klamotten und in Begleitung ihrer Eltern säumen die Straße. Am Iidabashi Eki stoppe ich erst einmal für eine große Schüssel Ramen.

Nach dem Mittagessen gehe ich zum Tokyo Daijingu. Den habe ich bisher auch noch nie besucht. Der Schrein  hat ein einfaches Design, dass an Ise und den Atsuta-Jingu in Nagoya erinnert.

Auch der nächste Stop wird einer, wo ich bisher noch nie war: Toranomon; auf halber Strecke zwischen Tokyo Tower und Südspitze des Kaiserpalastes. Dieser Stadtteil hat sich stark gewandelt, er wurde im Rahmen von Tokyo 2020 neu gestaltet.  Und hier gibt es das Japan Sake and Shochu Information Center mit  einer Menge Informationen und Tastingmöglichkeit. Hier probiere ich 17 Jahre im Holzfass gereiften Sake. Er ist dunkelbernsteinfarben, wie alter Sherry. Und er schmeckt wie Sherry mit einer leichten Sakenote.

2 Kreuzungen südwärts ist der Toranomon Hill Mori Tower. Ja, es gibt einen zweiten Mori Tower neben Roppongi Hill. Er ist wesentlich kleiner und unscheinbarer, hat aber ein bekanntes Maskotchen: einen weißen Doraemon (für Original fähre ich in zwei Wochen Nach Takaoka).

Der Atagoschrein ist gleich um die Ecke. Und auch hier war ich noch nie. Die Treppe überbrückt 26m Höhenmeter und steht für Erfolg im Leben. Natürlich gehe ich sie hinauf statt den Fahrstuhl zu nehmen.

Über Shimbashi geht es zurück zum Hotel, das Stativ holen und dann sofort weiter nach Naka-Meguro. Es ist einer der Hanami-Spots in Tokyo. Aufgrund der Fotos im Netz habe ich ihn für das Abendprogramm gewählt. Nach anfänglichen Orientierungsproblemen finde ich den Fluss.

Hier sind noch Blütenblätter am Baum, vermutlich, weil die Bäume relativ windgeschützt stehen. Warum auch immer, mit der Beleuchtung von unten sieht es bombastisch aus. Volle Blüte muss Mindblowing sein. Es gibt Futter und Getränkestände. Ich finde einen Stand von einer lokalen kleinen Sakebrauerei. Bei einem Glas komme ich schnell ins Gespräch. Ich erfahre auch, dass um 21 Uhr das Licht ausgeht. Dann ist Feierabend. So ist Tokyo. Morgen ist ein Arbeitstag. Für mich heißt dies. Ich habe noch 20 Minuten. Also wird weiter fotografiert.

Der Tip für Nakameguro kam von NHK, wie auch der Tip für mein Abendessen. Entlang der Tokyu-Toyoko-Linie, genauer gesagt unter der Bahnlinie, reichen sich Restaurants und Izakaya. Ein Mekka für Nachtschwärmer. Ich suche das Nodoguroya Kakiemon. Hier gibt es Sake und Austern.

Ich probiere erst eine gegrillte Auster, dann eine frittierte, usw. Am Ende des Tages habe ich 5 Austern gegessen. Das sind in 2 Stunden mehr als doppelt so viele Austern wie in den 41 Jahren zuvor. Und meine Herren waren die Austern lecker. Von den rohen werde ich weiterhin die Finger lassen, aber die gebratenen hier in Tokyo sind genial. Um 23 Uhr muss ich langsam an die Rückreise denken.

der Kaiser

für Tokyo ungewöhnlich früh wach; Frühstück um 8 uhr; danach auf zur Post; immer noch zu; immer noch kein Bargeld; langsam wird das kritisch; weiter zum Kaiserpalast; drei lange Schlangen; abwechseld wird immer eine vorgelassen; nächste Schlage; erster Sicherheitscheck; ohne Handtasche und Rucksack gehe ich daran vorbei; zweiter Checkpoint; harmloser als vor einer deutschen Diskothek; nächste Schlage;

im Trippelschritt auf das große Tor zu; treffe auf zwei Schweden; kommen ins Gespräch; dann das Tor; hier ist sonst Schluß; gehen hindurch; Weg hinauf zur Redisenz dese Kaisers; Fushimi Watchtower; er wurde aus Fushimi (südlich von Kyoto) hierher verlegt; geschätzt so groß wie ein Fußballfeld; etwas schmaler; Platz davor genauso; kommen zum Stillstand; in dem Moment beginnt der Kaiser seine Rede; Volltreffer; versuche ein paar gute Fotos zu machen; merke erst später, dass ich auf 1600 ASA arbeite; blöd; Fotos aber gut; die Rede ist zu Ende; die Fahnen gehen nach oben; alle jubeln; eine Truppe nebenmir gröllt „Bansai“; schon witzig; bei uns sagt man das nur, wenn man plant etwas Blödes zu tun;

Kaiserpalast

dann werden wir förmlich hinausgespült; 20 Minuten stehe ich wieder vor dem Palast; entschließe mich für eine zweite Runde; stelle mich wieder hinten an; scheint etwas schneller zu gehen als beim letzten Mal; gut; ist Runde Nummer 3; Bei Runde 1 hatten viele gewartet; jetzt ist es eher ein organisierter Menschenstrom; Position für Fotos dieses Mal nicht so gut; habe Reflexionen in der Scheibe; kein Polfilter; die Rede; Gejubel; Fahnenschwenken;

12:30 am Bahnhof; im Kaufhaus Oazu gibt es einen Dragon-Dance; ein Drache frisst böse Geister; begleitet von Ebisu (Glücksgott) geht es mit Trommeln und Flöte von Gschäft zu Gschäft;

13 Uhr; gleich um die Ecke Teezeremonie; warum nicht; kurzes Gespräch mit dem Teemeister; lerne; das Tuch wird links getragen; Teemeister tragen kein Schwert; es gibt eine Bushido-Variante der Teezeremonie; dann wird das Tuch rechts getragen; bin beeindruckt mit welchen einfachem Handgriff er das Tuch faltet; probiere; chancenlos;

Drachentanz

Zurück zum Hotel; kurzer Stop für Tonkatsu (Mittagessen); auf mit dem Shinkansen nach Ueda; habe nur noch 1000 yen; reicht nach Bessho; aber nicht zurück; suche in Ueda eine Bank; frage im JR Office; bei der Polizei; im Lawson; keine Chance für ausländische Karten; weiter nach Bessho; Hauptsache Hotel; rufe per Handy im Hotel an, dass ich erst um 19:07 am Bahnhof sein werde; habe mit Dinner gebucht, das ist dann vorbei; hoffe, dass ich verspätet essen darf;

Hotelbetreiber holt mich am Bahnhof ab; es geht sofort aufs Zimmer, wo das Dinner wartet; wie immer kleine Portionen; davon aber extrem viele; weil Neujahr ist; was für ein Glück; heute mache ich nichts mehr; wie auch ohne Geld; steuere das Onsen an; extrem entspannend; im Rotenburo fehlt etwas der Schnee; ein paar weiße Reste von letzter Woche müssen reichen;

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Tokyo – Sakuramon und ein Erdbeben

Das Frühstück ist ein Klassiker: Kaffee und Brötchen mit Schwartauer Marmelade, dazu Misosuppe mit Reis. Ich sage es gleich, die Kombination ist nicht jedermanns Sache.  Hide holt mich um 13 Uhr am Hotel ab. Ein Teil des 4-Wochen-am-Stück-Urlaub-Deals  ist, daß ich für die Firma Reparaturen in Japan durchführe. Bis dahin schaffe ich es zum Kaiserpalast und zurück. An der U-Bahn-Station Yushimatengumae (C13, Chiyodo-Line) ziehe ich zum ersten Mal meine Suica über das Lesegerät. Ab jetzt bin anderes als die anderen Touris. Nie wieder Münzen in den Automaten stopfen. YES.

Kaiserpalast

Das Sakuramon ist dann etwas enttäuschend. Nur drei Kirschbäume, die nicht mit dem Tor zusammen auf das Foto passen. Dafür bieten sie ein gutes Motiv mit dem Burggraben. Ich wandere Richtung Eingang zum Palastgarten. Hier ergeben sich noch ein paar dankbare Motive.

Kirschen vor dem Palast

Um 16:30 Uhr ist Feierabend. Auf nach Ikebukero zum Kendoshop. Ich will eine Rüstung kaufen, nur finde ich den Laden einfach nicht. Irgendein Detail zum Weg dorthin habe ich vergessen. Ich frage zwei Polizisten. Wußte ich’s doch. Jeder Polizist kennt den nächsten guten Kendoshop. Um 18:20 bin ich wieder bei der Firma, rechtzeitig für den gemütlichen Part. Es geht in ein Izakaya, wo Testuya auf uns wartet. Es gibt Sushi, Sashimi, Tempura und all die anderen undefinierbaren Dinge, dazu Niigata Sake und Shochu, auch japanischer Wodka genannt. (Zum Gären wird der Hefepilz genommen wie für Sake, anschließend wird destilliert. Shochu muß aber nicht aus Reis hergestellt werden. Es gibt ihn auch Sorten aus Getreide und Kartoffeln).

Tokyo

Dann rüttelt es etwas. Ein LKW. Äh nein. Das ist eine schmale Nebenstraße. Hier paßt kein LKW durch. Egal. Ich weiß nicht was mich mehr beunruhigt, das „egal“ von eben oder die unruhig werdenden Japaner. Alarmton. Alles blickt zum Fernseher. Erdbeben! Wars das? Kommt noch was? Dann die Entwarnung. Epizentrum war ein paar Kilometer nördlich. Für diesen Bezirk von Tokyo wird eine Stärke von 3 angegeben. Damit ist das Beben durch. Es kommt nichts mehr. Schnell ein Foto vom Fernseher mit der Meldung. Dann widme ich mich wieder den Speisen auf dem Tisch. Nach dem Essen zeigt mir Tetsuya noch eine gute Ecke für die Kirschblüte. Irgendwo in Waseda. Die Ecke ist echt der Hammer. Ob ich sie morgen bei Tageslicht wiederfinde?

autofreie Pingparty

Sonntag. ist ein spezieller Tag in Tokyo: Cosplay Bridge und die „Fußgängerzone Ginza“. Zuerst geht es zum Kaiserpalast. Naja, nicht ganz. Erst will ich nach Nihonbashi; hatte ich 2004 ausgelassen. Ich will die Strecke dorthin laufen, aber die Hitze ist das beste Argument den letzten Kilometer per U-Bahn zurückzulegen. Ich sehe schon das Schild 日本橋. Aber die Brücke an der es klebt, ist es nicht. Es ist die Brücke unter der Brücke. Sie ist der Nullpunkt des japanischen Straßennetzes seit der Edozeit. Diese Kulturgut ist heute überbaut von der Autobahn „Asahi Expressway 1“. (Nachtrag: Starbucks meldet 11:31 Uhr bei 31°C, Das wird ein Tag)

Jetzt ab: Kaiserpalast. Durch das mächtige Tor in eine grüne Oase. Ohne die Hochhäuser im Hintergrund würde man sofort vergessen, daß man in einer Millionenmetropole ist. Das Bild, daß sich bietet, die Bäume, die Bürotürme im Hintergrund, ist einmalig. Ich schlendere durch die weitläufige Anlage und zur Hintertür raus.

Hier ist die Judohalle und daneben der genauso berühmte Yasukunischrein. Und ja, es ist ein Hort von Nationalisten. Gut, daß ich ein Shirt mit deutschem Aufdruck trage. Hier als Ami durchzugehen wäre nicht optimal. Das Schreingebäude ist wie jedes andere. Anders ist das Museum mit Waffen und Flugzeugen aus dem zweiten Weltkrieg.

Anschließend um den Palast herum und zur Nijubashi und dem Haupttor zum Palast. Ein mystischer Ort für Japaner und Touristen. Es ist das Foto, das in jedem Reiseführer ist. Quasi der fotografische Inbegriff des Kaiserpalastes. Dreht man sich um 180° blickt man über eine grüne Parkfläche auf die Skyline von Marunouchi. Genau hier kollidieren Geschichte und Moderne.

Weiter zur Ginza. Erstaunlich. Selbst die Hibiya Dori vor dem Palast, eine der wichtigesten Straßen in Tokyo, ist heute autofrei. Von hier zur Ginza ist es ein Kilometer; achtspurig. Ich nutze die Gelegenheit, um den Hibiya-Park zu besuchen. Reißt ich nicht vom Hocker. Noch zwei Querstraßen. Hier ist der Verkehr chaotisch wie immer. Dann erreiche ich Ginza. Auf der Straße eine mini-Absperrung. Die meinen das wirklich ernst. Die Ginza selbst ist nicht wiederzuerkennen. Bänke und große Sonnenschirm mitten auf der Straße. Bei der Hitze bestimmt nicht die schlechteste Idee. Hier läßt es sich aushalten. Ein Bier und ein Kaffee später und es ist bereits 16 Uhr. Wird Zeit nach Harajuku zu starten. Dummerweise ist die nächstbeste Station Shiodome genau auf der anderen Seite der Ginza. So war das nicht geplant.

Kurz vor fünf bin ich in Harajuku. Aber außer ein paar Goth-Girls ist nicht viel los. Das hatte ich nicht erwartet. Also ein Lauf durch die berühmte Shoppingstraße Takeshita-Dori, Goth-City sozusagen. Quirlig, laut, schrill. Die richtige Dosis japanischer Jugendkultur.

Auf zum Yoyogi-Park. Hier ist mehr los. Verkaufsstände, Rockbands, Rockabilies. und anderes skurieles Volk; und Livemusik? Ein Schild: heute ist Ping-Party. Was auch immer das ist. Der Musikstil ist, ich sage mal, anders. Japan und gerade Toyko sind schnell, aber Bob Marley auf gefühlten 180BPM? Der Beat ist treibend und steckt an. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Temperaturen partytauglich. Durch meine Kamera schaffe ich es bis in den Backstagebereich. Highlight des Abends ist aber ein Nissan-Transporter im Stil eines alten VW Bus.

2 Stunden später zieht es mich weiter nach Roppongi Hill, genauer: zum Mori Tower, 54F. Was für ein Ausblick. Lichter bis zum Horizont. Tokyo Tower und Rainbowbridge sind schnell ausgemacht, geben Orientierung. Man sieht die Autobahn als weiß-rote-Schnur, die sich durch das Häusermeer zieht. Die Skyline von Shinjuku ist zu sehen. Das dunkle Areal des Meiji-Schreins und des Kaiserpalastes. Mit dieser Aussicht endet der Tag. (Nachtrag: Heute entsteht aus das Blogtitelbild: Tokyo@night)