Der Wechsel nach Nikko ist geprägt von Zugfahrten: 2 Stunden nach Nagoya, 2 weitere Stunden nach Tokyo, 2 nach Utsunomiya und eine von fort nach Nikko. Ein Sightseeing-Zwischenstop ist da nicht drin. Oder? Da ist ja noch mein Regenschirm in Nagoya.
Ach ja. Hatte ich glaube ich noch nicht erzählt. Hier im Ryokan stehen so kleine Tonfiguren in einer Vitrine. Alle mit spitzem Mund. Es sind Räuchergefäße. Das Geheimnis der Figuren kann ich nicht ganz lösen. Es gibt 100 Stück und es sind Personen der japanischen Geschichte. So viel habe ich raus.
Nach einem ausgiebigem Frühstück und Koffer wieder zusammenpacken geht es los zum Bahnhof. Um 10:30 Uhr gleich der erste Patzer. Die Züge fahren stündlich nach Gifu, außer … Richtig, außer um 10:37 Uhr. Genau dieser Zug fährt als Local nur bis Minaota. Meine Zeitplanung „2+2+2+1“ muß um eine weiter Stunde Wartezeit ergänzt werden.
Was tun? Wir nehmen den Local. Der Express eine Stunde später wird schon aufholen. Nach dem Fahrplan in Minaota auf 11 Minuten. Eine sichere Sache. Und los. 2 Waggons Local, das gleicht eher einem Schienenbus. Außer mir sind 6 Fahrgäste an Board. Gleich am ersten Halt fällt mein Blick auf einen riesigen alten Baum. Ich erfahre, daß das der älteste Kirschbaum Japans ist. Schnell ein Foto. Das hätte ich im Express verpaßt. Weiter geht es im Zuckeltempo.
Kurzer Stop in Minaota. Ich habe mich irgendwo verlesen, denn nach Anzeigentafel habe über 20 Minuten. Zeit für einen Kaffee. Eine Stunde später bin ich in Nagoya. Der halbe Tag ist rum. Ich buche ein Shinkansenticket und eile dann (mit Koffer) zum Hotel, um meinen Regenschirm zu holen. Auf dem Rückweg noch ein Stop bei „Big Camera“ und anschließend die Feststellung, daß ich den Zug verpaßt habe. Habe irgendwie die Ziffern auf den Ticket durcheinander gekriegt. Also: neues Ticket. In Tokyo wird dann der Shinkansen gewechselt (von Grün nach Blau). Stressig wird es in Utsunomiya. 2 Minuten liegen zwischen Ankunft des Shinkansen und Abfahrt der JR Nikko Line; ein Bummelzug, der mich 2004 zur Weißglut getrieben hat. Mit Anlauf und Riesenkoffer. Der Impulserhaltungssatz wäre auf meiner Seite. Geschafft. Es ist bereits dunkel, als ich in Nikko ankomme. Es folgt die letze Etappe; mit dem Taxi zum Hotel.
Ich glaube ich bin hier falsch. 2 Pagen kommen mir entgegen. Einer verschwindet mit meinem Gepäck, der andere eskortiert mich zur Rezeption. Er kurbelt sogar die Drehtür für mich. Im Marco Polo stand zwar was von Luxushotel, aber … Hoffentlich stimmt der Preis aus dem Internet. Ich sehe schon meine Kreditkarten schmelzen. Nach dem Check-in geht es mit Eskorte zum Zimmer. Meine Koffer sind schon da. Das Haus ist eine Mischung aus Japanischen und altem englischen Stil. Eine faszinierende Kombination. Dunkle, alte Hölzer; überall Teppichboden, im Restaurantbereich Parkett. Mein Zimmer ist extrem geräumig, hat zwei englische (= butterweich gefedert) Betten, ein Badezimmer mit Badewanne und eine Minibar. Und es ist die erste Minibar, die ich sehe, die gefüllt ist. Ich entdecke sogar Bier und Whiskey.
Was ich bis jetzt nicht wußte: Das Nikko Kanaya ist das älteste Hotel im westlichen Stil in Japan. Preislich normalerweise bei 200€ plus. Irgendwie bin ich, eher durch Zufall, an ein Zimmer für 134€ gekommen. Der Service ist bis jetzt 5 Sterne superior. Dagegen ist das Radisson ein besseres Hostel.
Da das Resto schon geschlossen hat, suche ich mir eine Kneipe und entdecke mal wieder so ein Fundstück der Woche. Komplett zugerümpelt mit europäischen Kitsch. Der Gesamt- eindruck samt Publikum ist irgendwie „verschroben intellektuell“. Leider gibt es auch hier nichts Eßbares. Also halte ich mich an Hopfenkaltschalen.
Nachtrag: Ich hab heute die Bilder aus Nikko im Prorgamm, da es vom Wechsel selbt keine guten Bilder gab.