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Kalender – (1) Kalendersysteme

Eigentlich wollte ich einen Beitrag zum alten japanischen Kalender schreiben, der zum Teil heute noch Daten (Plural zu Datum) für Schrein- und Tempelfeste definiert. Und dann dachte, ich muss vorher etwas Kontext schaffen …

Lunarkalender

Lunarkalender (Mondkalender) sind einfach zu konstrieren. Sie orientieren an den Mondphase. Der synodische Monat (Neumond zu Neumond) mit im Schnitt 29,53 Tagen (ja, das schwankt) hat eine überschaubare Länge und ist zudem leicht zu messen. Meist nutze man hierzu das „Neulicht“, also die erste Mondsichel nach Neumond.

Mögliche Fixpunkte in einem Lunarkalender sind: Neumond (oder Neulicht), zunehmender Halbmond, Vollmond, abnehmender Halbmond, (Letztlicht).

Einen Kalender kann man schnell aufbauen, indem man Monate mit abwechselnd 29 und 30 Tagen erzeugt. Dieses einfache System hat einen verbleibenden Fehler, der sich all 33 Monate zu einem Tag aufsummiert und durch einen Schalttag korrigert werden kann.

Problematisch wird es mit der Definition eines Jahres. 12 Lunationen (Mondmonate) sind nur 354 Tage lang. Das Sonnenjahr hingegen hat 365,25 Tage. In einem Lunarkalender verschieben sich die Anfänge der Jahreszeiten also jedes Jahr um 11 Tage.  Die Einführung von Schaltmonaten, um die Drift zu verhindern, führt zum Lunisolarkalender den ich unten erkläre. Reine Solarkalender sind wegen der Drift für Agrarkulturen nicht hilfreich.

Reine Lunarkalender sind mit Ausnahme der islamischen Zeitrechnung heute nicht mehr in Nutzung. Der Anfang von Ramandan wird heute noch über einen Mondkalender bestimmt, wodurch Ramadan ein Mal in 24 Jahren durch das Sonnenjahr wandert.

Solarkalender

Solarkalender (Sonnenkalender) orientieren sich am Erdumlauf um die Sonne. In ihnen sind die Jahreszeit fest, womit er sich für die landwirtschaftliche Planung eignet.

Allerdings ist er schwieriger zu erstellen. Über eine sehr lagen Zeitspanne (1 Jahr) müssen relativ kleine Änderungen im Sonnenlauf (Auf-/Untergangspunkt, maximale Höhe über dem Zenit) dokumentiert und verfolgt werden. Dies setzt fast schon voraus, dass die Kultur über eine Schriftsystem verfügt, um Informationen zu dokumentieren.

Mögliche Fixpunkte in einem Solarkalender sind Frühlingsäquinoktium, Sommersonnenwende, Herbstäquinoktium und Wintersonnen wende. In der Regel wird as Frühlingsäquinoktium als Jahresanfang gewählt, weil er (auf der Nordhalbkugel) auch den Begin der Landwirtschaftlichen Aktivitäten markiert.

Die Unterteilung des Sonnejahres in 12 Monate ist motiviert durch die Mondphasen. Der Monatsbeginn orientiert sich aber – anders als beim Lunisolarkalender – gerade nicht an der Mondphasen. Die 12 Monate haben den Vorteil, dass man jeweils drei Monate zwischen die Fixpunkte legen kann. Die meisten Kalender benutzten eine Monatslänge von 30 Tagen. Hier ist hervorzuheben, dass die meisten Solarkalender mit einer Wochenlänge arbeiten, die nicht zur Monatslänge passt. Zu den Solarkalendern gehören:

  • gregorianische Kalender
  • iranische Kalender
  • julianische Kalender
  • koptische Kalender
  • Maya-Kalender

Fiskalkalender sind in der Regel Solarkalender, die das Geschäftsjahr oder Steuerplichten definieren. In Japan beginnt das Fiskaljahr heute noch im April, ebenso das Schuljahr und das Semesterbeginn. Dies ist der Grund warum so viele Highschool-Anime immer mit der Kirschblüte beginnen, die für Tokyo ebenfalls im April liegt.

Wandelkalender sind im prinzip Solarkalender ohne Schalttag (Interkalation) und mit 365 Tagen pro Jahr.  Die alten Ägypter und Azteken haben so ein System verwendet. Man muss diesen System folgendes zu Gute halten: Der Kalender auf 99,93% präzise. Ein Fehler von weniger als einem Tag in 1000 Tagen. Der Einfluss des Fehlers auf die Agrarwirtschaft wird erst über Generationen sichtbar.

Lunisolarkalender

Diese Kalender sind ein echtes Ärgernis. Sie arbeiten mit Mondmonaten und Sonnenjahren. Zwei Dinge, die nicht wirklich zusammenpassen. Dies führt zu einer komplizierten Regelung zur Einfügung von Schaltmonaten. Manche Jahre haben also 13 Monate. Bekannte (und teilweise heute noch gebräuchliche) Lunisolarkalender sind:

  • japanische Kalender (bis 1872 in Verwendung; bestimmt heute noch die Daten der Schrein- und Tempelfeste) … Btw. Daten ist das Plural von Datum.
  • chinesicher Kalender (bestimmt u.a. das Datum des chin. Neujahrs)
  • jüdische Kalender (noch in Gebrauch; regelt z.B. des Zeitpunkt von Chanukka)
  • koreanische Kalender (war die Basis für den japanischen Kalender)
  • mongolische Kalender
  • tibetanischer Kalender
  • germanischer Kalender
  • römische Kalender

Ich persönlich halte einen Lunisolarkalender für sehr praktisch. Er verbindet den Vorteil des Lunarkalenders die überschaubare Zeitspanne des Monats an den Mondphase abzulesen, mit den Vorteil des Solarkalenders die Jahreszeiten für die Landwrtschaft zu bestimmen. Wenn da nur nicht das Problem mit den Schaltmonaten wäre.

Der synodische Monat ist 29,53 Tage lang, das Sonnenjahr hingegen hat 365,25 Tage. 19 Sonnenjahre mit 6940 Tagen entsprechen 235 Mondmonaten (Meton-Zyklus). Der Restfehler ist 0,2 oder 1 Tag in 95 Jahren. Akzeptabel, finde ich.

Der Meton-Zyklus erfordert aber, dass man 7 Schaltmondmonate in 19 Solarjahren einfügen muss. Das ist ein Schaltmondmonat  alle 32,57 Mondmonate. Schalttage sind nicht möglich, da man sonst die Bindung des Monatsanfang an die Mondphase verliert. Die krumme Zahl von 32,57 erfordert zudem ein komplexes System, wann der Monat eingefügt wird. Jedes Kultur hat dabei ihr eigenes System entwickelt. Das jüdische System habe ich immer noch nicht verstanden. Das japanische System ist weniger berechbar klingt aber logischer. Auf den ersten Blick.