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Chichibu

Der ursprüngliche Plan für Chichibu war der Besuch der gleichnamigen Destillerie. Diese hat jedoch kein Besucherzentrum und keine Führungen. Ich würde vor geschlossenen Fabriktoren stehen. Ich habe zwar eine Kontaktperson gefunden,  aber bis jetzt keine Rückmeldung bekommen. War auch etwas kurzfristig. mit der Destillerie vom Plan ist jetzt Zeit für den Mitsumine-Jinja.

Jeder Ausflug beginnt mit der Anreise. Nach Chichibu führen mehrere Wege. Ich entscheide mich für den Fahrt über Kumagaya. Die weitere Fahrt erfolgt mit der Chichibu Railway Company. Im Zug sitzt ein sehr alter Japaner (95 Jahre), der eine Bekannte besuche will. Sein English ist makellos. Er hat ein Buch bei sich, dass — soweit ich es verstehe — von einer japanischen Armeeeinheit aus dem Pazifikkrieg (WWII) handelt. Erst nach und nach fallen die Groschen bei. Der Herr war Mitglied dieser Einheit und ist Autor des Buches.

Die Zeit bis Chichibu ist schnell rum. Ich verabschiede mich und steige aus. Gleich hinter dem Bahnhof ist das Matsurimuseum, wo auch die beiden Festwagen stehen. Das Museum ist klein und fein, allerdings etwas dunkel für gute Fotos (Blitz ist nicht erwünscht). Da ich momentan der einzige Gast bin, bekomme ich eine persönliche Führung.

Kurz hinter dem Museum ist der Chichibu-Jinja. Hinter dem roten Eingangstor wartet ein Honden aus fast schwarzem Holz. Die farbigen Details in Kombination mit diesem dunklen Holz erinnern mich an Nikko und Sendai. Wow. Die Reise hierher hat sich jetzt schon gelohnt. Und nach den Bildern auf japan-guide ist das hier nichts im Vergleich zum Mitsumine. Ich bin gespannt.

Zuvor will aber der Rest von Chichibu erkundet werden und davor will muss ich den Busfahrplan kennen. Der erste Weg führt mich daher durch die Ladenstraße von Chichibu zum Bahnhof der Seibu-Bahngesellschaft. Hier ist nicht viel los. Ein verschlafener Ort. Im Banhhofsgebäude ist ein Onsen integriert. Das hebe ich mir für heute Abend auf (wenn ich Zeit übrig habe).

Ich habe den Busfahrplan, den ich im Internet über Tage verzweifelt gesucht habe. Der Bus meiner Wahl fährt im 14 Uhr, also in 2,5 Stunden. In dieser Zeit kann ich ein paar Schreine im Norden erkunden, was im Prinzip heißt: zurück zum anderen Bahnhof.

Erster Stop ist die lokale Sakebrauerei. Ein altes Gebäude, traditionelles Gebäude. Der Jorin-ji, ein sehr kleiner Tempel, der Handlungsort eines Anime ist. Ich mach‘ die Sache kurz: ich verlaufe mich mehrfach, verliere komplett die Orientierung, frage nach dem Weg und stelle fest, dass ich im großen Bogen um den Tempel herum gelaufen bin. Der Tempel selbst ist nicht die Reise wert. Gut, es war auch mehr als Spaziergang gedacht, bis der Bus kommt.

Um 14 Uhr fährt besagter Bus los und 75 Minuten später erreicht er den Parkplatz am Schrein. Die war nervig lange und jetzt habe ich nur 60 Minuten bis zur Rückfahrt. Aber sie hat sich gelohnt. Bereits untem am ersten Torii, das irgendwie chinesisch aussieht, geht es los. Dann kommt man zum Mon mit seinen farbigen Schnitzereien und es wird immer besser. Das Honden und der Glockenturm sind der Hammer. Sie sind übersät mit kallbunten Schnitzereien. Überall. Ich weiß gar nicht wohin ich die Kamera zuerst richten soll. All diese Details.

Um 17:45 Uhr bin ich zurück in Chichibu. Ich treffe auf Touristen, die gerade den Hitsujiyama-Park besucht haben. Die Blüte des pinken Moos hat begonnen. Es ist noch nicht im Maximum, aber es blüht. Mit Anlauf geht es zu besagtem Park. Das „yama“ hätte mich vorwarnen können. Es geht berauf und dann laufe ich am Eingang vorbei. Mein Orientierungssinn scheint Urlaub in Tokyo zum machen.

Es wird ein Rennen gegen die japanische Dämmerung … und  gegen meinen Akkukapazität. Ich habe den zweiten Akku nicht Schacht. Zum Glück geht mir erst jetzt der Saft aus und nicht oben am Schrein oder auf dem Weg dorthin. Das wär was gewesen … Schauder. Mir gelingen noch zwei, drei Fotos mit dem Resttageslicht, dann gehe ich zurück im Seibu-Bahnhof. Das Onsen lasse ich aus. Für eine Schüssel Ramen ist aber noch Zeit.

Mit der Seibu geht es nach Ikebukuro. Ich nicke kurz ein, als ich Höhe Motokaji woeder aufwache, stelle ich fest, dass wir in den andere Richtung fahren. Ich werde kurz hektisch, aber in der Anzeige steht immer noch Ikebukuro.

Ein letzter Stop für heute ist die Scotch Whisky Bar in Ueno. Es ist der letzte Abend in Tokyo. Das muss man zelebrieren. Gleichzeitig will auch nicht zu spät im Hotel sein, da ich den Koffern noch packen muss.

Fazit: Die Anreise zum Mitsumine-Jinja zerlegt einem den ganzen Tag, aber es lohnt sich. Chichibu lohnt sich auch … irgendwie, ist jedoch nichts für die erste Japanreise.