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Huis Ten Bosch; Henn Na

Check-out. Die Vorhersagetafel in der Lobby verheißt nichts Gutes: Regenwahrscheinlichkeit 90%. Taifun 12 ist im Anmarsch. Draußen regnet es. Mit dem Taxi geht es hinunter in die Stadt. Ich parke die Koffer wieder am Busbahnhof (gleiches Fach wie gestern).

Nach zwei Besuchen in Hiroshima ist es Zeit nun Ground Zero in Nagasaki zu besuchen. Der Ort liegt weit im Norden der Stadt; abseits des Stadtzentrum. Man erreicht das Gelände des Peace Parks über eine Rolltreppe (oder Treppe). Am Anfang des Parks ist ein Springbrunnen;. ganz am Ende eine Statue, die (sorry) für mich extrem auf der kitschigen Seite ist.

Etwas abseits vom Peace Park ist der eigentlich Ground Zero. Ein schwarze Säule markiert den Nullpunkt. Etwas rechts davon steht noch ein Mauerrest. Alles ist bei weitem nicht so imposant wie in Hiroshima. Unten am Fluss und hinter Glass, sind die Trümmer der Explosion zu sehen. Ach ja, der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört.

Das Museum ist im Gegensatz zu der Statue schon würdiger. Alles ist kahl, dunkel und leicht depressiv. Man wird automatisch ganz still und nachdenklich. In der Halle stehen illuminierte Säulen; am Ende des Säulenganges ein hoher Schrank mit Karteikarten. Jede Karte nennt den Namen eines Opfers. Der Schrank ist groß, sehr groß.

Mit der Tram geht es zurück und auf die andere Seite von Nagasaki. Dejima ist wegen Taifun 12 geschlossen. Hatte ich vergessen zu erwähnen: Taifun 12 soll heute Abend/Nacht auf Nagasaki treffen. Noch ist das Wetter brauchbar. Ein paar Fotos über den Zaun und dann weiter. Nun ist es Zeit mit Mittagessen, Zei für Champon. Eine Spezialität aus Nagasaki. Es ist eine chinesische Variante von Ramen, wird mit Meeresfürchten und Milch zubereitet und sollte jeder mal probiert haben.

Motiviert vom Champon versuche ich die zweite Spezialität aus Nagasaki zu kaufen: Castella. Ein Biskuitkuchen mit Urpsrung in Portugal. Ich kann ein Stückchen probieren. Lecker, aber leider ausverkauft. Den Abstecher nach Chinatown bei Tag kann man sich sparen. Es ist nur eine etwa 200m lange Straße, die komplett mit Lampions verhangen ist. Nachts könnte das ganz gut aussehen.

Zeit in den Zug zu springen. Bis Huis Ten Bosch sind es 75 Minuten. Wie ich am Bahnhof erfahre, fährt der Zug nur stündlich und in meinem Fall in 25 Minuten. Der Zug ist ein Local Wanman (Oneman) der Baureihe 67 in JNR-Farben. Diese Zugtyp-Farb-Kombination existiert nur 4 Mal.

Ein Taxi bringt mich vom Bahnhof zum Henn Na Hotel. Ich werde von einem großen, plüschigen Roboter mit „Yokoso“ begrüßt. Dann geht es zum Check-in. Der Dinosaurier ist genau wie im Youtube-Video. Das Englisch ist immer noch etwas komisch.  Mein Zimmer ist in Gebäude C. Leider fährt der Kofferroboter dort nicht hin. Ich gehe am Piano vorbei in Richtung Tür. Der Pianist ist ein Roboter. Das Hotel ist wirklich „hen“.

Huis Ten Bosch

Gleich hinter dem Hotel beginnt Huis Ten Bosch. Ich kaufe eine einfache Eintrittskarte. Die Dämmerung ist weit vorgeschritten. Der Park verwandelt sich in ein buntes Lichtermeer. Direkt am Eingang ist ein Tunnel aus tausenden LEDs. Das muss man den Japanern lassen: Bei Lichtinstallationen sind die ganz weit vorne.

Der Park ist ein einziges Klischee von Holland. Bei den drei Windmühlen entdecke ich in einem Souvenirshop deutsches Bier: Flensburger Dunkel. Ich kann nicht anders. Ein Plopp muss sein.

Ich laufe weiter durch den Park. Wow. Alphonse, der Patlabor. Da fällt mir ein, dass es eine Realverfilmung gibt. Das ist der Patlabor aus der Serie. Eine weitere Attraktion ist eine Projektion auf einer Hauswand. Genial gemacht. Man vergisst total, dass das Haus wirklich da ist, bzw. die Fenster sich nicht wirklich bewegen.

Gut Holland ist gleich neben Deutschland. Aber die Version hier ist auch nicht verkehrt. Es ist wie Holland nur sauber und bunt beleuchtet. Es gibt sogar einen Yachthafen mit dutzenden Schiffen.

In einem Park mit Pavillion läuft so etwas wie eine Realversion von diesem Wii-Tanzspielen; Dance Revolution oder wie das heißt. Neben Karaoke und dem Yamanote-Videospiel eine weitere japanische Eigenart, die ich nicht kapiere. Der Pavillion ist schon eher mein Fall. Zeit für ein weiteres Bier. Es gibt hier ein leckeres IPA.

Neben dem Park steht ein Festzelt. Die Feiern hier gerade ein Bierfest und das Klischee des (Süd)Deutschen wird hier voll bedient. So kurz vor 22 Uhr ist aber nichts mehr los. Außerdem ist das Bier extrem teuer. Gut, es ist Importbier. Köstrizer (300ml) liegt bei 10€ und Radeberger (500ml) bei 13€. Da war mein Flens im Vergleich ja ein Schnäppchen.

Erkenntnis des Tages: Das Henn Na ist wirklich Hen und Huis Ten Bosch ist eine bunt beleuchtete Version von Holland.

宮島 から 大阪 まで

Der Aufenthalt in Miyajima war zu kurz. Allen, die diese Zeilen lesen, sei angeraten: 4 Tage Minimum. Lieder ist das Hotel in Oosaka schon gebucht und Jan erwartet mich heute Abend. Nach Oosaka sind es 2 Stunden. Bleibt genug Zeit für eine ausgiebige Runde durch Hiroshima.

Auf geht’s, den Freadom Boulevard runter, eine der wenigen baumbepflanzten Straßen, die ich in Japan kenne. Hier gibt es wohl auch einzigen frei lebenden Mülleimern in Japan. Ich stehe vor dem Atom Bomd Dome. Unheimlich. Dann der Vergleich im Kopf: die Fotos aus den Geschichtsbüchern, das Livebild vor einem. Ich betrete die unterirische Erinnerungshalle (habe ich 2004 übersehen). Hier werden Namen und Fotos aller Opfer angezeigt; dazu ein 360°-Panorama-Relief von Hiroshima nach dem Bombenabwurf. Die Stimmung ist beklemmend. Raus hier. Ich gehe durch den Peace Memorial Park, vorbei an weiteren Mahnmalen, zum Museum. Dieses mal mache ich die Tour mit Audiokommentar.

Weiter zum Okonomiyaki-Laden von 2004, der aber geschlossen hat. Ich wandere zurück in Richtung Bahnhof. In der Nähe vom Hotel Flex, meinen Basislager 2004, ist ein japanischer Garten. Da muß ich hin. An kochend heißen Tagen wie heute sind die Waldregionen noch attraktiver als sonst. Entspannung pur. Ich laufe um den Teich mit den springenden Karpfen und beobachte die Schildkröten … und die mich. Scary. Zurück am Bahnhof kaufe ich mir einen Trolly für den großen Rucksack. Ich bin es leid, dieses 25kg-XXL-Ding auf dem Rücken zu haben. Dazu der Rucksack und die Shinais.  Die 2500円 lohnen sich schon nach den ersten 100m.

Im Dunklen geht es nach Shin-Oosaka, vorbei an der illuminierten Himeji-Burg, und weiter mit Local nach Oosaka Eki. Um 19:30 Uhr werde ich in den Umeda-Untergrund gespült. Auweia ist das riesig. Ich dachte immer Yeasu in Tokyo ist groß. Ich habe mich geirrt. Mehrere Ebenen, lange Gänge, Kreuzungen, dazu die Gänge und Shoppingbereiche von drei verschiedenen Bahnbetreibern und die Kellergeschosse von diversen Kaufhäusern. Links, rechts, geradeaus. Ich nehme ich die Treppe nach oben und habe keine Ahnung, wo ich bin. Der Bahnhof ist außer Sicht. HEP Five, das Riesenrad auf dem Hausdach, ist meine einzige Orientierung. Aber es fehlt auf meiner Karten. Schluß. Aus. Taxi. Es fährt mich in die Mitte des Amusement Districts von Umeda. Na, da habe ich mir ja ein Hotel ausgesucht. Esl liegt in zweiter Reihe und damit ruhiger als befürchtet.

Jan war schon hier und hat seine Telefonnummer hinterlassen. Auf dem Zettel steht „Mr. Yun“. Aber das paßt schon. Zurück in den Untergrund, Jan suchen. Er will mir einen Oosaka-Crashkurs verpassen. Ein paar Haken und alles was ich weiß ist: Oosaka. Die Reise endet in einem Izakya. Dunkle Hölzer, kleine Tischgruppen. Sie sind wie Cubicles mit Wänden, die vor fremden Blicken schützen. Damit die Bedienung weiß, daß sie erwünscht ist, gibt es eine kleine Klingel. Das können die Japaner: selbst in den öffentlichsten Räumen Privatsphäre schaffen. Die Kellnerin bedient in altem japanischen Stil, auf dem Fußboden kniend. Es gehört dazu. Fast ein wenig peinlich.

Und ich lerne wichtige Sachen über Izakayas.: Edamame: So was wie die japanische Salzstange. Edamame sind gekochte und anschließend gesalzene Sojabohnenschoten.Man ploppt sich die einzelnen Bohnen einfach in den Mund. Daneben gibt es viele weitere Kleinigkeiten. Regel: Man bestellt jede Kleinigkeit nur ein Mal. Ist eines dieser vielen ungeschriebenen Gesetze in Japan. Suminasen ruft die Bedienung, wenn es keine Klingel gibt. Onegaishimasu (wörtlich „eine Bitte machen“) bedeutet hier „Die Rechnung bitte.“ Betsu-Betsu meint, daß man getrennt bezahlt. Allerdings 50-50. Man teilt die Rechnung durch zwei, egal wer was hatte. Nicht wie in Deutschland, wo alles auf den Cent genau auseinandergefusselt wird.

P.S.: Oosaka schreibt man 大阪. Das erste Kanji wird „Oo“ geschreiben. Ich folge dieser (traditionellen) Schreibweise.

Hiroshima / Okonomiyaki

Vor dem Frühstück den Fernseher konsultiert: 19 Tote, 20 vermißt, 91 verletzt. In Ise fielen 121 Litere Regen innerhalb weniger Stunden. Einige Bahnlinien in der Umgebung sind gesperrt, Brücken eingestürzt. Gut daß heute ein Fußmarsch durch Hiroshima auf dem Plan steht. Das Wetter ist bombig. Die NATO-Bräune der letzten Tage macht sich bemerkbar. Hiroshimas Sehenswürdigkeiten sind in einem Quadrat angeordnet. Da sollte ein Tag reichen.

Die Sehenswürdigkeiten hier in Hiroshima sind fast in einem Quadrat angeordnet und in ihrer Anzahl übersichtlich.Wie praktisch.

Shukkeien. Mein erster Stop ist der japanischen Garten hinter dem Häuserblock mit meinem Hotel. Ein sehr schöner Garten mit all den Elementen: Rasenfläche, ein großer See mit Inseln, ein Wald, ein Gebirge, ein Flußlauf aus dem Gebirgen in den See. Ich laufe die verschiedenen Wege und entdecke immer wieder neue Motive und Perspektiven. Ich muß mich echt mit der Kamera zurückhalten, sonst ist das Filmmaterial hier schon weg. Ich entdecke Schildkröten, die sich am Ufer sonnen. Ein Blick über das Wasser. Hier springen Karpfen. Ich bin fast 90 Minuten hier.

Hiroshima Castle. Viel steht nicht mehr, dafür stand sie zu nach am Ground Zero. Aber einige Mauern, ein Eckturm und das Tor wurden rekonstruiert. Ebenso die Burg selbst. Aber alle Nebengebäude sind weg. Neben dem Eingang zur Burg steht ein Baum. Gesund sieht er nicht aus. Das Schild verrät, daß er die Atombombe überlebt hat und immer noch steht. Weiter geht es durch den Chuopark zum Atombomb Dome.

Bis hier ist Hiroshima eine japanische Stadt wie jede andere. Sie ist kleine als Oosaka und Tokyo und wirkt daher etwas ruhiger. Es fehlen eindeutig die Skyscraper. Die meisten Gebäude kommen über 10 Stockwerke nicht hinaus. (Für Lübecker: Damit sind fast alle Gebäude hier so hoch wie das Behördenhochhaus am Berliner Platz. Die Höhe ist hier Standard. Nur so nebenbei erwähnt.) Eines fällt aber auf. Es gibt hier mehr Bäume. Ich bin vorhin eine Straße entlang gelaufen, die wie eine deutsche Allee auf beiden Seiten Bäume hatte, die Schatten spenden. Und… ich habe sogar einen Mülleimer gesehen. Viele werden sagen „na und?“. Aber dieses hier ist der erste Mülleimer, der nicht auf einem Bahnsteig oder neben einem Getränkeautomaten stand. In der Tat, bisher bin ich an keinem „herrenlosen“ Mülleimer vorbeigegangen; weder in Tokyo noch in Oosaka.

Ich stehe jetzt an der Aioi-dori. Hier fährt eine Straßenbahn. Sie wirkt wie aus einer anderen Zeit, bin ich bisher doch nur U-Bahnen, Monorails und Shinkansen gefahren. Es ist fast ein Statement für Gemütlichkeit. Rechts ist die Aioi-bashi, die T-Brücke, die das Ziel der Bomberpiloten war. Sie ist damals stehen geblieben. Als Ingenieur beeindruckt das. Durch die Bäume sehe ich auf der anderen Straßenseite den Atom Bomb Dome. Jetzt stehe ich am Ground Zero des ersten Atombombenabwurfes. Alles wirkt normal hier, wäre da nicht dieses Skelett eines Gebäudes, daß an 1945 erinnert. Man braucht etwas, bis diese Info vom Gehirn verarbeitet wird.

Am Atom Bomb Dome vorbei über eine Brücke gelange ich zum Peace Memorial Park. Nur ich … und hunderte Schulkinder. „Hello, My name is … I am from … What’s your name? Where do you come from?“ Erst waren es nur drei Kinder, aber nachdem ich die ersten Fragen beantwortet habe, werden es immer mehr. Vom Alter her sind sie höchsten in der 5. oder 6. Klasse. Dafür sprechen sie verdammt gutes Englisch. Und einfach so auf Fremde / Ausländer zugehen, ich glaube, das habe ich mich damals nicht getraut. Ich muß meinen Namen und mein Land in eine Liste eintragen. Welche Lehrerin denkt sich sowas für einen Schulausflug aus? Beeindruckt hat mich folgende Begebenheit: Ich habe Deutschland in die Liste geschrieben, nicht Germany (mit Absicht, ich wollte das Wort nehmen was wir Deutschen selbst verwenden, quasi als Bonus). Das Wort kennen die kleinen nicht. Also sage ich „Doitsu“. „Ah, Doitsu“, die kleinen rollen eine Weltkarte aus. Ein kleiner Punkt wird auf Deutschland geklebt. (Der erste. Frankreich hat schon drei.) Die kennen anscheinend alle europäischen Länder, denn lange gesucht haben sie Deutschland nicht. Wow… Es scheint als wären mehrere Gruppen unterwegs und nur wenige Ausländer. Ich bin umringt von Kindern. Alle beginnen ihren Satz mit „Hello, my name is …“ Ich komme mir vor bei Baseballstar, der Autogramme verteilt.

Nach etwa einer halben Stunde gelingt mir mit Hilfe der Lehrerin die Flucht; nicht ohne zuvor zig Mal fotografiert zu werden. Merke: Um Schulklassen einen Bogen machen. Es geht am Cenotaph und am Mahnmal für die Kinder, die 1945 umgekommen sind, vorbei. Hier stehen Vitrinen mit hunderten Origami-Kranichen. Ich stehe vor dem Peace Memorial Museum. Unten im Eingang, zwei Uhren. Eine zeigt die Uhrzeit seit dem Abwurf der Bombe an, die andere die Zeit seit dem letzten Test. Hier im Museum steht auch die Originalkuppel vom Atom Bomb Dome. Die Exponate und Fotos sind drastisch und machen einen nachdenklich: ineinander verschmolzene Keramikschalen, Stahlträger verbogen wie Knetgummi, eine Betonwand mit Glassplittern im Beton (!), ein Foto von einer Treppe mit einem Schatten. Der Schatten war ein Mensch, … Aus dem Mueeum hat man einen Blick auf dem gesamten Peace Memorial Park. Dahinter sieht man den A-Bomb Dome.

Bevor meine Stimmung in Depression umschlägt geht es weiter, die Heiwa Odori entlang. Von der Straße hatte ich mir mehr versprochen, keine Ahnung wieso. Aber es einfach nur eine breite Straße. Mein Ziel ist auch vielmehr der Hijiyama-Park. Hinter der Tsurumi-bashi entdecke ich den Schriftzug „okonomiyaki“. Zugegeben, ich kann ur das O und das mi lesen. Der Rest ist Kanji. Aber ich habe mir den gesamten Schriftzug gemerkt. Stimmt, da war was. Es ist die Spezialität hier in Hiroshima. Der Laden ist sehr klein. Höchstens 3 Gäste und der Koch, in diesem Fall eine ältere Oma. Sie spricht kein Wort Englisch. Aber die Bestellung kriege wir trotzdem auf die Reihe.

Hiroshima Okonomiyaki beginnt mit dem anbraten von Nudeln, parallel Eierteig anbraten. Nudeln auf den Teig, Kohl und Fleisch dazu. Ein Ei anbraten und den Teigblock auf das Ei wenden. Weiter braten und ein paar Mal drehen. Bulldog-Soße, Seetang, Fischspäne. Fertig. Erstaunlich wie lecker diese schräge Mischung ist. Ach ja, gegessen wird mit Stäbchen. Als Hilfe gibt es einen kleinen Spatel, mit dem man den Pfannkuchen in kleine Stücke teilen kann, die dann mit Stäbchen gegessen werden.

Eine Frau betritt den Laden. Ich vermute, die Tochter der alten Dame. Kurz werden die wichtigen Infos ausgetauscht und danach ich in das Gespräch eingebunden. Alle Eckdaten meiner Reise (aus Deutschland, 4 Wochen Urlaub, Reise alleine) werden mit einem „sugoi“ zur Kenntnis genommen. Es kommt ein wenig Konversation zustande.

Nach einem Abschiedssfoto geht es den Berg rauf. Von hier oben hat man ein gute, wenn auch nicht umwerfende Aussicht. Ich sehe einen Wegweiser zum Radiation Effect Research Center. Die können zumindest beantworten, ob es heute noch eine meßbare Reststrahlung gibt. Allerdings löst meine Frage an der Rezeption ein kleines Chaos aus. Der zweite Chef des Instituts wird geholt. Ich soll kurz warten. Es wird mir Kaffee angeboten. Am Ende unterhalten wir uns eine dreiviertel Stunde über die Folge des Bombenabwurfes und die Arbeit des Instituts. Zum Abschied gibt es den aktuellen Jahresbericht und eine Visitenkarte. Das ist Japan.

Nächster Stop, eigentlich nur, weil es hier auf der Ecke ist und das Gebäude in dem Buch über moderne Architektur in Japan berichtet wurde, das Museum für zeitgenössische Kunst. Ich bleibe dabei. Ich habe für Kunst kein Verständnis. Überhaupt nicht mein Ding. So gar nicht. Es ist noch etwas Zeit, als ich meine Rundreise am Bahnhof endet. Also noch schnell zum Toshugu Schrein und von hier den Berg hinauf. Ich sehe viele kleine Torii und leider auch Stufen. Am Ende lande ich bei geschätzten 100 Höhenmetern, über 470 Stufen und 30 Torii. Letztere sind für Europäer ein Stück zu klein und machen das Stufensteigen nicht einfacher. Danach führt ein Trampelpfad weiter zur Peace Pagode.

Letztes Ziel ist es über den Berg zum Tsuruhane Schrein. Nur leider komme ich vom rechten Weg ab. Zu meiner Verteidigung muß ich sagen, daß es nie einen Weg gab. Eher eine Schneise im Unterholz. Es geht über Bäume, einen Hang hinunter. Umdrehen ist nicht mehr. Ohne Weg gibt es auch keinen richigen Rückweg. Zudem fängt es an zu dämmern. Jetzt wird es brenzlig. Irgendwann bin ich runter auf die Höhe von Hausdächern. Mal sehen wo es noch tiefer geht. Ich hoffe auch, daß ich nicht durch einen Garten muß. Wäre etwas blöd zu erklären. Dahinten ist ein Weg, ich muß nur noch dieses Spinnennetz samt Spinne beseitigen. Giftgrün und mit Beinen etwa Handteller groß. Uargh. Nachdem dieses Problem entsorgt ist und ich wieder einen gepflasterten Weg unter den Füßen  habe, ist es ganz einfach.

Jetzt erst einmal ins Hotel duschen. Jetzt kommt der gemütliche Teil. Zuerst einen Streifzug durch das Shoppingcenter am Bahnhof. Hier finde ich ein Shogibrett. Umgerechnet 18€ und damit die Hälfte des deutschen Preises. Das wird morgen geshoppt. Weiter geht es zum Amusement District. Der Rundgang endet mit Kaffee und Kuchen im KoHiKan. Morgen steht Miyajima auf dem Plan. Ich hoffe, daß nach Taifun 16 und 21 (gestern) etwas übrig ist, daß ich besichtigen kann. Die Flut ist um 11 Uhr, also sollte ich zeitig los.

Fazit: Das erste Mal, daß ich meinen kompletten Tagesplan durchgezogen habe. Dann war die Autogrammstundeim Park. Das Gespräch am Research Center war zwar so nicht geplant, aber definitiv ein erwähnestes Highlight. Ganz oben auf des Liste des heutigen Tages steht aber das Okonomiyaki und die alte Alte. Das ist eine Urlaubserinnerung die man weder erzwingen noch wiederholen kann. Einmalig.

Randnotiz:

  • Es gibt keine Mülleimer. (Ausnahme: direkt neben Getränkeautomaten und auf Bahnsteigen.)
  • Es gibt keinen Müll auf den Straßen; nicht einmal Zigarettenkippen; auch keine Kaugummiflecken.
  • Schulkinder tragen fast immer Schuluniform.
  • Kinder im aus dem Kindergarten erkennt man an der gelben Mütze.
  • Reisegruppen haben einen kitschigen Sticker an der Jacke.
  • Die Reiseleiterin eine Fahne mit dem gleichen Logo.
  • Zeitgenössische Kunst ist nicht mein Ding.
  • Japanische Spinnen bauen dreidimensionale Netze.