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Yudanaka (湯田中) / Shibu Onsen (渋温泉)

Yudanaka Onsen und Shibu Onsen findet man eventuell nicht im Reiseführer, wikipedia oder einer Straßenkarte. Beide Orte gehören zu der Stadt Yamanouchi (山ノ内町).

In Yudanaka ist die Bahnstation (Endstation) und in Shibu Onsen sind DIE badenden Affen. Letztere kennt man aus Film und Fernsehen und sicherlich aus jedem Reiseführer.

Es gibt zwei Möglichkeiten nach Yamanouchi zu reisen. Die eine ist per Bus (dazu später mehr). Die andere ist per Zug. Die Bahnlinie Nagaden fährt ab Nagano. Man muss dabei beachten, dass die Bahnstation nicht Teil des JR-Bahnhofs Nagano ist, wo der Shinkansen hält. Verlasst den JR-Bahnhof über den Westausgang (also in Richtung Stadtmitte). Vor euch seht ihr den Bushaltebereich. Geht recht entlang in Richtung Hauptstraße. Irgendwo da ist der Eingang zu Nagaden. Die haben den Bahnhof umgebaut. Ich finde mich auf google-maps gerade nicht zurecht. Kann sein, dass der Eingang jetzt irgendwo in dem Kaufhaus Midori versteckt ist.

In Yudanaka wird es einfacher. Der Bahnhof ist am Nordwestende des Ortes. Geht die Straße hinab, so gelangt ihr zum Fluss. In Yudanaka gibt es eigentlich nur Hotels; beidseitig des Flusses.

Flussaufwärts geht es nach Shibu Onsen. Ich warne euch gleich. Es sind etwa 2km und die Strecke totlangweilig. Es gibt eine Alternativroute (auch 2km), aber dazu verweise ich auf googlemaps. In Geta ist die Strecke eine Herausforderung.

Shibu Onsen ist klein und der alte Stadtkern liegt auf der Nordseite des Flusses. Hier sind die „9 public onsen“. Allerdings ist der Zugang seit ein paar 2010 (?) beschränkt auf Hotelgäste von Shibu Onsen. Gäste aus Yudanaka sind raus. Wer das Glück hat, die Onsen besuchen zu dürfen, sollte sich ein Tenugi kaufen. An jedem Onsen befindet sich ein Stempel. Ziel ist es, das ganze Tenugi abzustempeln, inklusive Schrein und Tempel. Das Tenugi ist ein geniales Souvenir. Man sollte aber wirklich die 9 Onsen besuchen und nicht nur Stempel.

Von Shibu Onsen bis zum Monkey Park sind es über 5km !! Dies gilt zu beachten, wenn man im Winter da ist. Ich sage nur: viel Schnee. Es gibt Busse, bis zum Beginn des Wanderweges. Die letzten 1.6km muss man aber in jedem Fall laufen. Auf dem Weg können einem schon die ersten Affen begegnen. Regel: Respektvollen Abstand halten. Für gewöhnlich haben die Affe kein Interesse an Menschen, können aber gefährlich werden, wenn sie sich bedroht fühlen.

Der Affenpark ist kaum mehr als das Onsen-Becken, dass man immer auf den Fotos sieht. Die Affen werden auch durch Futter angelockt. Auch wenn die Affen und die heiße Quelle zuerst da waren, mittlerweile sind sie eine kalkulierte Touristenattraktion. Besuchen sollte man den Ort trotzdem, zumal er bekannt ist aus Film und Fernsehen. Man kann sagen: Schau, da war ich schon mal.

Hinter Shibu Onsen beginnt das Skigebiet Shiga Kogen. Hier fanden die olympischen Winterspiele 1998 statt. Das Shigebiet ist zugleich ein Teil des Joshin’etsu-kogen National Park. Im Winter ist Skifahren angesagt, im Sommer gibt es ein paar schone Bergwanderwege. Es fährt ein Bus in das Gebiet. Die Fahrzeiten habe ich nicht.

Was mir bis 2013 nicht bewusst war — und damit kommen wir zur zweiten Anreiseoption (Bus) — ist die Tatsache, dass Kusatsu eigentlich gleich um die Kurve. ist. Von Shibu nach Kusatsu sind es vielleicht 25km Luftlinie (Straße 42km). Von ShigaKogen zu Mt Shirane sind es 15,2km. Das riecht nach einer genialen Möglichkeit den anderen Ort (auf der anderen Seite der Berge) zum Tagesausgflug zu machen. Das klappt aber nicht im Winter. Denn dann ist die Passstraße wegen meterhohem Schnee geschlossen. Plant auch keinen Fußmarsch. Den zum einen sind 15km im Schnee ein Tagesmarsch. Zweitens braucht ihr Schneeschuhe und GPS, denn die Straße unter dem Schnee.

wikipedia DE / wikipedia EN / japan-guide

Shibu Onsen / Towel

Shibuonsen

Zuerst muß ich mir ein Handtuch kaufen. Das bekomme ich in einem Souvenierladen. Die Fragen mich, ob ich einen Schlüssel habe. Schlüssel? Ah. Die Onsen sind abgeschlossen. Man braucht einen Schlüssel. Den bekomme ich gegenüber im Hotel, obwohl ich kein Gast bin. Es reicht wohl, daß ich in dem Ryokan in Yudanaka wohne. Einen Pfand hinterlegen muß ich nicht.

Das Zeitlimit ist 21 Uhr: 3 Stunden, 9 Bäder, das sollte reichen. Nach meiner Erfahrung halte ich es eh nur 3 Minuten im Wasser aus. Auf das Handtuch sind die Namen der 9 Onsen und von 2 Tempeln aufgedruckt. Nach dem Besuch kann man einen Stempel, dem es am Eingang gibt, auf das Handtuch drücken. Der Mythologie nach bringt der Besuch aller Onsen und der Schreine Glück und Gesundheit. Ein cooles Souvenier wird es allemal.

Onsen 3 ist Eine kleine Holzhütte. Sieht alt aus. Zwei Türen. Zum Glück kann ich mittlerweile die Kanji für Mann und Frau lesen. Man badet unbekleidet, also wird getrennt gebadet. Immer daran denken. Das sind keine Schwimmhallen, das sind Badehäuser. Man steht ja zu Hause auch nicht mit Badehose in der Dusche. Auch der Eindruck im inneren ist eher alt und verwittert. Das Holz ist dunkel, stellenweise schwarz. Alt. Und der Wasserdampf tut sein übriges. In der Mitte des Raumes ein Becken. Drum herum ein etwa 70cm breiter Holzweg. Auf der einen Seite eine Stelle zum waschen. Man wäscht sich erst und badet dann. Das Prinzip kenne ich aus Kyoto. Dann ist Wasser. Heiß, aber ok. Geht gerade so.

Onsen 2 ist noch kleiner als die 3 und eindeutig zu heiß für mich. Rein-raus-Lift holen. Onsen 1 ist ok. Aber das mit den Klamotten geht mir auf den Sack. Ich rolle sie in das zweite Handtuch ein. Knoten fertig. Yukata an und Handtuch über die Schulter. Onsen 8 auch. Ich habe mir bei den Japanern einen Trick abgeschaut. Beim ersten Onsen duscht man komplett. Bei den nachfolgenden läßt man nur kurz Wasser über den Körper laufen. Sauber ist man ja schon. Es gilt auch nicht als Bruch der Etikette. Onsen 7 ist dann wieder zu heiß. Aber ich habe hier sehr kurz gebadet. Es zählt also. Es ist 19 Uhr und das Handtuch zur Hälfte komplett.

Auf dem Weg zu Onsen 6 kommt mir ein Festzug entgegen. Gut, daß ich die Kamera eingepackt habe. De rFestzug ist klein. Ein Handkarren, mit Lampions geshcmückt. Eine Gruppe mit traditionellen Musikinstrumenten. Sie tragen ebenfalls Yukata. Dazu noch ein paar Leute mit Masken und Kostum. Wenn ich das richtig sehe, stellen sie die Glückgottheiten nach. Das eine müßte Ebisu sein. Ich bin mir aber nicht sicher.

Für die Kinder gibt es Süßigkeiten. Für die erwachsenen Whisky und Bier und Sake. Die Truppe ist auch nicht ganz alleine.

Die Atmosphäre ist perfekt! Etwa 22 Grad; Sternklarer Himmel; kleine schwach erleuchtete Gassen; alte japanische Häuser; Onsen; dekorierte Souveniershops; Hotels im japanischen Stil; dazu dieser Festzug; alle laufen in Yukata rum; ich sehe ich Frauen im Kimono. Zu dem Bild kommt die Akustik: Die traditionellen japansichen Intrumente; das klackern der Holzsandalen; die Grillen zirpen im Hintergrund; in der Ferne hört man den Fluß rauschen. Es paßt alles zusammen. Genauso habe ich mir Japan immer vorgestellt. Vielleicht kitschig. Aber genau das war es, was mir vorschwebte, als ich die Reiseführer geblättert habe. Jetzt ist Japan lebendig für mich. Und ich bin mittendrin. Mozu, Moon Viewing und jetzt das hier. Das läuft Mozu gerade den Rang ab. Einfach irre.

Demonstrativ trage ich das Handtuch am Obi. Ich komme mit den Leuten ins Gespräch. Ich folge dem Festzug zum Onsen 5. Hier trennen sich unsere Wege. Nach einem kurzen Bad weiter zu Onsen 4. Auf dem Weg dorthin sehe ich ein Sandalengeschäft. Leider haben die nichts in meiner Größe. Die Verkäuferin (ich schätze so Ende 60) ist sehr bemüht, aber Größe 42 ist halt XXL in Japan. Onsen 6 hatte ich wegen des Festzuges ausgelassen. Das wird jetzt nachgeholt. Jetzt fehlt nur noch eins. Ich bin gut in der Zeit. Es ist 20:30 Uhr.

Ich treffe auf zwei Priesterinnen (ich glaube Nonne ist das flache Wort im Buddhismus) oder so etwas in der Art. Sie begleiten einen älteren Herren. Es könnten also auch Krankenschwestern sein. Aber die Kleidung ist eher buddhistisch als medizinisch. Das Gespräch weitet sich aus. Die beiden können sehr gut Englisch. Meine Yukata wird zurecht gerückt, der Obi richtig geknotet. Ich hatte ein paar Fehler eingebaut. Jetzt bin ich japanisch korrekt gekleidet. Es ist eine lockere, ausgelassene Atmosphäre.

Onsen 9 liegt etwas versteckt in der Mitte von Shibu. Geschafft. Ich habe alle Onsen besucht. Ich treffe wieder auf den Festzug. Mehr Sake. Die beiden Gläser vonrhin zusammen mit dem heißen Wasser habe Wirkung gezeigt. Jetzt ist die Gefahr gebannt. Keine Onsen mehr. Viele sind begeistert, daß mein Towel komplett ist. Alle sagen mir, daß ich jetzt noch die Tempel besuchen muß. Erst dann ist die Tour wirklich vollständig. Aber zuerst genieße ich den Moment und noch etwas Sake.

Jetzt schnell den Schlüssel zurückgeben. Schrein 1 und quer durch die Stadt zum zweiten. Stufen rauf. Feuerlicher Moment. Der letzte Stempel. Komplett. Ich stehe nur mit Yuakata und Handtuch bekleidet vor dem Tempel. Die Grillen zirpen. Kurze Pause. Den Moment genießen.

Auf dem Weg zurück durch Shibu treffe ich auf Japaner, die erst die Hälfte geschafft haben. Es gibt ein kurzes Gespräch. Kurz bevor ich das Altstadtviertel verlasse treffe ich auf eine weitere Gruppe, die auch schon beim Festumzug dabei war. Die Herren in Feierstimmung. Das komplette Handtuch wird bewundert, dann die freche Frage nach der Kleidungsvorschrift. Die Frage, ob ich freeballer bin. Natürlich. Der eine fordert Beweise, wird aber von seiner Frau sofort zurückgepfiffen. Die Stimmung ist ausgelassen. Ich werde auf eine Kneipentour eingeladen. Aber ich habe noch den Rückweg und die Sperrstunde des Ryokan vor mir. Ich sage ab. Ein bischen ärgert es mich schon. Aber ich rede mir ein, daß ich das Blatt nicht überreizen sollte. Der Abend ist perfekt so wie er ist.

Für einen Stop in Dining With reicht es allemal und Hunger habe ich auch. Spagetthi Carbonara. Alles wieder frisch zubereitet. Dazu ein Guinness. Ich trage immer noch die Yukata und werde irgendwie sofort zum Mittelpunkt des Geschehens. Fotos werden gemacht. Dann steht die Sperrstunde unmittelbar bevor.

Randnotiz:

  • Fazit: Wanderung Mittelmaß, der Abend in Shibuoya ein voller Erfolg. Die Atmosphäre in der der Altstadtstraße mit den Badehäusern und dem Festzug läuft dem Mozu-Matsuri den Rang ab.
  • Shibuonsen / 2. Sonntag im Oktober / merken.