Man fährt nach Beppu für die heißen Quellen. Da ich mit dem Hotelonsen zufrieden bin, kümmere ich mich heute um die andere Art Quellen: die 8 Höllen. Vorweg: Ich habe sie mir größer vorgestellt. Aber in einem Land, wo ein Kieselstein heilig sein kann, ist alles möglich. Sehenswert ist die Hälfte von Ihnen definitiv. Der Tag beginnt um 8 Uhr mit japanischen Frühstück. Hört das denn nie auf? Ich will Toast und Kaffee! Es geht mit dem Bus zur ersten Hölle, aber wer braucht bei diesem Wetter 8 Höllen? 34°C im (nicht vorhandenen) Schatten.
Erster Stop ist die Oniishibozu Jigoku, benannt nach der Glatze buddhistischer Priester. Die Anlage ist sehr hübsch. Die Hölle ist ein Teich mit grauem Schlamm, indem heißes Gas aufsteigt und die namesgebenden Blasen erzeugt. Während die Hölle vor sich hin blubb, bringen mich Schwefelgeruch, die Lufttemperatur und die noch heißeren Dämpfe der Hölle ans Limit. Angenehmer ist da schon die Umi-Jigoku (Seehölle). Das smaragdblaue Wasser lädt zum Baden ein. Die Anzeige auf dem Thermometer weniger. An einer Stelle werden Eier gekocht (Kurotamago). Neben der Hölle gibt es einen riesigen Teich mit Seerosen und normaler Wassertemperatur; nur ein paar Meter daneben.
Yama-Jigoku (Berghölle), Kamado Jigoku und Oniyama Jigoku hauen mich jetzt nicht vom Hocker, also gleich weiter zur Shiraike Jigoku (weiße Teichhölle). Sie liegt ungünstig zwischen häßlichen Häusern, aber mit dem richtigen Bildausschnitt wohl eine der schönsten Höllen. Das Wasser ist opak-weiß. Palmen, der tiefblaue Himmel … Das wird ein gutes Urlaubsfoto. Von hier zur nächsten Hölle fährt man mit dem Bus. 30 Minuten Wartezeit. Ich könnte laufen. Aber bei der Hitze? Neee.
Die Chinoike-Jigoku (Bluthölle) ist ein blutroter See. Dampfend liegt er da. Nebenan gibt es einen Souvenirshop mit den thematisch passenden T-Shirts: „Mai nichi wa jigoku desu“. Jeder Tag ist die Hölle. Für Spaß ist auch gesorgt, als der Besitzer versucht einen Schmetterling zu fangen. Ich treffe auf 4 Japaner und wir kommen ins Gespräch. Sie wollen wie ich zur letzten Hölle. Tatsumaki ist ein Gysier, der alle 25 Minuten loslegt. Er hat den Spitzdamen Dämonentoilette. Und ja, der Name hat was passendes.
Ich den Tip, ich solle mit der Seilbahn rauf auf den Mt. Tsurumi; nach den Höllen etwas Himmel. Warum nicht? Die vier bieten an, mich dorthin zu fahren; der Weg zurück nach Beppu ist eine andere Frage. Die Seilbahn verschwindet in den Wolken und endet bei 1300 Höhenmetern. Oben angekommen laufe ich drauf los, die Stufen hinauf zum Gipfel mit der Aussichtsplattform. Hier hat man einen herrlichen Blick auf Beppu. Hier beginnt ein Gipfel Wanderweg der mich reizt. Aber wie weit käme ich vor der Dämmerung? Ich drehe um. Libellen überall Libellen und ein Blick auf Wolken unter mir.
Letzter Stop wird das Resto an der Seilbahnstation. Ich bestelle Soba und staune über die kleinen Moosbälle mit Blume oben drauf. Ich komme mit dem Koch ins Gespräch und kurze Zeit später stehe ich mit ihm unten im Maschinenraum der Seilbahn. Cool. Hierhin kommt nicht jeder Tourist. Ich nehme die letzte Seilbahn um 17:30 ins Tal. Als ich einen Touristen nach der Uhrzeit für den Busplan frage, bietet er mir an, mich ins Tal zu fahren. Wow. Das ist nur in Japan möglich.
Zurück am Hotel ist es die Reihenfolge: Joggen (bei nur 25°C), Duschen, Onsen im Keller, Rotenburo auf dem Dach. Gegen die Hunger sich ich mir ein Resto. In einer Nebenstraße werde ich fündig. Der Wirt begrüßt mich vor der Tür. Ich bestelle verschiedene Sachen unter anderem leckere Fleischspieße. Der Tag klingt bei Sake und Smalltalk aus.