Heute der zweite Anlauf. Dieses mal starte ich um 7:30 Uhr. Dieser Zug fährt bis Kumamoto durch. Unterwegs erkenne ich viele Stellen wieder; dann der Kraterrand und die aus dem nichts auftauchende Caldera. Das Schild an der Bahnstation sagt: Geschlossen. Weiter nach Kumamoto? Der Stationsleiter meint, daß der Krater eventuell gleich wieder freigegeben wird. Ich riskiere es. Die Seilbahn ist in Betrieb. Gleich rauf zum Kraterrand. Die Warnstufe wird wieder erhöht. Die Aussichtsplattformen sind gesperrt. Arghh. Ich komme nur bis zu den Schutzbunkern, aber ich bin oben. Die Kulisse ist unwirklich: Betonbunker in einer Marslandschaft; postapokalyptisch und beklemmend. Nach 40 Miunten sind Geduld und gute Laune am Ende. Aber da, der Verkaufstand am Kraterrand wird besetzt. Ja, die Sperrung wird aufgehoben.
Los. Schwefelgeruch. Der Blick in den Krater entschädigt die Mühen: smaragdblaues, kochendes Wasser. Es erinnert an die eine Hölle in Beppu. Wasserdampf schwebt über der Wasserfläche. Das Gestein der Kraterwand ist in verschiedenen Farben geschichtet, überall quillt Rauch hervor. Ich mache ein Foto nach dem anderen; Motive über Motive. Ich finde einen Wanderweg auf die andere Seite des Kraters. Das würde ich bis zum letzten Bus schaffen. Evakuierungsalarm. Ab durch die Mitte. Wenn ich erst einmal hinter … zu spät. Sind diese Wachleute schnell. Dieser Alarm wird länger dauern, der Souvenierstand am Kraterrand baut ab.
Ich treffe auf ein Touristin aus Deutschland. Wir gehen zu Fuß zur Talstation und von dort weiter zum Vulkanmuseum. Wir sehen ein Helipad. Rundflug 5000円. Wenn ich die jetzt hätte. Argh. Mal wieder keine Kohle mitgenommen. Das Museum ist auf Schulklassen getrimmt, aber informativ. Nur der Videofilm ist zu japanisch. Diese schnellen Themenwechsel und immer wieder die Aussage: „Ein Vulkan ist unkontrollierbar, aber wir haben alles im Griff.“ Typisch Japan. Meine temporäre Reisebegleitung will kurz ins Hostel. Wir treffen uns um 17:30 Uhr zum Abendessen. Wir sitzen bis halb sieben im Cafe East, einer Msichung aus American Road Diner und japanischem Resto. Ganz nett.
Dann starte ich alleine zum Bahnhof. Aber was ist das? Der letzte Zug nach Beppu fällt aus. Bahnstrecke gesperrt. Ich sitze hier fest! Es fährt nur noch ein Zug um 19:55 noch irgendwo in der Nähe von Oita. Nach Kumamoto? Da gibt es zumindest Hotels. Aber wie soll ich morgen rechtzeitig aus einem Hotel auschecken, in dem ich nicht bin? Der Bus fährt am Samstag nicht. Gestrandet. Gut, daß ich vorhin Geld geholt habe. Zurück ins Cafe East. Man ist erstaunt, mich zu sehen. Alleine. Man hielt uns vorhin für ein Paar. Ich erkläre das Problem. Es wird telefoniert. Irgendwann habe ich den Hörer in der Hand, eine bekannte der Bedienung spricht Englisch. Es ist Freitag?? .. Was? Wieso? Habe mich im Tag geirrt. Moment. Dann fährt der Bus? Wie spät? Abfahrt in 15 Minuten. Jetzt aber schnell.
Um 19:55 Uhr rollt der definitiv letzte Zug aus dem Bahnhof. Ich werde nervös. Der Bus soll jetzt kommen. 4 Minuten später immer noch nichts. Noch nervöser. Dann ein Bus. Ich lese 大分 (Oita). Der Busfahrer hat keine Ahnung, warum ich so überglücklich bin, ihn zu sehen. Komplett relaxed falle ich in den Sessel. Es läuft der Film Taxi 3; auf Japanisch. Entertainment auf der Rückreise. Mann, ist das gut.
Um 22 Uhr bin ich in Oita. Ab hier ist es einfach: Zug nach Beppu, Duschen im Hotel, Abendessen. Ich wähle konzeptlos einen Laden. Volltreffer: süße Bedienung, perfektes Englisch und Okonomiyaki auf der Speisekarte. Schnell etabliert sich ein Gespräch. Die Bedienung übersetzt. Es sind die Standardthemen. Woher? Wie alt? Wie lange in Japan? Alleine? Warum alleine? Warum Japan? Wo gewesen? Jede Antwort löst Erstaunen aus. Ich kenne das schon und liebe es (poliert ein wenig das Ego). Der Tag endet im Rotenburo.