Abfahrt in Hakodate um 21:48, Ankunft in Ueno 11,5 Stunden später. Mein Einzelzimmer hat etwa 4qm. Zum Schlafen reicht das. Aber zuerst ein überteuertes Abdendesssen im Bordrestaurant; mit Kellner, wie es sich gehört. Bleibt die Frage: Wie kann er bei diesem Geruckel der Waggons drei Bier auf seinem Tablett balancieren?
Um 22:40 fahren wir fast unbemerkt in den Seikan-Tunnel ein: 54km lang, 240m unter NN und wenn ich die Zahlen Richtung im Kopf habe, 23km unter Wasser, 12 davon unter internationalen Gewässern. Ich verlasse für ein paar Minuten Japan. Man bemerkt den Tunnel eigentlich nur, weil es plötzlich lauter wird und die Scheiben beschlagen. Vom Tunnel selbst sieht man nur hin und wieder die Notbeleuchtung, in regelmäßigen Abständen kleine Querstollen. Gegen 22:57 folgen dann plötzlich durchgehende Beleuchtung und sehr lange Querstollen, die zu einem Paralleltunnel führen. Das dürfte dann der Nothaltepunkt Tappi-Kaitei Eki sein. Technisch sind wir genau jetzt unter Honshu. Um 23:06 ist der Spuk vorbei. Noch vor Mitternacht endet das Kapitel Hokkaido.
Schlafen im Zug ist gar nicht so einfach. Jedesmal, wenn der Zug abbremst donnern die Wagons aneinander und man fällt fast aus dem Bett. Zumindest ist man wach. Frühstück dann um 7:30 Höhe Koriyama. Das kommt mir bekannt vor. Bei meiner letzten Japanreise ging es hier ab nach Aizu-Wakamatsu. Das Wetter hat sich geändert. Es ist bewölkt und ab und zu regnet es. Mal sehen was dieser Tag noch bringt…
Nachtrag aus Juni 2011: Koriyama ist nach dem Beben 2011 am Rande der Strahlenzone des Fukushima-Reaktors. Der Hokutosei fährt nicht mehr. Die Bahnstrecke ist auch nach 3 Monaten noch gesperrt. Mir wird bei der Nachbarbeitung des Blogs bewußt, daß ich durch Orte gereist bin, die jetzt Sperrzone sind, daß ich mit Zügen gefahren bin, die es jetzt nicht mehr gibt. Ich werde demnächst mit dem Blog „Urlaub 2008“ starten. Ein paar der Orte wird es jetzt wohl nicht mehr geben.
Kanji-Lexikon: Hakodate 函館, Ueno 上野, Honshu. 本州, Koriyama 郡山, Aizu-Wakamatsu 会津若松, Hokkaido 北海道, Tappi-Kaitei Eki 竜飛海底駅, Seikan-Tunnel 青函トンネル
Japanischkurs: Ich hatte schon zuvor die Eigenart der japanischen Sprache erwähnt, daß Kanji verschiedene gelesen werden können. Hier ein gutes Beispiel: Der Name des Tunnels (Seikan) setzt sich aus den Ortsnamen zusammen, die der Tunnel verbindet: 青森 (Aomori) und 函館 (Hakodate). Aus „Ao“ (青) und „Hako“ (函) wird „Sei – Kan (青函)“.